früher gab’s 3 briefkästen im dorf, ausserdem sogar eine poststelle mit schalteröffnungszeiten und personal, heute nur noch einen briefkasten. früher gabs 2 metzgerläden im dorf, mit wursträdchen über die theke für die kinder, heute keinen mehr. und einen edeka und einen rewe, in steinwurfweite, früher, heute gerade mal noch eine bäckerei mit ein wenig zusätzlichem.
früher gabs zwei bankfilialen, heute immer noch, aber die eine hat seltsame öffnungszeiten. früher gabs kein internet im dorf, früher gabs ja sowieso gar kein internet. heute gibts internet, auch im dorf. früher gabs keine bankomaten, heute zwei. im dorf. früher gabs zigaretten beim bäcker an der theke, heute nicht mehr, schon lange. früher gabs 7 zigarettenautomaten im dorf, heute noch zwei. bis letzte woche noch drei. den beim italiener im sportheim und den in der schwäbischen küche im unterdorf nicht mitgezählt.
früher gabs noch einen bürgermeister im dorf, heute gibts einen ORTSvorsteher. früher hat im automaten am halben ende der strasse die packung camel 2 mark gekostet. und früher gabs noch einen feldschütz im dorf, den man ärgern konnte, wenn man über die wiesen lief, während diese hoch standen. früher konnte man vom waldrand aus noch die schwäbische alb sehen, heute ist das alles zugebaut. früher gabs auch keine pfarrerin im dorf, sondern einen pfarrer.
früher gabs nur eine bushaltestelle im dorf, heute zwei, die zweite im neubaugebiet, welches auch schon lange nicht mehr NEU ist. früher gabs eine dörflich genossenschaftliche molke im dorf, da ist man abends als kind hingeschickt worden mit märkchen, um die milchkanne füllen zu lassen. dann, später, wars ein automat irgendwann und spezialmünzen zum einwurf und keine molkefrau mehr, die die kanne füllte. früher hat man dann als kind angst gehabt bei heimweg mit der milchkanne, weil irgendwann die strassenlaternen aufhörten am RAND vom dorf. ich hab dann immer gepfiffen gegen die angst vor den bösen männern und frauen. und dann war die molke ganz weg und überall gab es tetrapack und strassenlaternen.
als aldisüd aufgemacht hat, nein, ach was, schon lange vorher. in der zeit, als es noch keine (früher) fruchtjoghurts im supermarkt gab. und wenn, dann naturjoghurt und im gläschen aus glas, haltbar drei tage, mehr nicht. als es früher überhaupt noch gar keine supermärkte gab sowieso.
früher gabs auch noch eine mülldeponie am ortsausgang, wo man im vorbeifahren die mülltüten reingeworfen hat. einfach so. früher gabs auch noch keine mülltrennung. früher gabs auch noch kühe und schweine im dorf. früher gabs auch noch schranken im wald, damit nicht jeder dackel da durchfährt. Heute fährt da jeder dackel durch. früher gabs noch einen förster im forsthaus im dorf, der hatte alle schlüssel zu allen schranken im wald.
dafür gabs früher keinen italiener im sportheim und keine flutlichtanlage, keine bankomaten und kein internet. Heute befinden sich auf dem alten försterhaus solarmodule. Die gabs früher auch nicht.
Telefonzellen gabs früher auch im dorf, heute keine mehr.
Früher durfte man noch ordentlich lindan in die holzschutzfarbe mischen, weshalb die verschalung vom haus am waldrand noch vollkommen in ordnung ist (bis auf die wetterseite). HEUTE (hingegen) fault jedes holzteil nach 6 jahren durch, dafür gibt’s heute auch wieder wanderfalken und schmetterlinge. Früher durfte man noch wespennester unter den dachpfannen mit einem wunderspray wegmachen. Oder sogar hornissennester.
Dafür gibt’s heute ein geburtshaus in der exkneipe gegenüber der kirche. Geburtshäuser gabs früher auch nicht. sowieso. geburtshäuser und käuzchen gibt’s heute wieder. Die käuzchen waren zwischenzeitlich verschwunden.
Früher gabs mich auch ohne internet, heute gäbs mich nicht mehr, gäbs kein internet. zumindest hier im dorf. Früher wurden die äpfel im herbst zu most verarbeitet, heute liegen die auf der strasse herum und man kann sie matschen mit den autoreifen im geschickten vorbeifahren. Oder, wie früher, sie wie eine kegelkugel in richtung der steil herabführenden strasse werfen, damit sie 150m weiter unten auf den bordstein klatschen und spatzen oder den alten bertold erschrecken. Früher wie heute: das macht den größten spass.
Früher gabs auch keine blausilbrig lackierten lederschuhe, dafür heute. Ich überlege käuflich. Als ersatz. für und als manifest gegen die bunten turnschuhe überall. Als launisches herbstgeschenk gegen alles weltlich zu erwerbende stellvertretend. Und dann würde ich deren mehrwertsteuer absetzen als berufskleidung Für die ewigen affen. Die braucht die gesellschaft heute. Auch wie früher. Ich bin ja gern einer von denen, aber das muss auch ORDENTLICH bezahlt werden. Früher hätt ich das nicht gekonnt, das absetzen. Nicht gewollt. Früher wäre ich nicht mal draufgekommen auf sowas.
früher gelatine, heute pixel und paste mit sinn.
Wenn man also jetzt (meine frühere zählung) 38 mal „früher“ zählt, dann kämen bei 2 euro pro hier verlautbartem „früher“ circa 76 euro+ in die FRÜHERKASSE. Wofür diese kasse verwendet werden wird, das ist noch nicht klar. Früher wär man dafür wahrscheinlich ordentlich irgendwie saufen gegangen.
Man müsste sich wahrscheinlich auch gedanken machen über eine „wahrscheinlich“-kasse, oder eine „irgendwie“-kasse. Oder eine „man“-kasse. Das hätte man früher wahrscheinlich irgendwie auch nicht SO gemacht. diese gedanken sich.