Möchte mir keinerlei Worte verbieten lassen, sie kontextlich zu erwähnen, geschweige sie abzubilden. Und künstlerisch und damit abstrahiert schon gleich gar nicht. Ich halte es auch für problematisch, allzuviele vergangene Denkmäler umzuwerfen. Oder allzuviele Straßen oder sonstige Orte umzubenennen. Das ging mir schon damals so, als in der Ex-DDR der große Straßenwind fegte. Für mich persönlich ein Informations- und Rechercheverlust. Ich finde es eher bereichernd und interessant, Verbrechern zu begegnen, immer wieder. Nur so lassen sich doch künftige Verbrecher verhindern, oder nicht?
Und außerdem möchte ich mich nicht bevormunden oder betüdeln lassen in meinen alltäglichen und schwerwiegenden Nachforschungen und Einordnungen, und damit meiner Ratio und meinem unbedingten und aufrecht selbstbestimmten Willen, die Welt zu kapieren. Im Glauben, nach wie vor, an’s Gute oder Schlechte, je nachdem. Auch wenns schwer fällt. Es muss schwer fallen, nur so kann’s leichter werden.
Vor allem die Vergangenheit. Geschichte ist eben passiert, da kann man sich auf den Kopf stellen. Der Becher Milch ist umgekippt. Oder der wurde umgekippt. Hitler war ein Mörder und Arschloch, und andere damalige und heutige sind es auch. Wie soll ich die erkennen, wenn sie mir vorenthalten werden. Ich habe gelernt, in diesen Momenten ganz besonders misstrauisch zu werden. Und umgehend dann trotzig.
Dieses Misstrauen gegen Wort- und Bilderverbote muss den Jungen („ah, ein Doppelwort!“, würde die Kirschkern jetzt anmerken) der Welt mitgegeben werden. Den grünen, den gelben, den schwarzen oder afghanischen und den weißen. Das funktioniert aber nur, wenn es keine Verbote oder allzu späte Tilgungen gibt. Nirgends. Oder nachträgliche Verunklärungen. Wieso denken manche, eine „Bismarckstrasse“ müsse nun umbenannt werden? Glaubten jene, ich sei blöd? Immerhin hat der doch die Sozialversicherung eingeführt, war’s nicht so? Oder war’s so nicht? /Und „Schwarzfahren“ und „Meine Damen und Herren“. Ein weiter Acker und vielerlei Hecken.
Das alles reizt mich dann, spätestens künstlerisch, umso mehr. Ich weiss, das ist ggf. nicht altersmilde. Das Wort „Neger“ als Bezeichnung für einen Menschen hat mir übrigens noch nie gefallen. Aber nun sah ich mich schon fast gezwungen, vor ein paar Abenden, jenes auch mal collagierend einzubinden, wenigstens irgendwie und vielleicht noch gepimpt für die jetztzeitige Rezeption – durch’s möglicherweise wärmende echte Lapislazuli unten rechts, in der steten Hoffnung, es möge vielleicht irgendetwas bläulich durchschimmernder werden. Oder an den Warzen der allseits geliebten Aufklärung zuzeln.
Oder eben dann halt nicht. Es sind diesbezüglich derzeit komische Zeiten, und v.a. so plötzlich. Was ist da los auf einmal, fast wie über Nacht.
Ja, ich weiss, es ist ein schmaler Grat. Schmal war der immer, deshalb geht man ja in die Berge. Dafür umso reizvoller in künstlerischem Anliegen. Eine Cessna (oder Piper?) hat für mich etwas sehr schönes und beschützendes. Ganz subjektiv. Ich saß vor langer Zeit mal in einer solchen, mit sechs Sitzen, im Osten von Afrika. Der Pilot war schwarz und ließ mich mit einem kleinen zugewandten Zeichen vorne neben sich im Cockpit sitzen, obwohl reiche Andere sich vor mich gedrängelt hatten und ich demzufolge als letzter eingestiegen war. Ich konnte damals noch nicht drängeln.