die von-Khalbutzens

Waldrand1964

es lagen am dienstag vgW. im mülleimer des restmülls obenauf die kompostabfälle der nachbarin margarethe von KAHLBUTZ. andere nette sowie besorgte anrainer hatten schon zu verschiedenen zeiten letztjährig und mehrfach mich darauf hingewiesen vor allem in den vergangenen wochen, dass die VON KALBUTZERIN müll sowie v.a. kompost, der alternde ess- und trinkgewohnheiten von ihr und ihrem einbeinfehlendem gatten ablesen lässt, in div. tonnen ringsherum ca. 80m umkreisig entsorgt, also wohl im ihr verbliebenen und sich schmälernden radius der wahrnehmung und begeh- sowie überhaupt nur noch erreichbaren aktion. zunächst schaut sie, wo noch platz ist in abfuhrbehältern und dann entsorgt sie ebenda. nicht ganz ohne verbliebene rafinesse, denn sie tut das, wenn für sie zuordbare KFZs oder andere personenzuweisungen über indizien auf deren mögliche anwesenheit bzw. abwesenheit erkennbar sind. d.h., wenn die luft REIN ist. sie hat wohl auch schon div. post aus briefkästen herausgefischt, so auch dem unsrigen. vielleicht nur, um zu sehen, „…ob die post schon da war?“ sodann hätte sie die post, auch die unsrige, wieder hineingetan. so wurde beobachtet. ob sie das immer gemacht hat, dies wiederhineintun, ist nicht gänzlich belegt.

wie auch.

nett, freundlich oder emathisch gegenüber dem drumherum war sie nie, in ihren saftjahren und den darauf folgenden. im gegenteil, eher hintenrum, „hälinga“, wie man hier sagt. schlimm sogar, mit anonymen anzeigen etc., falscher freundlichkeit, getüftelten hinterfotzigkeiten und allerlei anderer häme. die alte dame bat mich immer, in zeiten, in denen ich weit weg lebte und das auch ewig wollte, wenn ich mich auf waldrandbesuch über nachbarschaftliche neuigkeiten empörte, „bittebitte, sei irgendwie nett zu der, denn ICH muss mit denen leben, nicht du!“ die alte dame hatte tatsächliche angst vor der KAHLBUTZERIN.

er, der humpelnde ehemann aus thüringen oder sachsen, war und ist all die jahre stets freundlich und sehr zuvorkommend, konnte sich aber wohl im zwisam nicht seiner frau gegenüber behaupten, wenigstens in der ihnen gemeinsamen außendarstellung. ER war prof. (chemie), SIE ganz klassisch seine sekretärin, soviel ich wusste. und dann haben sie sich irgendwann gefunden, zwei kinder gezeugt, ein fertighaus von schwörer gebaut und fürchterliche koniferen, zudem viel zu nah an der grundstücksgrenze zum waldrandhaus hin, gepflanzt, auf sog. U-steinen aus beton obendrein, die das niveau der einstigen streuobstwiesen sowieso von vorneherein ignorierten. sie erhöhten kurzerhand das geländeniveau ihres grundstückes um ca. 1m. die koniferen wachsen mittlerweile ins unermessliche und gen himmel und verschatten so alles an der nordseite des waldrandhauses, so dass dort erheblich bewuchs der hölzernen fassade ebendeswegen auffällt. deren wurzeln zudem in die waldrändischen versorgungs- und entsorgungsleitungen jenseits der grundstücksgrenzen hinein wachsen, das belegen aufnahmen von rohrleitungsfirmen nach folgenreichen verstopfungen.

die tochter sah ich bis heute nicht mehr. sicherlich lebt sie irgendwo ihr leben. möglicherweise sind da enkel. der sohn ist hie und da zuwege in den verg. jahren. ich glaube, er ist ein freelancender kletterer und wohnt gerne auswärts in seinem unscheinbaren weissen hochsprinter ohne fenster. kann sein, er gibt seminare, von irgendwas muss er ja leben. er besucht oft seine alternden eltern, vielleicht wohnt er sogar ebendort im UG. er schaut stets recht bewusst in andere richtungen, wenn wir uns zufällig unten an der strasse begegnen. vielleicht müsste er diese kontaktscheu einmal überdenken, wegen des zustandes seiner eltern. alle anlieger meinen angesichts der vorgänge, man müsse „…irgendwie mal mit dem sohn…“ reden.

und jetzt, wo sie, die VON KAHLBUTZsche, offenbar abdriftet in die altersbedingten vernebelungen oder sonstiges, lächelt sie fast immer und grüßt freundlich. jedesmal, wenn sie das tut, fällt mir ein, wie schwer, fies und gemein sie es der alternden alten dame gemacht hat. das angrenzende zusammenleben, über jahre, jahrzehnte. man könnte ihr das nun theoretisch „heimzahlen“, die ruten umdrehen, die spieße. aber will man sowas wirklich? was soll man angesichts der historien denken und fühlen? wie soll man sich verhalten, sich rächen? es juckt einen schon. aber wohl kaum. es ist eben so – und es ist ja eher alles sehr traurig.

unvergesslich, wie oft sie auch mir in den vergangenen jahren gnädig gestattete, die koniferenäste, die meterweise luftlinie ins waldrandgrundstück hineinwuchsen, zu schneiden. „doch ja, die dürfen sie wegmachen, und dann werfen sie den schnitt einfach übern zaun, das ist ok so, mein sohn macht dann den rest.“ als ich sie irgendwann einmal darauf hinwies, dass es eigentlich IHRE aufgabe sei, der heckenschnitt, und dass es nicht an IHR wäre, mir dies zu erlauben, es sich im gegenteil um ggf. meinerseits geldwerte arbeit handeln würde, wenn ich dies für SIE, die KAHLBUTZERIN, zeitaufwändig gratis erledigte, da gestikulierte sie alles frühgeriatrisch hinweg, mit einem – damals noch – mitleid berechnenden lächeln. unberechenbar, heischend. da war die alte dame aber schon in fremden händen und mehrfach fast verstorben.

den beschnitt „über’n zaun“ hatte sie später teilweise heimlich über eine andere, nämlich die dort nahliegende WESTLICHE grundstücksgrenze oberhalb geschoben, hin auf’s grundstück anderer, wiederum sehr freundlicher und zuvorkommender nachbarn, welche nun ihrerseits auch viele geschichten über das quasi schon historische KAHLBUTZSCHE-PROBLEM erzählen könnten. diese sprachen mich später auf die viertelstündliche chronologie der beschneidungs- und entsorgungsvorgänge jenes tages an, es war ein sonniger juninachmittag gewesen und ich hatte eine schöne neue kleine damenkettensäge gekauft. in beinahe angewandter kriminalistik konnten alle abläufe geklärt werden, mithin erprobte einordnungen von schuld und gaga wurden wortlos kopfnickend bestätigt und abgehakt.

ich muss wohl mal endlich mit dem sohn reden. und einen briefkasten kaufen, WO man nichts rausfischen kann, auch mit alten kleinen bösen händen nicht. und als wenn es nicht jeder schon wüsste, zeit ist so ein riese. nichts neues, das wussten schon oheime vor 7 tausend jahren, welche ohnehin allzu oft vehement unterschätzt werden in ihren bereits damaligen erkenntnissen übers gemeinsame..

(Abb.: Waldrandhaus, ca. Winter 1964/1965, Vordergrund schwäbische Streuobstwiesen mit Fußstapfen, Ansicht von Nordosten, noch unverdeckt vom von-Kahlbutzschen Neubau aus ca. 1974/1975.)

das gehört alles dazu (DGAZ)

1
2
3
4
5
6
7
8
9

Abbg.: eine stiege in spätmittelalterlicher wand nach eins-höher von dreizehnfünfzehn, schüttungen ebenda, diese auszulöffeln händisch, eine grausame tribüne, ein zur Grausamkeit zugehörig „goldener“ saal, eine familiephotographie, deren ältestes modell daran, an dieser tribüne, mitgebaut hätte oder sogar hat, man weiss es nicht (im bild ganz links, noch unschuldig: schneck), eine ebendort im güldenen saal prominente kritzelei einst. neub., vor vierzig jahren einst konzertant hinterlassen (denkmalschutz, edding, „endlich und neu geschafft“), ein nutgefederter riemenboden von 1964, dessen abschleifung des anzunehmend frühen nitrolackes (einst farblos) stunden von lebenszeiten inanspruchnahm, ein – zur ausborgung – bereitgestelltes mächtiges absauggerät diesbezüglich, verknüpft mit einer jedoch mir unergründlich verborgenen leidensgeschichte psychologischer art des ausborgenden (abteilung: kommunikationsstörung), die ich nicht kenne, die mich gleichwohl triggert, um sich gleich danach wieder meiner empathieschienenbeine zu bemächtigen (durch gottes hand), zuletzt sich samstäglich ertüchtigende (aufwärmen, nackendrehen) junge menschen – ZUKUNFT! – im vorfrühlingsgarten am waldrand während langweiliger „erwachsener“ arbeitspausen ebenda, mit kaffé, staub und kuchen. das gehört alles dazu (DGAZ).

#

zäher vorfrühling, nachts kalt, tags auch, ein urlaub wäre schon schön jetzt, aber DGAZ. die brotarbeitssituation schwierig, verzögerungen, hürden, abläufe einer sehr komplizierten restaurierung, ineinandergreifende gewerke, die gesamtstatik, schadstoffe, sicherheitskonzepte. anderswo bremsen durch zuständigkeiten (schweinfurter grün?), tapeten von 1820, abläufe auch dort, wer macht’s?, wann? und wann macht jmd. anderes dann weiter oder vorher anderes. würde jetzt gerne zwei ältere großformate verkaufen, mach ich auch gutt-preis, dann wären brücken erstellt. ins mittlere frühjahr. bevor dann das spätere frühjahr kommt und damit danach dann der vorsommer. ein urlaub wäre schon schön jetzt, aber DGAZ.

im städtchen ist ein junger mensch durch das messer eines anderen jungen menschen ermordet worden und der bürgermeister kann mal wieder nicht sein ewig narz. maul halten. wenigstens für ein paar tage, mindestens für wenigstens lediglich: stunden.

seit nun bereits drei jahren weltschieflage, nicht vollständig spurlos. ein paar Positivismen wären so langsam schon auch mal wieder einigermaßen schön, aber DGAZ. heute wenigstens das kleine wohnzimmer zum dritten mal gestrichen, dann endlich die ränder des flures entpackt und die unsauberen kantenbereiche alle zeitraubend nachgespachtelt, dann auf der galerie den vom nitrolack befreiten kieferboden zum zweiten mal mit farblosem hartwachsöl (hartölwachs? ölhartwachs? wachshartöl?) gestrichen, vielleicht hätte man den holzboden doch eher „seifen“ sollen, denn jetzt ist alles sehr frisch und mit unvermitteltem tiefenlicht durch anstrich alpenländisch kiefernorange, aber das legt sich wahrscheinlich mit zeit, UV, staub und dem verfall alles dinglichen, das gehört eben alles dazu.

sodann bis 23 uhr noch die zwischenzeitlich im flur ausgehärteten spachtelrandbesserungen geschliffen und diesen, den flur, mit erstanstrich versehen, damit dieser bis morgen trocknen kann, um dann gleich den zweitanstrich aufzupinseln. am montag kommen die schreiner für die fußleisten, bis dahin müssen alle wände fertig sein. die schwester von frau mullah hat heute tatkräftig und in dankenswerter weise mitgeholfen. und man kann dann ja auch schön nebenher über dit und dat des familiären reden, besprechen, ein wenig tratschen, planen, informieren und lachen. es war also ein guter, schöner und voller tag, aber ein wenigstens kleiner urlaub wäre schon mal wieder schön jetzt, eine pfennigauszeit vielleicht, klitzeklein und regional, das würde ja schon reichen, ohnehin, in diesen acht-tage-wochen seit wochen. aber DGAZ.

#

das pfauenauge übrigens hat entgegen meiner damaligen hoffnung nicht überlebt. wann genau das leben aus ihr oder ihm gewichen ist, weiß ich nicht, und ich habe keine vermutung dazu, wie ich auch sonst keinerlei vermutungen wahrscheinlich mehr habe.

KW12

1
2
3
4
5
6
8
9
10
11

montag: oben bauen die küchenschreiner heute und morgen die schöne neue küche ein. das fahrbare gerüst im hohen wohnzimmer ist seit samstag abgebaut. da ist jetzt platz zum sägen. alles wichtige ist frisch drei mal gestrichen, die wände. es fehlen nur noch der flur, der windfang und das „kleine“ wohnzimmer. zwei farben noch zu mischen, die badwand salbeiesk, im schlafzimmer NN. die fußleisten können wohl noch vor dem umzug montiert werden. das ist wichtig. auch anwesend heute ist der sanitär. er fragte zunächst, welches waschbecken und welche toilette wohin kommen. ob ich das wisse. und ob es stimme, dass die drücker schwarz sein sollen. jetzt gerade macht er probespülungen. alles scheint dicht, auch unten im atelier. nicht so ganz unwichtig. das problem des schiefen heizkörpers und überhaupt alle heizkörperdinge würden nicht heute angegangen. das macht wer anders. ich bin gespannt, wann. umzug ist in drei wochen. zurückgestellt ist das fliesen des oberen neuen kleinen bädchens. es soll nichts über den zaun gebrochen werden. auch die ertüchtigung der oberflächen der originalen holzeinbauten können wir dann pö á pö angehen. wenn es uns mal langweilig wird. was jedenfalls erzwingend bis übernächste woche noch geschehen muss, ist das abschleifen des holzriemenbodens im obergeschoss. damit dann noch drei neue hölzerne türfutter eingebaut werden können. eine neue türschwelle zum schlafzimmer fehlt auch noch, vielleicht erledigt das dann der schreiner nebenbei. zusammen mit dem kürzen der bestandstüre, die jetzt nicht mehr über den in der letzten woche verlegten linoleumboden ebenda passt. alles ist am vergangenen wochenende, zusammen mit der kirschkern, frau mullah und bahram, entpackt worden. es sieht sehr schön aus, man will eigentlich gar keine möbel oder anderen tand mehr hineinstellen. nun aber noch die beleuchtungsfragen. welche lampen, die vorhanden sind, wohin kommen. und welche ggf. neu sein sollen. auch ist da große vorfreude auf den aus einer alten kirche stammenden großen deckenkandelaber, entworfen in den späteren 1990ern, der dann im hohen wohnzimmer hängen wird. das wird ein fest. gedeckt kräftig grün ist der, wie symbolhaft weihnachtsbaum, vor abgemischtem blaugrau der hochwand. soeben gerade noch rechtzeitig die installation eines falschen waschbeckens verhindert. der bohrer war schon an den frischen mosaikfliesen angesetzt. der großhändler habe falsch geliefert, stellte sich heraus. jetzt warte ich auf den anruf von frau mullah, die die unterlagen einsieht, um nach vor 9 monaten vereinbarten produktnamen zu forschen.

donnerstag: die küche ist nur fertig eingebaut. wundervoll! der von uns als spritzschutz lackierte farbton passt bestens zum ockrigen schlammton der arbeitsfläche und der schrankfronten in nördlicher richtung. kühlschrank, backofen und weiterer lagerplatz in eiche. dazu der tiefrote irdene farbton des linoleumbodens. alles reflektiert sich überkreuz durch die neuen fenster auf die mineralischen wände. gottlob ist das zeitalter der dispersionsfarbe hier vergangenheit. der berichtigt nachgelieferte waschtisch ist vom sanitär installiert, mitsamt den mischbatterien. schade nur, dass die keramik eine 2cm lange tiefe beschädigung aufweist. ein kratzer sozusagen, dazu an prominenter stelle einer nicht billigen keramik. es wird eine begründung dafür geben, die uns jedoch der installierende handwerker nicht mitgeteilt hat. die sanitärs bleiben sich in ihrer mitteilungskargheit treu. es ist wohl so, rein rechtlich: solange keine abnahme stattgefunden hat, ist der installierende in haftung für schäden. eine abnahme fand nicht statt.

arbeiten muss man ja auch, geldwert. ein ausflug in gegenden, an denen sich alle gute nacht sagen, sogar fuchs und häsin. zur klärung von baugeschichten. oder ein reichstädtisches gebäudeensemble, erbaut um 1315. letzteres eine herausvordernde arbeit. die grundwände vom keller her müssen zunächst mit SPEISS verpresst werden, damit überhaupt alle mit kalkstein gemauerten wände wieder einigermaßen stabilisiert sind. erfahrene thüringische rohbauer bewerkstelligen dies. diese haben mir auch einen bauhelm geschenkt, der hier für mich erstmals pflicht ist. es gibt eine ein wenig latente einsturzgefahr der dreistöckigen uralten fachwerkgebäude. sie haben einen großen stadtbrand im 18. Jh. unbeschadet überstanden, weshalb zurecht ein besonderes augenmerk auf ihnen lastet, mitsamt allen zeitgenössischen schutzmechanismen. planerisch und organisatorisch eine mammutaufgabe. ich freue mich, dass ich unterstützend dabei sein darf. allerdings, auch allerlei sehr gesundheitlich schädigende baustoffe sind dort über die jahre verbaut worden, zuletzt in den 1970er jahren, weshalb große aufmerksamkeit auch auf der arbeitssicherheit liegt. wenn eine einzige mikroskopisch kleine faser auch noch nach dreißig jahren krebs verursachen kann.

da fällt mir gleich der solostuccateur ein, der nun seit einer woche bereits operiert ist. ich weiss nicht, wie es ihm geht. er kann ja jetzt nicht mehr sprechen. seine frau wollte mir ggf. eine email geschickt haben.

die alte dame ist vor vier jahren in dieser jahreszeit gestorben. anläßlich schrieb ich in mein heftchen für allzu subjektive notizen:

„+25.2. / Heute vor 4 Jahren bist Du gegangen, abends so um 18 Uhr. Sieben Minuten später war ich da. Als hättest Du’s geahnt. Aber immer noch da bist Du. Im Licht meistens. Was Du wohl zu den Umbauten im Waldrandhaus sagen würdest? Immer wieder mal spüre ich Dich über meine Schulter knitzen und schauen und meistens lindernd staunen. Viele Fragen zum Haus fallen mir jetzt wider ein, wichtige und unwichtige, aber das geht ja jetzt nicht mehr, es werden Fragen bleiben, aber was soll’s. Und was alles seither passiert ist! Ich habe Dir ja immer berichtet zwischenrein. Corona zuerst und jetzt Russenkrieg. Deine ganzen Bedenken haben sich als wahr erwiesen, so scheint’s, das ist ja fast schon witzig, was haben wir gestritten und wie oft hab’ ich Dich belächelt ob Deiner Ängste. Deiner Enkelin geht’s wunderbar, sie macht ihren Weg, das weiss ich, es würde Dir gefallen! Ich glaube, sie hat auch viel von Dir, Deinem Haudegenvater und Deiner Mutti, meiner lieben Omi. Und dann ist auch Deine Schwester L. vergangenes Jahr gestorben, das hast Du ja sicherlich mitbekommen und Ihr habt Euch jetzt wieder. Wie man so sagt. Frau Mullah hatte die Trauerfeier begleitet. Jetzt ist nur noch der Jüngste von Euch Fünfen da, der H. / Meine Güte! / Der Steinmetz vom Grabstein hat sich nach 4 Jahren gemeldet in diesen Tagen, ich werde mal schauen, wie Euer Grab wird, Deines und Papas. Ich glaube, ein liegender Stein, eine Platte, das wäre schöner? Mit Euer beider Namen drauf. Du und mein Papa, den ich ja eigentlich leider nie wirklich gekannt habe. Sei gewiss, das wird schon! / Im Garten ist alles voll mit Deinen geliebten Schneeglöckchen. Winterlinge und Krokusse, alles lugt schon spitz aus der Erde. / Jetzt werd’ ich weiter streichen, einen schönen leicht rötlichen Ton mischen, für Frau Mullahs Arbeitszimmer, welches früher die Küche war. Du wirst staunen, wie schön das wird! Und gegen später trag’ ich noch eine Kerze auf Dein Grab. Das eine Foto ist in Hamburg im Woermannsweg gemacht, ich schätze, späte 1960er-Jahre, bei Omi. Du als frische junge Witwe. Das andere Foto, das bist Du – Ingeborg Margarete Marie Rogler, geb. Kober – an Deinem letzten Geburtstag auf der Terrasse am Waldrand, am 13.10.2018, Deinem Zweiundneunzigsten! Deine Sinne waren glasklar und Dein Humor ganz der alte. Wir haben Hut-Proben gemacht, und coole Sonnenbrillen, und es war herrlich, weisst Du noch? Ich glaub’, wir haben’s alles schon irgendwie richtig gemacht, so alles in allem über die Jahre, wir beide zusammen. Mit Frau Mullah, den Jungs und der Kirschkern. Bis zum Schluss. Habs gut, Mutti – mit vielen lichten Helligkeiten!“

immer wieder, in dichter form, ist auch zeit für kleine neue kritzelnde malereien. trotz aller peripherien bzgl. umbaulicher art des waldrandhauses sowie der geldarbeit. es reizt mich mehr und mehr das wesen der ungegenständlichkeit und des affektes, gemischt mit kontrollierter bewegung, manchmal auch das weglassen dann sogar jeglicher kontrolle. das jedenfalls wäre mir anzustreben. dekonstruktion und ausschaltung jeglich erlerntem, selbst dem wissen um formale dinge in der unmittelbaren kontrollbetrachtung des zuvor affektiven bildnerischen wurfes. schön wär’s, aber ich bin dran. / andererseits schätze ich die ding- und menschenwelt. mitsamt der ihr stets eigenen provokationsmöglichkeit. ich überlege erneut, fast allein nur noch erotische werke zu schaffen, gerne auch artverwandt und derbe, so eben, wie welt ist. allein schon, um die tilgungen der kredite zu bewerkstelligen. und auch, weil diese zunächst moralbasierten fragilen linien im gesamtauswurf einen, so auch mich, am leben halten. das zusammenhauen alles erlernten und erfahrenen, selbst- oder fremdempathisch, in umkehr. die allseitig verbliebenen werte durch das antasten ihrerselbst bestätigen. die freundlichkeit zum menschen. das würde ich im alterswerk wollen. ich weiss nicht, ob ich anderes noch vermag. damit ich nicht als konfirmand sterbe. ich möchte so gerne, würde – endlich! – erwachsen werden.

VOR der großen allumfassenden entspannenden ruhe allerdings müssen nun, ab morgen, die bodenschleifarbeiten angegangen werden. durch mich. dabei jene gedanken mit schweif „wieso mach‘ ich das eigentlich alles?“ oder richtiger und besser: „wieso machen WIR das eigentlich alles?“ an die deutscheichenhölzerne pinnwand der unschönen und derzeit sehr kleinzuhaltenden nebenbeigedanken des auch spirituell universalen papperlapapps geheftet werden. mit reißzwecken (die mit weißem oder orangenen plastik drüber).

K.D.m.G.?

K.D.m.G.

das mit dem engadin war natürlich geschwindelt. aber der wunsch wäre da. überfällig sind solche sachen.

#blog war defekt, es gibt irgendwelche umstellungen der PHP-versionen, die alten kosten nun pflichtig und mein guter alter freund j.a.k. kümmert sich, danke! ich weiss noch nicht mal, was PHPversionen überhaupt sind. aber ich weiss, das alte php-versionen ab jetzt was kosten.

die trockenbauer haben in kürzester zeit die oberflächen geglättet, gipskartonplatten installiert und verspachtelt (Q3, abgezogen!). auch die für nassputz vorgesehenen flächen haben sie hergestellt. das alles auch, weil der wunderbare und liebenswerte solo-stuccateur, der dies alles eigentlich erledigen wollte, ernsthaft erkrankt ist. wie schnell sich alles ändern kann im leben, das wussten wir ja schon, wir alle rennen ja jeden tag mit diesem verinnerlichten wissen herum, tragen es stolz vor uns her, aber wenn es dann irgendwo ernst wird, dann ist es jedesmal neu und erschreckend. es geht mir sehr nahe, obwohl ich ihn doch noch gar nicht lange kenne und mich dann manchmal auch frage, warum ich ihn eigentlich erst jetzt kennengelernt habe und nicht schon viel früher. unsere jeweiligen prägephasen hatten wir immerhin in derselben provinienz. ich fuhr vespa und ging noch in die schule, als er schon frisierte mofas fuhr und eine lehre als gipser machte. ich hoffe, dass es gut wird bei ihm und wir im vorsommer dann vielleicht einmal ein bierchen am waldrand auf der terrasse trinken können.

einen schlackeboden habe ich ausgehoben, der neue unterbelag ist von den zimmerern hergestellt, der bodenleger hat bereits vor drei wochen zwei räume mit linoleum ausgelegt. in der kommenden woche kommt die kommende küche, kommende geräte sind diskutiert und ausgesucht, kommendes holz und oberflächenfarben gewählt, den spritzschutz haben wir, anstatt fleisen, gemäß dem farbempfinden der 1960er lackiert, eine schwelle zum neuen zimmer wurde noch eingesetzt, das neue metallgeländer auf der galerie wurde besprochen und überraschend bereits eine woche später fertig produziert ebendort installiert (es sieht klasse aus!), der schiefe heizkörper ist immer noch schief, da die raren sanitärmitarbeiter nötiges werkzeug „leider“ grad nicht dabei hatten im werkstattwagen, dafür ein kurioser waschmaschinenanschluss von denselben gleichtags gesetzt wurde, ebenso die längst überfälligen küchenwasseranschlüsse sowie ein abfluss des kleinen hauptbades im EG durch die stahlbetondecke nach unten kurzerhand ins atelier im UG/hanglage gebohrhämmert wurde. wie ich schon schrieb, mir kommt vor, die kennen NIX, die sanitärs. um das abflexen der nun in den raum gebogenen stahlbewehrungen kann sich dann wer anderes kümmern. und um die löcher in den decken/böden. macht aber nix.

die neue heizung ist vom bezirksschornsteinfeger in dieser woche jetzt gemessen, begutachtet und offenbar mit bravour abgenommen. immerhin das haben die heizungsbauer ohne weiteres abgeliefert. jetzt braucht es formulare, um die zuschüsse abzurufen. um dann damit die noch anstehende klimawandelgemäße ertüchtigung und dämmung mit hölzerner außenverschalung der fassade zu bezahlen, die wohl im mai stattfinden wird. noch wenig berücksichtigt sind die kosten für dämmung derjenigen fassadenteile, die verputzt sind. ebensowenig die innendämmungen der im keller unbeheizten zu den (hanglage/atelier) beheizten räumen, ich glaube, das müssen ca. 11,5cm sein. diese dämmplatten, die aufgeklebt werden. damit dann auch dort die vorraussetzungen für die „effizienzhaus-85“-förderung gegeben sind. der keller schrumpft volumenmäßig immer mehr. das ist auch irgendwie lustig. der originale einstige unbelichtete lebensmittelkeller mit ziegelplattenboden ist nun, bis auf vier qm., vom (keller)deckenhohen pellets-tank ausgefüllt. sollten dann noch speichermedien bezüglich der vorbereiteten photovoltaik hinzukommen („die können Sie dann ja noch da in der Ecke da hinten unterbringen, kein Problem…“, dann ist der keller nur noch halb so groß, wie ehedem zur bauzeit, 1964.

macht aber nix.

will damit nur auch einmal sagen: es geht sehr wohl, alte und ältere gebäude energetisch auf den aktuellen stand zu bringen. auch, weil die zuschüsse prozentual sehr großzügig und umfangreich sind. das ist politisch gewollt natürlich. und richtig. man kann dafür ruhig auch mal danke sagen. zum STAAT, einfach so. und nicht immer nur meckern. diese förderungen sind immerhin gespeist und erwirtschaftet von allgemeinheit. ohne dies hätten wir das alles, den erhalt und den auch energetisch grundlegenden umbau, von vorneherein vegessen können. dann hätte eine familiär-schwerreiche familie oder wahlweise eine dynastische „gesellschaft“ alles gekauft, ggf. abgerissen, tiefgaragen und wohneinheiten im baufenster erstellt und geschossweise mit bewältigbarem gartenanteil gewinnbringend veräußert.

und alle anderen ziehen dann weiter raus aufs land. es ist eben so, macht nix.

der fliesenleger hat das hauptbad/EG fertig gefließt. es ist schön geworden, große und kleine mosaik-fliesen. jetzt heisst es: streichen. decke, wände. dann noch eine badwand, ursprünglich geplant mit dem solostuccateur in LEHM, jetzt eben normalputz. auch dieses wandstück exponiert streichen, frau mullah findet: im grün des salbeis?

die elektriker haben ebenda einen deckenstrahler ins vorgesägte gipskartonlöchlein eingesetzt. als produktmuster. sieht gut aus. komplett cool, schwenkbar in alle richtungen. fehlt nur noch die gläserne duschwand. die man dann jedesmal nach dem duschen mit einem 30cm breiten spezial-wischer abwischen muss, damit keine kalkflecken bleiben. ich sage: „dann nehmen wir eben erstmal einen expandierend teleskopstangenbasierten duschvorhang?“

so wie früher.

wahrscheinlich wirds so kommen.

das ist jetzt alles gerade ein ganz großes abenteuer. ich könnte überall wohnen, hauptsache, mein herz und meine liebe sind gesund und nicht weit voneinander weg. und es ist noch ein trockener schuppen nebenan, wo ich zeug reinstellen kann. und dann einen holz- oder kohleofen für den winter. und eine bank vor der tür draussen, am besten mit ein bisschen blick nach wohin auch immer.

gerne ins engadin oder auf die blaue mauer. oder in richtung schöneberg.

salman hat 8 monate gefängnisstrafe bekommen für seinen nächtens mit gabelstapler versuchten diebstahl eines freistehenden geldautomaten. der, wie sich herausstellte, in jener nacht vor einem jahr, ohnehin kein geld enthielt. auf bewährung über drei jahre. die wohl schwerste bewährungsauflage dürfte enthaltsamkeit von betäubungsmitteln jeglicher art sein, diese unangekündigt ärztlich überprüft. er ist hasardeur. ich glaube, es ist ihm alles egal. er nimmt hin, wohin es ihn weht. vorgestern hat er hausverbot bekommen in seiner wenigstens noch derzeitigen unterkunft, einer wohlwollenden notschlafstelle. erneut habe er sich vielfach nicht an die hausregeln gehalten.

wir waren als besucher beide bei dieser verhandlung am gericht vor drei wochen zugegen. frau mullah durfte als ehemalige pflegemutter auf antrag von salmans rechtsbeistand befragt werden vom richter, einem sehr wohlmeinenden und genauen menschen. ebenso der staatsanwalt. nach der verkündung des urteiles sind wir noch kaffee trinken gegangen mit ihm. er lächelte die ganze zeit, wie vielleicht sein ganzes bisheriges leben lang. ich habe keine ahnung, wer er ist, weniger, als noch vor ein paar jahren. dabei kenne ich ihn, seitdem er zu uns als „pflegesohn“ kam. das war 2016 im frühjahr.

retten kann er sich nur noch selber. und wenn sich jemand nur noch selber retten kann, dann ist das eine schlimme erkenntnis auch derjenigen, die um den sich selber zur selbstrettung empfohlenen menschen herumstehen. händegebunden tatenlos. man muss sich zwingen, loszulassen. obwohl man das ja eigentlich gar nicht wollte und will. das ist schlimm, zumal, wenn man denjenigen auch herzlich in hintersten ecken leiden kann, bei allen unguten geschichten. kalkül und mitleid, das passt nicht zusammen. aber wem wünschte man schon einen knast, wenn es theoretisch noch die möglichkeit einer suchtklinik oder eines längeren aufenthaltes beispielsweise im allgäu mit ruhe und viechern (7 Uhr Stallausmisten etc.), selbstreflexion und entzug gäbe? wenn er es denn für sich auch wollte.

man muss schon selbst auf sich aufpassen, ab irgendwann, jeder ist eben jeder. und wenn lügen einen fangen sollten, dann sowieso. wenn sie es taten, dann um so schlimmer. ich wünsche johnny viel glück, auch wenn er mir leider einst erfolgreich dinge vorspielte, die nicht stimmen, wie ich im vergangenen sommer erst erfuhr. es ist nicht ganz leicht, um offenbar verlorene zu wissen, dreiviertels, die man einmal recht unbedinglich mochte.

mein ding. macht nix.

vielleicht ist ER ja der kleine prinz? mir tut das leid alles, überall. auch daher „Kennst Du meine Geschichte?“ /Abb.: o.T., (kennst Du meine Geschichte?), 18x23cm, 15.2.2023, Öl auf Buchkarton, © div.

heute waren bahram und der J. da zum helfen. junge leute im saft. sie haben gemalert wie die teufel. frau mullah mittenmang, alle haben geschliffen und VORgestrichen. zwischerein gab’s liebevoll essen, gottlob danke! morgen weiterstreichen. farbe von KEIM, teuer und gut, qualität und atmungsaktiv, alles immer mit flächenstreicher, mit großpinsel, bitte nicht rolle. die würde orangenhaut auf die schönen wände machen.

wobei mir diese ewige beklagerei von orangenhäuten bereits seit mind. vierzig jahren auf den metasenkel geht.

9.2.2023 Spionagesalon

Erotik
Salem
Überlingen
Adler
Atelier
Johannes Wohlfart
Salem Graffitti
Stiefeletten
Sanitär
Spionagesalon
Skiing Engadin

(Anm.: / Abb.1: aus meiner Sammlung, ’Kulturfilm‘, Fundstück in einem mir freundlich zugewandt überlassenen Karton voller historischer Kinoprogramme und anderer interessanter Druckerzeugnisse auf einer der seltenen bis in unsere Zeit überkommenen „Versteck“-Burgen im Nürnberger Land, dessen Archivzimmer seitens der sehr liebenswerten Freifrau um 2018 gesichtet und umgeräumt wurde. Ein Ahn der Patrizierfamilie muss in seinen jungen Jahren begeisterter Cineast gewesen sein und in den mittleren bis späten 1920er Jahren vielfach Lichtspieltheater im Bodenseeraum besucht haben. Mir schien das vorliegende Profandokument wert, es in meine hängende Sammlung aufzunehmen und in einem ebenfalls schon älteren versilberten Rähmchen, gepuffert mit säurefreier Rückwand, geneigten Betrachtungen anheim zu hängen. / Abb.2: untersuchende Arbeit in Salem, am Geburtstag der Kirschkern und dem diesem nachfolgenden Tage. / Abb.3: Arbeit am Untersee am Folgetag des Tages der untersuchenden Arbeit in Salem. / Abb.4: externe Übernachtung aufgrund Arbeit, Gasthof im Linzgau, Abzug im Labor mißglueckt, dafür dort, abends im Lokal, – zufällig – Frau Montez getroffen, kaum zu glauben, Bloggen verbindet! / Abb.5: 29.1., „singende Rückfahrten Kfz von Eröffnungen durch dichte nächtliche Wälder, alles würde gut.“ (o.T., 29.1.2023, Öl auf Karton, 15×23,5cm, © VG Bild Kunst Bonn & div.) / Abb.6: klärende Arbeit in Umgegend, ein Schtück Schtuck ist von der Decke gefallen und man fragt sich, warum. Die Deckenbilder aus den 1940er Jahren ganz eigen und hervorragend, gemalt von Johannes Wohlfart (1900-1975). / Abb.7: Salem, kleines Graffitti, wahrscheinlich von Bauarbeitenden, Dat. unbekannt (1960er/1990er Jahre?, Rückbauende 2023?) Eine sehr schöne kleine Zeichnung finde ich, ich meine, Sehnsucht und irgendeine Reinheit im unmittelbar Klaren zu erkennen. / Abb.8: Ein familiärer Hausflohmarkt hatte stattgefunden, auch gab es da liebevolle Puppenstuben und Zubehör sowie Ersatzteile im Angebot. Ich bat die Lieblingscousine um ein Foto der Beinchen mit Stiefeletten, die ich mir leider nie leisten werden kann. Ich mag meine erweiterte Restfamilie sehr. (…) / Abb.9: Waldrand, manche Gewerke kennen in ihren Ablieferungen nix. / Abb.10: 4.2.2023, den ganzen Tag lang ging mir anstatt „Spionageballon“ das viel schönere „Spionagesalon“ durch den Kopf. Sowohl als schlichtes Wortgebilde, wie auch als möglicher Erlebnisraum und Heiterkeitsgedanke. Hätte ich einen SPÄTI, ich würde ihn ‚Schnecks Spionagesalon‘ nennen und dann schauen, was so passiert. / Abb.11: jetzt kleine Auszeit im Engadin CH. Herrliches Wetter!)

Welt im Gras

Welt im Gras

(„Welt im Gras“, 15.1.2023, Öl auf Karton, 16x23cm, © div.)

#

„cave canem“ und „carpe diem“. cave diem und carpe canem. auf der betitelungsliste steht auch noch „Tonband“ (so ein altes hohes, von Revox) und „berufene Münder“. was das nun wieder soll. irgendwo steht auch noch „eher werd ich blind!“.

das ventil vom duschboiler ’92 tropft. in eine plastikwanne in altweiß für kleinwäsche, noch von der alten dame. überhaupt, ein großer anteil desjenigen plastiks, welches in den weltweiten weltmeeren schwimmt, ist bestimmt von der alten dame. via gelber sack an malaysische küsten. ein duales system eben. diese wortschöpfung wäre auch ein bildwerk wert, vielleicht kontrastreich in orange und hellem grün.

den ganzen gestrigen tag lang weitere vorbereitungen für den neuen decken-/bodenaufbau OG getroffen. abermals bohrhammer. dann den rieselschutz aus vergütetem papier zugeschnitten, zwischen den balken angebracht und mit meinem alten wertigen handtacker, noch aus metall, befestigt. ich wollte fertig werden, bin es aber nicht. ich mag es nicht, wenn meine tagesvorhaben nicht zu ende gebracht werden, von mir. dazu noch um ein haar. bei anderen bin ich großherzig, geduldig und sanft.

(„um ein Haar“).

der neuschnee bleibt wenig abgeschmolzen liegen, schön. der waldrand liegt auf ca. 400m ü.NN. bei hornbach (ungefähr 360m ü.NN.) nun auch keine maske mehr übergezogen. wenn es denn sein soll, dann besser jetzt, wo vieles sich noch ruhig anfühlt im neujahr. was ist mit mir, dass ich das C noch nicht hatte? beinahe unheimlich ist mir das manchmal. fresszellenstolz, blutgruppenscham und demut vorm göttlichen. „warum?“, das frage ich auch mäuschen, welches jetzt natürlich friert. die stückchen an brot und käse haben wohl nun auch andere nächtliche tiere entdeckt. keine kleine maus kann so ein brotendstückchen, vergleichsweise üppig, wie ich es ihr immer genehm platziere, so schnell verzehren. vielleicht eine größere maus, eine gartenwühlmaus? eine entlaufene wüstenspringmaus? oder ein eichhörnchen. die roten sind die eingeschleppten aus amerika, die unendemischen, oder waren es die schwarzen? die roten wären mir unsymphatisch, sollten es diejenigen aus amerika sein. ich glaube, es waren die roten.

vielleicht auch ein marder, der es sich am hause neu eingerichtet hat. irgendwo hinter der noch alten außenverschalung ohne installierte marderhemmnisse. aber besser, er frisst brot vom mäuschen, als meine lenkmanschetten vom kfz unten an der strasse. mäuschen wird schon durchkommen, dafür sorge ich.

karma? ach wo, das gibt’s nicht.

spätestens, nachdem ich im spezialoperationsübersprung in den vergangenen monaten unzählige tier- und safarifilme angesehen habe. kleine filmchen, kruger nationalpark und anderswo. löwen gegen wildhunde, geparden gegen leoparden, gebährende gazellen als futter für hyänen. büffeljunge für löwen („könige der tiere“). klar, alle müssen ja von irgendwas leben. das wusste ich ja schon. dennoch, es ist schlimm, komplett herzlos, brutal. es ist wohl eben so.

danach habe ich ukraine-filmchen geschaut. wenn die selbstgebastelten bömbchen von der drone, ausgestattet mit camera, hinunterfliegen in den russischen unterstand, wo gerade welche eine zigarette rauchen und sich vielleicht fragen, was das alles soll. dann eine kleine detonation da unten, unterlegt mit anschwellender orchesterkmusik. natürlich, ein erfolg. man überfällt auch nicht einfach andere länder und bombt vollbesetzte wohnungen weg.

zuletzt habe ich mir dann, im übersprung vom übersprung, eine vielzahl von „car-crash-compilations“ angeschaut, bei kaffeepausen während rückbau oder beim trödeln angesichts dringlich zu erledigender arbeiten. das ist meist harmloser. seltsamerweise stammen die meisten dieser kurzen aufzeichnungen aus den weiten russlands. die fahren dort aber auch wie die sau. oft dachte ich, wenn wieder ein wagen als schrott in den sibirischen winterwald fliegt, „ach mensch, all die schönen LADAs!“

#

jetzt aber sehe ich mir keine schlimmen filmchen mehr an. und bevor ich in „Gott ist tot!“-stimmungen verfalle, verfolge ich seit einiger zeit schon, nicht erst jetzt, malerisch ein gemisch aus zunehmend mikroskopischer daseinsdekonstruktion und der bearbeitung bildlich graphischer unsubjektiver äußerungen in minimalatomarer vorlage. schon seit langem denke und ahne ich, dabei einer halbsystematisch systemischen „schöpfung“ auf der spur zu sein. und vielleicht ebendieser eine äußerung zu ermöglichen, durch mich hindurch, sozusagen. die formate werden immer kleiner und deren fertigstellung dauert immer länger.

ich bin stets erstaunt über diese gesetzmäßigkeiten im chaotischen ganzen. es sind jedenfalls auf alle fälle: gesetzmäßigkeiten.

daher auch dies kleines bild, welches lag im garten für’s foto, noch ohne neuschnee, nächst des mäuschens haus übrigens, zunächst betitelt und bedacht als „Welt im Garten“, später dann aber mit „Welt im Gras“. anderswo meinte jemand, es sähe „spielerisch“ aus. ich ließ das unbeantwortet, mir fiel nichts ein außer plattheiten. mitnichten ein spiel, und wenn schon, dann ein tiefernstes. keinesfalls unbeschwert, jedoch heiter und milde. ein schöner ernst vielleicht, mit laune und auch lust, aber niemals lustig.

eine typisch süddeutsche reaktion vielleicht. eine schwäbisch-württembergische. wo doch auch ostpreußisches blut, thüringische verwegenheit, „südrussischer“ gründergeist, korpsverhalten der kriegsmarine sowie berliner witz hier schlummern, im hause, in kalten adern und in aluminiumkisten.

#

einmal mehr nun zu bett, nach mittnacht. mäuschen schläft, haus schläft, rieselschutz schläft, bauschuttcontainer schläft, lenkmanschette schläft. niemals könnte ich in einer welt ohne schnee leben.

Journal

Deuxième Printemps
Ungleiches Tal mit grüner Wolke

Abb. oben: o.T. („Deuxième Printemps“), 6.1.23, 16,5x21cm, Öl auf Karton, © div. / Abb. unten: o.T. („ungleiches Tal mit grüner Wolke“), 10.1.23, 16x21cm, Öl auf Karton, (wahrscheinlich noch nicht ganz fertig, probably yet unfinished), © div.

Haben Vögel eigentlich Humor?

Schmetterling

schon wieder nicht endbrauchbar gemalt am abend, anstattdessen nichts gemacht. das scheint gerade wichtig zu sein. nichts machen. diese wertvollen abende. es sind momentan nicht viele. der rand vom brot ohne schimmel fürs mäuschen ist bereits aufgegessen. dafür archivarbeiten, die sonst immer liegenbleiben. alles mögliche bleibt ja immer liegen. das wird niemals aufhören. im persönlichen und bildarchiv verheddert. wozu überhaupt „archiv“? wer könnte interessiert sein, so ganz ohne graben, kratzen und buddeln? ich kenne das ja von mir selber. das graben giert einem und treibt an, danach ggf. aufregende entdeckungen. und wenn dann alles auf dem zerbrechlichen tisch vor einem liegt und vermeintlich geklärt ist, sodann denkt man: erledigt. fortan interressearm. nicht umsonst vergrabe ich ja gerne schätze im wald ab und an, es ist langsam an der zeit, das einmal wieder zu tun. ein schöner weg, mit endlichkeit, dauer, vergangener unendlichkeit und künftigen endlichkeiten (futur2) sachgemäß allumfassend spirituell nüchtern und gleichermaßen blumig im ausgleichend versöhnlichen JETZT umzugehen.

#

der letzte schatz war gewesen derjenige.

#

da sollte ich mal wieder hin, mit gummistiefeln, zum nachschauen. bewaffnet mit einem großen stock oder einer zweiläufigen schrotflinte. es soll ja jetzt wölfe geben im echten wald hinter dem waldrand, einen steinwurf entfernt. das hätte ich, jugendlich, auch nie gedacht, daß hier wieder wölfe herumstreunen könnten. schon füchse erschienen mir lebensgefährlich und sie verfolgten mich in wiederkehrenden träumen, um mich aufzufressen. und notfalls natürlich verwackelte wolfsbilder in SW machen, die dann in den lokalzeitungen der umgegend erscheinen. bildnachweis: Schneck. der tierarztjugendkumpel SEHNT sich, so verriet er mir vor einem knappen jahr, endlich nach einer wolfsbegegnung. er würde sich dann hinsetzen und den wolf herbeijaulen, um dessen verhalten und erscheinung fachgerecht zu studieren. er ist ein wolfsflüsterer seit kindesbeinen. er hatte seinerzeit auch nach dunkelheit die dicken behaarten hinterleiber der ausgewachsenen kreuzspinnen am aussenlicht gestreichelt, da waren wir vierzehn. das ging mir, bei aller natürlichen bewunderung für freund und tier, doch auch schon damals etwas zu weit. man soll: BÄREN in die augen sehen, sich groß machen und stehenbleiben, glaube ich. also den macker markieren. und wölfen aber NIEMALS in die augen sehen und sich rückwärts langsam entfernen, angstlos am besten. und dabei in die hände klatschen, so daß alle denken, man sei irgendwie blöde.

#

oder war es andersherum?

#

in langen jahrzehnten habe ich es mir angewöhnt, allen mir unbekannten oder auch bekannten, sowohl gefährlichen wie ungefährlichen tieren aller gattungen, arten oder untergruppen und unterfamilien jemals schlicht in ihre zwei oder mehreren augen zu sehen und sie einfach entspannt sowie freundlich zugewandt friedlich zu fragen: „Na Du, wer bist DU denn?“ so will ich es auch weiter halten, sei’s amsel oder nosferatuweibchen. bin gut gefahren damit alle jahre, nur zecken hören nicht.

#

neben der alten kühlkombination in der waschküche/UG, oben schrank /unten gefrier, hat sich ein schmetterling für den winter auf dem estrichboden platziert. als es vor ein paar tagen so unendlich warm war, hat er sich plötzlich aufgeklappt. ich kenne das von den alten häusern oder burgen und schlössern – sie überwintern lebendig, wie wir ja auch. und wenn es warm wird, dann denken sie, es wird frühling. wie wir ja auch. er oder es ist ein normales pfauenauge. oder sie, das weiß ich nicht, ich muss mich nochmals kundig machen. nun hockt er/sie/div. da, abermals zugeklappt seit einer woche. wie tot, aber ich weiß: das stimmt nicht! jedes mal, wenn ich mir ein atelierbier hole aus dem kühlschrank oder den füllstand im pelletstank kontrollieren will im ehemaligen lebensmittelkeller mit steinzeugboden, vermeide ich nun also schwingung, wärme und luftzug. ich kann nur hoffen, dass die heizungs-/saniatärbauer ihn nicht achtlos tottreten. aber die kommen ja eh nicht gerade, obwohl es mehr als dringend wäre.

#

die ersten werden jetzt witwen. scheidungen, trennungen und kriege-um-die-kinder und oder kriege-um-die-sachen waren ja schon. jetzt aber also witwen. witwen, die man mit achtzehn kennenlernte. und die man lieben lernte. ihre leben damals im saft VOR ihnen, stets berührt und mitverfolgt, mal nah, mal fern. oder sogar mal zusammengewohnt. aber immer da. und nun sind sie plötzlich witwen. zunächst sterben ja in der regel die großeltern, da ist alles noch so weit weg, dann – wie zuletzt – die eltern, schlimm genug. aber jetzt fangen offenbar lebenspartner an, zu sterben. das ist alles sehr traurig gerade und macht mich sprachlos.

#

nein, ich möchte kein witwer jemals sein. lieber möchte ich vorher einem wolf begegnen und dann lebewohl sagen, weil ich die unterschiede der jeweiligen fluchtverhaltenssempfehlungen – vom großmachen, kleinmachen oder rückwärts wild gestikulierend weglaufen – doch leider ungenügend jeweilig zuordnend im kopf behielt. zuvor aber würde ich die geokoordinaten der von mir waldseits begrabenen schätze ggf. dann doch noch fernmündlich kurz preisgeben. allerdings gibt es oft so weing netz im wald.

#

das nagelneue vogelhaus, liebevoll gefertigt und gefüllt mit frischen biosonnenblumenkernen und zudem seit nun schon sechs tagen katzenfern aufgehängt in genügender höhe am gerüst beim hause ist bislang beinahe unangetastet seitens der mannigfachen singvögelschar des nahen umkreises. seit jahren schon frage ich mich, nicht nur deshalb, ob vögel eigentlich humor haben.

#

01:08 uhr / vielleicht bin ich, mindestens mein drittgefühltes alter-ego, so ein unerkannter ADHS-typ mit resilienzausgereiftesten sublimierungsstrategien. überall höre ich es immer knacken. in meiner mutvollen vorstellung. es knackt einfach immer überall, vielleicht ja tatsächlich. lösche licht hier und da, püsterchen aus, schwänzchen höh‘, alles entlang der wege des rückzuges. ins atelierbett, dann decke, fenster auf, dann schwere in behütetem wohlsein. das hölderlinchen kann mich kreuzweise.

Lippertsreute

Lippertsreute

War im Linzgau gewesen am Raketentag und demjenigen danach, einer überaus unverschämten Gegend. Unverschämt, da sich dort einfach zu viele Landschaftsschönheiten in Gleichzeitigkeit versammeln. Es existiert offenbar eine gottgeschaffene Ungerechtigkeit in Bezug auf die Galanterie von Gegenden. Wahrscheinlich war das Linzgau ein grundschuliges Streberlein, als sich der zweite Tag (Genesis 1,9 sowie 1,10) dem Ende neigte und hatte mit dem Zeigefinger in der soeben erst geschaffenen Luft hektisch „Hier, hier – Ich ich“ gerufen. In der allgemeinen Hektik des Schöpfungsgewusels hatte dann Gott einen goldenen Wurf an geologischer Profildiversität, lichten Höhen, goldenen Schnitten im Dreidimensional, Ausblicken und gelegentlichem Wasser dorthin plaziert. Vielleicht war das Linzgau ja auch eine langhaarige Schöne mit frühlingshaftem Dekolleté und rot lackierten Fußnägeln gewesen, wer weiß. Oder, sollte es sich beim obersten Wesen um eine Göttin handeln, waren es ggf. ein schöner Bizeps mit ebensolch regenbogengleichen Gesäß in Schlagjeans mit Aufnähern „I Love Goddess“ oberhalb der Knie. Wie sich alles nach Süden hin im Panorama von Orient nach Okzident vor einem ausbreitet, steht man in Heiligenberg oder nächstliegenden Ortschaften. Unten dann die spiegelnden Bodenseeflächen hie und da, teils verdeckt von tieferliegenden Klein- oder Mittelanhöhen, eine Vielzahl von hüpfenden und verschieden gefärbten kecken Horizontlinien, soweit man sehen kann. Das alles orchestral hinterfangen, mutmaßlich dann doch eher wohlüberlegt, mit den sich gigantisch aufbauenden Alpenbrocken in bläulich schimmernden Luftperspektiven, aus der Mitte etwas rechts „Eiger, Mönch und Jungfrau“ und die ganzen anderen Achttausender. Die Krümmung der Erde ist von hier aus sehr wohl wahrzunehmen. Wer jemals darauf kam einst, die Welt sei eine Scheibe, hatte die Linzgauerin verpasst oder war besoffen gewesen auf dem Weg von Pfullendorf nach Überlingen, zum Übersetzen über den See, vorbei an bronzezeitlichen Pfahlbauten matriarchalischer Wohlmütter, hinüber in die Schweiz auf dem Weg nach Rom zum Papst. Um dann dort frech zu behaupten, man habe Indien ersegelt.