alles bifi

Nun also endlich mal wenigstens glatteis. Im nordosten scheint ja jetzt alles bifi zu sein mit winter. Der ostwind fehlt mir ein bisschen im süden, der westwind im osten. /In der saunalandschaft saß ein Hibbel-Huster, raucher oder asthma oder eben so ein mannmensch, der einfach nicht leise sein kann. Ggf. Alpha, vielleicht Daimler oder Zulieferer mit junger Frau, die sich ans stillsein gewöhnt hat. So was gibt’s ja. mitte vierzig, ich bin dann raus vorm Röcheln und schnaufen und noch mal in die panoramasauna mit lagerfeuerchen und strandkorbblick. Auch nicht ins fummelbecken diesmal, so nenn ich das, weil da alle jungen pärchen immer fummeln und denken, keiner siehts. Man siehts auch nicht, wegen dem dampf und der haifischbeleuchtung, aber man weiss es an ihren nasenspitzen. Ist ja auch ok! mich freuts, wenns den menschen gutgeht. /Es gibt offenbar eine politische armutsgrenze und eine steuerliche. Sagt mein St.-berater am telefon. Die steuerliche liegt zweihundert unter der politischen. Was bedeutet, dass sogar politische Arme einkommensteuern bezahlen. Ich bin ziemlich empört und habe nicht wenig lust, dem und anderem detaillierter nachzugehen, nicht steuerlich, sondern politisch. /Seit vorgestern kann ich Diskofox. Wer hätte das gedacht! Und seit gestern weiss die köchin, was „bifi“ heisst.

die nullzwölfer

35.608,52 – 21.615,85 = 13.992,67 – 4.292,00 = 9.700,67 :12 = 808,39

„zahlen sie also bis zum 21.2. Est. für 2012 263,00“ /hoppla, #armutsgrenze? /WOZU eigentlich der ganze zerf? gut, null-zwölf war ein ganz schlechtes und schwarzes jahr, wegen erkrankung eines kollegen. aber seitdem ich im letzten jahr 3000 Est. für null-elf nachzuzahlen angewiesen und 3500 Est.-vorauszahlungsbefehligt wurde, laufe ich eigentlich die ganze zeit nur noch den vorauszahlungen hinterher. und je mehr man hinterherläuft, umso mehr umsatz hat man dann und umso mehr vorauszahlen muss man dann wieder. die fiese schwester der Est. ist die UstVz. und dann hat man ja wieder ein höheres einkommen, theoretisch. alles verzahnt sich. zum 10.3., zum 10.4. und dann jeweils alle drei monate, usw., kennen sie ja. dabei bin ich doch nur ein kleiner fisch.

/in den 90ern blieb wenigstens noch ein bisschen hängen, in dem sinn, dass man es irgendwann geschafft hatte, vielleicht einmal 4000 auf die seite zu legen, für notfälle in der selbstständigkeit. auch da war kein haus gebaut, keinerlei porsche bestellt oder irgendeine fernreise. was ist da los? was ist das für eine entwicklung? ich verstehe es nicht. alle reden doch von überschüssen. von rekordaufträgen. vom rekordexport. irgendwo muss doch das ganze geld geblieben sein. oder schwant mir da etwas?

und dann will ich aber auch überhaupt nicht klagen. habe ordentlich holz vor der hütte, öl im tank und ein warmes bett. ein funktionierendes auto, welches mir zwar noch nicht ganz allein gehört, aber so macht man das ja. das auto brauche ich für die arbeit und die tochter und die alte dame. ich kann mir eine flasche wein kaufen und schnitzel oder ein regionales hühnchen. ich habe eine zahnzusatzversicherung, die in den letzten drei jahren den beitrag um 25% erhöht hat. warum auch nicht? man muss sich einfach von diesem strudel der finanzklagerei fernhalten, vor allem innerlich! ich bejahe das zahlen von steuern, grundsätzlichst und aus prinzip. schon immer. ich bin da ganz aufrecht und das wird auch so bleiben.

meine kluge antwort auf das alles ist ein 1a lebenslauf. kann man sich zwar nichts von kaufen, aber das ist wenigstens etwas für die ewigkeit. mein kleiner ruhm. ins museum, in sammlungen. und wen ich, he, alles kenne! den zehntägigen jahresurlaub allerdings auf mallorca werde ich jetzt wohl streichen müssen. ich hatte eigentlich mit einer erstattung gerechnet, wenn ich ehrlich bin, aber dafür bin ich offenbar zu reich. anstatt dessen werde ich nachher in die stadt fahren und zur feier des tages und der 2012er-Erklärung einen käsekuchen mit fair gehandeltem café verzehren. man soll ja das geld unter die leute bringen, damit die binnennachfrage nicht zum erliegen kommt. und den einzelhandel unterstütze ich sowieso gerne, wenn ich die 2 bestellten CDs der detroit-cobras (import, luxus pur!) übermorgen dort abhole. und dann im atelier mächtig laut aufdrehe.

so bin ich nun froh, dass ich heute schon durch unbefriedetes jagdgebiet gerannt bin. da hat man dann wenigstens was für sich selber getan, wenn der tag schon am arsch ist. das letzte hemd hat keine taschen, aber halt auch keine knöpfe.

und dennoch ist’s mir, eigenartig und mit gewissem pfiff, wohl. seltsam. ich muss meine preise erhöhen.

striptease!

hat man auch mal gemacht. was hat man nicht alles mal gemacht. was wird man nicht alles auch mal noch machen.

#

/Vor einigen vielen langen Jahren entdeckte ich auf einem temporären Flohmarkt an der Kreuzberger Köpenickerstrasse unter billigem Geschirr, DDR-Sammel-Pilsgläsern und anderem Plunder in den Bananenkisten des Nachlasses eines offenbar Verstorbenen eine Rolle schmuddeligen Filmes im Format Normal-8. Da ich die Gerätschaften zum Abspielen eines solchen besaß (und noch besitze), kaufte ich das Stück Alltagskultur für 2 Mark, neugierig natürlich auf alte bewegte Sündenbilder und aber auch, weil ich ahnte, dass sich daraus bestimmt noch einmal etwas würde machen lassen. Wenige Zeit später schon ergab sich diese Gelegenheit anlässlich unserer vielbeachteten Soloshow „DAS DEUTSCHE HANDWERK zeigt MÄNNER, MÄDCHEN UND MASCHINEN“ im Württembergischen Kunstverein Stuttgart, 1998. Die produzierenden und schauspielenden Beteiligten damals waren (neben einer unbekannten skandinavischen Schönen) Das Deutsche Handwerk – Raschke, Schneck, Rusmann sowie – verantwortlich für Kamera, Schnitt und das ganze filmische Drumherum – der sehr geschätzte Herr Juergen Arne Klein, der das Produkt nun, nach sechzehn Wintern, ganz frisch hochgeladen hat, um endlich auch einer breiten Öffentlichkeit den Zugang zu diesem Zeugnis künstlerischen Schaffens des späten letzten Jahrtausends nicht länger zu verwehren. Hier also.

#


#

Alle weiteren Informationen sowie eine größere Leinwand: hier.
/Und großen Dank, >>> jak.

Wie schön, dass nach diesem langen und entbehrungsreichen Winter mit seinen kalten Bergen von Schnee und Eis die lang ersehnte Frühlingssonne endlich nun wieder ihre ersten wärmenden Strahlen drängend auf unsere liebe Erde schickt und die immerwährenden Kräfte der Natur sich neu erstarken zu vermögen – die ersten Rosen knospen zart in samtenem Rosa und öffnen ihre lockenden Lippen, gesäumt vom würzigen Nektar der göttlichen Leidenschaft, so manchem begehrlichen Fliegetier, sieh‘ da, eine kleine süße Biene klopfte bereits an mein Fenster, vor dem das Gras nun schon, dessen Stengel trunken von Honigtau, zwar voller Vorsicht noch und scheu, gleichsam des fruchtbaren Sieges gewiss, seine Farbe zu einem hoffnungsvoll lebendigen Grün verändert und im Jahreslauf nun erwachend werden allüberall im warmen dampfenden Moose bereits wieder saftig‘ Kinder gemacht, dass es eine zwiebelnde Lust, dem Treiben beizuwohnen.

sieben Jahre Texas#2

P1020511

(27.12.2006)

Mechtshausen/Vorharz

(11.01.2014)

mit der kirschkern nochmal dort gewesen, sachen ausräumen. sie fuhr mit dem zug von der tortursiedlung aus nach göttingen, wo ich sie am bahnhof abholte. den rest über die autobahn, A7 und dann die ausfahrt seesen, sodann nach bilderlahe, erstmal wie früher bei fritze willers „ferkelei“ ein leckeres schnitzel mit bohnen und kartoffelgratin futtern, die kirschkern einen blaubeerpfannekuchen. keiner kennt uns da mehr. jedenfalls mich, aber warum auch. die wenigen kilometer weiter, rechts die große auenwiese, wo einmal ein rabe mit einem jungen fuchs schabernack getrieben hatte, indem er ihn am boden sitzend zu sich lockte und kaum hatte der fuchs ihn erreicht, jener sich wieder ein stück in die luft erhob, um sich dreißig meter weiter abermals niederzulassen, woraufhin der fuchs sogleich umdrehte und wieder in seine, des raben, richtung rannte, wo jener sich dann wieder aufschwang, kurz bevor er, der fuchs, ihn schnappen konnte, um sich am vorherigen platz niederzulassen, ein lustiges hin und her war das, eine ganze weile lang, wobei dem raben sicherlich absicht und schalk zu unterstellen gewesen war.

(man kann das mit dem fuchs und dem raben sicherlich auch besser beschreiben).

es ist ein schönes haus, in dem ich aber nichts mehr verloren habe, zuviel wurde da begraben. ich glaube, der offenbar bevorstehende verkauf beschäftigt auch die kirschkern. auf ihre zurückhaltende art. ein weiteres stück kindheit geht. zuletzt noch kurz auf dem friedhof gewesen und opa H. einen fisherman’s-friend (zitron) zugesteckt, mit den augen zwinkernd, so wie immer. wilhelm busch am anderen ende der örtlichkeit aus der ferne gegrüßt und nach einer kalten nacht im pullover unter der bettdecke uns wieder auf die autobahn in richtung süden geworfen. leb‘ wohl, vorharz.

#

eine frage nebenbei ist ja, wieviel geld man für ordentliches klebeband ausgeben mag. /der hiesige bürgermeister ist nun zum „George Clooney der Grünen“ erkoren worden. ich glaube, er freut sich darüber. /und eine revolution, etwas revolutionäres, ein aufbegehren muss letztlich wohl immer noch auf der strasse stattfinden und analog ausgetragen werden und nicht lediglich über das massenhafte zeichnen unzähliger petitionen, so sinnvoll diese auch sein mögen, vom heimischen bürostuhl aus. in home-wear. so kommts mir jedenfalls vor.

lala

Eben am Kühlschrank gewesen. Aha, die alte Dame kann also wieder heimlich naschen. /„Durch den fleißijn Besuch dieser ungeheiztn Landkirchn im Winter, geh’n übrijns mehr Leiber verloren, als Seelen gerettet werdn.“* /im atelier klebt irgendein honig am boden. also auch an meinem barfuß. überhaupt keine ahnung, wie der da hinkommt.

abends bin ich mutig,
morgens bin ichs nicht.
abends bin ich König,
morgens bin ichs nicht.

richtig schön war ja letztes jahr schon auch das da. /Kabelbinder mochte ich noch nie. Sie sind ein Ausbund an kulturloser Plastikunverschämtheit, ein Symbol für den Verfall historischen Verpackungsvermögens, der Kunst einigermaßen moralaufrechter Fesselungsvorgaben (Cowboys/Indianer etc.) und durch ihre Beschleunigungsmöglichkeiten ggf. auch folgenreich bösartigster Vorgänge ein liderlicher Zeitzeuge der allgemein bevorzugten Sekundenersparnis sogar selbst innerhalb auch unfairster und dunkelster psychischer Schnellmachbarkeit. Kabelbinder sind Verneinung von Handwerk und ein Beispiel für die Perversion von Erkenntnis. /„Krisenherdprämie“ (für die Kopffüsslerin). /Irgendwann kam dann diese Maut und keiner hat sich mehr uffjeregt. Wie immer. Danke Horst. Auch ich werde nun die Preise erhöhen. Da wirst Du staunen! /ich meine immer noch zutiefst, man hat ein menschenrecht darauf, sich sogar über eine gewöhnliche zeitlänge hinaus keinerlei gedanken machen zu sollen übers geregelte eigenaltwerden. gibt es doch sowieso allzuviele, die bereits mit 37 planen, wie sie sich mit 75 minutiös zu wissen meinen. /(morgens bin ich Bettelmann.)

„Du, ich habe Durst wie ein Rettichsamen!“
(im Dialekt: “Du, i hau Duurscht wia an Reddichsôma!“)

(* Arno Schmidt, „Zettel’s Traum“, Suhrkamp Berlin 2010, S. 1101; merci J.F.)