geld stinkt zwar, aber irgendwie auch ganz gut

vorhin für eine halbe stunde bei einer auktion gewesen. charlottenburg, saal, dritter stock, kunst des zwanzigsten jahrhunderts. „los hundertzweiundachzig, emil nolde*, mädchen in rot, aquarell, sechsundzwanzigtausend, wer bietet…, achtundzwanzigtausend meine damnundherrn, achtundzwanzigtau…, drrrreißigtausend… dreißigtausend sind geboten, zum ersten, zum zw… zweiunddreissigtausend am telefon, zweiunddreißigtausend meine damen und herren, zum erst.. vierunddreißigtausend die dame links, vierunddreißigtausend… zum ersten, zum zwei… sechsunddreißigtausend da hinten bieter zwo-null-sechs, sechunddreissigtausend im saal…, achtunddreißigtausend am telefon meine damen und herren, achtunddreißigtausend sind geboten, weitere gebot… vierzigtausend die dame links, vierzigtausend meine damen und herre… zweiundvierzigtausend sind geboten, zweiundvierzigtausend am telefon, zum ersten zum zweiten und zum… dritten!“. klackt mit seinem ring an die seite des tischchens, und weiter geht’s. faszinierend, aber ich glaube, es ist doch besser für mich zu gehen und dieses mal nicht mehr den späteren (großen…) moment abzuwarten. es schneit und mir fällt stattdessen folgende kleine wintergeschichte wieder ein:

vor einigen jahren bekam ich die gelegenheit, ein wertvolleres gemälde im auftrag der lebensgefährtin meines damaligen schwiegervaters zu veräußern. sie – ganz grand dame im süddeutschen antiquitätenhandel – besaß das oval eines überaus bekannten augsburger barockmalers, nennen wir ihn josef anton irgendwas, das eine recht grausame und düstere biblische szene zeigte und jahrelang unter ihrem bett versteckt gewesen war. vereinbart war eine provision von zehn prozent, die mir (damals noch ‚uns‘) bei erfolgreichem verkauf zuteil geworden wäre. nach erfolglosen inseraten in fach- und anderer presse beschlossen wir, das ding zur auktion freizugeben und nach besuchen in zahlreichen auktionshäusern kam das bild schließlich in einem einigermaßen namhaften hause am kurfürstendamm vor den hammer. ein kleiner wertvoller katalog war gedruckt worden, ich erinnere mich an die losnummer 338, die unsere einlieferung bekommen hatte. an besagtem samstage begaben wir uns also zeitig dorthin, vor aufregung war kaum geschlafen worden, denn immerhin war das objekt mit DM 50.000,00 angesetzt, bei erfolgreichen verkauf wären das also fünftausend mark gewesen, eine damals nicht unbeträchtliche summe. es roch etwas staubig dort, die bestuhlung noch aus den sechziger jahren, man schmeckte kalten rauch und die ausdünstungen von 90 jahren auktionserregung, die sich in teppichen, kommoden, allerlei krimskrams und blümchentapeten verhakt hatten. alles also etwas muffig, aber das sollte nun ja kein hindernis für’s schnelle geldverdienen sein. bei losnummer 302 nochmals nach draußen, um eine zigarette zu rauchen und sich abzulenken von der spannung, die mit der zeit in’s unermessliche stieg. immerhin wohnten wir dem ganzen spektakel bereits seit stunden bei und waren erstaunt, wieviel geld sich trotz rezession offensichtlich in umlauf befand, wenn man die erfolgten zuschläge zusammenzählte, was wir betrieben, um uns die zeit zu verkürzen. 330, noch einmal luftholen, dann hinein in den gefüllten saal. vorne die helfer, die jedes einzelne stück ordentlich zeigten, in schwarzen gebügelten schürzen, daneben einige weitere seriöse damen, die telefonische gebote entgegennahmen oder die verkäufe protokollierten. los 335 zeigte eine recht dramatische szenerie mit rot glühener sonne im untergang hinter der kathedrale notre dame, ich glaube aus dem frühen neunzehnten jahrhundert, den namen des künstlers habe ich vergessen. die gebote ratterten sich nach oben, ein telefonbieter überbot ständig das saalgebot, es waren irgendwann nur noch diese beiden, die um den zuschlag buhlten. dieser erfolgte also dann bei DM 160.000,00 (wenn ich mich recht erinnere) und uns blieb die luft im halse stecken, wir schauten uns kurz an, konnten jeder die geldscheine in den augen des anderen erkennen. sollten die gesetzten DM 50.000,00 am ende um ein vielfaches überboten werden? 337, ein kleines schön gemaltes landstück eines brandenburger malers (um 1880) ging für laue DM 700,00 über den tisch und nun war es endlich soweit, die helfer präsentierten unser ding, 338! die luft zum schneiden, kalter schweiß unter den achseln, stille im saal, die gefühlte minuten anhielt, mir wurde beinahe schwindel. der auktionator nannte also losnummer, künstler, entstehungszeit und preis. „bietet jemand?“ und „wer bietet?“ vernahm ich. keine regung, kein „hier, fünfundfünfzigtausend!…“ oder dergleichen, nichts, gar nichts, überhaupt nichts! stille, leere, abgrund. er korrigierte noch – wie im vorfeld besprochen – den einstieg nach unten, jedoch ohne dass sich deshalb irgendetwas bewegt hätte, nein, gähnen, schweigen, langeweile. „wir kommen nun also zu 339…“ brüllte mir das saalmikrophon in die ohren und löste mich aus der depressiven erstarrung; die helfer trugen das ding wieder hinaus und der ganze spuk hatte gerade mal neunzig sekunden gedauert, wenn überhaupt. monate der vorarbeit, ein ordner voller korrespondenz, fotographien, detailaufnahmen, alles umsonst. angedachte traumurlaubsträume sowie spekulierende immobilienkaufpläne, alles zerbrach innerhalb von sekunden. kein ledersofa, keine elektronischen luxusgeräte, keine neuen winterreifen, kein pelzmantel. wortlos, gebückt und gebrochen verließen wir die veranstaltung und fuhren sehr schweigend nach hause, so geschwiegen hatten wir noch nie. ab der dritten roten ampel begannen wir dann jedoch – zunächst verhalten, stoßweise und leise, dann sich steigernd und zuletzt sehr laut und herzhaft – ob dieses gesamtvorganges zu lachen. wir prusteten uns quasi durch die karl-marx-straße und, zu hause angekommen, haben wir dann sogleich dem kirschkern, der damals noch im bauch döste (und natürlich von der ganzen peinlichen geschichte nichts mitbekommen hatte), mindestens ein küsschen gegeben, ja so war das damals.

das bild übrigens, es hängt jetzt meines wissens als „schenkung“, wahlweise „dauerleihgabe“ in einer augsburger gemäldegalerie. und da gehört es auch hin.


*frei erfunden

lungern

adventskalender

mal wieder nach hause gerannt, heute nacht, nicht wegen irgendwelcher angst, sondern wegen irgendwelcher lebenslungen, in guter stimmung und der richtige streifen soll dann laufen und laufen und das funktioniert besser im nächtlichen rennen denn im nächtlichen schleichen. es liegt jetzt ja so eine nikolauserotik in der luft. die nicht unbekannte vorweihnachtliche verbrüderung, auch unterhalb. diese tage mit R. unterwegs, wir waren einmal ein paar vor langer zeit für kurze zeit, und derweil hängt ihre immer noch blonde lange locke „so sexy rechts am aug‘ vorbei (von mir aus), die oberlippe heftig größer und mit einem begleitenden rötlichen höfchen…“, ich berichtete vor jahresfrist. einen weiteren kuss auf weitere wange aus zutiefst matrosischer freude in irgendeiner unsicherheit nicht hinterlassen, jedoch angedacht, und man wird sehen, ob wir nicht irgendwann einmal zusammenziehen werden. all das hinter mir lassend mit den galeristen in höchstem ernst dann in einer ‚weißen taube‘ zu tische den fussball angespielt, gegenwärtig mannfred, dem feinen münchener sammler, gegenwärtig ebenso kurt, dem feinen berliner transporteur mit (bereits) lächelndem gebisse, der sehr wohl ZWEI tore verhinderte, ZWEI tore schoss aber auch andererseits ZWEI verdiente schneck’sche treffer kassieren musste. alles ist sehr schoen profan derzeit, es ist vor allem interim ruhig und ich würde mich gerne zu alledem hinlegen und alle viere von mir strecken, derweil der kirschkern, südlich, sich in vorfreude auf achtundvierzig tage dezember freuen kann und dies bereits seit wochen grinsend (und mit recht!) fertigbringt, fordert.

ha!uff!pah!

welt, gib mir mehr so wichtige gespräche heute! wie ein LÖWE bin ich in die verhandlung gegangen gegen meinen saabfahrenden promovierten orientalischen vermieter, titten auf den tisch jetzt, es reicht, für eine nicht nutzbare kellerwerkstatt, die feuchtehalber nicht mal zur aufbewahrung von mittelklassefahrrädern taugt, sollte auch so wenig wie möglich bezahlt werden. er hat es gerochen, schon vorgestern am telefon, ich habe gerochen, dass er es gerochen hat, er hat MICH gerochen und er hat gekämpft, aber er hatte KEINE chance, nicht die spur einer solchen! ab jetzt also einen hunderter weniger pro monat, nachdem ich das ganze jahr über, geschwächt durch die vergifteten pfeile meiner so tragischen geschichte, zuviel des mammon in fremde rachen warf. serengeti darf nicht sterben, und das am frühen morgen!

nachgereicht

waldrand, sonntag, 16.11.2008, 17.43:

also, nach ginsheim, der perle der toskana, lohnt einfach immer der weg. gestern abend vortrugen dort die herren grob, taubenvergrämer, mc winkel sowie als ersatz für den ausgefallenen herrn schoss der kurzfristig musicalisch engagierte victor vaudeville mitsamt seiner immens kasachischen combo „les trois roberts“. die allerliebenswerteste frau frauvonwelt führte wie immer souverän durch das programm, schade, dass sie nicht selbst die hand anlegte an das längliche warme ding mit dem dicken ende. nachdem nun bereits hier und hier und hier (siehe unten!) über das großereignis berichtet wurde, während ich, eben zurückgekehrt, noch windbeutel mit schlagsahne verdrückte und winterreifen auf einen nassen nissan micra bj. 88 aufziehen musste, verhalte ich mich kurz:

es begann damit, dass herr grob aus seinen aufzeichnungen vortrug, die von den alltäglichen absurditäten meist minderheitsgeprägter minderheiten berichten. beispielsweise von bambusflöten aus plastik, die in die hände armloser kinder verschenkt werden, jedoch einem wurm das leben zu retten vermögen und einem mädchen mit einer penisnase das ihrige glück zurückgaben. meisterklasse an wahrem absurdem, und zwar mit gleich doppelten brechungen und keinerleilich geplustertes neodada, wie man es ja so oft in den heutigen allzu reflektierten zeiten um die „hodenohren“ (grob) verpustet bekommt. note: 1,0!

gefolgt nun von ebensolcher kleistermasse der minutiösen beschreibung über den amoklauf eines dem berufsstand der taubenvergrämer zugehörigen, welcher als solcher – sichtlich dehydriert – die negativen folgen einer dementsprechenden übersprungspsychose haut- und zeitnah beschrieb. geschehen so in klein-mettner, und zwar im juli diesen jahres! ich überlegte, hmm, juli, da lag ich wohl gerade beim sonnenbade auf sandralu, als zeitgleich sich jene beamokten senioren des herrn fitz bemächtigten, obwohl es sich jener gänzlich anders vorgestellt wohl hatte. gemein ist vieles, aber manches ganz besonders. schade, dass der herr taubenvergrämer so früh die lokalität verließ, gerne hätte ich noch ein wenig mit ihm über die hintergründe der tarantinesken geiselnahme verhandelt und ihn befragt, wie man die ringe der viecher wegmacht, ohne sie zu vergrämen. note: 1,0!

sodann: pause. wichtig ja auch das rauchen, draußen. zur begrüßung von herrn trout sowie frau tillaPe die frage: wie geht’s? ich weiß! schließlich ließt man sich ja gelegentlich und dann weiß man ohnehin, wie es dem anderen geht, wozu also noch fragen. man hatte sich dann aber doch viel zu erzählen und nach diversen diskursen war immerhin klar, warum mary long am untergang der rheinmain-region nicht unwesentlich beteiligt sein wird. die zukunft des landes jedenfalls liegt bei/oder in (man glaubt es kaum): kassel!

die glocke läutete zu stuhl und es ging weiter mit dem sagenhaften mc winkel, welcher sich schon in den ersten minuten erneut als nachfolger von thomas gottschalk empfahl! wie lange habe ich gewartet, bis sich endlich jemand gedanken über die ungeliebten mittelpissoirs macht, die – meist immer noch ohne sichtschutzwändchen versehen – die psyche von heranwachsenden gurkenträgern nachhaltig problematisch beeinflussen. der ginsheimersche plüschsessel stand dem vortragenden gut, seine köstlichen ausführungen über einen neunzehndreiundneunzig gewonnenen schönheitswettbewerb in spanien ließen mich schwelgend erinnern der zeiten, in denen spanien noch spanien war und auch ich öfter mal schönheitswettbewerbe gewann! keine perforierte performance also, sondern erste bühnensahne, und dies auch noch so ganz ohne alkohol! note: 1,0

sodann der schreck: herr schoss hatte kurzfristig abgesagt, weil irgendeinem seiner südeuropäischen flittchen die unterwäsche gerissen war! „das darf nicht wahr sein!“, so ging ein vor allem weibliches raunen durch das auditorium, erste rufe nach „geld zurück!“ wurden laut und selbst annersbergs bürgermeister sowie herr franz von hahn mit wollschal konnten nicht anders, als sich in die vorrübergehend dicke luft zu räuspern. ich war kurz davor, den saalbau zu verlassen, da wurde von seiten der veranstalter der kurzfristig ersetzte ersatz verkündet: victor vaudeville mit orchester!

was soll ich sagen? es war einer jener spontan-gigs, die man sein leben lang nicht mehr vergisst! victors balladenreichtum vollzog sich über das wundervoll melancholische „dich“, das selbstkritische protestlied „du bist allein“ bis hin zum zunächst klassisch daherkommenden liedermachergut „das haus am see“, welches mir persönlich am besten gefiel, da es sich dabei gleichermaßen um eine hinterfragung wie eine fortführung von „der tag am meer“ (die fantastischen vier) und „das büro am strand“ (mc winkel) hin zum recht persönlich retrospektiv und gainsbourgsch colorierten statement handelt. tränen lagen in der luft und in den schössen, wenn der sichtlich bewegte victor (sinngem.) sang „ich habe zwanzig kinder, ich habe hundert enkel. meine frau ist schön!“. zitternde hände, zitternde stimmen und ein großes gefühl! nicht unerwähnt sollen bleiben die musizierenden brüder, ohne deren einfühlsame begleitung die momente eines beinahe wagnerianischen gesamtkunstwerkes nicht möglich gewesen wären und die nebenbei bewiesen, dass auch die russlanddeutsche bevölkerungsgruppe nunmehr in europa (ginsheim) angekommen ist. ein mehr als würdiger ersatz also für einen herrn schoss, der es sich mit dieser untendrunter-nummer möglicherweise auf jahre verschissen hat mit seinem publikum. note: 1,0!

und man geht ja zu einer solchen veranstaltung auch immer, um diejenigen, die sich tummeln in den weiten des großen netzes, auch einmal besehen und beriechen zu können. auch auf dieser (meta)ebene war mir also die veranstaltung eine herbstpraline, waren doch – neben den bühnenprotagonisten und der gastgebenden – die herzlichen betreiber der olsenbande anwesend, herrn franz von hahn durfte ich kennenlernen, ebenso wie herrn stockfisch, herrn kaal, frau finja aus „frbrg im brsg“, ebenso wie den mir bereits bekannten herrn phil sowie die bereits erwähnten schätze tillaPe und m.k.trout. eine mir unbekannte schöne mitsamt einem dekolltee, welches sich gewaschen hatte, sei nicht unerwähnt, diese war offenbar (natürlich nicht wegen mir, sondern) wegen herrn winkelsen angereist, doch noch bevor ich ihr freundlich und anständig das sich in meinem hotelzimmer befindende leerstehende zweite bett anbieten konnte, war sie schon wieder verschwunden, man munkelte nach nordhessen, möglicherweise kassel?

die sonntägliche pflicht also rief und nach einem traurigen frühstück des abschieds durfte ich mit der wunderbaren frau little wombat einen teil der rückführenden strecke gemeinsam verbringen. den zehner, den sie mir beim verlassen des fahrzeugs noch schnell zusteckte für benzin und umweg, den betrachte ich als pfand und ich werde nicht versäumen, ihn ihr dereinst zurückzugeben, bei einem hoffentlichen wiedersehen irgendwann.

dank zum schluss also vor allem an frau frauvonwelt sowie, na ja, dann doch auch ein wenig dem herrn erdgeschoss rechts; das meer der enttäuschung über sein fehlen, auch das wird sich glätten. immerhin war jener grandiose abend wohl die letzte verköstigung dieser art in ginsheim, der perle der toskana. wie man hört, wollen die veranstalter umsiedeln. irgendwohin, vielleicht in die nähe von kassel…?

das verlinken mit der hand, das lass ich jetzt mal bleiben. stattdessen mehr hier:

+ Herr Erdge Schoss: http://www.erdgeschossrechts.de/?p=939
+ Frau Frauvonwelt: http://www.frauvonwelt.com/?p=571
+ Die Olsenbande: http://www.dieolsenban.de/blog/2008/11/16/pluschsessel-herrengedecke-und-alkoholfreies-bier/
+ Der Grob: http://www.totzumittag.de/?p=1056
+ Little Wombat: http://www.tellerdreher.net/index.php?/archives/736-Toskanische-Eindruecke.html
+ MC Winkel: http://www.whudat.de/?p=2302
+ TillaPe: http://www.spuer-sinn.net/blog3/?p=201
+ Michael K. Trout: http://www.spuer-sinn.net/blog2/?p=1555
+ Finja: http://www.finjablog.de/?p=1486
+ MC Winkel/der Film: http://www.whudat.de/?p=2308
+ Stockfisch: http://flachwasser.twoday.net/stories/5327778/

und ach ja: kaufen sie unbedingt das buch!
und ach ja, herzlich: ihr schneck

(PS: einer hat aber gefehlt: der SCHMITZ!!! sackzement!)
(…und natürlich auch herr au/lait und herr 500beine…)