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packed

PACKED

„…und nun alles wieder abbauen, bereits vorgestern unruhig geschlafen ob der 5-monatigen erinnerungslücken, wie und wo denn alles genau verpackt gewesen war, himmel. es lief erstaunlich flink jedoch, heute am ersten tag des abbaus, nette kollegen sowieso, gutes neues jahr wünschen und alte gesichter der weit- und angereisten KURIERE und spezialabbau- und -aufbau-assistenten. „ich war gerade 5 wochen in saudiarabien, messe…“ sagt derjenige, der für jeff wall zuständig ist und „HALLO!“ derjenige und freundlich wienerisch, der seinerzeit den richard gerstl herbegleitet hatte. und nun wieder retour. auch die drei josephbeuysschen sind wohlbehalten in der kiste, etliches anderes prominentes auch, danach die großkisten für die fragilen zeitgenössisch/innen abermals aus dem depot geholt, fotos der verpackungen vom letzten herbst angesehen und alles sorgsam wieder eingeschlagen und verklebt und gelagert, zuletzt die zustandsprotokolle vom sehr netten freiberuflichen chefrestaurator in die kiste und dann mit der ebenfalls wunderbaren kunsthistorischen und kuratorischen leiterin der gesamtinstitution einen kaffee allezusammen getrunken und geschnackt im stehen im entrée. der ZOLL war auch heute da, ein erfahrener mittenddreißiger oder anfangvierziger, fit wie stein, mit rollendem R und eine interessierte rothaarige auszubildende. allesamt ungekannte gegenseitige berufsfelder, es war ein schöner tag und wenn eine kiste bereit für den ab- bzw. weitertransport ist, dann kommt immer ein gelber PACKED-klebebandabriß drauf. im gegensatz zum grünen EMPTY-tape. ende der woche treffen wohl dann wieder die oft kölnischen speditionsLKWs mit den erfahrenen bärenstarken bizepstätowierten fahrer-packern ein, welche meist nur müde über alle probleme lächeln, und jene holen ab und bringen die kisten mit den arbeiten für die kommende und nun von uns in den nächsten drei wochen aufzubauende ausstellung. /nochmal begeistert um die wunderschöne meret oppenheimerinsche kleinskulptur in materialcollage herumgelaufen bin ich heute, in der vitrine mit dem schwarzen samtersatzboden, die ich im oktober dafür vorbereiten durfte mit ausgetüftelter spezialsicherung gegen fragiles umkippen. wie gern hätte ich so ein DING in meiner eigenen sammlung, ich muss selber einmal wieder solches sinngemäßes auch plastisch in kisten setzen, es ist ja auch mein feld, nicht nur im diesseitigen irgendwie, für mich war jenes das schönste und liebevollste stück gewesen in dieser sehr beachtlichen ausstellung, die, wie ich heute erfuhr, annähernd zwanzigtausend besucher bis gestern zählte, ein großer erfolg. //und DRAUßEN jetzt schon vorsichtig allerseits frühling in faunaflora (…)!“

Spröde Zartheit

Haus ohne Gerüst
Strümpfe, the Supper ArtClub, Mannheim-Jungbusch
Bild ohne Brüste et. al.
coach
Hütte
verbrecher

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das haus macht fortschritte. die aussenverschalung ist jetzt angebracht, die leibungsbretter ebenfalls und auch vier schicke jalousien, die an james-bond-hotelzimmer erinnern. das gerüst ist abgebaut, endlich nach anderthalb jahren. nun geht es ans graben ins erdreich rund ums haus. angepeilt eigenleistung, vergleichbar strafkoloniearbeiten. dort muss bis in vierzig zentimeter tiefe noch gedämmt werden. habe heute angefangen mit spitzhacke und spaten und ich weiss nicht, ob ich das schaffe. trockene erde, steinhart. oder gut verdichtete flußkiesel. oder wurzeldurchzogene trockenmäuerchen, die wohl mein vater einst noch aufgebaut hatte.

schlaftrunkene maus kommt mir entgegen, wahrscheinlich voll mit hantaviren, hab sie wohl geweckt aus winterschlaf. eine größere, nicht so eine klitzekleine. schnell zeig ich ihr den weg ins nachbargrundstück. dort stehen meterhohe gewächse, die vor fünfzig jahren als schnellwachsende sichtschutzhecke gepflanzt worden waren. sie schatten mittlerweile die gesamte nordseite ordentlich ab, die alte fassade war moosbewachsen. das sollte die neue holzverschalung nicht alsbald auch werden. die pflanzen stehen 60cm von der grundstücksgrenze entfernt, bäume, mächtig mittlerweile. und ca. sechs meter hoch oder höher. die oberen äste strecken ihre finger über den zuweg zum hause nach der dachrinne aus. wir müssen mit den nachbarn reden, denen derer von-Kahlbutzens.

innen wurde vorgestern der letzte heizkörper angebracht. es sieht schlimm aus. weiteres erspare ich mir. auch im keller müssen nun noch die wände und decken zwischen unbeheizten und beheizten räumen gedämmt werden. alles wegen energetisch. eine firma ist beauftragt, wenn alles gut geht, beginnen noch in dieser woche die arbeiten. allerdings steht nun wieder mein atelier randvoll mit den innereien des abermals dafür ausgeräumten kellers. hoffentlich geht alles zügig, denn dann irgendwann wird wohl am ende aller tage alles fertig sein/haben.

(bis auf die terrasse.)

mit frau mullah auf der hütte gewesen, die man nur zu fuß erreichen kann. das ist zwar anstrengend, aber schön. kaum ist man da, fällt vieles der welt ab. sulziger und schmelzender schnee, zwölf grad. einen ganzen tag lang durch den regen gelaufen, ordentliche zweiundzwanzig kilometer. bis an den südlichsten punkt deutschlands. dort einen hervorragenden kakao getrunken. durch den regen zurück. es gibt immer noch leute, die auf den letzten quadratmetern vom beschneiungsschnee skifahren. es war ein schönes dirty-weekend.

bahram hat sich zwischen den jahren verlobt. seine verlobte lebt in kabul und darf keine sprachkurse mehr besuchen. ab und an mal kurz aus dem haus. sie spricht sehr gut englisch und ist eine sympathische junge moderne frau. mit humor. auch wir haben schon mit ihr videotelefoniert, und auch die kirschkern. „big-family“, das ist sehr schön. möge alles glücklich enden. johnnys antrag auf haftzeitverkürzung wurde abgelehnt. zum ende des april wird er wohl entlassen werden. wie es dann weitergeht, das steht in den sternen. ich wüsste nicht, was sich an seinen verhaltensmustern geändert haben sollte. aber wer weiß das schon.

eine sehr schöne eröffnung in mannheim war es gewesen, bei „Gute Gene, schlechte Gene“ in Mannheim, STRÜMPFE JUNGBUSCH. sehr verbindliche, engagierte und liebevoll wunderbare menschen dort. im hotel zwei nächte und bei der abfahrt in die tiefgarage mein autodach angekratzt. egal, es ist eh schon verhagelt seit 2021, seinerzeit totalschaden. nach der eröffnung noch hundert meter weiter trinken gewesen bis tief in die nacht. ein wenig getanzt im eröffnungsmantel. nicht getraut, den auszuziehen. am nächsten tag mit der kirschkern von heidelberg nach waldrand gefahren, in aller ruhe und tief gelöst und zufrieden nach vollbringung der – wie ich finde – gelungenen ausstellung. was soll ich auch sonst finden. hinten im laderaum im gepäck ein gemälde, das in einem mannheimer keller zwölf jahre lang stand. eingeschlagen in einen bettbezug. betitelt COACH von 2002 oder 2003:

“(vor zwanzig Jahren entstanden, nun – nach 12 Jahren – zurück im Atelier. Was man nicht alles mal gemacht hat. COACH – das erste einer damals neuen Serie. Schrift seither IMPACT, gerne auch kursiv. Gemalt im Atelier/Hochparterre in Berlin-Schöneberg on the Rote Insel in 2003 in Oil on MDF, 100x120cm. It’s a STRICH-ACHTer Mercedes Benz. Oh Lord! Die Kirschkern war grad drei Jahre alt, kaum zu glauben. Der Kinderladen war gegenüber, ebenso wie die Lieblingsbar, daneben ein sündhaftes Dominastudio. Das Babyphon konnte man zum Elterntrinken in die Bar mitnehmen. Malerisch würde ich heute sicher noch mehr in die mittlerweile gelockerten Alterswerktasten greifen. Dennoch, irgendetwas mag ich gerade ziemlich an diesem Werkstück, vielleicht die vorsichtige Zartheit einer locker geworfenen Spröde.)“

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annähernd schon wieder leicht viel alles, wenigstens etwas, gleichwohl dabei luftig in halbhöhe. hammer hängt hoch, spaten hängt tief. herz schlägt, saft läuft, tiefe furchen als falten vom lachen, altersmilde mischtöne, gelegt, runtergelaufen, geworfen, nachgeschmissen. vollgetankt, salat, brot, veganer käse und pastis im kühlschrank. kippen auch, täglich 1 handvoll kürbiskerne. job & seele gut, augen auf, reifendruck, bauch rein, kopf hoch leicht nach links. keine vorfälle mit bandscheiben, die knie gewachst, schuhe gewixt, schutzkappe ahoi, sackkarre prall, hunt vorhanden. sonnenbeschienene vorschläge für WÜRDE im kleinhirn – alte hände, stift gespitzt, füße hoch, hockerchen, bierchen und sonnenuntergang. so sollte es sein und so ist es. /geh jetzt heim zum gott.

/morgen abend erstmals beim treffen des dorf- und kulturvereins vom flecken. ja, sowas gibt es hier, das ist gut, schön und wesentlich wichtig. ich freue mich, derweil die welt immer voller von verbrechers. die riechen schlecht unter den achseln und aus dem maul, rochen sie schon immer.

Gute Gene, schlechte Gene!

Gute Gene, schlechte gene

Herzliche Einladung zur Ausstellung und deren Eröffnung:

GUTE GENE, SCHLECHTE GENE
Neue Arbeiten

9.2.2024 – 22.4.2024
Strümpfe – The Supper ArtClub
Jungbuschstrasse 3, 68159 Mannheim

Eröffnung: Freitag 9.2.2024 ab 19.00 Uhr sowie am Samstag, den 10.2.2024 ab 19.00 Uhr

geöffnet Do 17-20 Uhr / Fr 19-0.00 Uhr / Sa 17-20 Uhr
und nach Vereinbarung

WEB: www.struempfe-jungbusch.de
MAIL: info@struempfe-jungbusch.de
RUF: 0621-86251047 oder 0172-2549236

mehr >>> hier

Keine!

Keine Maultaschen für Nazis!

(Abb.: …und erst recht keine Spätzle!)
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das blubbern des mobilen, wenn man’s auf leise schaltet und es gurrt, wenn eine nachricht. ein klang aus dem elektromagnetischen jenseits, vielleicht klingt so eine seele, wenn sie hallöchen sagt.

die versprochenen potenziert hundertfach weltweiten betrachtungen auf dieser offenbar für künstler so wichtigen plattform – und dann sind es wieder die alten freunde, die einen entdecken und wahrnehmen, was man da hineinstellt. das ist eigentlich viel schöner als das ganze wichtig-wichtig.

die bauern mit trecker in berlin und auf berufswegen blockierenderseits, diese unsäglichen riesenmaschinen, die mich ohnehin schon immer nerven, seit die führerhäuser (sic!) 7m über dem boden schweben. die macht, als einzelner jederzeit jeden und alle plattmachen zu können. dazu ein riesenspaß und schaulaufen von wer-hat-den-größten, mit dolbysurround in der beheizten und schallgedämpften hightec-kabine. so ein männerding eben. hingegen nichts gegen die alten porsche-schlepper oder die schönen McCormick-trecker. oder BULLDOG, wie man im schwäbischen sagt. ohne scheibe und der kalte winterwind fegt einem um die ohren bei 25kmh und 20.000 dezibel. auf dem bulldog saß man stets schweigend.

die mir völlig unbekannten bestreiter/innen im künftigen pavillon zu venedig in diesem oder welchem nochmal jahr? ach ja, das jetzige jahr im sommer (diesen sommer). man könnte da hinfahren.

die haken in der nase eines hitlerhöcke, die vorsichhergetragene lüge und sich stets gespielt zierende gefeilschtheit der selbstauskünftig queerlosen (pardon:) „möslesleckerin“ (so hörte ich’s jargonmäßig auf baustellen ausgerechnet vom anstreichergewerk, gruß also an malemeister chrupalla), gleichwohl gleichgeschlechtlichen frau weidel, wohnhaft schweiz. alles irgendwie untergangsorgiastisch, hässlich, zynisch gegenüber sprache und schamlos offen hässlich gegenüber allem menschlichen, mit gespaltener zunge. was offenbar bestens beim klientel ankommt, als wär’s ein riesenspiel mit runden würfeln.

/ach ja, und fehlstellen im anstrich bezeichnete man früher (früher?) als „JUD“. soll keiner abwinken, kein anstreicher. so klärte mich ein erfahrener kirchenmaler bereits 1985 auf. das muss man sich mal vorstellen.

trete nächtens aus atelier in garten, alles schön kalt, schneedecke und ungeliebte staudenwurzel, die es hoffentlich endlch verstanden hat, dass sie verschwinden soll. jedenfalls an diesem platz: ich habe darüber haufen von schwarzer restasche aus dem überbleibselbehälter der neuen pelletsheizung getürmt. möge die staude kapieren, dass sie da weg soll. ab und an kippe ich noch einen schnapsschluck salzsäure 37%ig darüber. anderswo darf sie gerne. es ist wirklich erstaunlich, wie fast restlos die neue heizung ihr futter verbrennt. man duscht gefühlt 50 mal und es bleibt ein kleines schwarzes häufchen, passend in’s aschenbecherchen eines verlassenen stundenhotels.

wirklich schön war heute eine großversammlung auf dem stuttgarter schloßplatz. das macht sichtbaren mut, auch mir. endlich einmal wieder. ich bin froh, dass wir heute dorthin gefahren sind, so wie ca. 20.000 andere aller coleur auch. wie einer der redner sehr treffend meinte und mahnte: die brücke dieser koalition muss tragbar genug sein, um auch unterschiedliche weltsichten im gemeinsamen ziel zu tragen. und nicht abermals an dogmatischer zerstrittenheit zu zerbrechen, bevor es zu spät ist, so wie es ja schon einmal zu spät war.

zum ersten mal seit längerer zeit trete ich also – heute voller generalzuversicht – nochmals aus in den garten, flitzekalt und schneeknirschend. schnuppere die schlafenden igel im gestrüpp, grüße die vorbeiflanierenden luchse und wölfe und die pennenden meisen, amseln und gimpel. tiere haben keine nazis. oben der mond, unten die toten, alles wie seit abertausend jahren. in der mitte spürbar ein WIR.

wurst ex voto

ex voto#1

(Abb.: „ex voto#1“, 4.1.2023, 70x100cm, Öl auf Karton)
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„EX VOTO: (…) das mit der schrift und den worten ist schon seltsam. ich denke, ich bin zwischen bild und text hängengeblieben, irgendwann vor langer zeit, als gott mich zunächst andachte und dann schuf und sich kurze zeit später aufgaben überlegte, die er mir wohl geben könnte. eine schleife ist das. eine dauerschleife. ist es denn nun das reine WORT oder das unbefleckte BILD? ich erinnere mich gut an meine innneren kämpfe, als ich mich entscheiden musste vor langer zeit, wofür ich mich denn nun bewerben solle, an der kunstakademie. wie ich damals glaubte, dazwischen, zwischen GRAFIK-DESIGN, wie man sowas damals nannte, und/oder freier kunst. nahm dann die FREIE kunst und bin froh, mich entschieden zu haben mit einem simplen trick: ich hatte heimlich wörter im gepäck von anfang an, für das freie. auch wenn der weg und die rezeptionsgeschichten dadurch nicht erleichtert wurden. wenn man irgendwann alt ist, das glück hat, überhaupt alt zu werden, dann denkt man ja oft „ach, ich bin jetzt eben ich!“. das tu auch ich. aber diese fragezeichen sind nie so restlos ganzgänzlich verschwunden. es ist eben so. ich schreibe etwas dazu ins BILD, wenigstens denke ich mir dies beim schaffen von bildlichkeiten, ob gelungen oder nur dreiviertel, das letztliche bildwerk im finito. und meist ist es erst DANN gelungen (für mich und meine seele), das bildnerische, WENN ich etwas dazuschreibe, malerisch oder collagierend oder fotografisch. obgleich mir zuvor oft jemand abratend zweifelt, bis heute (innere stimmen, höhere wesen etc.), nicht ohne mir später dann zu applaudieren, wenn ich deren einwände trotzig in den wind pfiff, zuallerletzt.

sodann zwinker ich immer dem lieben gott zu und denke ans erlös.

es ist wie mit der bekleidung. alles stimmt, aber die schuhe passen nicht dazu. die werden NIE passen. oder das oberteil. IMMER muss noch eine ecke vom relativ dabei sein. „Lass das doch, Schneck!“, aber das lassen gelingt mir nicht. brüche bilden ja realitäten ab und geben stets ausblicke.

solange irgendwo würste im raum hängen, geht es mir gut. es geht schließlich um die wurst.

ich bin ja nun an dieser frontiére zum WIRKLICH-alt werden. das ist, gelinde, zum (pardon) kotzen. das ist kein spaß mehr, eigenbildlich und vermutet rezeptiv. der moment ist erreicht, an dem man sowas nicht mehr gerne verrät, sollte nachgefragt werden. schon sechzig klingt einfach scheiße. und wenn die leute dann lesen oder hören, „hey, der ist ja schon zweiundsechzig!“. dazu weißhäutig, noch dazu mann und boomer. da muss man schon überlegen, was man WIE raushaut. wenn man sich doch gar nicht so anders fühlt, als noch vor kurzem wie mit 51, wobei aber selbst dieses oft totalsouverän und lustig vorgetragene bonmot sich irgendwann recht schnöde ausleiert. auch körperlich, worüber ich mich aber jeden morgen freue und demütigst dankbar bin. andere gehen dann zum psychiater, ich geh in den wald und schnitz ein herz in den baum, mit datum 62. aber lange schon keine namen mehr. oder vielleicht doch?

den rest fress ich in mich hinein.

oder haue es eben raus mit bildern, selbstgemacht. die frage ist, kapiert das überhaupt noch jemand. wer liest denn noch zwischen den, auch meinen, so verflixt geliebten zeilen.

na, wurst-ex-voto.

an sylvester haben wir zum schluss lange und bis tief in die neue nacht getanzt, alle anwesenden mit mannigfachsten persönlichen historienhintergründen, so unterschiedlich es kaum geht, in einem gasthof auf dem lande. mit einer schönen vintage booster-box von marshall. es war wunderschön! sämtliche beine flogen und verdrehten sich im takt, alles andere auch, die gutgefühle, die hormone, die gelenke, das ganze leben und so weiter. es war wirklich wunderschön. und frau mullah und ich mittenmang.

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40 jahre kunstmachen (das dachte ich dann in den vergangenen tagen rauhnachtsmäßig, unrasiert und mit schwarzen ölfarbenen händen), das muss man ja auch alles erstmal hinkriegen. mit kinder(N)* und scheidung, div. ehen, fernumzügen, dramen emotional und peripher, sexuellem dingsbumbs, verliebtheiten, sorgen ums kind, pflege der altvorderen bis zum tode, ebenda hanhnebüchene inkontinenzien, seelischen zuwendungen, ärztlichen prognosen und einwänden, umsatzsteuervoranmeldungen noch und noch und die gerüste rauf und runter an und in alten hütten oder kirchen oder sonst schützenswertem kulturgut. immer ja auch ein durchaus konzentriert empathischer dienst für kommende generationen. und dann noch eigene gefühle verwalten und auch mal ebenjene genießen.

und dann die galerien, galeristen, galeristinnen, kuratoren, oft allerlei höchstseltsame menschen allesamt, teils kriminell, die aufbauten und abbauten von ausstellungen. enttäuschungen ebenda über die jahre. genauso auch schönes und verbindungen, bande. diese zigtausende kilometer, die man fuhr und fährt, beladen mit bildern. oder restaurierungsmaterial, beleuchtungen und kalkfässern und kiloweise gebinde von irgendwas, stundenlang abgefüllt in eigens geschaffene behältnisse, zuvor penibel gemischt, das rezept notiert, die kalkbürsten im gepäck. hin und her, vorbereitet, erdacht. diese kalten orte. / oder im hochsommer, die heißen orte, angefüllt mit informationen und geschichten von gerüchen und menschen, die man nie kannte. weil sie lange tot sind und die man dennoch ehrvoll wertschätzt, wie sonst sollte das gehen. und daher dies gerne tut. / oder eben orte, die einen schaudern und von denen man so schnell wie möglich sich wieder entfernen will. nasse dachböden im winter. wo sich leute erhängten. oder vergewaltigten. all dies nur, um baugeschichten herauszutüfteln, durchs eigene kombinationshirn im JETZT, suchschnitte an den richtigen plätzen, um historie zu entdecken und diese niederzulegen.

und danach oder davor abends oder morgens im atelier bilder malen. immer wieder, immer noch, bis heute. dabei weitere ideen auf 1000 zetteln. dies, weil höhere wesen es einem offenbar zudachten. das ist schön!

(*einst dazu das kind oder DIE kinder zu beurlauben, als jene noch richtig klein und jung, schöne touren, bei geburt mit dabeigewesen, dann wickeln, herzen, schieben durchs neukölln der frühen 2000er, und dann paris, quasseln in den kinderwagen. später dann trösten, treppensteigen lernen, fahradfahren lernen, machen und tun und immer eine, bei allem, schöne welt vor augen, die man doch unbedingt so gerne zeigen und damit weitergeben möchte. weil sie es doch so ist, diese welt: schön!)

das alles ALSO tun und getan haben, schon seit jahren. und auch JETZT, wo alles brennt und alle nur noch zweifeln, wenn sie noch nicht gestorben sind irgendwo weltweit. frage mich oft, woher eigentlich diese energie noch kommen mag. aber dann steht sie lachend vor mir und ich umarme. keine ahnung, wen und warum. einfach nur umarmen, mit zuenen augen.

(#wurstexvoto)

ja, DAS muss man ja alles erstmal wuppen. dachte ich mir so, vorvorvorgestern, und klopfte mir altersweise und milde dazu auf meine altherrenschulter mit den schwarzölhänden und grinste mich dann selbst an, im derzeit ungeputzt fast blinden spiegel der atelierwasserstelle, zwischen ausführlich erzählenden siffspritzern vom zahnputz und öl und silikat. auch mal selbstanerkennend, mit kratzendem humor und süddeutsch melancholischer halbtristesse. /1001 falten hab ich im gesicht jetzt, jede steht für minimal EINE ganze geschichte. blöd oder gut, wurst. dabei war ich früher doch so ansehnlich, wenigstens glatt in gesicht und an schenkel und oberhüfte geschmeidig. auch ich war gewiss mal ein echtes schnittchen, wenigstens ganz früher. wie wir ja alle. (…)“

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Dorf

(Abb.: Dorf, Trost wie immer)

jedes jahr ist eines

Blaue Mauer
Kneippsches Eistreten

#WIE in jedem jahr wünsche ich mir einen stillstand dieser zeit in diesen tagen. alles soll noch „vorher“ sein. und bleiben. ein paar minuten oder wochen wenigstens gefälligst länger. ich wünschte, diese zeit, jetzt vor weihnachten und jahresenden, endlos zu dehnen. ich verbiete mir den blick in den neuen kalender, der ja nur sagen würde, in noch nicht einmal zwei wochen geht alles so weiter, wie es gerade aufhörte. nur, daß es dann januar sein wird und kalt und nass und der sommer, oder vorher der frühling meinetwegen, mitsamt der vorfreuden, ist noch ziemlich fern. vielleicht ist es ja einfach auch nur ein bisschen erschöpfung meinerseits, das kann schon sein. vom jahr, von der baustelle daheim, von der brotarbeit in alten häusern und kirchen, teils weit weg tagelang vom zuhause, an manchmal düsteren orten in ebensolchen hotelzimmern. und von den kriegen überall, den phänomenen der wetter, davor diese pandemischen ungewissheiten. den bösewichten und verbrechern dieser welt und denjenigen, die ihnen offenbar mehr und mehr hinterherrennen, um sich machtgestrebe und unrecht zu unterwerfen, weil das vielleicht irgendwann leichter ist, als dagegenzuhalten. dem ganzen hass, der die welten umläuft, dem bruch von sicher geglaubten menschheitsvereinbarungen, alles einst errungenschaften aus kollektiver vernunft gegenüber großem vorangegangenen leid. alles, vieles mindestens, zunehmend perdu. es ist seit nun bald vier jahren ein dauerbombardement auf vorstellungen, absprachen, gerechtigkeiten, vielerlei leben, träume, hoffnungen und: seelen. vor augen verschwimmt mir vieles.

vor knapp einer woche beschrieb ich mein kleines wohliges subjektgefühlchen so: „17.12. /guten morgen, es ist der dritte advent, draußen ordentlich zapfig, sehr schön! im haus ist es warm, die neue heizung macht und tut, die fenster sind dreifach verglast, da geht nichts mehr raus. im garten noch tand der baustelle, das immer noch nicht abgebaute gerüst strukturiert den horizont, rechts einer der unzähligen strohsterne der alten dame, die zeder der nachbarn ggü. wird es nicht mehr allzulange machen (wassermangel), auch recht bzgl. freie sicht. die vögel wollen gefüttert sein, schon das bäumchen für weihnachten fürs grab besorgt, wenn die kirschkern da ist, wirds geschmückt. die terrasse immer noch halb aufgedeckt, kneippsches eistreten, das tut gut! noch drei tage brotarbeit, in diesem jahr wollen wir mal eine kleine weihnachtsfeier machen (gläschen wein auf baustelle!) und dann die sachen zusammenpacken und heimelig heimfahren. es ist, wie jedes jahr, eine wunderschöne zeit, finde ich. bei allem. vor allem stets der blick auf die schöne BLAUE MAUER am weiten horizont. /einen schönen 3. advent allerseits!“

es ist nunmehr schon alles gut und sowieso recht gesegnet. will nicht klagen, auch die ausblicke und pläne und frischlichkeiten, es tut sich immer was, immer noch, neues, und nicht zu knapp an vorfreude. jedes jahr ist eines, wenn es vergangen. jedoch das dagegenstemmen gegen den weltmist ist mir heuer gelinde etwas schwerer, als-wie-dass es schonmal war (süddeutsche sprachstellung). das kann ich zum teufel nicht leugnen.

umso mehr: Frohe Weihnachten!

btw. gestern

Andreas Rogler 1975

15.12. /Das ist mein älterer Bruder, der heute 67 Jahre alt geworden wäre. Gerstorben ist er im Juni vom Jahr 2006, das war eh ein Scheissjahr, mit 49. Ich fand das Bild von ihm, aufgenommen ca. 1975, da war er 18 Jahre alt, schon immer sehr cool! Er war ja auch supercool damals und ich finde, das sieht man auch. Der Schreck meiner Mutter und fast aller Anverwandten seinerzeit! Ein echter Bürgerschreck. Auch meiner Hamburg-Ostpreussen-Großmutter, die glaube ich auch anwesend war bei seinem damaligen Besuch. Ich habe ihn sehr bewundert. Die 1970er Jahre! Meine Rogler-Großmutter war gerade verstorben in einem kleinen Dorf auf der Schwäbischen Alb und ihre Möbel wurden verteilt. So kam es, dass für ein paar Tage lang dieser wunderbare Sessel am Waldrand stand, auf dem mein Bruder da gerade sitzt und grinst und frech eine Flasche Alte-Abtei vor ihm. Den Sessel hat er später sicher umgehend verkauft auf einem Bremer Flohmarkt. Und der waldrändische Boxerhund Andor mochte ihn auch sehr, er ist aber nicht auf dem Bild zu sehen. /Herzlichen Glückwunsch, Andreas, Bruderherz! <3

Heizer!

Boeser Bub
Bild ohne Brüßte
Schlechte Berge
inri
Heizer!
Opening

Abb.: „Böser Bub“, „Bild ohne Brüste“, „Schlechte Berge“, „INRI“, „Heizer!“ und „Opening“, alle jew. 70×100, Öl/Lackspray/Siccativ auf Karton, 2023. Wenn die ganze Welt rotzt, dann muss ich das auch mal tun, es muss eben raus, sowieso muss alles raus. Rotzen ja, aber bitte bloß keinen Zynismus, befehle ich den Pinselhirnen, stets noch ein klein wenig Ausblick bitte, meine Jugend war immerhin schön. Und so nenne ich die jetzige Serie einmal mehr „Gespielte Bilder“.

Totensonntag, neudeutsch EWIGKEITSSONNTAG, immer diese modischen Umbenennungen, warum nur. Die Toten sind halt tot, die Lebenden noch lebendig. No Problem. Und solange man lebendig ist, darf man Bilder malen. Nachts am besten, bei schöner winterlicher Musik. Und man darf sich mitfreuen, dass ein paar geiselgenommene Menschen gestern wieder heimgekehrt sind. Alles wie vor 2000 Jahren. Die Igel schlafen wahrscheinlich schon unter allerlei Häufchen von im Garten gelagerten wiederzuverwendenden Baumaterialien (nachhaltig!) mit gepolsterten Hohlräumen, die überwinternden Insektenlarven dürfen sich ungestört von Rechen und Bläsern an den Unterseiten vom gefallenen Laub auf dem einstigen Rasen in den Winterschlaf träumen. Die Kleinvögel futtern die Sonnenblumenkerne im selbstgebauten Vogelhäuschen: heute eine wunderschön rot-/roségefärbte Gimpelfamilie (einst „Dompfaff“ genannt, die habe ich hier lange nicht gesehen, die Dompfäffinnen) sowie Meisen und graue kleine fliegende Tiere, deren Namen ich nicht kenne, außer vielleicht „Spatz“.

Die alte Dame hat immer beseelt das Treiben beobachtet aus ihrem – zuletzt – Rollstuhl heraus und alle als „So schön, die PIEPERCHEN!“ bezeichnet. Aber die alte Dame ist ja tot, daher habe ich ein paar Knospheidepflanzen in einen schönen Topf gesetzt für ihr und meines Vaters Grab. Gleich nachher stell ich die dann dahin und ein ewiges Licht dazu, alles ist schon mit Fichtenzweigen winterlich abgedeckt. Die Erde dort senkt sich immer mehr, dieser einstige kleine Hügel. Es gilt für mich, sich nun Gedanken zu machen über einen Stein und die Friedhofsordnung. Ohnehin hieß es 2019, dass die Stätte im Jahr 2039 aufgelöst werden muss. Warum, das wurde mir seinerzeit nicht erläutert.

So viele „Heizer!“ gerade. Überall rote Linien, privat wie politisch, und ein generelles Motzen. Ein bissig hässliches Grundgemaule durch sämtliche Schichten hindurch, über alles, bei vollem Lohnausgleich selbstverständlich. Verunglimpfen, Schimpfen, Drohen und Abkehr. Keiner mag mehr, Hyperinformation und – natürlich – alles ANDERE ist schuld: Strafe muß her. Für hausgedacht Verantwortliche, denn irgendwer muss ja verantwortlich sein. Selbst einst intelligente Leute reden nun so und flüchten notfalls in krude tausende Jahre alte Theorien, wie ich erst gestern erfuhr. Man kann Angst bekommen.

01:30 Uhr: Draußen jetzt alles still. Käuzchen ruft weit weg vom Wald her. Ich habe jetzt auch eine Geisel genommen: Ein handliches erst wenige Monate altes Bildwerk aus meiner Feder. Ich habe es so versteckt, dass ich es selber nicht mehr finde. Auszutauschen mit MICH oder befreien von Anderen würde ich es gegen einen schönen üppigen Strauß roter und weißer Rosen ohne Düngemittel im Verhältnis eins zu drei, dazu ein Wellnesswochenende zu zweit in schöner verschneiter Voralpenlandschaft mit Sauna und viel Schlaf.