palermo

haben seinerzeit immer im nietzsche haus zu sils-maria gewohnt, noch bevor das so gehypt war wie heute. zwölf franken die nacht, „unterkunft für geistig und künstlerisch tätige“ (hrhr…). im untergeschoss alljährlich freies wohnen für eine meist hübsche skilehrerin, oben irgendwelche soziologen-profs aus dem ruhrpott mitsamt überschleimender jünger. mit denen mussten wir dann gegen abend notgedrungen kochen und schlaue gespräche führen. haben wir nicht mitgemacht und sie liebten uns deshalb umso mehr, weil sie unsere NORMALITAET so schätzten, feldversuch im wintercamp. je schlauer sie waren, desto doofer waren wir. mittlerweile geht von dort aus gerhard richter wandern und die preise haben sich verhaspelt. die letzte abfahrt von furtschellas immer direkt vors haus und dann erst mal mary-long rauchen. mary-long auch am piz nair auf der 007-strecke oder beim verschnaufen am gletscher morteratsch. und mary-long am piz corvatsch im sessellift neben vermutlich stefanie von monaco, vielleicht. mein bescheidener dunkelblauer lada-combi ohne dachreling in st. moritz im parkverbot fügte sich hervorragend in diesen kalten krieg, nicht minder obige musik, die ich nach jahrzehntelanger suche nun wiederfand, nachdem die originale music-cassette verloren, da mitsamt lada-combi bereits vor jahren nach der ukraine rückverkauft (incl. schneeketten).

bohren

bohren

also gut. man sollte nicht nach einem neunzehn-stunden-tag und drei bier und zwo wein noch nachts sexfotos posten und „lockerbie“ darüberschreiben, in der hoffnung, dass das künstlerische daran auch jeder kapiert. so ein blog ist ja eben doch kein atelier, jedenfalls fast nicht. die strafe war ein nie erlebtes kopfweh und übergeben (kotzen) am vormittag. ich bin ja eigentlich kein kotz-typ (hrhr…), das letzte mal liegt ungefähr ungelogene fünfundzwanzig jahre zurück, aber vielleicht wars ja auch mal wieder zeit für so was. / immerhin die tage nicht spannungsarm. mit dem kollegen auf wanderschaft im oberfränkischen, wo es galt, die baugeschichte eines wohn- und stallhauses zu klären, und obgleich das häuschen als nichts besonderes im neunzehnten errichtet, also für unsereinen ja quasi ein neubau, zauberten wir eine seltene bauinschrift hervor, im kuhstall vor hundertsiebzig jahren mit dem finger in den lehm der decke gedrückt, der die viecher warm halten sollte. mit dem kollegen bereitet derlei detektivarbeit eine menge an spaß und heimfahrend beschworen wir uns gegenseitig, dass selbst ein geknackter jackpot uns nicht von ebendieser oft vehement feinstaubenden arbeit abhalten könne. und man lernt ja nie aus, denn zwischen einem ‚türstock‘ oder einer ‚türzarge‘ befindet sich das ‚türfutter‘ und zum raum hin dann ggf. eine profilierte ‚türbekleidung‘, deren beschreibung denn auch für den ‚begleitenden‘ franken sprachlich probleme bereitete. ansonsten dort keine fundstücke, kein gold im keller (dafür einen brunnen), keine pornohefte unter der abgehängten decke, keine reste lebendig eingemauerter katzen, kein jüdisches ritualbad im schuppen und keine verbuddelten nazi-insignien unter bodenbrettern (auch keine handgranaten). / und dann der lieblingskirche in die innereien gekrochen. eine spiegelung ins innerste der romanischen turmfundamente, und das bereits um acht uhr morgens. so viel spannung erträgt kein mensch. und alles nur, weil in der westlichen krypta eine sauna herrscht, eine sauna, die den apostolischen pinseleien am kryptischen gewölbe seit jahren das überleben streitet. der heilige sebald war tot und sein letzter wille war es, dass dort eine kapelle errichtet werden solle, wo die ochsen am sargkarren stehen bleiben, blieben, geblieben. sie blieben und dort steht seither. die spezialstuccateure hatten horizontal vier meter tiefe löcher gebohrt, in welche sich eine kamera begeben sollte um dinge zu sehen, welche normalerseits niemals eines menschen zu angesicht werden können. hohlräume? vermauerte treppen? wasser? anwesend also die dombaumeisterin, der typ vom rohrreinigungsnotdienst („HALT DEIN ROHR SAUBER! familienbetrieb seit dreißig jahren!“), schneck und kollege. entspannend gleich zu beginn die trockene bemerkung des kollegen, das sei „hier ja wie bei einer darmspiegelung, haha!“. man möchte in der tat nicht wissen, wie viel an scheiße die spezialkamera tatsächlich schon gesehen hat, gestern jedenfalls muss es ein abwechslungsreicher tag für sie gewesen sein, von dem sie ihren spezialkamera-kolleginnen noch lange wird berichten können. eine bohrung also in den arsch der romanik, aber leider schon wieder keine hohlräume mit silbermünzen. zu sehen war nichts besonderes, wenn man davon absieht, das es aus meiner sicht etwas besonderes ist, einen vier meter tiefen einblick in eintausend jahre altes mauerwerk zu erhalten, einfach so. / hernach noch am weltgericht nachgereinigt. im november bei nebel ist außenarbeit immer etwas besonderes. man denkt beispielsweise an wärmendes kaminfeuer, an sex oder aber auch an lockerbie. der hauptverdächtige, der in schottland hinter gittern seine zeit verbringt, er hat jetzt krebs und soll den rest seiner haft vielleicht in lybien verbringen dürfen. ich habe diese nachricht nicht weiterverfolgt. mir ist dagegen cindy eingefallen, die ich flüchtig in einem einsamen haus an der ostküste der vereinigten staaten kennenlernte. ihr mann saß einst in jener maschine. wozu also noch sexfotos posten und „lockerbie“ darüberschreiben.

allgemein

wieviele verwitwete waldarbeiter und wie viele allgemeinärztinnen mit zungenpiercing es wohl gibt auf der weiten welt, das geht sich mir so durch den kopf beim rennen durch den leeren nebligen forst, eingedenk und habacht der wildsauüberfälle der letzten zeit sowie statistisch tollwütiger fuchsbisse. wünsche mir mehr solcher pferdebegegnungen mit traumfrauen darauf, bleibe dann ja immer stehen, damit die pferde nicht plötzlich durchgehen. immerhin warte ich wieder auf etwas, und seien es wilde schweine mit kettensägen.