wir teilen!

Der Kirschkern ist ja sehr gerecht und hat gelernt, vorrauszudenken. Über die Ostertage leider auswärtig unterwegs würde sie sich nach unserer Rückkehr an den Waldrand gerne unbedingt vergewissern, ob vielleicht auch dort der Osterhase seine Eier für die alte Dame versteckt haben könnte. Denn, so ihr berechtigter Gedankengang: der alten Dame würde es (rein körperlich) bestimmt nicht gelingen, unter jede Kommode zu schauen! Sollten sich also im Laufe der 16.KW noch Restbestände an Verstecktem finden lassen, so würden diese von ihr, dem Kirschkern, dann zunächst freiwillig geborgen, sodann aber nach Lage der Dinge natürlich selbstverständlich großzügig auch geteilt werden, mit Oma.

lebensmittel

ich gönne mir ja manchmal müllers kalinka kefir, fühle mich dann schlecht und aber auch wie meine kosakischen altforderen und tanze südrussischen tango mit dem straßenbesen (ohne dass mich jemand beobachtet). ragout fin aus der minimaldose riecht zunächst nach premium hundefutter für hochpreisige rentenberechtigte. die zwiefach abgepackten endiviensalatherzen von penny halten sich seltsamerweise über einerlei wochen selbst frisch und auch warmwaschen gegen jener bitterkeit war quasi gestern. das ganz normale tomatenketchup von naturkind hingegen ist die schmackhafteste entdeckung meines ersten quartals. und auch landjäger zu viert stehen seit langen jahren wieder auf dem einkaufszettel, ebenso wie der naturreis in pappe von aldisued. bofrost hat leider die pumuckeltorte aus dem programm genommen, sehr zum bedauern aller, stattdessen ein komischer marienkäferersatz, problematisch schon beim gerechten zerteilen, geschweige verzehren. dafür aber die buttercroissants von herrmannvonderalb, jedoch das berlinerbrot unbedingt von gaucker, denn dort auch toto/lotto und der halberpreiswecker, alle viertel stunde als bonmot. die erwachsenenkaugummis stets orbit ohne zucker bei aral oder agip, biomerlot aus dem pappenen display von sparsüdstadt (welche südstadt?), rote beete vom acker von F. (ebenso stangensellerie und kartoffeln und anderes saisongemüse) und ab und an eine echte handgemachte brezel der vorörtlichen bäckerei schneck. einen fischhändler muss ich noch finden und eine frau, die den spargel so kochen kann, wie manfred der sammler. die täglichen äpfel vom baum. für uns jedenfalls ist gesorgt.

Therese

therese

Normalerweise würde man sich nun um ein Pseudonym für sie bemühen. Aber in ihrem Fall kann nur ihr wirklicher Name verwendet werden, will man alles noch einmal vorbeiziehen lassen, am Waldrand und vom Waldrand und vom Waldrand aus. Therese ist in der vorletzten Nacht im Nachbarhaus oben am Wald gestorben, nach langer Krankheit. Alle ihre Kinder waren dort, alles war friedlich und während dessen saß ich hier und habe dem Kirschkern in ihr Buch geschrieben, was es gerade festzuhalten gibt und nichts vom Sterben bemerkt. Oder doch? Ihr einer Sohn, mein Tierarztkumpel und gleichzeitig der beste Freund der Jugend, er hat es mir gestern mittag unten auf der Straße kurz erzählt. Es ist gut so, hat er gesagt, er ist ja Arzt. Und dass er jetzt ein paar Tage die Praxis schließt, normalerweise schließt er nie. Dann hat er kurz geweint, normalerweise weint er nie. Das ist gut so. Therese und ihr Mann waren in den Fünfzigern nach Westdeutschland gekommen, mitsamt Oma. Aus Erfurt in Thüringen. Als Architekt am gleichen Bauamt lernte mein Vater den Mann von Therese kennen und die Männer beschlossen irgendwann, zwei zu bebauende Obstwiesen am Waldrand des Sackgassendorfes nahe der heute von ausschließlich guten Menschen belebten Stadt zu erwerben, für einen Apfel damals und zwei Eier. Ohne Therese kann man sich diese Grundstücke gar nicht vorstellen. Dieses Dorf, diese Landschaft und deren Geist und Theorie. Und es gab diese Kämpfe gegen die Ureinwohner, es gab Banden und Gegen-Banden, wir hier oben waren die „Reingeschmeckten“, die Hochdeutschsprechenden, wir wurden verprügelt und wir mussten früh lernen, dieser Prügel schlau zu entweichen, mein Tierarztkumpel und ich und dabei hat uns Therese immer wertvolle Ratschläge gegeben. Hart war das, aber schön. Zwei Jahre nach Fertigstellung der Häuser zog der Tod bei den Schnecks ein, mein Vater verstarb und mein halber Bruder musste zurück zu seiner Mutter in’s entfernte Bremen übersiedeln. Die große Familie im Nachbarhause war da ein großes Netz, das ein Nest für allerlei Entwicklungen geben konnte und es gab ein Schwimmbad. „Tante Therese“, so nannte ich sie damals in Zeiten, als man als Kind noch selten die Erwachsenen mit dem reinen Vornamen ansprechen durfte. Sie war immer da, öffnete mir immer freundlich die Haustüre und immer sagte sie „Komm rein, setz Dich erstmal hin und erzähl, magst Du was trinken?“. Sie bot ein glückliches Zuhause neben dem anderen, dem zerklüfteten eigenen Zuhause. Sie hörte einem immer zu, egal, ob ich oder wir zehn oder zwanzig Jahre alt waren. Und sie konnte zu allem sehr einfühlende Ratschläge geben, waren es Probleme des Waldes und schlimmer Kinderträume oder später dann Probleme des Bereiches von Gefühlen, Berufen und Liebesdingen. Sie zündete sich dann immer eine Zigarette an, sie war eine katholische Enklave inmitten evangelisch-pietistischen Neulandes und das Rauchen hat sie erst mit siebzig aufgegeben. Es gab einen geflügelten Witz damals, der lautete folgendermaßen: „Was sitzt auf dem Dach und raucht?“. Die Antwort, eigentlich ‚ein Schornstein‘, sie war: „Therese!“. Sie war es, die den Kontakt zur Erde herstellen konnte, wie schlimm die kindlich empfundenen Vorkommnisse auch sein mochten. Noch vor fünf Jahren, als die meinige alte Dame schwer erkrankt und dem Tode auf der Schaufel lag und ich von Berlin aus überstürzt an den Waldrand gefahren war, um der Mutter Beistand zu leisten, da hatte sie oben im Haus Kartoffeln und Fleisch gekocht und brachte mir, gebückt den Gartenweg hinunterhumpelnd und zitternd schon, einen Teller mit warmen Essen an die Haustüre, „… damit Du doch auch was zu essen hast! Erzähl, wie geht’s dir?“. Sie litt unter der Parkinsonschen Krankheit. Sie sagte schon vor Jahren, mit dem ihr so eigenen Humor, sie wolle doch bitteschön endlich sterben und den Jungen Platz machen. Noch vor drei Wochen, im Rollstuhl ausgeführt polnisch und erinnerungsschwach, da drückte sie mir ihre Hand und ihre immer lachenden Augen in die meinigen. „Agathe, die Puppe kotzt!“, das war eine ihrer Redewendungen. Ich habe tatsächlich als erste Fremdsprache nicht etwa das Schwäbische erlernt, sondern das Thüringische. Sie war und ist mir eine zweite Mutter, obgleich ich ja eher väterlich verlustig ging. Da war immer bei ihr: Glück, vor allem Glück oder der Wunsch nach desselben. Da bin ich ganz einig mit ihr. Es ist schön, eine beste Freundin des Kirschkerns ist nun heutzutage eine der Enkelinnen von Therese. Und ich wünschte, so auch einmal zum Ende kommen zu können. Das Bild zeigt ihr damaliges Käfer-Cabriolet und die darin verstaute Kinderbande (hatten wir’s nicht schon mal davon? Die Klapp-Blinker?). Rechts Therese und der kleine Schneck ist auch mittenmang. Also, liebe Tante Therese, ich werde Dich und das Deinige niemals vergessen, wie könnte ich? Und wenn wir uns irgendwann dann wieder sehen, dann werden wir erst einmal eine Zigarette rauchen in der entsprechenden Küche.

Christophorus

Die Winterspinnen aus den Gummistiefeln verjagen. Ins Holz vor Johannis. Auf die Baustelle in zwei Wochen, abermals in vierundzwanzig Metern Höhe. Sie wird über einige Monate frisches Obst bereithalten. Und fürs Kind bitte ein Bettchen, für mich bitte ein Frettchen, gerne im Pelz, später auch ohne. Und allseits gute Wege.

pong

gehst du rauf und wirfst den kleinen ball die treppe runter, du da oben, ich unten. pong pong pong. fang ich den ball, werf ihn rauf, du fängst ihn und wieder gehts hinunter PONG PONG PONG. ich werf ihn wieder hoch, du wirfst ihn wieder runter, pong pong pong.