—
schon wieder nicht endbrauchbar gemalt am abend, anstattdessen nichts gemacht. das scheint gerade wichtig zu sein. nichts machen. diese wertvollen abende. es sind momentan nicht viele. der rand vom brot ohne schimmel fürs mäuschen ist bereits aufgegessen. dafür archivarbeiten, die sonst immer liegenbleiben. alles mögliche bleibt ja immer liegen. das wird niemals aufhören. im persönlichen und bildarchiv verheddert. wozu überhaupt „archiv“? wer könnte interessiert sein, so ganz ohne graben, kratzen und buddeln? ich kenne das ja von mir selber. das graben giert einem und treibt an, danach ggf. aufregende entdeckungen. und wenn dann alles auf dem zerbrechlichen tisch vor einem liegt und vermeintlich geklärt ist, sodann denkt man: erledigt. fortan interressearm. nicht umsonst vergrabe ich ja gerne schätze im wald ab und an, es ist langsam an der zeit, das einmal wieder zu tun. ein schöner weg, mit endlichkeit, dauer, vergangener unendlichkeit und künftigen endlichkeiten (futur2) sachgemäß allumfassend spirituell nüchtern und gleichermaßen blumig im ausgleichend versöhnlichen JETZT umzugehen.
#
der letzte schatz war gewesen derjenige.
#
da sollte ich mal wieder hin, mit gummistiefeln, zum nachschauen. bewaffnet mit einem großen stock oder einer zweiläufigen schrotflinte. es soll ja jetzt wölfe geben im echten wald hinter dem waldrand, einen steinwurf entfernt. das hätte ich, jugendlich, auch nie gedacht, daß hier wieder wölfe herumstreunen könnten. schon füchse erschienen mir lebensgefährlich und sie verfolgten mich in wiederkehrenden träumen, um mich aufzufressen. und notfalls natürlich verwackelte wolfsbilder in SW machen, die dann in den lokalzeitungen der umgegend erscheinen. bildnachweis: Schneck. der tierarztjugendkumpel SEHNT sich, so verriet er mir vor einem knappen jahr, endlich nach einer wolfsbegegnung. er würde sich dann hinsetzen und den wolf herbeijaulen, um dessen verhalten und erscheinung fachgerecht zu studieren. er ist ein wolfsflüsterer seit kindesbeinen. er hatte seinerzeit auch nach dunkelheit die dicken behaarten hinterleiber der ausgewachsenen kreuzspinnen am aussenlicht gestreichelt, da waren wir vierzehn. das ging mir, bei aller natürlichen bewunderung für freund und tier, doch auch schon damals etwas zu weit. man soll: BÄREN in die augen sehen, sich groß machen und stehenbleiben, glaube ich. also den macker markieren. und wölfen aber NIEMALS in die augen sehen und sich rückwärts langsam entfernen, angstlos am besten. und dabei in die hände klatschen, so daß alle denken, man sei irgendwie blöde.
#
oder war es andersherum?
#
in langen jahrzehnten habe ich es mir angewöhnt, allen mir unbekannten oder auch bekannten, sowohl gefährlichen wie ungefährlichen tieren aller gattungen, arten oder untergruppen und unterfamilien jemals schlicht in ihre zwei oder mehreren augen zu sehen und sie einfach entspannt sowie freundlich zugewandt friedlich zu fragen: „Na Du, wer bist DU denn?“ so will ich es auch weiter halten, sei’s amsel oder nosferatuweibchen. bin gut gefahren damit alle jahre, nur zecken hören nicht.
#
neben der alten kühlkombination in der waschküche/UG, oben schrank /unten gefrier, hat sich ein schmetterling für den winter auf dem estrichboden platziert. als es vor ein paar tagen so unendlich warm war, hat er sich plötzlich aufgeklappt. ich kenne das von den alten häusern oder burgen und schlössern – sie überwintern lebendig, wie wir ja auch. und wenn es warm wird, dann denken sie, es wird frühling. wie wir ja auch. er oder es ist ein normales pfauenauge. oder sie, das weiß ich nicht, ich muss mich nochmals kundig machen. nun hockt er/sie/div. da, abermals zugeklappt seit einer woche. wie tot, aber ich weiß: das stimmt nicht! jedes mal, wenn ich mir ein atelierbier hole aus dem kühlschrank oder den füllstand im pelletstank kontrollieren will im ehemaligen lebensmittelkeller mit steinzeugboden, vermeide ich nun also schwingung, wärme und luftzug. ich kann nur hoffen, dass die heizungs-/saniatärbauer ihn nicht achtlos tottreten. aber die kommen ja eh nicht gerade, obwohl es mehr als dringend wäre.
#
die ersten werden jetzt witwen. scheidungen, trennungen und kriege-um-die-kinder und oder kriege-um-die-sachen waren ja schon. jetzt aber also witwen. witwen, die man mit achtzehn kennenlernte. und die man lieben lernte. ihre leben damals im saft VOR ihnen, stets berührt und mitverfolgt, mal nah, mal fern. oder sogar mal zusammengewohnt. aber immer da. und nun sind sie plötzlich witwen. zunächst sterben ja in der regel die großeltern, da ist alles noch so weit weg, dann – wie zuletzt – die eltern, schlimm genug. aber jetzt fangen offenbar lebenspartner an, zu sterben. das ist alles sehr traurig gerade und macht mich sprachlos.
#
nein, ich möchte kein witwer jemals sein. lieber möchte ich vorher einem wolf begegnen und dann lebewohl sagen, weil ich die unterschiede der jeweiligen fluchtverhaltenssempfehlungen – vom großmachen, kleinmachen oder rückwärts wild gestikulierend weglaufen – doch leider ungenügend jeweilig zuordnend im kopf behielt. zuvor aber würde ich die geokoordinaten der von mir waldseits begrabenen schätze ggf. dann doch noch fernmündlich kurz preisgeben. allerdings gibt es oft so weing netz im wald.
#
das nagelneue vogelhaus, liebevoll gefertigt und gefüllt mit frischen biosonnenblumenkernen und zudem seit nun schon sechs tagen katzenfern aufgehängt in genügender höhe am gerüst beim hause ist bislang beinahe unangetastet seitens der mannigfachen singvögelschar des nahen umkreises. seit jahren schon frage ich mich, nicht nur deshalb, ob vögel eigentlich humor haben.
#
01:08 uhr / vielleicht bin ich, mindestens mein drittgefühltes alter-ego, so ein unerkannter ADHS-typ mit resilienzausgereiftesten sublimierungsstrategien. überall höre ich es immer knacken. in meiner mutvollen vorstellung. es knackt einfach immer überall, vielleicht ja tatsächlich. lösche licht hier und da, püsterchen aus, schwänzchen höh‘, alles entlang der wege des rückzuges. ins atelierbett, dann decke, fenster auf, dann schwere in behütetem wohlsein. das hölderlinchen kann mich kreuzweise.
Über Vögel kann, nein muss man sich viele Fragen stellen. Eine, die mich seit längerem sehr beschäftigt, stammt von Aldous Harding. Sie hat einen Song, der heißt „What If Birds Aren’t Singing, They’re Screaming“.
Vermutlich, so befürchte ich nach meinen, anfänglich noch ergebnisoffenen, Beobachtungen der letzten Jahre, ist das leider so. Hauen und Picken, allerorten und überall, so auch am Meisenknödel, Fallapfel oder im Wildrosendickicht. Umso mehr sollte man als Menschenartiger vielleicht wieder öfter laut singen oder mitsingen, ggf. pfeifen, zum Beispiel hier, sich einen Hund (kniehoch?) zulegen und dann die sinnunerfüllten Biokatzen der Nachbarschaft mit furchterregendem Tam-Tam verscheuchen.
Sehr gute Frage. Ich habe auch gern nen Ohrwurm von Ben Folds, der mal sang „Good morning son, I am a bird wearing a brown polyester shirt.“ Das scheint aber aus der Mode gekommen zu sein. Zur Stunde der Wintervögel hab ich zumindest keine Polyester-Pirole getroffen.
Zecken grüße ich auch aus Prinzip eher nicht, da die in Sachen Freundlichkeit enormen Nachholbedarf haben.
Wahrscheinlich tragen alle Vögel derzeit Daune. / Und ernähren sich – hoffentlichst – gerade von frierenden Zecken! :-)