Runde Fleischpastenscheiben zwischen angeblich regionalen Salatfetzen bei nächtlich ländlichem Autohofschnellessen industriemischgebietseits mitsamt daneben ein hell erleuchtetes Sportstudio in moderner Leichtplatte, wo noch ein paar Hanseln ihre Arschbacken stählen und dessen Weisslicht lange Schatten von blattlosem Streuobst auf gerade mal so nicht überfrierende Nässe der Bankette recht frisch geteerter Zufahrten zu Fernstrassen wirft. Sowas zu zweit im kleinen französischen Schwarzen genau mein Ding.
rixdorf#16
in rixdorf ist musikke:
from now on… hey, SWEET LITTLE SIXTEEN ! <3
Foto 2_3
so schnell kanns gehen.
Die rein heimischen Wochen enden nun, einige neue Arbeiten liegen auf dem Atelierboden, der auch mal wieder staubgesaugt werden müsste, ich bin sehr zufrieden. Auch mit dem soundsovielten Weihnachten, welches immer das letzte ja sein kann, seit Jahren schon, die alte Dame glücklich über so viel Zuwendung und Aktivitäten, zweimal haben wir sie zu viert die steile Treppe zur Köchin hinaufgewuchtet, auf dass sie teilnehmen konnte, die Kirschkern stets dabei, einige Spaziergänge am Waldrand im Rollstuhl, Restaurantbesuche und dörfliche Aktivitäten. Und nun beginnt das Baustellenjahr. Bin sehr glücklich über den derzeitigen Dieselpreis. Bei mir wird sich das richtig schön im Geldbeutel bemerkbar machen, diese unendlichen Kilometer. Froh auch über den Schnee endlich. Möge der die Zecken raffen. Die Versteckburg, die ich morgen früh ab sechs Uhr anfahren werde, ist mittlerweile ordentlich ausgekühlt. Die Architekten kennen ja keine Jahreszeiten mehr. Früher gab es eine Winterpause.
(…)
Auf dem schönen tief verschneiten Berggasthof liegt nun ein Haufen Schnee, sagt die Internet-Kamera.
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Und auch das Ausstellungsjahr, so wie es jetzt aussieht, wird ein gutes Ding. Im März, im April und im September und wer weiss, was noch dazukommt. Immer wieder dieser grandiose Gedanke „Du müsstest lediglich vier Zeichnungen im Monat verkaufen“, das klingt erstmal nach wenig, ist aber nicht so einfach, wie es klingt, dann würde ich nicht mehr die Taschen packen müssen, Woche um Woche, Jahrhundert um Jahrhundert. Und doch, mal abgesehen von den Temperaturen jetzt, freue ich mich auch ein bisschen. Auf diese Art von Arbeit in der weiten Fremde, auf die Orte, den Kollegen, die Stuccateure, die Bratwürste und vor allem das immerwährende Heimkehren.
1grad
so bei ein bis zwei grad kaltem regen fallen mir immer unsere steinzeitlichen vorfahren ein. wie sie schnatternd in irgendeiner nassen höhle sitzen den ganzen winter über und kleine flöten schnitzen und pferdchen aus den abgenagten knochen von säbelzahntigern aus langeweile und kaninchen jagen. und in pfützen gucken und sich dabei selber sehen und erschrecken. und hinten in der höhle frieren die säuglinge und alle naslang stirbt jemand an grippe und keiner weiss, warum. auch weiss noch niemand, warum im winter mit diesen kurzen tagen und langen nächten die laune der sippe gegen null strebt. beim ersten schnee dann aber sind gewiss auch schon damals die kinder den höhlenbuckel hinunter zum gefrorenen bach auf dem hosenboden gerutscht und die steinzeiteltern haben sich darüber gefreut und sind gelegentlich auch mal mitgerutscht. dann haben sie aus positiven impulsen, von denen sie gar nicht wussten, was das ist, ihre hände an die höhlenwände abgepaust mit kalter rostiger matscherde und überlegt, wozu ein rad gut sein könnte.
…
mutt
seit dem geburtstag des linken ist der rechte fuß etwas angeschwollen, typisch für mich solche sachen, eine greise psychokiste verbirgt sich dort mithin absolut ggf. sicherlich, wahrscheinlich eine alte verdeckte verletzung aus meiner glücklichen jugend, nichts tut zwar weh, aber gemäß dem doktor, einem hervorragenden diagnostiker, einem übrigens, der sich auch noch einfach mal die fingernägel seines gegenübers anschaut, ganz nebenbei, während er einen dann fragt mit fremden händen in den seinen, „wie’s denn so geht…“ – seiner meinung nach also wären meine füße der gesamttendenz nach etwas durchgelatscht, speziell ein zeigefinger arg belastet, na gut, was mich aber auch nicht stört, immerhin zwinkert er mir, der docteur, habe ich doch immer noch die schönsten fesseln, die ich mir vorstellen kann, schlank, sexy und schön zum zeichnen, nur eben der rechte fuss will mir gerade irgendetwas bedeuten, nur so ein bisschen, der will angeschwollen sein, mag sein ihm fehlt der schnee, vielleicht ist er aber auch nur sauer auf den linken. wer weiss, was die miteinander haben.
mich wunderts nicht, ich frage nicht. alle meine defekte waren immer rechts, alle vorbilder immer links.
oder nur erschöpft vom vergangenen jahr, der fuß. es ist nicht so ganz leicht, diese pflegesituation jetzt, detaillierte aufschriebe zu delikat und privat und sie verböten sich. es ist eben einfach nicht leicht und was muss das muss, aber niemand auch hatte je irgendwann einmal behauptet, dass dies capitel leicht würde werden wollen. ich halte mich an den mut, mut ist ja ein gemisch aus vertrauen, neugier, überzeugung und schnaps.
Rauhnachts-alegorie-novela
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Man möchte ja den Text endlich zum Bild zwingen und unendlich umgekehrt. Die Position „man“ ist dabei oft hilfreich, mehr im bildnerischen Sinne, als im demokratisch textlichen. Das „ich“ sollte viel öfters lediglich gespielt werden, dann wäre es vielleicht umgehend weniger hedonistisch im Werkinnern und vermochte dabei sogar transformatorischen Trost freizusetzen. Das Subjekt, wenn es denn schon ausgedient haben sollte, könnte sich so – wenigstens noch – sehr nützlich machen.
27/12/2015
silent dialogue/
Gestern, gegen Abend, ein kleiner redigierter Auszug vom Skype-Dialogue mit der Jugend (Tochter, 15) anlässlich des konkretfamiliären Vorhabens, ggf. demnächst zwei unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen Hilfe, Heimstatt und Herz zu geben sowie eine behutsame Erstbegleitung zu ermöglichen:
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[16.12.15 19:43:55] schneckswelt: übrigens, sag mal…
[16.12.15 19:45:10] schneckswelt: …die vom amt waren heute da… was wär dir lieber: 2 dreizehnjährige Afghanen oder 2 17jährige somalische ex-kindersoldaten ?
[16.12.15 19:45:20] kirschkern: hm
[16.12.15 19:45:30] kirschkern: die kindersoldaten
[16.12.15 19:45:34] schneckswelt: ok
[16.12.15 19:45:39] kirschkern: und dir?
[16.12.15 19:45:43] schneckswelt: wurscht
[16.12.15 19:46:16] schneckswelt: diese zwei Varianten „sind grad reingekommen“… ; )
[16.12.15 19:46:43] schneckswelt: aber alles sowieso erst nach dem 11.1.
[16.12.15 19:47:16] kirschkern: hey, dann gibt’s die schon an meinem geburtstag?
[16.12.15 19:47:27] schneckswelt: unter umständen ja
[16.12.15 19:47:40] kirschkern: cool !
[16.12.15 19:47:46] schneckswelt: yo
[16.12.15 19:48:07] schneckswelt: vielleicht bis dahin aber auch wieder ganz andere Jungs…
[16.12.15 19:48:18] kirschkern: schade
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Jene Vorstellung erfüllt mich nun mit neugieriger Vorfreude und einer gewissermaßenen Metaallgemeinhoffnung, im Januarwinter 2016 dann könnten hier im gemütlich württembergischen Aufhaltzimmer auf Chaiselongue und angrenzenden Kissen zusammensitzen bei lecker halal Spätzle mit Tomatensoße ggf. eine vor langer Zeit noch ostpreussisch (Seestadt Pillau etc.) fluchterfahrene mittlerweile pflegebedürftige, gleichwohl kopfklare und am Weltgeschehen nachwievor altersgemäß neugierig interessierte alte Dame mit Matschauge/Rollstuhl, eine 15jährige blondgelockte und vegetarische Mitteleuropäerin noch ohne Kopftuch, eine bislang eher zuwanderungskritische weibliche Omabetreuerin mit dennoch ganz viel realfundamental christlichkatholischem Herz, ich (erschöpft), zudem zwei muslimisch somalische siebzehnjährige Ex-Kindersoldaten, der eine mit offenbar ehemals Koranschule und kaputtem Kriegsfuß (vgl. Auge/alte Dame), sowie eine protestantische Pastorenköchin dem spirituell Angewandten realsinnlich zugeneigt – alle relativgemütlich vereint vor einem Fernseher in einem süddeutsch unwesentlichen Dorf am Waldrand auf einem durchgesessenen 70er-Sofa und sehen sich den z.B. Winterlieblingsfilm der Kirschkern an, nämlich den TANZ DER VAMPIRE vom alten Sack Roman Polanski. So stell ich mir das vor. Mit somalischen Untertiteln. Und draußen fällt Schnee. / Wir sind, waren und bleiben eben ONE WORLD, kann man nix machen, übrigens ja nicht erst seit 2015, das wird oft ja gerade gerne mal vergessen. Können wir nichts dran ändern, aber Himmel warum denn auch, waren wir doch weltgeschehenstechnisch eigentlich schon mal: Viel weiter. Dachte ich.
Verzeihung für die Superadjektive. Das war jetzt mein erfundener Weihnachtstext.