Ich liebe ja meinen Beruf. Auch wenn ich mir derzeit weder Yacht, Kaviar noch Fernreisen leisten kann. Schließlich ist es Winter und Kaviar mag ich sowieso nicht. Ich liebe meinen Beruf, weil man immer und überall aus ‚Scheisse‘ (*Verzeihung*) Gold machen kann. Und sich dann sogar darüber freuen, im besten Fall, stundenlang. Das Problem: die Yacht fehlt. (Ich liebe Yachten!)
Ich habe ein Bild dafür, ein ganz einfaches, nämlich es gibt da diese zwei Schultern, die eine (links) ist die ‚Reputation‘ (was für ein blödes Wort, nicht?), die andere die Kohle (Asche, Schotter, Geld usf.), rechts. Und auch wenn auf die eine immer mal wieder heftig geklopft wird, so heißt das noch lange nicht, dass sich dann Yacht, Porsche oder Fettabsaugung automatisch ermöglichen. Gestern beispielsweise erfuhr ich von einem mir bekannten Galeristen, dass die ehrenwerte SammlungXY nach meiner aktuellen Postanschrift fragt. Warum? Keine Ahnung. Das ist schön, macht aber nicht satt, jedenfalls noch nicht. Dafür aber ist es spannend. (Ich liebe diese Spannung!)
Wie ein Eichhörnchen habe ich es mir also angewöhnt, im Sommer überschüssige Nüsse zu sammeln und als Vorrat für den Winter zu vergraben, an geheimen Orten. Manchmal aber finde ich ein Versteck unter dem Schnee nicht mehr wieder, das ist dann ärgerlich, so wie jetzt gerade. Aber es gibt ja gottlob immer mehrere davon. (Ich liebe geheime Orte!)
Ich liebe meinen Beruf auch, weil ich immer selbstständig sein konnte. Ich wollte das ja auch immer sein. Das ist fast ein Privileg, so sehe ich das heute, auch wenn es hie und da seinen manchmal hohen Preis fordert. Ich kann, wenn ich das will, montags von Berlin aus zu einem Geburtstag nach Mailand fahren, einfach so. Oder den Kirschkern freitags nach der Schule um halbzwei abholen, in Südbaden, um gemeinsam das Wochenende im Württembergischen zu verbringen, auch einfach so. Wenn die Sonne scheint, dann kann ich einfach in den Garten gehen, wenn ich das will, meistens jedenfalls. Ich wollte niemals schon montags auf den Freitag hoffen, wie das viele müssen und manche offenbar wollen. Nein, das kann das Leben nicht gewesen sein. Dafür aber habe ich auch niemals Urlaub und ein Wochenende gibt es auch nicht. Das macht aber nichts, denn mein Beruf macht mir Spaß. (Ich liebe Privilegien!)
Seit gestern nun habe ich Gewissheit, dass es auch in diesem Jahr genügend Arbeit im Zweitberuf geben wird. Ab Frühling. Ein schönes Gefühl! Mindestens 500 Stunden lang Kirchgang. Das wird dann zwar alles wieder sehr mit einem Leben aus dem Koffer verbunden sein, mit immer wieder vielen Kilometern und *Ahoi* und fremden Betten, aber klagen will ich nicht darüber. Es gehört wohl einfach zu mir. (Ich liebe fremde Betten!)
Und ja, ich weiss, es haben sich auch Andere in diesen Tagen schon Gedanken zum Thema gemacht. Es liegt wohl am Januar, das Jahr ist noch frisch, grau und saftig.
Jetzt also ist noch ordentlich Atelierzeit! Und den Gasometer in Schöneberg liebe ich übrigens auch!