witzrasur

sonntagmorgen. der bus gähnt, dann fährt er los. ein rentner lässt sich dreihundert meter weit mitnehmen, zusammen mit seinem hündchen. die wären besser gelaufen. ich habe die hände in den oberen taschen, und schau´ mir die stadt an, so wie selten. „das war´s dann wohl…“ sagt friedrich (der flieger), aber die boa drückt ihm ihre warme hand zwischen die schulterblätter.

prägephase

die tochter im wagen: „ich hab jetzt einen guten trick, wie man beim ‚jungsfangenmädchenspiel’ die jungs fangen kann“. grinst mir das derzeitige grau aus den fragenden rückspiegelaugen. „ich tu` so, als würde ich meinen reißverschluß nicht zukriegen. dann kommt linus-friedemann, und will mir helfen. und dann kann ich ihn SCHNAPPEN!“. meine roller wollen darüber wieder fix grau werden, aber dann gelingt es ihnen doch eigentlich nicht ganz und gar nicht.

biscaya/haudegen

„…es stand einst am golf von biscaya, conchita aus bella montore, die liebte den don alvarez. sie riss sich die kleider vom leibe, und lief splitternackt in sein haus. die schnur reichte nicht bis ins meer… (karamba, karamba!) …sie kam als frau alvarez ´raus. der mond sprach zur sonne, „ich lieb´ dich“, „sag´ sonne, liebst du mich denn auch?“. „wenn ja, komm´ ich zu dir, und küß´ dich“, so ist´s bei verliebten der brauch. die sonne jedoch hatte angst vor ihm, sie lief ihm davon, und es ärgert ihn; so läuft er schon `zig tausend jahre, der sonne im dauerlauf nach. seit der zeit, seit der zeit: gibt´s bei uns die nacht und den tag.“

das hätte seinem grossvater gefallen, auf dem kreuzer nürnberg, als die SCHOTTEN krachten!

dowe bilder

„el paso“, „gesamtplanung“, „das bisschen anstand“, „o.k. computer“, „gruenkohl“, „schweizer baby beobachtet elefant“, „first orgasm“, „rohlinge“, „next song“, „nehmt rücksicht!“, „sex changes“, „warten“, „dogma“, „ich bin eben so“, „povera“, „gut verdientes geld“, „idioten“, „romy avec RAF“, „krk“, „von oben“, „pas problemes“, „dirty business“, „christinecousine“, „zurueck“, „vive saddam“, „I am ok“, „tonite!“, „hitlers freundin hat AIDS“, „fin de partie“, „ich bin schuld“, „von hinten“, „empfangen ist werbung“ und „margot“. das wären heute abend so die klingenden bildtitel.

MEINE prommis!

mit der exfreundin vom leadguitarristen von „the clash“ in rom in einer disco getanzt. die patentante war die echte tante von marianne strauss. wollte mich mal mit strauss-tochter verkuppeln. gilbert und george haben mir die hand gedrückt und mir alles gute für die zukunft gewünscht. die reste vom heiligen sebald gesehen. kollege hat als statist in einem vilsmaier mitgespielt. in einer pariser wohnung von agnes b. die letzte etappe der tour de france beobachtet. ein ex meiner frau kennt den joschka fischer gut, von damals noch. ein superfreund wohnt paar häuser weiter von olli kahn. mimmo rotella hat mir einen katalog „für schneck“ gewidmet. mit christoph peters zigarillos geraucht. die frau hat mal mit der tochter von ulrike meinhof in hamburg kaffee getrunken. den heiligen andreas von veit stoß abgestaubt. freunde kennen den bruder von til schweiger. frank zappa gehört in der ersten reihe. bei nina hagen („ihr lakenwichser!“) die notausgänge und den back-stage bewacht. kenne die ex von dem, der die neuen postleitzahlen eingeführt hat. und in marmaris von dem, der die cola in die türkei gebracht hat, privat bekocht worden. mit michel majerus zusammen studiert. patenkind der frau spielt in der „jüngsten punkband der republik“. ich kenn zwei, die mal bei daniel liebeskind gearbeitet haben. oft am grab von wilhelm busch. paul auster in brooklyn nach dem weg gefragt. wohne 50 meter luftlinie vom geburtshaus von marlene dietrich, und 200 luftlinie von da, wo vor drei jahren der gekaperte bus gestürmt wurde. henk visch zwei arbeiten verkauft. mutter einer freundin war mal chefsekretärin von lebkuchen schmidt. mit bernhard johannes blume eine arbeit getauscht. annie sprinkle in den gebärmutterhals geschaut. und das beste: urahn hat erstmals in deutschland die kartoffel feldmäßig angebaut. das war 1638.

requiem

wieso ist es immer wieder ein helles blau und dazu ein helles cadmiumorange? es ist wie tennis spielen. und dem einen ist ein arm angebunden. aber es ist ja nur ein freundschaftsspiel: der sieger muß in den keller.

die al-safadis

die von nummer zehn böllern vor meinem atelier. sie, die mama, die auf ihrem corsa „ich bin blond, ich darf das“ stehen hat, hat heute ein lustiges hütchen auf. ihr grosser fetter sohn und ihr grosser fetter mann torkeln auf der strasse zwischen den aufgestellten raketenflaschen. die omma, die das hündchen immer seelenruhig vor meine tür kacken lässt, haben sie oben gelassen. gegenüber lehnt oliver von der jansenbar und winkt. vorm hauseingang stehen die integrierten libanesen. wie jedes jahr haben sie pistolen bei sich und ballern mit ernster miene, den kopf weggedreht, immer wieder unvermittelt salven in die luft. die vom ersten stock müssen aufpassen. alles vernebelt. ich also mütze auf, jacke übern kopf und doch noch rüber richtung lokal. jetzt stehen wir drüben. durch die schwaden seh ich die nummer neun. stelle mir vor, am eingang hängt eine messingtafel: „hier wohnte von 2000 bis…schneck“. ich depp. der freundliche laptop-langzeitarbeitslose gesellt sich zu uns. tags sitzt er immer im stadtteilprojekt-cafe und forscht irgendwas, abends mineralwasser und pfeife in der jansenbar. er ist eigentlich zu jung für pfeife. und klaus, der mal eine schlimme meningitis hatte, kommt jetzt auch gerade an. „na, dies jahr ists irgendwie mehr als sonst…? ich persönlich hab ja nichts gegen feiern…“. komm, wir gehen rein. drinnen wenig los, die liebe frau vom chef legt fröhlich auf. prösterchen und prösterchen. stefan hinterm tresen erzählt, dass sie schon ein jahr lang patchwork machen. ist besser so, das kind kriegts dann ja gar nicht anders mit. papa ist papa und mama ist mama. prösterchen. der doofe christian, cameramann (auch nummer zehn), kommt mit frau und gästen rein. das heisst, ich weiss eigentlich gar nicht, ob er wirklich doof ist. er tut nur so wenig dagegen, gegen den verdacht. hat einen blitzeblanken blauen landroover, der immer so beladen ist, dass man denkt, morgen kommt der russe oder noch heute geht’s ab in die sahara zum windsurfen. immerhin, die tochter kann einrad fahren. prösterchen. „die ballern vor deinem atelier, weil die haben angst vor den FLEURYS! wegen dem dreck morgen“. die fleurys sind heiner und jean-jaques, die hauswarts von der zehn. ich weiss, dass die ärger mit den camera-christians haben. weil die ihren sahara-tank immer mit HAUSwasser füllen. seit jahren. also doch: petze! die hauswarts sind nämlich ganz nett. die bewahren die kultur im nachbarhaus: zum beispiel weihnachtssingen im hof. es wird alles ganz realistisch im neuen jahr, nehm ich mir vor. susanna wirft „i will survive“ in den gastraum, das spendierte bierchen ist vorbei, und ich wieder rüber richtung neun. dort an der frisch renovierten tür noch frohes neues jahr zu den libanesen. die handeln mit autos. jetzt lächeln sie.