pike

10.5.13-„seh ich durchs fenster, dass ein fahrschulauto durch den garten fährt, unverschämt und respektlos. gesellen sich mehrere andere autos dazu, plötzlich wildfremde menschen auf dem rasen, ich bin empört – frage erfolglos die zuständigen stellen, was das soll. die fahrlehrerin schippischt mich an, „ich solle mich nicht so haben“, immer mehr lebewesen, welche dort nicht hingehören, das hier ist meins, ich frage mich irgendwann logischerweise, ob das zombies sind, werde sehr zornig und bewege mich schließlich drohend auf ein blödes pärchen mit weissen gesichtern hin, die schauen ebenso böse zurück und fletschen, je näher ich mich nähere, ihre zähne und dann werfe ich mich mächtig auf sie und beisse meinerseits ungeahnt überraschend erfolgreich bestienhaft auf sie ein und selbst überrascht, wie ich das kann. und dann ist der maimittagsschlaf zu ende, traumdeutung ist überflüssig, mich erfreut mein angriff auf unverschämtheiten ungemein und überdeckt diverse ohnmachtsgefühle gegenüber dem rasenmäherkonzert in den nachbaranwesen links und rechts. ja, auch ich kann auch beissen. /und abends der beschluß, wieder mal plein-air zu zeichnen. nebenher. zurück zu von der pike auf.“

9.mai

Der Taubenvergrämer hat gute Arbeit geleistet und ein Netz gegen Tauben vor dem steinernen Relief an der Westseite angebracht. Eine Amsel hat sich nun auf dem Kopf der Heiligen Helena (um 1320) ein Nest gebaut und brütet in aller Ruhe, gut geschützt vor Tauben.

Im Nachbargebäude wurden Sondierungen mit Bohrhammern durchgeführt. Auf der spannenden Suche nach verborgenen Räumen und Kellern wurde ein kleiner uralter Latrinenraum aufgedeckt, welcher offenbar vor 50 Jahren endgültig zugemauert worden war. Dort befanden sich noch eine schöne Limonadenflasche, Knochenreste und eine sorgsam gefaltete Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 25.4.1962. Da war ich gerade 5 Monate alt.

Wir sprachen über eine Fortbildung zum Thema „Wie überbringe ich eine Todesnachricht“, veranstaltet von der hierörtlich organisierten Notfallseelsorge. Ich bewundere zutiefst diejenigen, die sich für diese Dienste mit Leib und Seele zur Verfügung stellen. Gerne würde auch ich irgendetwas solcherart Sinnvolles tun.

Gestern Befreiung und heute Vatertag. Wie schön! :)

schoko

taxi nach mai

(„taxi nach mai“, 2005, ca. 24x30cm, Öl/Lack auf MDF, ©VG Bild-Kunst Bonn)

Dabei bekomme ich immer so ein seltsames Heimweh, von dem ich gar nicht weiss, ob ich es überhaupt noch Heimweh nennen darf. Schließlich war ich in Schöneberg und nun in Neukölln. Und hier jetzt, am Waldrand, werden Gartentore ausgehängt oder es wird vorsichtig Sprühsahne auf die gepflegten Kfz appliziert. Ab und an Klopapier auf den wenigen Rechts-vor-Links-Kreuzungen. Es gibt ja nicht einmal eine Ampel im Dorf. Aber immerhin eine Kundgebung mit Bärlauchwurst, Bier und Gewerkschaft. Alte Arbeiterbauerntradition. Das gefällt mir, manchmal sogar sehr.

„wo deine füße stehn, ist der mittelpunkt der welt.“ eine große patchworkbehutsamkeit allerseits hat das fest der taufe und der unmittelbar folgenden konfirmierung zu einem schönen werden lassen. wenn auch anstrengend. und nasskalt in der tortursiedlung. hab ein nüsschen in meinem täschchen und alle sagen, ich soll das wegwerfen, aber ich tu das nicht, denn wenn ichs immer in der tasche habe, dann weiss ich, ich kanns ja > jederzeit zertreten und diese möglichkeit ist mir sv heiliger, als es wegzuwerfen. das teufelchen ist ein eichhörnchen. der kuchen war lecker.

Das Bild wurde 2007 verkauft an eine große Kanzlei in Querstrasse zu Unter den Linden. Und der Kirschkern ist ab sofort eine „Schoko“, eine Schon-Konfirmierte.

drummer, Schlitz

Tuebinger Amboß

(This was the Tuebinger Amboß.)

„kommando
UNISEX
drummer
Schlitz“

Kleiner Rückzug ins abstrakte Land. Es gibt ja bereits alle Bilder, immer wieder. Die Freude und stetig ungebrochene Waldlust an komplexen bildnerischen Verkomplizierungen als Abbild des Vorgefundenen. Und immer wieder alles kleinhauen. Auch das zuvor selbsteigen vorgelegte. Eine Essenz vom Sud, ein Realitätsfond, das Bild als Geisteslandschaft und Beweis des stetig wiederkehrenden Aufbruchs, wer Rock’n Roll sagt, liegt nicht falsch, das Klischee als Dreiviertelwahrheit, der Rest ist Vision oder besteht aus Vermutungen. Das Unabstrakte abstrakt zu sehen, als ein bisweilen armseeliges Häufchen von Information.

„God is in the House
der unerwartete Raum
Volumenvorschlag
GREEN EYES
archivgrenze“

na gut: Zimmer, Haus, Tür.

Professor Schiwago #2

Beim Rennen im tiefen Wald half ich einer jugendlichen Ringelnatter (sprach sie im Geiste mit „Mandy“ an) über den Weg. Damit sie nicht von den Horden wildgewordener Frühlingsforstler im Camouflage-Suzuki überfahren wird. An das Fahrverbot im Wald hält sich sowieso keiner mehr. Wenn ich Dorfpolizist wäre. /- Im Garten am frühen Abend ein Igel, er hatte noch einen alten Winterapfel gefunden und beäugte mich vorsichtig interessiert, als ich ihm einen guten Abend wünsche und ihn fragte „Na, wer bist Du denn, Du kleiner Igel?“ Aufs Einrollen verzichtete er. Die Tiere mögen mich eben. Draußen nun auch die üblichen Kröten, die einiges in Eile nachzuholen haben und jede Pfütze mit ihrem Laich zupampen. Jene an geschützten und ungeschützten Wänden den ganzen Winter über klebenden Schneckenhäuser bewegen sich plötzlich wieder. Oder sie kleben immer noch dort und sind: leer. So muss Auferstehung funktionieren. Wie jedes Jahr hoffe ich aber trotz meiner Liebe zur Schöpfung auf ein Aussterben der Zecken. Und Elsternverjagen macht auch wieder Spaß. Jeder und alles hat ja eben seine Funktion.

Beim Rennen daher noch ein paar weiterführende spirituelle Gedanken an das große Ganze. In dem ich mich wohl fühle. Oft jetzt allerdings die Angst beim längeren Betrachten der Facebookseiten, dass plötzlich irgendetwas aus dem Bildschirm herausspringen könnte und sich in mich verbeißt. Man könnte auch mal alles abschalten.

Das Lapislazuli verarbeitet sich hervorragend. Als Bindemittel Gummi Arabicum, in Damenstrumpf und Wasser aufgelöst. Das mit den Damenstrümpfen ist eine feine Sache, die dem Material gut tut und bäuchlings Ideen herbeistreichelt.

Die Post streikt heute hier, sagt die alte Dame. Ich möchte auch mal streiken. War dann doch am Briefkasten und siehe, da war Post. Also streikt die Post heute hier doch nicht. Und eine Überraschung, nämlich eine herzliche Briefsendung von Professor Schiwago aus Milwaukee in Wisconsin/USA. Dieser beiliegend auch jenes kleine Bild:

Professor Schiwago

(Schneck and Professor Schiwago in 1973)

Stammburgi

hohenzollern1

Vom Flecken Schlatt aus wanderten wir in Richtung Norden, gelaufen, ein einziger eisiger Wind blies, die Vögel sangen, wie als wenn’s Spring schon wäre, wie angezündet schreien sie und schwören den Frühling und die wenigstens ein wenig Wärme endlich herbei, diese jedoch bliebe noch dahin, versprachen der Fuchs mit Hase vergeblich. Über die Beurener Heide alsdann hinan dem Traufe über Schneefelder getrockneten Schnees entgegen, vergangenes Jahr durch Sturzbäche voller Schmelz, und oben zwie Radler auf ihrem Montaingne, welche die Wege der Läufer vom Herbstlaub aufrissen, hervor trat der Matsch des zollernschen Lehms wie ein geöffnet adliger Laib Brot auf dem Tische der Demokraten. Dort, wo einst Jura und Fauna und Kliff sich küssten, stolzierten wir hinab schließlich ins Tal retour, glücklich und vollendet, vorbei an Schnecken und Würmern vom Alter zerdrückt, gleichwohl erhalten im Trias der kleinlichen Lasten. Wie wohl wir einst aussehen mögen für künftige Wanderer in nachfolgenden Meeren entlang der großen Zeit, wenn sie nach Stunden der Bewegung beim Wulle reflekten?

Man sollte öfters solche Sonntage so verbringen. Es gibt ja keine Sonntage für unsereins. Und für manch andere Berufsbilder auch nicht. Einfach mal am Stück. Ohne Werkstätte, Büro und große Gedanken. Ohne dies ewige Produzieren von Luftperspektiven. Deshalb mag ich gerne in Landschaften herumlaufen, immer mehr. Eigentlich muss man ja nur laufen die ganze Zeit. Wenn man sich dann zur kleinen Ruhe neben den Wacholder legt, dann kann man Kinder machen und bis diese geboren sind, kann man Kunst machen und hausbauen und sobald jene geboren, kann man wieder aufstehen, das Haus verkaufen oder verschenken und dann weiterlaufen. Allein oder mit denen allen, als Grüppchen, als Sippe, als Schwarm. Sagt mein Arzt auch: Keine Sau weiß, wieso, aber alles deutet von allen Seiten darauf hin, dass wir einzig zum rumlaufen geschaffen sind.

Und natürlich fürs Gemüse. Ich bestieg neulich eine Ernährungspyramide, aß den Beilagensalat gerne zum – und nicht vor dem – Fleisch oder dem Fisch. Mit Spätzle, selten Knödeln, manchmal Kartoffeln oder sogar Kroketten. Ich mag also Gemüse, genau so, wie mein Genom es mir weist.

hohenzollern2

(das war schön.)