Archiv der Kategorie: Allgemein
weihnachtsfeier
der rest ist schon heim. ein schälchen meerrettich steht noch da. die kollegin ritzt mit den unlackierten fingernägeln jahreszahlen ins furnier, während ihr karl-heinz immer noch wild fuchtelnd die stadt erklärt. nach häusschen setze ich mich noch einen moment unten bei USCHI an die bar. heffeweizen und B5-aktuell. was machts? „gibst mer ´nen zehner“ rollt sie mir zärtlich einen, „dann is´ scho ok“. beim einschlafen reicht´s dann auch mir, mit dem weltgericht. werde künftig den honig und die phosphat-puffer weglassen.
splatter/liberace
renne an der stelle vorbei, wo ich vorgestern ausgerutscht bin. da liegen sie, die matschigen blätter über den kleinen splittsteinchen. die splittsteinchen rufen mir zu „he, wo sind unsere brüderchen und schwesterchen?“, ich puste ihnen zurück „…na was glaubt ihr? in meinen handballen stecken sie jetzt, ihr deppen!“.
„weltgericht“ heisst´s ab morgen. gespielter LIBERACE vom piano, aber der schorf wird´s schon rauswachsen.
schneck/bond
ich als CIA-leitoffizier.
genscher-bowie
tochter hat jetzt ihren zweiten großen ZICKEN-schub. ist wunderschön, wenn sie sich stark fühlen und immer mal wieder etwas entwicklungspsychologisches ausprobieren. man kann dann nachschauen, ob zu früh oder zu spät, oder leider noch nie oder schon zweimal, wo nur einmal empfohlen war. und kann dann gleich ein neues entwicklungspsychologisches buch schreiben. was habe ich darauf gewartet, dass sie (mit circa zwei) auch mal zum papa umschwenkt. stand im buch. aber nix papa mit zwei, nein: mama! (jetzt ist sie knapp sieben). ich habs darauf geschoben, dass ich eben immer da war. nix büro, und abends dann ein müdes gutenachtküsschen mein schatz. nein, immer da. und nix „unerreichbarer mann“.
da ich aber (reflektiert, vorsicht!) den „unerreichbaren mann“ für den grund allen übels in der welt halte, bin ich froh, dass es hier im haushalt so nicht ist. hab ich eben pech gehabt mit dem buch mit zwei, und das ding jetzt weggeworfen.
derzeit aber wird schwerste artillerie aufgefahren, gegen mama manchmal. stelle mich schützend vor mama und weiß doch gleichzeitig, ich habe einen entwicklungspsychologischen auftrag zu erfüllen. fühle mich wie ahmadinedschad oder müntefering. GENSCHER eben, außenamt, da ist tippel-tippel-diplomatie gefragt. ich habe ihr jetzt gezeigt, wie man „arschtritte“ sowohl gibt, als auch vereitelt. habe ihr auch gesagt, dass es für „arschtritt“ eigentlich kein anderes wort gibt, man daher auch mal „arsch“ sagen darf, auch wenn man das sonst (erstmal, bis zwölf) nicht sagen sollte, so außer haus wenigstens. also: bein schnappen, hochreissen, der andere fällt um, fertig. sie will das jetzt ohne ende üben mit mir, auch mit zahnbürste im mund morgens. ich schau die mama hilflos an, die frau: grinst. ich überlege, wie ich ihr den frühen BOWIE einmal nahe bringen könnte, dann mit zwölf. mit allen arschtritten und tricks. ich glaube, ich werde ihr dann erstmal sagen: „weißt du, schatz, meine jugend war auch scheisse!“.
kindchensystemfänger/kongo:
du bist nicht schöpfer. es war sowieso da. deine einzige entscheidung ist, ob du dabei bist, WÄHREND es sich entwickelt. das kindchen hat nur in soweit mit dir zu tun, als daß du derjenige bist, der seinem punkt ein verwirrtes system von möglichkeit gab. dabei ist es egal, welche möglichkeiten oder unmöglichkeiten das sind: das SYSTEM, es wächst so oder so.
auch die dinge, welche aus etwas ein kindchen machen, sind schon da. du gibst einen punkt vor, mehr ist es nicht. oder ein bild, welches du gesehen hast. dieses bild, oder der punkt, sie sind nicht deins: du hast sie nur gesehen. du gibst sie nur vor.
du bist also der FÄNGER. fangen kann man lernen, oder auch nicht. alles mögliche kann man lernen, oder auch nicht. der ganze rest geschieht von alleine.
nicht einmal das fieber, das du dir dann dabei holst, ist deines. du bist niemals schöpfer eines systems, du bist schon teil davon, wenn du es nur gedacht hast.
du staunst und wehrst dich, aber: du musst dich ergeben. alles, was du können musst, ist SEHEN. es ist warm, und es gibt alle bilder: du bist im kongo.
kongo:
nils waden verschwanden.
schicksal, spinne und friedrich
mit friedrich dem flieger mal wieder im blauen engel, wir glotzen ab und an dem schönen hintern (apfel) der roten boa hinterher. vor uns das zweite bier, im raum leiser SPD-jazz von cassette. wir sind gerade am generellen wegsülzen, da wird die tür aufgerissen und spinne (graphikdesign) kommt rein. sie bringt einen schwall kalter strassenluft mit und alle werden wieder wach. leuchtend setzt sie sich zu uns und verkündet forsch ihre botschaft: „titten auf´n tisch, jungs, heute wird mal wieder richtig diskutiert!“. und dann fröhlich in siegerposenpause, während sie ihren stoffmantel umständlich über den stuhl hängt: „…und zwar über DAS SCHICKSAL!“. „yep“ denk ich. warum denn gerade heute? aber gut, warum eigentlich nicht, und auch friedrich wird plötzlich wieder gerade und sagt: „ok, SPINNE, dann eben heute über das schicksal an sich!“. er muß es ja wissen, und nach einem langen wichtigen schluck hebt er an: „…spinne, ist nicht der ZUFALL das eigentliche schicksal des schicksals?“. ich bin erschrocken über friedrichs philosophische präsenz, und muß erst mal drüber nachdenken, was er da eben gesagt hat. meine mimik läuft sich warm, das denken könnte interessant werden. die boa serviert die nächste runde auf den tisch, ich sag ihr danke, und denke, er will sie, die spinne, warum auch immer, knacken heute abend und das wars jetzt erstmal. er aber legt aggressiv laut noch einen nach: „…ich möchte nicht in der haut des schicksals stecken, spinne! da wäre ich schon lieber der ZUFALL!“. solch ein satz verdient pause, alles andere wäre fahrlässig. spinne weiß das, dreht ihren kopf in gespielter langeweile in den riesenspiegel an der südwand des lokals und kneift die augen zusammen, während sie mit langem atem und lässigen brauen die schwarze GAULOISES auspustet. sie dreht sich dann langsam um und meint freundlich ruhig und mit gelangweiltem blick auf die boa: „…was für ein schicksal wohl der zufall haben mag…?“. dann ein tiefer blick zum flieger. die gäste am nebentisch fangen an zu schweigen und die kalte strassenluft ist mittlerweile warm gedieselt. friedrich rutscht in ein langsames grinsen: „…der zufall ist das einzige, was kein schicksal hat, genau das ist es ja…“, sagt er, lehnt sich triumphierend zurück und greift sich seine vorletzte NIL. chapeau, und aus solch einem satz könnten kinder entstehen, denk ich mir mal wieder. spinne schläft nicht, gibt seiner genüsslich abgeklopften NIL das feuer, und während sie ihm/uns ihre titten auf den tisch legt und ihre wunderschönen augen zusammenkneift, haucht sie akademisch: „…dann könnte man doch aber sagen, dass es das schicksal des zufalls ist, KEIN schicksal zu haben“. auch sie lehnt sich jetzt zurück, ihr mund steht leicht offen, ihre lippen glänzen vor lebensweisheit, und der flieger ist in der großen klemme. er flüchtet sich aufs klo, und dann, nach einer kleinen auszeit wieder am tisch, ins RELIGIÖSE (hatte ich erwartet!): „JEIN…“ meint er charmant, (und jetzt ganz schwiegersohn), „…die tür hinter dem zufall ist ZU!“. und mit päuschen: „…dahinter stehen lediglich unendliche weiten des kosmos oder der liebe GOTT.“. und nach langem warten dann: …“aber eigentlich haben sie schon auch recht….ZUFÄLLIG…“. das „zufällig“ muß er sich beim pinkeln so hingelegt haben, denke ich erschrocken. sein plötzliches „sie“ hat etwas VERLETZTES. etwas von berlin-blockade oder blauem gläsernem scheissengel. die spinne bemerkt das natürlich sogleich, und schiebt, siegesgewiss, noch ein recht gnädiges „….da ich IMMER recht habe, kann das nicht zufällig sein…“ hinterher. sie ist jetzt voller LIEBE und ihr mantel ist groß und kneipenwarm. der flieger hingegen hat sich nun fast final zurückgezogen. konzentriert sich stur auf sein bier, denkt an das, was er überhaupt noch hat und fragt sich, was das mit dem „schicksal“ denn eigentlich alles sollte. die spinne ist eben alleinerziehend, das könnte der grund sein, lese ich seine gedanken. er wirft seinen blick zu ihr hin, und sagt noch „…das ist eben…“ (und dann mit einem doppelpunkt): „…IHR schicksal!“. und quittiert dies mit einem gelöstem ausatmen und einer kleinen soistdasleben-geste, wendet seinen blick über mich auf den ARSCH der boa und gähnt leicht und verstehbar. wir kennen ihn, er ist jetzt am weiterreiten. die boa bemerkts, sieht ihre chancen und wackelt ein bisschen obenrum zu unserem tisch hin. aber spinne kennt den arsch der boa und greift, mit höchstem risiko, noch einmal an: „…TJA, kann man nichts machen!…“ sagt sie, und schiebt dem flieger ihr knie zwischen die beine. ENDLICH hat sie ihn erlöst, denk ich. und während die beiden dann so richtig losturteln, geh ich diskret rüber an die bar, wo die BOA (dipl.psych.) jetzt sitzt, und denen, die überhaupt noch da sind, ihr neues liebesgedicht erklärt. ich mag sie, und es ist dann doch mal wieder ein schöner abend…
(gewidmet C.Araxe nach einem schönen Dialog auf ihrem Blog www.mmm.twoday.net am 16.11.2006)
meine frau malt auch!
sie alle verdienen: der papierhersteller, der pinselhersteller. der farbenhersteller, der baumarkt mit seinen schrauben und dem zuschnitt. oder die druckerpapierhersteller und die patronenfüller. oder der bürobedarf, das porto und die maschinensonderanschaffungen. die rahmen, die fotographen, die transporteure und die tankstellen mit ihrem diesel für auf- und abbau. die steuerberater, die kurateure (kuratoren), die messefuzzis und dein vermieter. die deutsche bahn, der leinwandweber, der leinwandbereitsteller, die graphiker, der druckereidrucker. die telefonie, der rechner, derjenige, der den rechner warten könnte. der oder die, der/die den text geschrieben hat zum katalog, oder der, der dann rezensiert.
sie alle verdienen. und sie alle wollen MEINEN guten willen.
es schmeichelt mir, daß sie meine arbeit, gerade auch in zeiten knapper kassen, für einen unverzichtbaren beitrag halten zur erhaltung und steten fortentwicklung unserer multiplen gesellschaft. wir sind doch ein buntes völkchen.
ich freue mich, dass sie sich immer wieder rechtzeitig, in der weichen jahreszeit, bei mir melden, die guten zwecke. mit der bitte, ich solle doch ein werk spenden.
sie melden sich bei MIR.
und nicht etwa bei den anderen: dem papierhersteller, dem pinselhersteller. dem farbenhersteller, dem baumarkt mit seinen schrauben und zuschnitt. oder dem druckerpapierhersteller und dem patronenfüller. oder beim bürobedarf, dem porto und den maschinensonderanschaffungen. den rahmen, den fotographen, den transporteuren und den tankstellen mit ihrem diesel für auf- und abbau. dem steuerberater, den kurateuren (kuratoren), den messefuzzis und deinem vermieter. der deutschen bahn, dem leinwandweber, dem leinwandbereitsteller, dem graphiker, dem druckereidrucker. bei der telefonie, dem rechner, demjenigen, der den rechner warten könnte. dem oder der, der/die den text geschrieben hat zum katalog, oder dem, der dann rezensiert.
sie melden sich auch nicht bei den doppelnamigen architektengattinnen, die AUCH MALEN und ihre lappen dann dem büro des mannes zu gottlosen preisen vertickern. und natürlich zur rechten zeit wissen, wie sie sich ein absolutiertes schnäppchen bei der sos-kinderdorfschen kunstversteigerung sichern können. für sechstausend euro, zum beispiel.
das alles aber ist ein fairer deal, sagt raschke.
weil allein ICH den JACKPOT knacken könnte! und nicht sie.
recht hat er. ich wollte mir das alles einfach nur mal wieder selber vor meine augen reiben. und eines gewiss mit nachdruck tun: mich verneigen vor den fuß- und mundmalenden!
gürkchen
TRAUM, nach einem halben tiefschlaf beim mittagsschlaf: es gibt irgendwo, in ländlicher umgebung (harz?, schwäbische alb?), eine tiefen-bohrung. wir, ich bin nicht alleine, stehen alle, freundlich gestimmt, vor einem loch, etwa in der größe (oder des durchmessers) eines tesa-paketklebebandes. und es geht nun in diesem loch dreitausend meter geradezu in die erde. ich habe eingeladen, und es ist mir sehr wichtig, dorthinein ein gürkchen (eines aus den 1a-gläsern, also ein leckeres ganz kleines, eingelegt in essig) hineinzuwerfen. ich darf das vornehmen. wir alle schweigen gespannt. ich werfe, und wir hören nach endlos langer zeit ein leises: „plitsch“. wir alle wissen jetzt, daß dort, in dreitausend metern tiefe, soeben ein kleines CORNICHON angelangt ist.