schlussst.

mit den supertaschenlampen durch das romanische turmmauerwerk nach oben. schmale treppchen. den dachboden der gotischen gewölbezone erreicht. dort hängen dann seile zum hochklettern vom zwickel („unten“) zum schlussstein („oben“). das sind fünf höhenmeter. und jeder tritt auf diesem gewölbe von oben ist ein tritt auf einer gerade mal ein-alter-ziegel-starken mauerung. sowas hält einen dann. in der regel. /vor jahren haben wir soetwas in einem barocken großmünster in oberschwaben gemacht, dazu muss man wissen, dass die vierungskuppel jenes bauwerkes ich glaube ungefähr 45m hoch ist. da gab es eine kleine klappe, ein süßes kläppchen zum heimlich hinuntergucken, am höchsten punkt (anstatt schlussstein) mit einer kleinen sichtluke aus holz, man konnte von dort 50m hinunterschauen und wusste das gleiche, nämlich dass einen dann in diesem moment allein die wölbungsmauerung in ein-alter-ziegel-stärke trägt. trug. in der regel jedenfalls.

nun waren wir auf der suche nach den alten romanischen zugängen zu den kleinen triphorien bzw. deren umgestaltung im zuge der gotischen erhöhung der seitenschiffe. im nördlichen seitenschiff sind diese zugänge nach 1945 zugesetzt und verschlossen worden. das meint, da war niemand mehr seit ungefähr wohl 1948. im südlichen seitenschiff gibt es kleine luken aus jüngerer zeit. wenn man sich dort hindurchzwängt, dann kann man unmittelbar schön ins mittelschiff hinuntersehen, ohne geländer, und hoffen, dass das türchen nicht hinter einem zufällt. /triphorien sind eine art logen in der obergadenwand. sie zeigen ins mittelschiff, die romanischen säulen und die bauplastik sind oft reich verziert und hier trotz umgestaltung der kirche in allen späteren epochen sowie der zerstörungen im letzten kriege erhalten. /darüber die fenster zur lichtgebung, nachwievor romanisch.

die kollegin frau dr. fährt morgen zum urlaube nach den karpaten. wir waren daher nochmal ordentlich trinken. die für uns bauhistorisch wichtigen zugesetzten romanischen tatsachen geben in heutigem erscheinungsbild einen gotisierten sinn. ein gewölbe wurde vor 700 jahren erhöht und daher natürlich auch die angrenzenden sichtbaren wände entsprechend ästhetisch und baulich angepasst. fragt sich, wen das heute noch interessiert. und eindrucksvoll auch die entwarnende einschätzung des erfahrenen statikers: alle risse befänden sich genau dort, wo sie sein sollten.

vor der kirche liegen gerupfte amselfragmente auf dem pflaster. eine taube steht daneben und betrachtet diese argwöhnisch. ganz oben in den türmen sitzen zwei turmfalken und haben sich etwas laut zu sagen. wahrscheinlich ahnt die taube, was gemeint ist.

2 Gedanken zu „schlussst.“

  1. Wenn ich mich recht erinnere, gibt es ein ähnliches Sichtfenster auch in der Kuppel des Petersdoms ( oder war es ein anderer sakraler Bau in der ewigen Stadt? ), durch das ich einen ehrfürchtigen Blick nach unten wagen durfte. Sich an das Rund zu schmiegen kostete trotz/wegen wahrscheinlich Tausender, die das vor und nach mir taten, einiges an Überwindung ( ich bin nicht schwindelfrei ).

Schreibe einen Kommentar zu schneck Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert