Keine!

Keine Maultaschen für Nazis!

(Abb.: …und erst recht keine Spätzle!)
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das blubbern des mobilen, wenn man’s auf leise schaltet und es gurrt, wenn eine nachricht. ein klang aus dem elektromagnetischen jenseits, vielleicht klingt so eine seele, wenn sie hallöchen sagt.

die versprochenen potenziert hundertfach weltweiten betrachtungen auf dieser offenbar für künstler so wichtigen plattform – und dann sind es wieder die alten freunde, die einen entdecken und wahrnehmen, was man da hineinstellt. das ist eigentlich viel schöner als das ganze wichtig-wichtig.

die bauern mit trecker in berlin und auf berufswegen blockierenderseits, diese unsäglichen riesenmaschinen, die mich ohnehin schon immer nerven, seit die führerhäuser (sic!) 7m über dem boden schweben. die macht, als einzelner jederzeit jeden und alle plattmachen zu können. dazu ein riesenspaß und schaulaufen von wer-hat-den-größten, mit dolbysurround in der beheizten und schallgedämpften hightec-kabine. so ein männerding eben. hingegen nichts gegen die alten porsche-schlepper oder die schönen McCormick-trecker. oder BULLDOG, wie man im schwäbischen sagt. ohne scheibe und der kalte winterwind fegt einem um die ohren bei 25kmh und 20.000 dezibel. auf dem bulldog saß man stets schweigend.

die mir völlig unbekannten bestreiter/innen im künftigen pavillon zu venedig in diesem oder welchem nochmal jahr? ach ja, das jetzige jahr im sommer (diesen sommer). man könnte da hinfahren.

die haken in der nase eines hitlerhöcke, die vorsichhergetragene lüge und sich stets gespielt zierende gefeilschtheit der selbstauskünftig queerlosen (pardon:) „möslesleckerin“ (so hörte ich’s jargonmäßig auf baustellen ausgerechnet vom anstreichergewerk, gruß also an malemeister chrupalla), gleichwohl gleichgeschlechtlichen frau weidel, wohnhaft schweiz. alles irgendwie untergangsorgiastisch, hässlich, zynisch gegenüber sprache und schamlos offen hässlich gegenüber allem menschlichen, mit gespaltener zunge. was offenbar bestens beim klientel ankommt, als wär’s ein riesenspiel mit runden würfeln.

/ach ja, und fehlstellen im anstrich bezeichnete man früher (früher?) als „JUD“. soll keiner abwinken, kein anstreicher. so klärte mich ein erfahrener kirchenmaler bereits 1985 auf. das muss man sich mal vorstellen.

trete nächtens aus atelier in garten, alles schön kalt, schneedecke und ungeliebte staudenwurzel, die es hoffentlich endlch verstanden hat, dass sie verschwinden soll. jedenfalls an diesem platz: ich habe darüber haufen von schwarzer restasche aus dem überbleibselbehälter der neuen pelletsheizung getürmt. möge die staude kapieren, dass sie da weg soll. ab und an kippe ich noch einen schnapsschluck salzsäure 37%ig darüber. anderswo darf sie gerne. es ist wirklich erstaunlich, wie fast restlos die neue heizung ihr futter verbrennt. man duscht gefühlt 50 mal und es bleibt ein kleines schwarzes häufchen, passend in’s aschenbecherchen eines verlassenen stundenhotels.

wirklich schön war heute eine großversammlung auf dem stuttgarter schloßplatz. das macht sichtbaren mut, auch mir. endlich einmal wieder. ich bin froh, dass wir heute dorthin gefahren sind, so wie ca. 20.000 andere aller coleur auch. wie einer der redner sehr treffend meinte und mahnte: die brücke dieser koalition muss tragbar genug sein, um auch unterschiedliche weltsichten im gemeinsamen ziel zu tragen. und nicht abermals an dogmatischer zerstrittenheit zu zerbrechen, bevor es zu spät ist, so wie es ja schon einmal zu spät war.

zum ersten mal seit längerer zeit trete ich also – heute voller generalzuversicht – nochmals aus in den garten, flitzekalt und schneeknirschend. schnuppere die schlafenden igel im gestrüpp, grüße die vorbeiflanierenden luchse und wölfe und die pennenden meisen, amseln und gimpel. tiere haben keine nazis. oben der mond, unten die toten, alles wie seit abertausend jahren. in der mitte spürbar ein WIR.

wurst ex voto

ex voto#1

(Abb.: „ex voto#1“, 4.1.2023, 70x100cm, Öl auf Karton)
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„EX VOTO: (…) das mit der schrift und den worten ist schon seltsam. ich denke, ich bin zwischen bild und text hängengeblieben, irgendwann vor langer zeit, als gott mich zunächst andachte und dann schuf und sich kurze zeit später aufgaben überlegte, die er mir wohl geben könnte. eine schleife ist das. eine dauerschleife. ist es denn nun das reine WORT oder das unbefleckte BILD? ich erinnere mich gut an meine innneren kämpfe, als ich mich entscheiden musste vor langer zeit, wofür ich mich denn nun bewerben solle, an der kunstakademie. wie ich damals glaubte, dazwischen, zwischen GRAFIK-DESIGN, wie man sowas damals nannte, und/oder freier kunst. nahm dann die FREIE kunst und bin froh, mich entschieden zu haben mit einem simplen trick: ich hatte heimlich wörter im gepäck von anfang an, für das freie. auch wenn der weg und die rezeptionsgeschichten dadurch nicht erleichtert wurden. wenn man irgendwann alt ist, das glück hat, überhaupt alt zu werden, dann denkt man ja oft „ach, ich bin jetzt eben ich!“. das tu auch ich. aber diese fragezeichen sind nie so restlos ganzgänzlich verschwunden. es ist eben so. ich schreibe etwas dazu ins BILD, wenigstens denke ich mir dies beim schaffen von bildlichkeiten, ob gelungen oder nur dreiviertel, das letztliche bildwerk im finito. und meist ist es erst DANN gelungen (für mich und meine seele), das bildnerische, WENN ich etwas dazuschreibe, malerisch oder collagierend oder fotografisch. obgleich mir zuvor oft jemand abratend zweifelt, bis heute (innere stimmen, höhere wesen etc.), nicht ohne mir später dann zu applaudieren, wenn ich deren einwände trotzig in den wind pfiff, zuallerletzt.

sodann zwinker ich immer dem lieben gott zu und denke ans erlös.

es ist wie mit der bekleidung. alles stimmt, aber die schuhe passen nicht dazu. die werden NIE passen. oder das oberteil. IMMER muss noch eine ecke vom relativ dabei sein. „Lass das doch, Schneck!“, aber das lassen gelingt mir nicht. brüche bilden ja realitäten ab und geben stets ausblicke.

solange irgendwo würste im raum hängen, geht es mir gut. es geht schließlich um die wurst.

ich bin ja nun an dieser frontiére zum WIRKLICH-alt werden. das ist, gelinde, zum (pardon) kotzen. das ist kein spaß mehr, eigenbildlich und vermutet rezeptiv. der moment ist erreicht, an dem man sowas nicht mehr gerne verrät, sollte nachgefragt werden. schon sechzig klingt einfach scheiße. und wenn die leute dann lesen oder hören, „hey, der ist ja schon zweiundsechzig!“. dazu weißhäutig, noch dazu mann und boomer. da muss man schon überlegen, was man WIE raushaut. wenn man sich doch gar nicht so anders fühlt, als noch vor kurzem wie mit 51, wobei aber selbst dieses oft totalsouverän und lustig vorgetragene bonmot sich irgendwann recht schnöde ausleiert. auch körperlich, worüber ich mich aber jeden morgen freue und demütigst dankbar bin. andere gehen dann zum psychiater, ich geh in den wald und schnitz ein herz in den baum, mit datum 62. aber lange schon keine namen mehr. oder vielleicht doch?

den rest fress ich in mich hinein.

oder haue es eben raus mit bildern, selbstgemacht. die frage ist, kapiert das überhaupt noch jemand. wer liest denn noch zwischen den, auch meinen, so verflixt geliebten zeilen.

na, wurst-ex-voto.

an sylvester haben wir zum schluss lange und bis tief in die neue nacht getanzt, alle anwesenden mit mannigfachsten persönlichen historienhintergründen, so unterschiedlich es kaum geht, in einem gasthof auf dem lande. mit einer schönen vintage booster-box von marshall. es war wunderschön! sämtliche beine flogen und verdrehten sich im takt, alles andere auch, die gutgefühle, die hormone, die gelenke, das ganze leben und so weiter. es war wirklich wunderschön. und frau mullah und ich mittenmang.

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40 jahre kunstmachen (das dachte ich dann in den vergangenen tagen rauhnachtsmäßig, unrasiert und mit schwarzen ölfarbenen händen), das muss man ja auch alles erstmal hinkriegen. mit kinder(N)* und scheidung, div. ehen, fernumzügen, dramen emotional und peripher, sexuellem dingsbumbs, verliebtheiten, sorgen ums kind, pflege der altvorderen bis zum tode, ebenda hanhnebüchene inkontinenzien, seelischen zuwendungen, ärztlichen prognosen und einwänden, umsatzsteuervoranmeldungen noch und noch und die gerüste rauf und runter an und in alten hütten oder kirchen oder sonst schützenswertem kulturgut. immer ja auch ein durchaus konzentriert empathischer dienst für kommende generationen. und dann noch eigene gefühle verwalten und auch mal ebenjene genießen.

und dann die galerien, galeristen, galeristinnen, kuratoren, oft allerlei höchstseltsame menschen allesamt, teils kriminell, die aufbauten und abbauten von ausstellungen. enttäuschungen ebenda über die jahre. genauso auch schönes und verbindungen, bande. diese zigtausende kilometer, die man fuhr und fährt, beladen mit bildern. oder restaurierungsmaterial, beleuchtungen und kalkfässern und kiloweise gebinde von irgendwas, stundenlang abgefüllt in eigens geschaffene behältnisse, zuvor penibel gemischt, das rezept notiert, die kalkbürsten im gepäck. hin und her, vorbereitet, erdacht. diese kalten orte. / oder im hochsommer, die heißen orte, angefüllt mit informationen und geschichten von gerüchen und menschen, die man nie kannte. weil sie lange tot sind und die man dennoch ehrvoll wertschätzt, wie sonst sollte das gehen. und daher dies gerne tut. / oder eben orte, die einen schaudern und von denen man so schnell wie möglich sich wieder entfernen will. nasse dachböden im winter. wo sich leute erhängten. oder vergewaltigten. all dies nur, um baugeschichten herauszutüfteln, durchs eigene kombinationshirn im JETZT, suchschnitte an den richtigen plätzen, um historie zu entdecken und diese niederzulegen.

und danach oder davor abends oder morgens im atelier bilder malen. immer wieder, immer noch, bis heute. dabei weitere ideen auf 1000 zetteln. dies, weil höhere wesen es einem offenbar zudachten. das ist schön!

(*einst dazu das kind oder DIE kinder zu beurlauben, als jene noch richtig klein und jung, schöne touren, bei geburt mit dabeigewesen, dann wickeln, herzen, schieben durchs neukölln der frühen 2000er, und dann paris, quasseln in den kinderwagen. später dann trösten, treppensteigen lernen, fahradfahren lernen, machen und tun und immer eine, bei allem, schöne welt vor augen, die man doch unbedingt so gerne zeigen und damit weitergeben möchte. weil sie es doch so ist, diese welt: schön!)

das alles ALSO tun und getan haben, schon seit jahren. und auch JETZT, wo alles brennt und alle nur noch zweifeln, wenn sie noch nicht gestorben sind irgendwo weltweit. frage mich oft, woher eigentlich diese energie noch kommen mag. aber dann steht sie lachend vor mir und ich umarme. keine ahnung, wen und warum. einfach nur umarmen, mit zuenen augen.

(#wurstexvoto)

ja, DAS muss man ja alles erstmal wuppen. dachte ich mir so, vorvorvorgestern, und klopfte mir altersweise und milde dazu auf meine altherrenschulter mit den schwarzölhänden und grinste mich dann selbst an, im derzeit ungeputzt fast blinden spiegel der atelierwasserstelle, zwischen ausführlich erzählenden siffspritzern vom zahnputz und öl und silikat. auch mal selbstanerkennend, mit kratzendem humor und süddeutsch melancholischer halbtristesse. /1001 falten hab ich im gesicht jetzt, jede steht für minimal EINE ganze geschichte. blöd oder gut, wurst. dabei war ich früher doch so ansehnlich, wenigstens glatt in gesicht und an schenkel und oberhüfte geschmeidig. auch ich war gewiss mal ein echtes schnittchen, wenigstens ganz früher. wie wir ja alle. (…)“

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Dorf

(Abb.: Dorf, Trost wie immer)