manchmal quatsche ich mit heinz. „erst mal eine zigarette“ sagt er. erst mal einen PLAN machen. und die „letzte zigarette“ dauert immer sechzig minuten. er hätte sich bestimmt interessiert für das alles. auch fürs echte fresco. nicht für das „was“, sondern für das „wie“. ist wie schreiben, geht von links nach rechts. links warten die maler, rechts putzen die putzer. und dann voll rein in den frischen putz, jedenfalls die farbe. die tochter will von büsum bis zur ostsee im schlafanzug auf dem vordersitz sitzen. wir quatschen. sie sagt, sie hat jetzt ja zwei vom schlage opa-himmel. „opa-heinz ist jetzt ja auch im himmel!“, die bezeichnungen für die da oben müssten also überdacht werden. die abenteuertour mit schlafen, irgendwo, im auto, das schönste seit langem. nächstes jahr sechs wochen, sagt sie, und das freut mich. ich sage „nein, drei mit mama“. hafenrundfahrt in HH, und nachts in der mörderheide. die brühe dampft, der bizeps schmort, der affe tanzt auf dem wagendach in der norddeutschen serengeti, und dann: einen kleinen grünen vogel bewahrt. gerettet, aus dem wattenmeer. der wusste nicht mehr, wo er war da draussen, bei ebbe, der kleine depp. keine eltern mehr, potemkinsches patchwork. sollte das rauchen in raucherlokalen untersagt werden, dann bin ich für die wiedereinführung von schuld. schulden, die gibts ja auch nicht mehr, ausser vielleicht bei sich selber. „ja, da haben wir uns wohl nicht genügend gedanken gemacht…“ sagt der vögelchenpaps. ICH war der nicht. und ab jetzt wird breit gefördert.
der plan leuchtet ein und sie, herr schneck, werden als sieger auf selbigem bleiben!
kleinen grünen Vogel gerettet,
Sie sind ein Lebensretter,
bester Schneck.
Guten Flug
Ihr Erdge Schoss
REPLY:
lieber schoss, was sollte ich denn da sonst machen? ich hatte ja gar keine wahl. und wieso ich? und gerade jetzt in dieser grauen gesamtsituation? es war null-ebbe. wir beide ganz weit draußen. sozusagen IM meer. eine menge leute dort unterwegs, an der wasserkante. vor allem alte leute. verdiente pensionäre, wenig kinder. wir stehen da also so barfuß im meer und der tochter wird die krebsdichte langsam unangenehm. der deich vierhundert meter im rechten winkel entfernt, da fliegt plötzlich dieser kleine grüne irgendwas-schnäpper-jungvogel auf mich zu und – wupp! – krallt sich zielsicher an meinem rechten oberschenkel fest. wie bei hitchcock. ich dachte, oh NEIN, wieso immer ich, da wären doch tausend andere hosen gewesen! ein orakel? der liebe gott? ein zeichen? also, sofort eine rentnertraube um uns herum, mit: „ach gott, ist der süß, was macht denn der da?“. mitgefühl, empörung, erstaunen und: vorwurf. mir war sofort klar, hier handelt es sich um einen notfall! also die tieferen gedanken abgeschaltet und intuitiv gedacht: schneck, jetzt bist du gefordert. ich also zur tochter: „wir gehen jetzt ganz leise in richtung… (tochter: „wie heisst das noch, das teil da…äh…?“)… DEICH, und sind ganz leise, ja?“. das erschöpfte ding hatte sich inzwischen in meine armbeuge gehüpft, einen kleinen klecks auf meiner jacke hinterlassen und war zwischenzeitlich immer wieder eingeschlafen. augen zugeklappt. wir also auf leisen barfußsohlen kardanisch gefedert langsam in richtung deich. plötzliche gefahr, windböen! jungvogel wacht auf, droht mit abflug. noch sechzig meter…
es muß ein seltsames bild gewesen sein, zwei schleichende gestalten, ungewöhnlich schweigend, in richtung des sturmflutabhalteteils. plötzlich wach hüpft vogel auf meine schulter! tochter flüstert brav und ganz leise: „schschsch…ist noch da…!“. endlich die deichkrone erreicht fasse ich langsam in meine tasche, um die pixelmaschine herauszuziehen, das vögelchenlebensraumvertraute gebüsch liegt nahe, was bedeutet: geschafft! gerettet! noch vor dem foto fliegt das ding ins gehölz, um gleich schon irgendetwas zu verpicken. nicht ohne noch einen angstschiss in meinen nacken zu setzen. seis drum, mission erfüllt. dann beide erstmal auf kurtaxe pinkeln, und später, in OH, umgeben von großer bibliothek am kamin, schlage ich fast lodernd ornithologische bestimmungsbücher. den kleinen piepmatz aber, den haben wir nirgendwo gefunden. auch keine weiteren zeichen.
REPLY:
na klar war das ein zeichen.
nebenbei bemerkt, hätte ich mir als kleiner verirrter vogel auch lieber ihr – als eines anderen hosenbein – ausgesucht. und grün ist ja die hoffnung. drum steht er nicht im bestimmungsbuch, weil die hoffnung sich nicht bestimmen, nur retten läßt.
der 1. vogelschiß bringt ihnen natürlich glück herr schneck, der 2. muß ein versehen gewesen sein.
REPLY:
ich danke für die deutung! und auf versehen steh´ ich ja…