joker

nach einem wunderschönen geburts-Tag steht bei mir nun eine fünf vornedran. ich habe mir nie vorstellen können, dass ich das einmal erlebe. Wahrscheinlich geht es jedem so, der das erlebt. ich jedenfalls denke mich immer noch als Konfirmant im unsitzenden hemd mit zu großem kragen und in allem en gros unerfahren, mit oberlippenbart. wenn viele leute irgendwo sind und ich dazwischen, dann gehe ich da gerne irgendwann weg. nach draussen, um in den himmel zu schauen oder über die landschaft und die autos und dann zünde ich mir normalerweise eine schöne zigarette an und denke: „Ach!“. zu viel an mir ist immer noch kind, das gefällt mir nicht. ich habe nun ja bereits meinen vater überlebt, aber das ja schon vor 4 jahren, das war schon seltsam genug. und jetzt also auch noch meinen Bruder. das macht mir alles ein wenig angst. ich und die 5 – das passt einfach nicht. fühle ich mich doch im denken (und beurteilen) noch genauso wie mit sechzehn16, als ich anfing mit dem Denken. das ist EINE linie. (und) natürlich ist da etwas dazugekommen, meine güte, im sein, im denken, im fühlen, im machen, im geben und im nehmen, im kfz, im geld und in der LOVE und in der architektur, im kopf, in der restaurierung, im körper, in der verantwortung und, ganz wichtig natürlich, in der kunst, noch wichtiger zuvorletzt: mit dem kinde, und zuletzt (…). jedoch standen mir leider nie innere ausflüchte oder hintertüren zur verfügung, nebengeleise, alter ego´s, traumatische synonyme, psychische pseudonyme oder nicks im schrägen geiste, wie gern hätte ich auf unglückliches verwiesen, auf zusammenbruch, auf missbrauch, auf traumata und abgründige Aufstellungen. aber da war nichts. an allzuviel schrägem. ich habe mich immer 1:1 gefühlt und verstanden. ich MUSSTE mich 1:1 fühlen. wie oft wollte ich das ja gar nicht, im gegenteil, ich wollte ENDLICH meinen eigenen vorstellungen und filmen entsprechen, die ich mir für mich oder das, was ich dafür hielt, ausgedacht hatte. es sollte aber so nie sein. /das alles kann auch ziemlich schwer sein, aber ich bin froh darüber, dass es so war und ist und wohl weiterhin so sein wird. und nicht anders. und sei es um den preis einer seltsamen ruhe, die einen und mich – jedenfalls künstlerisch – in frage zu stellen jederzeit imstande ist.

ich mag es, wenn das käuzchen ruft, oben im wald. und früher hat mich der fuchs, immer, erwischt! kurz vor der Haustür. /das ist mein rock’n roll.

Normalität als Bedrohung.

heute früh musste ich zum blutstechen, eine reine/routine, ein großes blutbild (das kleine bringt ja nichts, nicht?). und morgen wird mir mein Docteur zuguterletzt, hoffentlich, nicht nur eine gesunde vorsteherdrüse bescheinigen, während er sich die handschuhe auszieht und mich freundlich zu weniger RAUCH ermahnt. bei frauen sind es ja die brüste, jedenfalls erstmal. mein bruder klagte seinerzeit über hüftschmerzen, ging zum knochenarzt und dann war es ganz überraschend sein letzter knoten, der ganz woanders sich befand.

/vor zwei jahren, ich saß mit einer liebgewonnenen bekannten gerade im café im körnerpark zu neukölln, da flog uns plötzlich jeweils ein joker zu, von oben und aus heiterem himmel auf den kaffeetisch im freien. wir erschraken nicht zu knapp, gingen der sache nach, recherchierten rational, ob ein erhöhtes jokerzufliegen provinienz- und datierbekannt sei oder gar schon personifiziert, „ob das hier öfter vorkäme?“ im quartier oder ob es sich um einen irgendwie erklärbaren „zufall“ gehandelt habe. Ohne antwort flohen wir sogleich ins irrationale aller richtungen, aber ebenfalls ohne erfolg. nein, das war eben einfach so geschehen – schlicht – aus heiterem himmel und wir gingen danach untergehakt friedlich unserer heimwege in richtung westen, bis jene sich bald trennten. /seither trage ich diese unheimliche spielkarte stets in meiner tasche mit mir, ob winter, ob sommer, oder ob dazwischen.

joker

ich werde mal den pfarrer im dorf dazu befragen müssen. man kann eben nie ganz sicher sein, soviel ist sicher, aber das ist ja dann auch das schöne an den ganzen großen unsicheren angelegenheiten mit pfiff.

15 Gedanken zu „joker“

  1. Willkommen bei den 5ern. Ich fühle, dass es noch nie so viele junggebliebene 50-Jährige gab. Aber wahrscheinlich dachten unsere Eltern das auch. Und ärgerten sich wie ich über die Post von Bank und Versicherung, die einen in der Generation 50+ willkommen hießen. Aber dort sitzen eben die anderen 50-Jährigen.

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