so sagt man

oben bei der uschi, sagt man, wurde vor vierzig jahren einmal jemand ermordet, im dritten obergeschoss. und oben bei der uschi, so sagt man auch, wurde vor ein paar jahren ein mittvierziger abgestochen und er ist hernach fast verblutet. ein junges drogending, so erzählt man, hatte ihn im rotlicht kennengelernt und ihn mit in ihre wohnung im zweiten stockwerk genommen. dort wartete bereits ihr freund und die beiden wollten dem gast das geld wegnehmen. er hingegen wollte nicht, worauf der freund des mädchens ein messer zog und zustach. der mittvierziger schaffte es noch bis ins erdgeschoss, von wo er durch eine glastüre hindurch auf die gasse stürzte um dort schwerverletzt liegenzubleiben. mein seinerzeit unmittelbar nebenan wohnender kollege beobachtete noch am nächsten tag größere flecken von freiersblut auf den pflastersteinen, wie er mir später erzählte. ich wohne gerne hier oben bei der uschi. ich bin meist alleine im haus, im ersten obergeschoss. die geschichten stören mich nicht, im gegenteil, gerne gehe ich abends noch einmal mit der taschenlampe in die über mir liegenden verlassenen stockwerke. das haus hat eine steinfassade, die konstruktion an sich ist in fachwerk erstellt und ich würde das im gesamten etwa fünf meter breite gebäude in das frühe siebzehnte jahrhundert datieren. das lokal unten, uschis lokal, hat geöffnet von mittwoch bis samstag. ich bin gern hier. wenn ich noch ein bier trinken will, dann gehe ich einfach die enge stiege hinunter und dann links in den kühlraum. ich muss lediglich darauf achten, dass die türe sich nicht hinter mir schließt. ich führe eine liste über meinen verzehr und meine nächte, welche ich dann bei abreise mit der uschi unten abrechne. im gewölbekeller war ich noch nie, es stinkt dort und er soll öfters überflutet sein. das zimmer zur gasse hin, welches ich bewohne (es ist eigentlich eine kleine wohnung), ist angenehm sparsam eingerichtet. zwei lange holztische stehen an den brandmauern zu den nachbargebäuden, ein stuhl und schöne holzdielen. die fenster nach vorne hinaus sind verdeckt durch lange helle vorhänge. im flurbereich schlafe ich auf einer schmalen am boden liegenden alten matratze. überall auf den dielen stehen kleine chemische mausefallen aus pappe verstreut, man soll sich ihnen nicht zu sehr nähern und sie niemals berühren. seit einiger zeit gönne ich es mir, einen bettbezug und ein laken mit hierher zu nehmen. ein kleines bad steht mir zur verfügung, man duscht in der badewanne, ohne schützenden duschvorhang, jedoch mit durchlauferhitzer. dieser spendet auch das mäßig heisse wasser für den allmorgentlichen kaffee. das WC der wohnung ist seit jahren ausser betrieb, da verstopft. zu diesem zweck muss ich mich die stiege hinunter in das gaststätten-WC begeben. oft verstellt die asiatische köchin die enge treppe mit allerlei unnützen dingen, so dass ich schon mehrfach auf dem dunklen wege nach unten in nicht ungefährlicher weise gestolpert bin, zumal es kein licht gibt ausserhalb der öffnungszeiten des lokals, mit ausnahme des ersten obergeschosses. und überall in der stadt hängen jetzt diese scheußlichen plakate „KNUT WAR GESTERN!“. ich bin zwar wohl kein ganz nativer berliner, aber das, was zuviel ist, ist zuviel. daher habe ich nun beschlossen, zu beten für einen sieben jahre lang währenden abstieg des 1.FC nürnberg, das bin ich knut schuldig. und noch heute, nachher, werde ich mir einmal den keller ansehen, so erzählt man sich.

14 Gedanken zu „so sagt man“

  1. Grad wollt‘ ich was nettes sagen. Aber das mit dem Glubb verhagelt’s mir gscheit. Bitte andere Strafe einfallen lassen.

  2. wusst ich’s doch, dass die welt uschis braucht. und jetzt mal ehrlich: in hauptstädten wie berlin oder frankfurt, hängen ganz andere plakate…. z.b. zirkus roncalli mit überklebstreifen „geht nicht hin – tierquälerei“.. na wurscht, ich wollt eh nur einen herzhaften gruß hier lassen.

  3. BTW habe ich gar nicht auf Ihren Terminvorschlag wg. Samstag geantwortet, so was! Da bin ich zwar Richtung NÜ, Sie aber wohl wieder Richtung TÜ. Außer es gibt noch einen Riesenkrach in WÜ kann ich SA also leider nicht in TÜ sein! Die Chancen stehen allerdings gut! Ich halte Sie auf dem Laufenden! Wie läuft’s im Hirschengehege?
    Schade, dass wir nicht bei Uschi ein Bier trinken können, verflixt! Im Gastraum MI-SA. Oder aus dem Kühlraum. Oben im Mordzimmer. Toll! Herzlich B&M

    EDIT: SA jetzt wahrscheinlich doch WÜ!

  4. REPLY:
    liebe frau rosmarin, bedankt für den gruss/zurück. und die uschi ist klasse, gar keine frage (und erst ihr keller!). und im zirkus montana, den ich ja letzte woche besuchte, da hätte man eher bei der sich verbiegenden tschechisch-tschetschenischen schlangenfrau ausrufen mögen: menschenquälerei! ich konnte nicht mehr hinsehen, so weh tat mir ihr rücken… aber schön wars doch.

  5. REPLY:
    liebe frau stilhäschen, ich weiss, da ist mit den nürnbergern nix zu spaß! wie ich ja schon schrieb, es liegt auch in meinem fundamentalen grundversorgungsinteresse, dass der fränkische kollege GUT gelaunt ist. sowieso habe ich selten eine so grosse bevölkerungsanteilnahme am ergehen des örtlichen fussballbundesligisten gesehen, wie in der metropolregion nürnberg. wenn etwas schiefläuft, dann ächtzt die ganze stadt. die butter auf den breze(l)n wird sauer, kollektiv! von daher eine neue strafe: sieben jahre rohrbruch im dürer-haus (ableitung). wäre das für sie akzeptabel? ohnehin wollte ich eigentlich nur auf flockes dilemma hinweisen: hinten knut (berlin) und vor ihr, demnächst, willbär (stuttgart). das schicksal des zeitpunkts eben, die gender-problematik jetzt mal aussenvor…

  6. REPLY:
    …na gottseidank, bester albert, ist es editiert bei WÜ (T?) geblieben! ich war mal mit einer PSÜ befreundet (so richtig, hammer!). wir waren in CA, zusammen mit einem freund aus SCHGMÜ, der mich übrigens am samsatg überraschend in TÜ besucht, weil er gerade aus SVRGE zu besuch ist. von daher… passt schon. diese CA-PSÜ übrigens, die war so, wie sie meinen (WÜ-PSÜ). aber ich WEISS mittlerweile, dass es auch ganz anders geht! sie hoffentlich auch! ein schönes WOE, herzlich, ihr SCHN

  7. REPLY:
    Ganz recht, es geht am SA um T in WÜ. Und die ist natürlich gar nicht so, wie sie manchmal ist. Ich ja auch nicht. Nicht immer bin ich so. Wir sind ja alle mal so und mal so. Mal geht’s. Dann wieder nicht – mit manchen geht’s allerdings gar nicht. Wie beim Hirsch. Mal hat er ein Geweih, dann wieder nicht! Wer soll sich da auskennen! Und bei der Hirschkuh ist es noch schlimmer, denn die hat nie ein Geweih und trotzdem kennt man sich nicht aus! Dann ist es gut, dass es Uschi gibt! Prost, Ihr B&M

  8. REPLY:
    Nun Enkelkind #4 = Enkelsohn #1 ist auch schon wieder fast einen Monat alt. Nächste Woche verlobt man sich, Tochter #2 und der Hund wird immer schmusiger, je älter er wird.
    Bei mir macht sich langsam Regression bemerkbar. Ich stelle Bilder ins Internet, um mich darauf hinzuweisen, was ich heute nicht mehr tun kann und würde.
    Ich versuche mit dem Hund Schritt zu halten:)

  9. REPLY:
    ‚kann‘ könnte, ach…, >regression< bedeuten. ‚würde‘ bedeutet eine weise und würde. ich stelle ja schon seit ich denken kann ‚alte‘ bilder ins internet. ich war auch noch nie jemals auf dem „vorderen geiselkopf“ gewandert gewesen, geschweige denn vor 1974. ich GLAUBE an die zeitlosigkeit von bildern, was meint, es gibt keine ‚alten bilder‘. daher vergrabe ich sie auch ab und an. :)

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