die kosten der herstellung von langweiligen dingen und gedanken sind unabhängig vom tatsächlichen grad der langweiligkeit dieser dinge und gedanken. daher können langweilige dinge und gedanken auch durchaus sehr teuer in ihrer herstellung sein. langeweile ist ein etwas entferntes weiches tal mit vielen bäumen und sanftem sommerlich-grünlichem bewuchs an einem wasser. langeweile ist landschaft. die einfache langeweile, eine vorstufe der echten langeweile, ist zuerst da. du bist noch nervös, trinkst ein bier und zappelst herum. dann irgendwann kommt die tiefere langeweile, die deine arme und beine beruhigt, und die dann, in ihrer wiederkehr, erst zur eigentlichen und vollendeten langeweile werden kann. die fähigkeit zu echter und tiefer langeweile ist unabhängig vom lebensalter. wenn du zwanzig bist, dann hast Du eine langeweile, weil du weißt, sie geht vorbei, sobald du zweiundzwanzig bist. wenn du vierzig bist, führen dich die wiederkehrenden erlebnisse und wahrnehmungen in einen zustand flimmernden aufbegehrens gegen die tiefere langeweile, die du beginnst zu erahnen. wenn du siebzig bist, dann hast du angst, dass dir die landschaft am weichen tal bald gänzlich die möglichkeiten nehmen könnte. deshalb drängeln alte menschen häufig an der kasse im supermarkt an jüngeren menschen, die sich noch im produktionsprozess befinden, vorbei nach vorne, ohne jedoch wirklich zu wissen, was sie mit der dadurch gewonnenen zeit anfangen sollen. die langeweile aber mag kein subjekt, und sie erreicht irgendwann jeden, weil sie eine gesellschaftliche tatsache ist. die wirkliche langeweile mag wiederkehr, ordnung und qualität. es gibt nirgendwo größere ordnung und struktur als in der reinen langeweile. müßiggang ist nicht langeweile: erst wenn das nichtstun auch mit gedanken oder produktion gefüllt ist, besteht die möglichkeit echter langeweile. reines nichtstun ist lediglich „warten“. echte langeweile hingegen beschäftigt sich mit der herstellung von gedanken und dingen ohne logik oder relevanz. wichtig ist, dass dinge, die während der dauer einer langeweile produziert oder gedacht werden, weder formal noch inhaltlich interessant sind. langeweile fordert die gänzliche abwesenheit von interesse und das umfassende fehlen von sinn. ich mag raucher, weil sie den raum der langeweile mit etwas füllen, was weder greifbar noch sinnvoll ist, und es während des vorgangs des rauchens gleichermaßen vermögen, die dimension des stillstands einzigartig darzustellen. dennoch würde ich mir wünschen, mir das rauchen abgewöhnen zu können.