die al-safadis

die von nummer zehn böllern vor meinem atelier. sie, die mama, die auf ihrem corsa „ich bin blond, ich darf das“ stehen hat, hat heute ein lustiges hütchen auf. ihr grosser fetter sohn und ihr grosser fetter mann torkeln auf der strasse zwischen den aufgestellten raketenflaschen. die omma, die das hündchen immer seelenruhig vor meine tür kacken lässt, haben sie oben gelassen. gegenüber lehnt oliver von der jansenbar und winkt. vorm hauseingang stehen die integrierten libanesen. wie jedes jahr haben sie pistolen bei sich und ballern mit ernster miene, den kopf weggedreht, immer wieder unvermittelt salven in die luft. die vom ersten stock müssen aufpassen. alles vernebelt. ich also mütze auf, jacke übern kopf und doch noch rüber richtung lokal. jetzt stehen wir drüben. durch die schwaden seh ich die nummer neun. stelle mir vor, am eingang hängt eine messingtafel: „hier wohnte von 2000 bis…schneck“. ich depp. der freundliche laptop-langzeitarbeitslose gesellt sich zu uns. tags sitzt er immer im stadtteilprojekt-cafe und forscht irgendwas, abends mineralwasser und pfeife in der jansenbar. er ist eigentlich zu jung für pfeife. und klaus, der mal eine schlimme meningitis hatte, kommt jetzt auch gerade an. „na, dies jahr ists irgendwie mehr als sonst…? ich persönlich hab ja nichts gegen feiern…“. komm, wir gehen rein. drinnen wenig los, die liebe frau vom chef legt fröhlich auf. prösterchen und prösterchen. stefan hinterm tresen erzählt, dass sie schon ein jahr lang patchwork machen. ist besser so, das kind kriegts dann ja gar nicht anders mit. papa ist papa und mama ist mama. prösterchen. der doofe christian, cameramann (auch nummer zehn), kommt mit frau und gästen rein. das heisst, ich weiss eigentlich gar nicht, ob er wirklich doof ist. er tut nur so wenig dagegen, gegen den verdacht. hat einen blitzeblanken blauen landroover, der immer so beladen ist, dass man denkt, morgen kommt der russe oder noch heute geht’s ab in die sahara zum windsurfen. immerhin, die tochter kann einrad fahren. prösterchen. „die ballern vor deinem atelier, weil die haben angst vor den FLEURYS! wegen dem dreck morgen“. die fleurys sind heiner und jean-jaques, die hauswarts von der zehn. ich weiss, dass die ärger mit den camera-christians haben. weil die ihren sahara-tank immer mit HAUSwasser füllen. seit jahren. also doch: petze! die hauswarts sind nämlich ganz nett. die bewahren die kultur im nachbarhaus: zum beispiel weihnachtssingen im hof. es wird alles ganz realistisch im neuen jahr, nehm ich mir vor. susanna wirft „i will survive“ in den gastraum, das spendierte bierchen ist vorbei, und ich wieder rüber richtung neun. dort an der frisch renovierten tür noch frohes neues jahr zu den libanesen. die handeln mit autos. jetzt lächeln sie.

30 Gedanken zu „die al-safadis“

  1. die lächeln, weil sie SUPER würstchen haben, mit nelken und zimt gewürzt, auf holzkohle zu grillen. klingt nicht gut, schmeckt aber fantastisch. beim libanesen lächle ich auch immer.

  2. REPLY:
    ich lache nicht, denn ich kenne diese würstchen nicht.
    aber ich kenne würstchen, die gebrauchtwagen von hier nach irannirrakk verschiffen, um sie dort an suizidattentäter zu versetzen. eine art der besonderen entsorgung. TÜV egal, die lichtmaschine muß da nicht mehr wirklich funktionieren und der anlasser auch nur noch einmal. eigentlich sinnvoll. allein es stört mich, daß der alte wagen genug öl/benzin von ebendort vorfinanziert hat. da müsste man noch einmal genau nachrechnen…beim zimtwürstchen, welches ich demnächst unbedingt probieren muß! ferner: was sind grillwalker?

  3. REPLY:
    bist du nie im fernen osten in den szenebezirken der hauptstadt unterwegs? in mitte und im f’hain stehen die doch an jeder ecke. diese würstchengriller mit bauchladen und den sensationellen 1-euro-bratwürsten, an denen ich nie vorbeigehen kann immer mit gerümpfter nase entlangrenne.

  4. ich weiß nicht, aber ich glaube, als ich geboren wurde war ich schon vierzig. ich werde diesjahr vierzig, aber es fühlt sich an, als sei ich nie 18 oder 27 oder 33 gewesen.
    ich war immer schon vierzig, und niemand hat mir gesagt, dass das irgendwie doch eher scheiße wär.

  5. REPLY:
    oh liebe frau laska. bin ja gerne kein versteher, aber das spricht mir aus dem honig. es gibt eine prägephase, und diese gibt nie auf. sie sind im goldenen alter! geniessen sie es! und die weiber unter vierzig…? über was sollte ich mich mit denen noch unterhalten, danach?

  6. REPLY:
    ich würde jetzt im hinblick auf elsa sagen „göttliche komödie“, wenn ich nicht seit einigen stunden wüsste, dass der protagonist auf dante nicht so gut zu sprechen ist (SCNR).

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