Foto 5

Foto 5

Es ist ja im Grunde eigentlich kein Ratespiel, auch wenn es vielleicht so aussehen mag erstmal. Die Abb. zeigt einen kaum 20 cm langen Ausbruch, einen „Mauerschaden“ bzw. besser, einen „Deckenschaden“ in einer ca. 400 Jahre alten Verputzung eines Fachwerkhauses, ungefähr 1cm stark, über historischer Lehmschlagisolierung der Deckenfelder mit mannigfachen Anstrich- und Fassungsresten, allerdings ohne aufwändige Malereien etc., damit also nichts Herausragendes, jedoch als profan historischer Rest gleichwohl durchaus schützenswert. Rechts zu sehen die schon angebrachte neue Wandverkleidung mit brandfesten Gipskartongewebeplatten, die von den Putzern noch neu verputzt werden müssen. Bevor nun auch die Decke neu kaschiert bzw. abgehängt wird, wurden diese alten Reste an den Rändern gegen das Herabfallen gesichert. Im Fall des abgebildeten Schadens dauerte dies mit Hinterspritzen/-füllen und Anpressen an den Lehmträger und der Randsicherung ca. eineinhalb liebevolle Stunden. Das ist/war also eine Erhaltungsperformance. / Das Foto gefiel mir besonders nach dem Umwandeln nach SW, da es die Qualität besitzt – so dachte ich – vollkommen unverständlich und banal zu sein, keine lästigen Fragen hervorzurufen und keinerlei Aussage zu beinhalten, zudem wird es nach rechts hin unscharf und ist somit auch fotografisch im Grunde eine größere Fehlbesetzung. Aber genau das hat mir eben gefallen, die kleine Suche nach der großen Abwesenheit von Sinn. Ein Bedeutungsstillstand, der nach Null zumindest strebt und damit in der Tat so gut wie alles beinhalten könnte, was ist, wenigstens den großen stillen Fluß im besten Fall. /sic ; )

mc

Runde Fleischpastenscheiben zwischen angeblich regionalen Salatfetzen bei nächtlich ländlichem Autohofschnellessen industriemischgebietseits mitsamt daneben ein hell erleuchtetes Sportstudio in moderner Leichtplatte, wo noch ein paar Hanseln ihre Arschbacken stählen und dessen Weisslicht lange Schatten von blattlosem Streuobst auf gerade mal so nicht überfrierende Nässe der Bankette recht frisch geteerter Zufahrten zu Fernstrassen wirft. Sowas zu zweit im kleinen französischen Schwarzen genau mein Ding.

so schnell kanns gehen.

kein schnee
schnee

(Abb.: 14.1./15.1.)

Die rein heimischen Wochen enden nun, einige neue Arbeiten liegen auf dem Atelierboden, der auch mal wieder staubgesaugt werden müsste, ich bin sehr zufrieden. Auch mit dem soundsovielten Weihnachten, welches immer das letzte ja sein kann, seit Jahren schon, die alte Dame glücklich über so viel Zuwendung und Aktivitäten, zweimal haben wir sie zu viert die steile Treppe zur Köchin hinaufgewuchtet, auf dass sie teilnehmen konnte, die Kirschkern stets dabei, einige Spaziergänge am Waldrand im Rollstuhl, Restaurantbesuche und dörfliche Aktivitäten. Und nun beginnt das Baustellenjahr. Bin sehr glücklich über den derzeitigen Dieselpreis. Bei mir wird sich das richtig schön im Geldbeutel bemerkbar machen, diese unendlichen Kilometer. Froh auch über den Schnee endlich. Möge der die Zecken raffen. Die Versteckburg, die ich morgen früh ab sechs Uhr anfahren werde, ist mittlerweile ordentlich ausgekühlt. Die Architekten kennen ja keine Jahreszeiten mehr. Früher gab es eine Winterpause.
(…)
Auf dem schönen tief verschneiten Berggasthof liegt nun ein Haufen Schnee, sagt die Internet-Kamera.
(…)
Und auch das Ausstellungsjahr, so wie es jetzt aussieht, wird ein gutes Ding. Im März, im April und im September und wer weiss, was noch dazukommt. Immer wieder dieser grandiose Gedanke „Du müsstest lediglich vier Zeichnungen im Monat verkaufen“, das klingt erstmal nach wenig, ist aber nicht so einfach, wie es klingt, dann würde ich nicht mehr die Taschen packen müssen, Woche um Woche, Jahrhundert um Jahrhundert. Und doch, mal abgesehen von den Temperaturen jetzt, freue ich mich auch ein bisschen. Auf diese Art von Arbeit in der weiten Fremde, auf die Orte, den Kollegen, die Stuccateure, die Bratwürste und vor allem das immerwährende Heimkehren.

1grad

so bei ein bis zwei grad kaltem regen fallen mir immer unsere steinzeitlichen vorfahren ein. wie sie schnatternd in irgendeiner nassen höhle sitzen den ganzen winter über und kleine flöten schnitzen und pferdchen aus den abgenagten knochen von säbelzahntigern aus langeweile und kaninchen jagen. und in pfützen gucken und sich dabei selber sehen und erschrecken. und hinten in der höhle frieren die säuglinge und alle naslang stirbt jemand an grippe und keiner weiss, warum. auch weiss noch niemand, warum im winter mit diesen kurzen tagen und langen nächten die laune der sippe gegen null strebt. beim ersten schnee dann aber sind gewiss auch schon damals die kinder den höhlenbuckel hinunter zum gefrorenen bach auf dem hosenboden gerutscht und die steinzeiteltern haben sich darüber gefreut und sind gelegentlich auch mal mitgerutscht. dann haben sie aus positiven impulsen, von denen sie gar nicht wussten, was das ist, ihre hände an die höhlenwände abgepaust mit kalter rostiger matscherde und überlegt, wozu ein rad gut sein könnte.

mutt

seit dem geburtstag des linken ist der rechte fuß etwas angeschwollen, typisch für mich solche sachen, eine greise psychokiste verbirgt sich dort mithin absolut ggf. sicherlich, wahrscheinlich eine alte verdeckte verletzung aus meiner glücklichen jugend, nichts tut zwar weh, aber gemäß dem doktor, einem hervorragenden diagnostiker, einem übrigens, der sich auch noch einfach mal die fingernägel seines gegenübers anschaut, ganz nebenbei, während er einen dann fragt mit fremden händen in den seinen, „wie’s denn so geht…“ – seiner meinung nach also wären meine füße der gesamttendenz nach etwas durchgelatscht, speziell ein zeigefinger arg belastet, na gut, was mich aber auch nicht stört, immerhin zwinkert er mir, der docteur, habe ich doch immer noch die schönsten fesseln, die ich mir vorstellen kann, schlank, sexy und schön zum zeichnen, nur eben der rechte fuss will mir gerade irgendetwas bedeuten, nur so ein bisschen, der will angeschwollen sein, mag sein ihm fehlt der schnee, vielleicht ist er aber auch nur sauer auf den linken. wer weiss, was die miteinander haben.

mich wunderts nicht, ich frage nicht. alle meine defekte waren immer rechts, alle vorbilder immer links.

oder nur erschöpft vom vergangenen jahr, der fuß. es ist nicht so ganz leicht, diese pflegesituation jetzt, detaillierte aufschriebe zu delikat und privat und sie verböten sich. es ist eben einfach nicht leicht und was muss das muss, aber niemand auch hatte je irgendwann einmal behauptet, dass dies capitel leicht würde werden wollen. ich halte mich an den mut, mut ist ja ein gemisch aus vertrauen, neugier, überzeugung und schnaps.