bester rahmer deutschlands

o.T. ("ashes to ashes")

/anläßlich 46 neu zu rahmender eher einmal wieder kleinformatiger Arbeiten war ich nach der grundlos immer wieder offenbar fast verhasstesten Stadt D’s gewesen, gefahren. Zu sein im positiv harmlosen und nicht unschönen Stuttgart (wie ich ja seit Jahren es verfechte, zumal in B., entgegen aller nutzgenossen es einst habenden Leugner, speziell der der stuttgartgenerierten Berliner, die müssen das immer tunlichst verheimlichen, wo sie herkommen, aber ich erkenne sie nach 2 Sekunden sofort an den verschluckten „er“-Endungen). Wirklich grundlos, ohne Grund und wirklich. Beim besten Rahmer also von Deutschland, nämlich dem H.P.Wohnhas im Heusteigviertel. 30 und mehr lange Jahre an Erfahrung, mindestens, im Rahmen und Hängen und in künstlerisch feinfühligen Lösungen sämtlicher Art von bildnerischen Fragestellungen, was Ausstellungen aber auch anderes anbetrifft, auch Feinheiten aller Art und Präsentation, zudem mit den Größen, Größten und Kleinen und Wichtigtuern und Unwichtigtuern des Kunstbetriebes, seien es Künstler oder Galeristen oder Zaungäste. Und ich bin ziemlich froh, dort in den mittleren Neunzehn90ern ganz leise als Hilfskraft hinten im schönen Altgewerbe an der uralten Gehrungssäge gestanden zu haben, gelernt habe ich da eine Menge, und Geschichten erzählen zu können von daher, die man kaum glauben würde heute. Von mittlerweile ergroßten und erkleinten Künstlern aber durchaus ja auch von den vielseits Normalgebliebenen. /Und nach wie vor zivile Preise, viel zu zivil eigentlich und mir manchmal wirtschaftlich kaum nachzurechnen, gleichzeitig natürlich sehr künstlerfreundlich, dazu eine immer noch stets geduldige Herangehensweise an sämtliche Problemkollektive in Sachen, Dingen, Blättern und Menschen (mich eingeschlossen), auch die der ungewöhnlicheren Sparte, mitsamt der oft ja schwierigen Charaktere sämtlich kunstbetrieblicher Protagonisten.

Dank also an H.P.Wohnhas, hier an diesem Ort auch mal. Und natürlich an Gertrud am Passepartout und Einsargen etc., sowieso. Und eine Empfehlung an alle Rahmungswilligen. Immer noch heißt es dort in der Neonwerbung zur Straße hin unprätentiös „Rahmen-und-Spiegel-Studio“, ganz 70er und vintage, aber eigentlich ist das gar nicht vintage, sondern wunderbar konkret. Bei etwaigem Interesse muss man einfach nur herumgoogeln, dann findet man das schon. Oder mich fragen.

Die oben abgebildete Arbeit aus dem Kriegswinter 2007 ist bereits gerahmt und sogar auch noch zu haben, wenn ich mich nicht irre. Und nun ists aber Schluß mit Novemberkontent, übermorgen ist der 1. Advent, auf den ich mich ganz unbestimmt freue, genauso wie auf den ersten Schnee, wie immer.

Herbe Stilfe!

Beim Rennen durch den tiefen Wald kommt mir ein greiser Elefant entgegen. Ich frage „Wohin des Wegs?“ und er antwortet „zum Sterben.“ Etwas später passiere ich eine uralte demente Eskimofrau, ich grüße freundlich und frage „Wohin des Wegs?“, sie antwortet „zum Sterben.“ Ich kann das akzeptieren und renne weiter. Stimmt, ich hatte das vor langer Zeit schon gehört, jungendlich und staunend: Elefanten, wenn sie alt sind und bemerken, dass sie durch ihr Verbleiben bei der Herde ebenjener gegebenenfalls schaden könnten, verdrücken sich irgendwann alleine in den Wald, um dort zu sterben. Weil sie, schutzlos wie sie dann sind, wahrscheinlich im Gebrechen alsbald von anderen hungrigen Tieren gefressen werden. Ähnlich bei den alten Eskimos, wenn sie zu langsam und bedürftig geworden sind und der Sippe allzu sehr zur Last fallen bei den extremen äußeren Verhältnissen des Eskimodaseins, sie gehen irgendwann in das große Weiß hinaus im Schneesturm, um dort zu erfrieren. Ein Akt der Aufopferung zugunsten des Überlebens der Gruppe.

Dann kommen die Eisbären und es ist wie bei den Elefanten. Und man muss ja auch wissen, wann irgendwann eben Schluss ist, zumal als reflektierter Mensch. Bevor also der Opa sämtliches Erbe mit seiner Pflegebedürftigkeit durchbringt, sollte er doch nochmals überlegen, ob es nicht Zeit wäre, jetzt endlich und bestens betreut friedlich einzuschlafen. Wie die Eskimos, die Elefanten. Zumal ja ohnehin keine wirkliche Lebensfreude mehr da ist, „nicht wahr, Opa?“ Schau, Dein Enkel Lilly möchte studieren, das ist teuer, und wir haben uns so verschuldet mit unserem Haus und unserer Wohnung und wollen doch nächstes Jahr nach Mauritius.

(Und außerdem, Opa, haben wir keine Lust, Deinem bescheuerten Verfall beizuwohnen. Der uns täglich daran erinnert, wie hilflos wir doch eigentlich sind.)

Ich renne von nun an also an lauter alten Menschen und Tieren vorbei, die im Wald wahllos herumstehen. Alle wollen sich, so wie ich ja irgendwann auch, in den großen Kreislauf des Materientransfers begeben. Man hat schließlich sein ganzes Leben lang irgendwelche chemischen Zusammensetzungen in sich hinein verdrückt (Schinken, Käse, Pizza, Rosenkohl, Döner, Salat), Dinge genossen also, die einen über ihre Kalorien am Leben erhielten. Diese ließen einen rumturnen, verlieben, Vespa fahren, Sex haben, Bilder malen, heulen und abspülen oder freuen. Oder nach Westen weiterreiten. Genau dieses wollen all die Elefanten und Eskimos (mitsamt mir) dann auch irgendwann einmal an das, was denn weiterlebt und fortexistiert, retourgeben.

(Ich schweife ab.) Also weiter:

Beim Einäschern hingegen muss ja sogar noch Energie zugesetzt werden. Da stimmt aber was inhaltlich nicht bezüglich des Kreislaufs. Theoretisch muss, sollte ich mich einäschern lassen, Braunkohle oder russisches Erdgas hergenommen werden. Braunkohle ist uralter Kohlenstoff von verwesten Dinosauriern und zum Beispiel Frühzeitpetersilie. Erdgas quasi ebenso, eventuell noch etwas mehr Grünzeug dabei im Verhältnis. Also müsste mir Großechsenenergie und Kompost zugesetzt werden, damit überhaupt meine über Jahre angehäuften wertvollen Aminosäuren – vorbei an hungrigen Würmern, Pilzen und Bakterien – verkohlen könnten, und dies nur, damit von mir im Ergebnis Abwärme, Treibhausgase und Asche übrigblieben.

Nun gut. Die Abwärme diente dann Urlaubern auf Mauritius oder im Allgäu für schönes Wetter und schöne Erinnerungen. Allerdings wäre diese Abwärme ja theoretisch vorher jenen Urlaubern bzw. ihren Altvorderen entzogen worden? Egal. Jedenfalls: Der Energieverbrauch schöner Erinnerungen hingegen verzehrt einen Zusatz an Meeresfrüchten (Mauritius) und Wildschwein oder Jungreh (Allgäu), weshalb man sagen könnte, dass schöne Erinnerungen möglicherweise genauso viel Energie verzehren, wie sie produzieren.

Das gleiche gälte für schlechte.

Ich begrüßte also beim Weiterrennen die umherstehenden Untoten freundlich und gebe ein wenig Gas im Schritt, nicht ohne mich bei jenen Untoten dafür zu bedanken, da mein gasgebendes Rennen natürlich erhöht im energetischen Umsatz ist. Denn ohne all diese Untoten könnte ich nicht, niemals, rennen. Ich denke an „Soylent Green“.

Wollte ja eigentlich irgendwelche Gedanken zur Ablebeunterstützung ein wenig festhalten. Das ist sehr schwierig und verbraucht verdammt Chemie. Ich verfüge dabei über keinerlei Lösung. Allerdings:

Wie können welche nun behaupten „Mein Tod gehört mir!“? Was sollte dazu der im letzten Jahr auf der Autobahn 6 unschuldig verunfallte Vater sagen, beispielsweise, mitsamt seinen drei verbrannten Kleinkindern? Sowie der daran schuldige Lasterfahrer? Bestimmt wollte dieser niemals schuldig am Tod eines Vaters mitsamt seinen drei Kindern jemals gewesen sein. Geschweige irgendeinem oder gar seinem eigenen.

Und was sollen also dann die sogenannten Kranken sagen, die eben aus irgendeinem sich nicht erschließenden Grund an Krankheiten leiden, seis von Geburt, seis später? Sollten sie ebenso forsch behaupten sollen, gefälligst und aus Sicht der bis hierher Gesunden, „Meine Krankheit gehört mir!“?

„Meine Gesundheit gehört mir!“, das klänge noch am meisten plausibel im Mainstream. Jedenfalls im Mainstream sogenannter Gesunder. Jedenfalls, solange sie gesund sind. Ich kenne welche, die haben das Glück der ‚Gesundheit’, die leben auch gesund und sie sind felsenfest davon überzeugt, dass sie 95 Jahre alt werden. Ich erschrecke da jedesmal, wenn ich das höre. Ich wünsche es aber, wirklich, allen.

(Außer den Hitlers.)

Also das Zwei-Klassen-Leben. So nun auch das Sterben. Wie das Ding mit den Zähnen und dem Zahnersatz und überhaupt mit der Gesundheit und der Vorsorge. Nur eben in säuselnder Umkehr: Ein längeres Überleben im Sterben können sich irgendwann nur noch die Begüterten leisten. Die Ärmeren hingegen nehmen und nähmen dann die Sondertarife der Kranken- oder Pflegekassen zum wohligen Einschlafen wahr. Unter dem Deckmantel einer Humanität, in der es sich gut die Hände reiben und waschen lässt, vor allem dann, wenn man sich ohnehin schon längst von der Solidargemeinschaft verabschiedet hat.

Also doch keine Elefanten und Eskimos. Auch hier stimmt aber irgendetwas nicht, es fehlt eine stringente Argumentation im komplexen Sachverhalt. Es ist alles so verdröselt, wie ein Strang dementer Aminosäuren.

Ich las von einem üblen Kinderschänder aus Belgien, der – wenigstens am Körper gesund – Hilfe nun einklagt, um zu sterben. Vielleicht sollte man ihn zu den Eskimos oder den Elefanten in den Wald oder an den Nordpol bringen. Oder andererseits von einer alten Frau aus dem Niederländischen, die einst unbedingt und bedingungslos mitbekommen möchte, wie das ist, das Sterben, da sie ja nur einmal lebe und das Sterben ja zum Leben gehöre. Wie alle immer sagen. Vielleicht sollte sie einfach zu denjenigen Wesen sich begeben, die einmal Solidargemeinschaft waren.

Mir fehlt bei manchem einfach ein wenig der Blick auf Urknall, Lichtgeschwindigkeit und kosmisches Nichtwissen. Vor allem eine einigermaßen stille Sicht auf eine verdammt aus der Mode gekommene: Demut. Wenigstens ein bisschen. Ein Blick darauf, wie klein wir sind und wie sehr verfangen in uns.

Denn also: Ganz gewiss stimmt es nicht, dass mein Tod mir gehört. Ich behaupte auch gar nicht, zu wissen, wem er stattdessen gehört. Daher also auch nicht mein Leben. Auch nicht meine Krankheiten und auch nicht meine Gesundheit. Allenfalls mein Wunsch danach oder mein Nicht-Wunsch. Es kann stets nur ein Wunsch sein, der uns gehört.

Das wars auch schon. Wie wollt ich mehr dazu sagen. Als ich schließlich aus dem Wald kam, stand da der Lasterfahrer von der A6. Wir schlenderten ein wenig gemeinsam des Wegs und er erzählte.

….

Und immer noch brummt es da irgendwo hinter den verstaubten Vorhängen, alle möglichen Flieger haben es wohl noch nicht kapiert, dass es doch bitte gleich schon Winter werden wird. Alle Creaturen wollen sich noch flink reproduzieren in der Sünde der Herbstsonne, die zu ungeahnten Temperaturen sich heraufpumpt hinterglas und die Spinnen freuen sich gewiss über noch lebendiges Futter mit Flügeln, alles ja besser als diese halbtockenen Staubmilben (so denke ich), seit Generationen übrigens Notnahrung im Kleinformat (so denke ich), Studentenfutter, nicht mehr als ein kleiner Matratzensnack bis Maerz, der wohl gerade so reicht, um die Beine und alles andere Vegetative beweglich zu halten. Wie ein Bounty, oder noch besser, ein Milkyway. So denke ich. Und noch besser gerne gleich zwo davon.

Aber wer weiss schon, wie die das sehen. Gestern war eine kleine transparente Sonntagsraupe aus dem Salat gekippt, die unerschrocken sogleich fleissig zwischen den Marmeladenresten des Pflegedienstes graste. Auf Zuruf erschrak sie und stellte ihren Hinterleib gefährlich auf. Sehr. Das gefällt mir. Ganz egal, ob David oder Goliath. Schließlich konnte sie auf einer der gerade erst importierten neuen tempelhofschen Blümchenservietten in Rosa umgesetzt werden, hin zum Ofenholz, noch handgespalten. Ich weiss nicht, was kleine durchsichtige Salatraupen brauchen fürs Leben, vielleicht eine versehentlich nicht vollständig verschlossene Packung von Basmatireis oder möglicherweise ja auch hie und da nur eine fette Staubmilbe, die so wurde, wie sie geworden war, manchmal durch Schuppen von geriebener Haut und Resten von Körperflüssigkeiten größerer Tiere oder der nächtlichen Transpiration ebenjener beim Träumen guter oder schlechter Geschichten, währenddessen deren Gliedmassen komisch wackeln bei verschlossenen Augen.

Ungleich schwerer mein derzeitiges Leben in Luxus. Zwei Neunachrichten erleichternd, zum einen ein ungeahnt schlanker Tarif über betriebliche Pflichten in der Haft, zum anderen die Information, dass jene blinkerlosen Vesparoller vom Typ PK 50 durchaus bekannt sind als eine spezielle Art, oder auch als „Einfach-Edition“, diese dazu sogar offenbar besonders gesucht und als Rarität beworben, daher vielfach gelebt, geliebt, gepriesen und im Preise demzufolge nach oben getrieben. „Getrieben“, was für ein schönes Wort.

Hatte ich es doch gestern erst schwer getrieben und es hatte mich getrieben deshalb und manchen Umtrieb mir, den einen erleichtert, den anderen hingegen beschwert, ohne dass ich mich einer Vorahnung darüber jemals hätte beschweren wollen.

Mich interessieren hierbei aber wirklich weder Preise noch Poesie, noch Doppelwörter (wie die Kirschkern sagen würde), sondern allein das Wissen darum, dass die Betriebserlaubnis offenbar ungefälscht ist. Und schon ganz bald werde ich deshalb jene herbeigesehnte Fahrt im blauen Dunst zum Kaffee mit Käsekuchen in das saubere zweitaktlose Städtchen betreiben, mit komplementärer Hochlust, ohne Bremslicht, ohne Hupe, serienmäßig. Am liebsten mit zwei Hörnern vom hinter dem Waldrand selbsterlegten Einhorn auf dem autonomen Halbhelm, diese sollten blau fluoreszieren und während jener Fahrt kosmisch korrespondieren, ohne dass ich aber davon weitere Ahnung haben müsste. Weil es mich nicht interessiert.

Das gesparte Reparaturgeld werde ich dann sehr gerne anlegen fürs Schönmachen des Heiligen Abends, vor allem für all diejenigen, bei denen es erneut in dieser Saison nicht so sicher ist, ob sie jenen abermals überhaupt noch erleben dürfen. Ich hätte nie gedacht, dass das Lebendige und Unlebendige einem mit zunehmenden Jahren so sehr nahe rückt und sich auf Rücken und Bauch oder Brust in vielen kleinen Zwirbeln verschmelzt, die man dann gelegentlich abpulen kann, und manche aber nicht.

einwampfrei

Muskeltiere
Reperatur
Continiental
einwampfrei
Knöchelverzeichnis
Hackersche Höfe
Paradontose
Gorgòn-zolà
(…)

kribbeln im linken zeh hört auf auf dem heimweg, mit dem B., der sein fahrrad schiebt, bis zum platz vor, er dann rechts, ich geradeaus, erneut wurde ich angesprochen „ob ich was suchen würde“, das ist ganz lange nicht mehr passiert, bin dann immer freundlich, wie in einem fachgeschäft mit umsorgender beratung. beim gentrifizierungsgucken stete veränderungen festgestellt, es gibt keinen kohlen/holz-laden mehr in der strasse, vormals drei. stattdessen drei kleine modeläden da drinne. und auch auf der insel jetzt „prenzlauerbergisierung“, so sagen die freunde. eine wohnung, vor kaum zehn jahren dort gekauft, kostet nunmehr das 2,5fache. und das schöne gewerbe/wohnen, 96qm, 4 zimmer/parterre VH am gustav-müller-platz No.1 war dann auf telefonische nachfrage natürlich auch schon verkauft, wahrscheinlich ungesehen und nur mit fotos per mail nach kanada aus der portokasse. aber ich wollte mich ja damit nicht mehr herumkauen und mir auf mein wertschöpfungsdrama hacken.

in der wohnung unter mir bohrhammer, bohrhämmer in wohnungen unter einem haben etwas fundamentalbedrohliches, ich wollte mich ja eigentlich bewaffnen, aber in ganz NKN habe ich kein einziges waffenfachgeschäft gefunden, nur einen raucherbedarf mit dem zusatz „selbstverteidigungsbedarf“, aber mehr suche ich ja gar nicht und sowieso ist das alles gelogen und erstunken, ich hatte bisher immer ein gutes näschen im strassenseite wechseln, wahrscheinlich ist das meine waldjugend (wölfe und füchse). es gäbe so viel aufzuschreiben, vor allem über die kirschkern, aber irgendwas ist, dass das gerade gar nicht sein muss. außer vielleicht, das ich mich über den gestrigen abend im KÄSECLUB wirklich sehr gefreut habe, schön war das, auch wenn zweie leider gefehlt haben. hier alles gut und einwandfrei, aber mich ziehts nun in unbestimmter form und verdecktnervös an den waldrand ins atelier. zum MODEfotografieren und malen, weniger zeichnen.

wir machten tests

St. Maure de Tourraine, das wird es nun wohl werden. Es kneift sich mit der Reife. Dort aber allerdings kommt Luft in die Reifen und der Regen wird – endlich – zum Segen. /(kursiv) und glauben Nicht, ich hätte mich und sich seither nicht noch weiterentwickelt. Gesetzt, gelegt und voll linder west-östlicher Drohung.

Es wäre also in Oberschwaben gewesen, Busen hätte an Bussen, die obere Donau mit all ihrem Lustschlängeln, gefüllt mit roher Milch und Lochkäse am Ufer bei Rechtenstein und ähnlich der Loire. Und ich, ich kann kein Französisch. Aha, wenn alle Dinge im Irgendwo landen würden, da wäre kein Gelbes vom Ei mehr, was doch so vonnöten war. Laß es laufen, und dies bitte gnädig – ich beiss‘ nicht in Dein Croissant, niemals werd‘ ich da reinbeissen. Im Beisein, im Dasein, im Dabeisein. Und schon gar nicht: Gleich. Oder vielleicht doch.

Der Himmel über Greding, ich fuhr LADA, sie war lackiert. Ich als Lehrkraft, schwer vermittelbar.

Wir probierten. Wir machten Tests. Nichts geht über.

Von „die Mädels vom Immenhof“ über „Jetzt kommt Kalle“ bis zu „Türkisch für Anfänger“. Die Ferien sind vorbei. Das Einrad steht schon lange in der Ecke, in irgendeiner. St. Maure de Tourraine. Wir googelten vor allem Käse und mussten lachen. Und dann kriminalisierten wir und hatten Ergebnisse um tausend Ecken. Den Ort, die Provinienz, die vermuteten Austauschgeschwister. Alles anhand einer belanglosen Mailadresse der Mdme Mama. Offiziell werden einem Ort und Familie erst mitgeteilt, wenn alles bezahlt ist, in Vorkasse. Im Dezember, dann, nach der letzten Rate, im Patchwork vierzehnhundert pro Nase.

(„Ich konnte einst Griechisch“, sagte ein ungelogener Kreter.)

Wir fuhren Vespa, die Kirschkern zum ersten Mal hinten drauf auf sowas, und als wir dann irgendwann wieder vor der alten Garage standen in der gleißenden Herbstsonne, die ihr Licht im Kegel über die frisch aufgezogenen Weisswandreifen auf den gegenüberliegenden neodekonstruktivistischen Carport warf, sagte sie mit ihrem speziellen Ausrufungszeichen im Wortlaut, der keine Fragezeichen mehr zuläßt: „SO WAS MUSS ICH IRGENDWANN AUCH HABEN!“ Das hatte sie schon im Kinderladen so gemacht, nicht oft, aber wenn, dann gesalzen. Wenn ihr etwas ganz besonders wichtig war. Oder auf den Senkel ging. In ihrem Gehör und in ihrem Gesamtsein. Sie wurde auch nie gebissen. Alle anderen bissen sich kreuz und quer, ein Massaker. Sie aber – wurde nie gebissen. Schön und seltsam. Das ist offenbar ihre Spezial-Aura, die sie entweder hat, mindestens aber herauskramen oder aktivieren kann. Ich bewundere das. Das ist auch nicht etwa eine niedere Taktik ihrerseits zur alltäglichen o.a. Vorteilsnahme*. Das ist eben einfach so bei ihr, für besondere Vorgänge und vielleicht, wer weiss, weiss sie sogar nicht einmal darum.

Der Himmel über Greding. Am Turm stand geschrieben weit oben: „VIDET OMNIA“. Das haben wir dann restauriert. Darunter haben wir ein dazugehörendes Gottesauge relativ neu aufgemalt, das alte war recht verbraucht gewesen**.

*Beim Einsteigen in den Bus und der vorgehenden Fahrgastkontrolle liess sie sich wieder und wie so oft abdrängeln von dicken älteren Damen oder verwöhnten Studenten, dass es mir das Herz bricht in meinen drei beobachtenden Metern parentaler Lebewohlentfernung. Es scheint ihr nicht wichtig zu sein, diese Situation von Gerechtigkeit oder Empörung über (fehlende) Fairness und Kinderstube. Oder sie weiss, dass ich das genau beobachte – und opponiert gegen meine Gedanken. Und dass ich die Drängler in solchen Momenten mit unedlen Parasitenwünschen versehe im Intimbereich, still und leise nur, ganz pädagogisch. Wie schwer mir das immer noch fällt, mich da angesichts ruhig zu verhalten.

**Wir haben sogar feststellen können anhand der Malereireste und Ritzungen, dass sich der barocke Maler verhauen hatte in seinem ursprünglichen Aufriss. Aus einem gleichschenkligen Dreieck hatte er – zugunsten der formalen Gesamtsituation im Hinblick auf die Turmarchitektur – ein nach Westen hin übel verzogenes Dreieck korrigiert. Diese Korrektur übernahmen wir jedoch schlussendlich, da sie technisch, gedanklich und damit auch mikrochronologisch nachvollziehbar gewesen war, vor allem aber: So charmant.

Man muss ja heutzutage immer alles begründen***: Wir haben den Garten gerichtet, die Schläuche abmontiert und das Wasser abgelassen, die Tonnen umgedreht, den Rasen ein letztes Mal gemäht, die restlichen Strünzel versägt und kleingemacht und die vielen schönen Äpfel alle ins Gebüsch geworfen, ein paar allerdings liegengelassen für die Vögel. Wie immer. Und wir haben eine Salamanderin gerettet. Sie saß mitten auf der kleinen Strasse in Waldrandrichtung, die normalerweise nur die Betrunkenen befahren, nachts, vorbei am Blasen. Direkt hinter der Waldpassage, dort, wo die Bahn knickt. Hielten eilig an und beschlossen, sie schnell hinüber in die Wiese zu tragen, da wir bereits am Stadtrand bemerkt und gesehen hatten, dass die doofe Gabi hier gleich vorbeikommen würde. Die doofe Gabi, die dann wahrscheinlich in ihrer Blödheit und aufgrund der ihr seit Geburt anhaftend fehlenden Allgemeinaufmerksamkeit die Salamanderfrau garantiert überfahren würde. Schon näherten sich gefährlich die doofen Lichtkegel, wir sprangen beherzt in den Wagen und siehe da: An uns vorbei fuhr die strunzdumme Gabi. Sie hatte nicht einmal bemerkt, dass wir es gewesen waren, die da am linken Rand des Weges angehalten hatten.

***Gott schütze die Salamanderin. Hoffentlich war es die richtige Richtung, in die wir sie getragen hatten, und hoffentlich drehte sie sich später nicht etwa um und verfluchte uns als vorauseilende Gutmenschen mit Vorurteilen gegenüber Gabi, um dann kurz danach ggf. vom überaus sympathischen Winfried überfahren zu werden, ohne, dass der je etwas davon bemerkt hätte, überhaupt.

Wir probierten. Wir machten Tests. Nichts geht über.