und rutschbutsch rutscht man wieder ins sepia. MAN.
schade, dass nicht ich dieses wort erfunden habe: grundrauschen. sieh da, da kommt es wieder einmal hervorgekrochen, dieses SEPIA, ein brummen, das aus den ritzen kriecht, den ritzen des gehübschten bodens, den man doch repariert hatte, auf dem man sich geraum bewegt hat, den man SANIERT glaubte. Der nebel des grauens, the FOG, unter den türen reinwärtsdampfend. Weil sich das erdreich bewegt, diese komische magma aus der vergangenheit. man sollte lieber gras sein, beweglich, oder mit Stelzen stelzen. Diese ohnmacht, diese UNENDLICHE ohnmacht. Keinerlei handhabe, keine teilnahme mehr, ich kann mir die namen der lehrer nicht merken, wie auch, auch nicht die namen der klassenkameraden, kameradinnen, auch nicht die kurz erwähnten pläne, denn es werden immer mehr, das ist ja auch gut so, es wird immer komplexer. ich kann NICHT mehr teilnehmen, obwohl ich das will und eigentlich wollte, so wie ich es bis vor drei jahren tat; nicht mehr teilnehmen, bis sie sich ohnehin ins selbst verabschiedet, nicht einmal diesen konstruktiven abschied kann ich miterleben, mit 9 war sie 18 für mich, musste sie das für mich sein. Loslassen lernen, ja „das must du doch sowieso“ und „Du must auch an dich denken!“, danke, ja. Lieb gemeint.
bin also vorraus (Avantgarde, wie schön). Und wenn ich mich hinbewege zu ihren orten, eine „abholung“ und eine „übergabe“ dann um zwanzig uhr, ich fühle mich und bin degradiert zu etwas, was ich weder war, noch sein wollte und nun bin ich es. Ich hatte mir das einmal ganz anders vorgestellt, das vatersein. Jetzt aber ein wochenend-ehemalserzeuger. Ein ferienvater mit eisessen, käsekuchen und tolldreisten unternehmungen, wenn schon, ab und an, Inclusive danach nach hause fahren. Mit wohlwollenden ratschlägen der mutter, wie denn der tag am besten zu verbringen sei ihrer einschätzung nach. Sie meint es sicherlich gut. Ein fremder im flur einer fremden wohnung mit dortigen „frau und mann“ – und MEINEM kind. Ein hinfahrender, zwei lange stunden entlang an hügeln, die eigentlich schön sind, ich aber mag sie nicht mehr. Ein übernachtender im hotel kaum dreihundert meter entfernt vom patchworkhorst. Ein nichtteilnehmer, keinhandhabender also, weder weise noch fordernd. Stattdessen ein wohlwollend empfangener, wenn es denn passt in fremde kräme, die sich ihr leben neu einrichteten mit selten erlebter FORZA. (Ich staune manchmal immer noch.) Ein strickfamiliengezwungener, letztendlich ohne mitsprache, wohl aber mit freundlichem lächeln geduldet. Dazu noch diese wiederkehrende unweisheit, versagt zu haben, denn hätte ich DOCH vielleicht weiterkämpfen sollen vor nunmehr schon drei jahren? Ich kann das nicht. das heisst, ich kann das schon, aber nicht mit kinderschöpfen in der hand. nein, ich kann sowas nicht, bin dafür weder gemacht noch gedacht, das wussten wohl auch die anderen. Stattdessen gelegentlich aufkeimender wunsch, das ALLES hinter mir zu lassen, auf dass nicht die wunde immer wieder aufgekratzt werde. Aber das werde ich nicht tun, wir (zumindest ich und ich) werden das alles schön ordentlich hinter uns bringen, uns in geduld üben und in weiterhin kontrollierter verdrängung. Und wenn MAN dann das kind mal sieben wochen lang nicht sieht, dann gehört das eben dazu. Soviel zum Vatertag.
Apropos Wunde: Am V.-Tag (-Day) besuchte ich die Eröffnung der Ausstellung „MOUNTAINS OF DISBELIEF – Zeige Deine Wunde“ des Frankfurter Künstlers Thomas Hartmann, die noch bis zum 28. Juni in der Weißfrauen Diakoniekirche in der Gutleutstraße/Ecke Weserstraße in Frankfurt a.M. zu sehen ist und die ich sehr empfehlen kann. Die Eröffnungsrede hielt Dr. Jutta Piveckova, die auch das weblog Gleisbauarbeiten betreibt und hier über Eröffnung und Ausstellung berichtet. Schön war das!
Beeindruckend im Anschluss auch mein Rundgang durch eine leergefegte Stadt. Zu sehen waren ausgeräumte Schaufenster, heruntergelassene Fensterläden und vor allem eine umwerfende Vielzahl schwarz gekleideter Polizisten in Haufenbildung. Die Macht des Kapitals war also sehr nachhaltig vorgeführt. Beeindruckend auch die Vielzahl von Obdachlosen inmitten der Stadt. Ich scherzte ab und an mit den Wachmännern und wünschte ihnen ironiefrei alles Gute, was diese mir dann auch wünschten. Ich möchte diesen Job wirklich nicht machen, ziehe regelmäßig meinen Hut davor. Schon gar nicht für 1300 netto. Sah mir noch einige Plätze an, wanderte in die Fahrgasse, wo ich einst einmal ausstellte und sensationell verkaufte, noch bevor überhaupt eröffnet war (ich hatte mir extra ein neues schickes Hemd gekauft damals, für das Opening). Dann hinüber nach Sachsenhausen, schlendern, wo ich auch mal Sachen erlebt hatte, ebenso wie im Westend, wo ich auch mal was erlebt hatte (jüdisch-christlich). Zuletzt in den Vorort zur Lieblings-Cousine ins neue Heim und mit dieser noch bis weit in die Nacht scherzend Geschichten und Lebenszeiten rauchenderweise ausgetauscht, dazu billigen – so warnt sie mich gleich – californischen Wein. Ich mag meine Cousine, ich nenne sie oft „Bäsle“, sie ist ein ganz besonderer Mensch und hat einen ebensolchen Beruf.
Das Falkenpaar ist aus dem Baum verschwunden, lässt sich aber ab und an sehen, also sind sie wohl nur umgezogen. Und so langsam könnte es mal endlich warm werden, MENSCH!
(Gleichwohl mit Pfiff!)