sein lassen können

der mann macht ja alles nur für die frau, die frau macht ja alles nur fürs kind und das kind macht ja alles nur für die eltern.

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Es gibt ja auch die Möglichkeit, Dinge, die man nicht versteht, als solche dennoch in ihrem Sein zu belassen. Ihnen ihre Existenz nicht aus subjektivem Unverständnis abzusprechen. Es gibt beispielsweise Bildwerke, die sich mir nicht erschließen, auch nicht nach intensiver Beschäftigung. Dennoch müssen diese deshalb nicht zwangsläufig schlecht sein. Ähnlich verhält es sich auch mit Texten oder Neigungen oder Menschen oder Erlebnissen. Es gibt diesen Zwischenbereich, das wird allzu oft übersehen. Einfach stehen lassen, stehen lassen können, sein lassen können, zunächst einmal.

Nicht unwesentlich ist auch das „Machen“. Nicht über Dinge nur zu urteilen oder zu räsonieren. Es ist ein leichtes, durch eine Präsentation zu wandeln und zu urteilen. Dabei sollte aber immer auch berücksichtigt werden, dass da etwas wahrhaft „gemacht“ wurde. Nicht nur gedacht oder geredet. Ähnlich verhält es sich auch mit Texten oder Neigungen oder Menschen oder Erlebnissen. /Zu Friedrich, dem Flieger: „Man muss das alles ja auch überhaupt erstmal hinkriegen! Vorlegen! Machen!“

Die zweifelhaften Anmerkungen oder Andenkungen im weitesten Sinne von „Das kann ich auch!“ usf. pflege ich seit Jahren zunächst mit einem „Dann mach’s halt auch!“ zu beantworten, wenn ich mich denn überhaupt noch mit Menschen umgebe, die solcherart an Fremdes herangehen. Aber jenes ist doch immer wieder ein allzeit lauerndes Kriterium, beschämend fast und heimlich, selbst im größten Intellekt, fast wie ein Gnom. Manchmal hasse ich Zaungäste, dann aber so richtig!

/Das kam mir so in den Sinn während der Mitverfolgungsjagd einer jüngst stattgefunden habenden Kommentarschlacht bei Herrn ANH Herbst, den ich zwar nicht persönlich kenne, dessen ‚Machen!’ ich aber durchaus sehr schätze, auch wenn ich manches bisweilen nicht verstehe, das macht aber nichts, mir. Nichtverstehen kann und darf ja auch ab und an einmal an einem selbst liegen, nicht wahr? Und aber über das Bloggen wollte ich ja eigentlich nie bloggen, aber manchmal muss man wohl auch über’s Bloggen bloggen, das ist wie mit der ältesten Pumpe, die sich als Prämierung ihrer Ältestenheit selbst dann zuletzt selbst abschafft. Wichtig sind mir am Ende vor allem reichhaltige Menschen. /(vgl. hier und auch hier).

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Mit dem Atlas aus HH und dem S. am Oranienplatz gewesen, das erste kleine Gewitter des Jahres, aufgesprungen und gerannt in die ewig schöne Bar mit dem ewig schönen würgenden Namen. Herumgestanden und wild in der Gegend herumgeflirtet, ganz egal mit wem, alle waren wild am in-der-Gegend-herumflirten, wurschtegales Massenflirten, Hauptsache endlich wieder Flirten und Frühling, eine Blickorgie war das und mit der freigewordenen Energie hätte man wahrscheinlich allerlei Hochprozentiges anstellen können. Der Atlas aus HH und der S. kennen sich noch aus Studientagen in München, ich kam erst später in die Runde dazu, immerhin jetzt aber auch schon seit allerlei Jahren und einer gewissen Tradition, die mir gut tut. Der mir so liebe S. als feste Größe in meinem Leben zieht jetzt leider familiär in’s Sauerland und ich erinnere mich noch, wie er einst einmal, in anderen Tagen, zu mir sagte „He, wenn Ihr, also Du Schneck und Co., mal wegzieht, ach das wär’ fast ein Grund, Euch hinterherzuziehen!“. Das denke ich jetzt auch manchmal andersherum. Das ist nicht nur so pillepalle, nein, das Fehlen von S. hier wird ein großes Schlagloch (in meinem Trottoir…) hinterlassen. Unsere Vitae sind komischerweise (jaja, ich weiß, besser wäre ‚seltsamerweise’…) gegenläufig.

Dieses Jahr aber unbedingt einmal wieder nach HH, und nicht nur immer reden, Machen! …Und dann auch den Woermannsweg besuchen. Omi schwimmt ja jetzt in der Ostsee. Ihre Teppichstange im Hof werde ich nie vergessen.

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In der Galerie sind vier Zeichnungen verschimmelt und keiner hat’s bemerkt. Beim Abnehmen von der Wand Stockflecken auf der Rückseite der Rahmen. Bei näherer Betrachtung dann auch Bewuchs auf der Bildseite und heftige Wellen im Bildgrund. Ich glaube fast, da ist nichts mehr zu retten. Dumm, dass es sich ausgerechnet auch noch um große Lieblinge meinerseits handelt(e), aus 2008. Bin noch in der Verdrängungsphase.

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Und der Kirschkern simst:

„Mathearbeit:note: schriftlich:1mündlich:1 musiknote:1-2“

Pumpe, wie Lotto!

pumpe
(Foto: Pumpe)

Das ist sie also: eine Opländer aus Dortmund von 1964! Ich erwähnte ja bereits hier diesen originellen Wettbewerb und es war spannend bis zuletzt! Gestern nun besuchte eine offizielle Delegation aus Verwaltung, Handwerk und Politik die alte Dame im alten Haus am Waldrand, um das Original im Original in Augenschein nehmen zu können und Schindluder auszuschließen. Und siehe da, tatsächlich handelt es sich bei jenem unscheinbaren Gerät offensichtlich um die älteste noch funktioniernde Heizungspumpe der Stadt! Als Prämierung wird demnächst folgen der kostenlose Einbau einer neuen Heizungspumpe mit wesentlich geringerem Energieverbrauch usw.pipapo sowie ein offizieller Empfang im städtischen Rathause mit sicherlich überwältigendem Blitzlichtgewitter und allem Drum und Dran. /Ach, hätte das der Architekt des Hauses doch noch miterleben dürfen, aber der starb ja schon zwei Jahre nach Pumpengeburt (…)/ Schwamm drüber und umso mehr daher: Herzlichen Glückwunsch, alte Dame! Ich freu‘ mich riesig mit Dir! Man muss halt auch mal Glück haben dürfen, nicht wahr? ;)

tja.

Auf dem Männerpärchenfest die ganzen Opernsängerkolleginnen und Kollegen und hier die Musicalproben und da der Filmschnitt (mit Ausschnitt), der Filmton und die Filmregie, alle aus Potsdam, na klar, die alten Nachbarn neben nebenbei angenehm klischeelosen Jungtürken und Altschauspielerinnen mit düsteren Augen und Vertriebsleuten und Journalisten und die größte Freundlichkeit, der größtmögliche gastgeberische Charme bei allem und zwei Pflegehündchen und dann die leckeren französischen Suppen von Jean-Jacques und danach Spezialhuhn und danach eine schöne unverhoffte Vorfrühlingsnacht mit neuen Kerzen im alten Gebiet im 4. Stock über den Dächern, ja, da unten hab ich mal gewohnt und da ist auch die Sandkiste und die mittlerweile verblichenen Plastik-Ostereier, die der verrückte Herr Neumann (Gott hab ihn selig!) mal für die Kinder in den Walnussbaum gehängt hat, die hängen auch noch da. Am Sonntag einen Kreuzberg61besuch am vertrauten Fenster, wo immer der Kirschkernplatz für den Käsekuchen gewesen war, ab und an noch Armdrücken gegen den mittlerweile alten Mist, immer diese Erinnerungen, ich muss ja jetzt oft auch schon selber lachen, alles rückt in die Ferne nach und nach und anderes dafür in die Nachbarschaft, zum Beispiel auch ein schnelles Bier mit der C. um die Ecke, sie hat ja jetzt auch ihr Atelier hier, das Bier dauert dann aber doch bis halbdrei, tja. Und mein Leben lang hab ich immer praktische Autos gefahren, aber ich finde, graue Schläfchen gehören jetzt langsam in einen beispielsweisen Alfa-Romeo mit grüner Feinstaubplakette. Derweil sich aber auch ein paar neue Tote meinem Umfeld nähern, immer dieser erhobene Zeigefinger, heute also Sensen zeichnen und Gedenken, aber mit Blumen auf Tisch!

vom schwein

die rumänen ziehen ein stockwerk nach dem anderen hoch, mal kran, mal betonpumpe. ich verzeichne beobachtete risse in plänen von deckenflächen spiegel- und raumverkehrt, eine wunderbare rechtslinks-übung (hirn). Sie müssen sich das so vorstellen, man sieht die decke nicht von unten, sondern quasi von oben durchleuchtet, weil es sich eben um grundrisspläne handelt, sie müssen sich in jedem moment von oben in den raum hereindenken, obwohl sie diesen und seine decke in wahrheit von unten aus betrachten, und dann natürlich noch die lokalisation der risse in den decken, man muss schätzen und peilen und sich feste wegemarken heraussuchen, in etwa türfutter oder stuckzierde oder fensterstürze oder raummitten hälftig oder im drittel oder viertel oder den kurz zuvor eingezeichneten riss. wie aktzeichnen. Können sich sich eigentlich vorstellen, wie viel konzentration und lebenszeit da draufgeht? /Der zweite arbeitsgang ist die lokalisation der hohlstellen und gefährdeten bereiche. Das funktioniert am besten zu zweit. Einer steigt die hohe leiter hinauf und klopft mit einem trommelschwengel die decke bereichsweise ab. Der andere steht unten mit dem rechtslinks-plan (hirn) und einem buntstift. Der unten hört auf sie. das ist wichtig. Und Nun müssen sie entscheiden. Entscheiden, ob ein „klackklackklack“ eine gefährdung darstellt oder ob ein „domdomdomm“ mehr bedeutet, als ein „schepperklackschepperklack“ oder ein bluffbluffbuff (besser: „dompfdompfdompf“). Der kollege, tief unten am boden stehend, trägt ihre herabgerufene information in den plan ein (akustisch gegen den rumänenrüttler von draußen), während sie selbst sich noch fragen, ob die decke hier demnächst herunterzufallen droht oder ob die decke im grunde stabil ist, aber ggf. ein wenig hohl. eine decke darf ja durchaus hohl sein, wenn sie denn nicht herunterfällt. /Und dann spielt auch noch eine rolle die datierung der decke im gesamtzusammenhang des gebäudes. Ist sie bretteralt? Ist sie gar rappelalt? Oder nur bockelalt oder am ende sehr jung? Dazu dienen eigenhändig angefertigte öffnungen, die den dingen auf den grund gehen sollen. Man muss dann die materialien vergleichen und deren abfolge in spezieller beobachtung. Aber man weiß ja auch nie, was die rumänen vor hundert jahren belassen haben und was sie erneuert haben. oder vor zweihundert. Und man soll und will ja auch nicht allzuviele löcher hinterlassen und damit verluste am substanziellen, möglichst verletzungsfrei soll ja alles sein (mit recht) bei maximaler information. darüber müssen sie also auch noch nachdenken, während sie klöppeln und einzeichnen, spiegelverkehrt und andersherum. und das alles bei zwei grad drinnen mit dicken mauern und zwölf bis fünfzehn draussen nach fünf monaten des winters und sowieso neuerdings ohne kind. /aber eigentlich wollte ich heute (nach Mittag) hier lediglich hineinschreiben:

„Und mit der Sonne kommen die Frauen.“

(aber das erschien mir zu platt, wie so oft.)

vom rind

als wenn alles stillstehen würde. es ist viel nichts. es ist etwas leer. unterzuckerte zeit. so stell‘ ich mir den unterzucker vor. und das, obwohl alles voll ist, auch die zuckerdosen. ein großes stück zähes suppenfleisch und mir fällt nichts mehr ein dazu und zum rest eigentlich auch nicht mehr, zur suppe. man muss eben zuende kauen, auch wenn’s schmeckt. der kirschkern meint, ich solle mir auf gar keinen fall eine anzughose kaufen! ich sei eben nun mal ein jeanstyp, sie wisse das, sie spüre das! anderntags in anderlecht im interview die frage „und wann genau haben sie sich das erste mal die zähne unter der dusche geputzt, herr schneck?“. ich beantworte souverän „im kriegswinter 1944. und nennen sie mich nicht schneck!“. so mag ich mich.