zärtl. Jägerkusinen

schoene_leiter

was man in den großen städten ja nicht so hat: man kann nicht einfach mal schnell aus dem atelier treten, wenn die blase drückt während schöpferischer arbeiten, unbeobachtet in den nächtlichen garten hinein, und sich an die von bogusia mit ihrem grünem daumen allzukurz geschnittene großstaude stellen, (oder den japanischen essigbaum), um diesen wuchergewächsen ggf. auch noch etwas gutes zu tun (auch wenn dies gestrüpp seit jahren eigentlich stört, nein, es stört nicht, besser: es nervt, aber das ja schließlich kein endgrund, diese dräuenden lebewesen gleich zu vernichten mit ihren tiefwurzeln), jetzt, wo die vegetationsperiode doch langsam anfängt und das güllen und jauchen daher wieder erlaubt ist. man muss dabei dann allerdings achtgeben, keine feuersalamander ausversehen zu zertreten im dunkeln, auch das allerdings ein problem, welchem man in großen städten eher nicht unbedingt begegnet.

hinauf aufs gerüst, runter vom gerüst. wir sind nun im 2.OG angelangt mit unseren maßnahmen in der burg. die decken sind höher, daher ein einetagiges gerüstchen mit rollen, zum verschieben im raum. die bewegung ist es, oder die sogenannte alltags-bewegung, wie man so sagt. die leiter hoch und nunter, sich bücken mit verdrehten armen oder stundenlang auf einer sprosse zu stehen, der einer leiter, balancieren nach hie und da, das eigene wackeln ausgleichen und das der umwelt mit horizontlinie und währenddessen arbeiten mit den irgendwie beiden händen, zum beispiel farbe streichen oder sich zu einem eimer mit frischem wasser hinstrecken, dabei den einen fuß weit in die luft ausgestellt, wegen des eigengewichtes oder des gewichtes des pinsels oder der bürste oder des feuchten schwammes, oder dann wiederum des schwammes, welcher zum beispiel alten angelösten tapetenkleister der 1930er-jahre aufgenommen hat, um diesen dann ins schmutzige wasser auszudrücken, um sogleich im frischen wasser wieder frisches wasser aufzunehmen, das nennt man übrigens das „2-eimer-prinzip“, einfach deshalb, damit man immer auch frisches wasser hat zur verfügung neben dem bereits schmutzigen, damit die wände klar und rein werden, ohne dass man laufend frisches wasser holen müsste. währenddessen an den wänden drücken und quetschen und streichen und zart oder heftig abnehmen, mit gefühl, gewalt oder schwung, es ist ein buntes kardanisches treiben, welches allerlei muskeln, ganz wie nebenbei, aktiviert und warm laufen lässt, mitsamt dem innenohr.

früher als mittelloser bursche dachte ich meistens, was für ein scheißjob. heute gegenhin freue ich mich darüber, dass ich mir die bewegung nicht einigermaßen künstlich herbeiholen muss, sondern dass meine körperertüchtigungen einen gewissentlichen sinn haben, jenseits dem lediglichen eigensinn, sogar einen kulturellen meistens, und dazu meinen lebensunterhalt gleichzeitig mitfinanzieren manchmal, ich könnte auch sagen und undogmatisch freundlich behaupten aus jahrelanger erfahrung nun heraus: ich mag körperliche arbeit von ganzem herzen und schwitze auch gerne mal dabei, wenn es denn sein muss und sich ergeben sollte.

(wenn es nicht das einzige ist im leben.)

./.

…und wie sie da saß am vergangenen sonntag abend, im moderiertgrünen taillierten jackett, umringt von neoindustrieproletarisch geborenen fernsehfeinden der lügenden rotationspressen – und doch so stolz vom adel und ganz ruhig sich deren demokratische belehrungen anhörte, anhören musste, so zärtlich schutzbedürftig in ihrer mimik war sie und dabei doch so trutzig und stark und aber auch so spürbar verletzlich mit diesen augenaufschlägen und bebenden winkeln ihres wissenden mundes, wie sie nur der unschuld erwachsende haben, wenn sie dabei sind, zum martyriumwechsel zu werden.

meine mir männlich angeborenen schutzsirenen gegenüber dem weiblichen an und für sich heulten auf („Weib und Macht“), ich mochte dann eigentlich reflexartig sogleich kinder machen mit ihr, vier oder vielleicht sieben, ganz egal, auch wenn ich wusste bereits, ich würde ja niemals standesgemäß sein herkunftig bis in alle ewigkeit. umso mehr ein starkes und fast mystisches hingezogenheitsgefühl, dieses hodengemisch aus beschützung, untertan und bedingungsloser unterwerfung, wir müssen künftig uns darauf zurückbesinnen, es ist unsere pflicht, unsere könige und königinnen zu wundern zu erklären und zu verteidigen und uns ihnen unterzuordnen, auch wenn sie uns vielleicht viel abverlangen in ihrer geborenen lenkungsgegebenheit, oder sie unsere leben nehmen, während sie uns gleichwohl stets doch den richtigen weg aufzeigen in umfassender güte und recht.

und dann, meine geheim ufernden gedanken an zärtliche spiele der beiden busenreifen cousinen, wie ich mich dafür schäme, vielleicht in meinem jägerbewaffneten beisein sogar, ich hätte in der türe einer ehemals königlichen jagdhütte im reichswald stehen können, bejankert zum beispiel, sowie in loyaler haltung, angesichts einer warm bereiteten bettstatt neben bärenfellen und birkenkaminfeuer, zur einfachen und diskreten bewachung der zweierlei vorsitzenden gegenüber irgendwelchen demokraten, zwischen der adligen und der pfarrersfrau, jedwelcher geistig angebeteten also – ich schnitt mir dagegen schnell ein laub vom eich, biss auf meine tausend zungen und schoss das schrot meiner büchse in meinen rechten fuss, wenigstens in übersprünglichen gedanken, um mich selbst zu bestrafen, bevor sich in zeitlicher kurzfolge die beiden nackten doppelspitzen gegenseitig und rhytmisch seufzend ins ausdauernde glück ritten vor gott, mit ihren gülden perlenden unterleiben.

ich errötete untertänigst und schwor diskretion.

man kennt ja solche geschichten.

ich glaube nun relativ fest zum ende hin, es wäre daher an der zeit erneut fuer eine monarchie mit hofstätten, königinnen, prinzen, geheimen tapetentüren, verwandten derselben, hostessen am fleisch, hugenotten, cousinen und deren frauen und töchter und geschlechtlichen söhnen und unehelichen protagonisten mit blauem blut, angestellten mägden oder bauernsöhnen im dutt und hohen röcken und hosenröcken, ohne moderne unterwäsche, stattdessen den unverdorbenen po frei mit perücken aus händisch erigierter spitze, vor allem in hoheitlichen großküchen, von hinten oder geräumigen kellern oder beim aufgestellten stroh auf grenzenlosen in der sommersonne blauhimmelnd flimmernden kornfeldern ohne traktoren, dafür mit leibeigenen kaltblütergespannen.

oder es wäre mal wieder zeit für eine bleierne revolution.

homo ludens

foto1
foto2
foto3
foto4

(Abb.: Some Selfies in Anticipation of the dreadful Return to the Versteckburg)

(PS: 7.3.2016, …sowie heute Abend eine sehr größere Bauchempörung über diese schachernden türkischen Vorschläge, Basaren gestürmter Redaktionen und Raketentoten entsprungen und einem Zynismus, der weltpolitisch fast über Nacht in Mode gekommen ist vor ein paar Jahren, diesen nacheifernd. Mir reift angesichts dessen erneut ein heftig hocheuropäisches Gefühl der unbedingten Undiktier- und Verhandelbarkeit fundamentaler Menschenrechte und vor allem quergrinsender Einmischungen und piefiger Erpressungen. Ausgerechnet auch noch von Leuten, die das Zupfen von Augenbrauen demnächst verbieten. Ein sehr hässliches Spiel in diesen Momenten, und aber so überaus durchsichtig dabei, was jener Hässlichkeit keinerlei Abbruch tut, im Gegenteil. Nochmal drei Milliarden, auf den Tisch. Das lässt mich gerade dann doch wieder ein wenig europäisch vereinsdenkend hoffen und erstmals wünsche ich auch, dass Frau Merkel sowie alle europäischen Anderen vor allem diejenigen, die normalerweise keinen Alkohol trinken, (oder nur heimlich), unter den Tisch säuft heute Nacht. Am besten mit griechischem Wein. Wieso eigentlich fließen diese Milliarden nicht nach Griechenland. Gerade jetzt. Und in einhunderttausend Schiffe, die dann die Leute aufnehmen, die gebrochen sind, und sie nach hie oder eben dort bringen. Das kann doch nicht so schwierig sein bei all den Milliarden und den ganzen Kriegsmarinen. /Nein Du Türkeiregierung, so wird das nichts mit Europa oder den Visafreiheiten pipapo (ich hoffe auf die splitternackte Euroeuropa, einen Pflanzling einsetzend mit 50 Pfenningen im Gepäck), da wurde was ganz grundlegend nicht verstanden von Dir, das geht nun aber ja schon länger so, offiziell. Schon einmal wurde ja der Bosporus geflutet, damals noch göttlicherseits, aber dem verdanken wir ja eine allzu unglaubliche Geschichte, die sich doch jetzt bitte wiederholen möge auf unzeitgemäß freundlichere Art, freilich ohne Opfer, jedoch mit mehr Erkenntnis durchs Bildliche, anstatt Giraffen und Elefanten und Ratten und Zecken und jeweils zwei davon, obwohl die Vorstellung der Zweisamkeit ja eine grundsätzlich erst einmal Schöne ist. Schämt Euch endlich, in Grund und Boden. Ihr Weltzertrampler, die Ihr rummacht an allem Möglichen.)

die haare stehen, und wenn sie gestanden sind, dann legen sie sich auch wieder und alles ist wie zuvor, außer einer kleinen erinnerung, dass die haare einmal gestanden waren, selbst sogar dann, wenn es keine haare mehr gibt.

sindykat.

syndikat

keine erlösungen werde ich von nun an mehr verschenken, egal ob alkohol, liebesschmerz, allzuviel angehäufte finanzen (erbe /etcetera) oder hochpreisige kindersorgen. werde fortan niemanden mehr zu absolutieren mögen noch diesbezügliche beichten entgegennehmen, und seien sie auch noch so akademisch verschlüsselt und vielleicht im grunde leidend am selbst sowie künstlerisch oder anderweitig bemitleidenswert verunklärt. auch hochkulturelles premiumklagen wird mir künftig abperlen. ich bin einfach nicht mehr der richtige dafür. werde dann lange minuten schweigen mir auferlegen zu sowas, einen punkt an der jeweiligen zimmerdecke anstarren und allerhöchstens noch hie und da vielleicht händchen halten ohne worte, je nach wetterlage, raumduft und eigener befindlichkeit, stattdessen dabei viel lieber an einen ehrlichen ort gepflegter getränke und ziviler preise denken und an immer aufs neue schöne abende ebendort mit pfiff.

vicious circle

Mein Leben zu einem guten Teil ja aus Kilometern, so auch die innergehirnliche Struktur und individuelle Benennungskürzel. „430km“ steht für Metropolregion Mittelfranken – Neukölln, „680km“ für Neukölln – Waldrand und „256km“ für Waldrand – Metropolregion Mittelfranken. Oder eben jeweils andersherum. Könnte noch verfeinern „eastbound“, „westbound“ oder „northbound“ und „southbound“. Das gefällt mir sehr in der Londoner U-Bahn, man muss nicht immer gleich alle jeweiligen Endstationen namentlich kennen, auch wenn das cool wäre. Sondern nur so in etwa die Windrose mit Nordpol vor Augen haben. Außerdem klingt es archaischer, mehr nach Wildnis, gefährlichen Braunbären und nach Zeiten vor Routenplanern und GPS. Irgendwie lässiger. Die BVG könnte sich das auch mal überlegen.

Also am Gestrigen 256 eastbound zur Kurzarbeit auf die Versteckburg in die Metropolregion und heute sogleich 430 northeastbound, gottlob immer noch mehr als einen Koffer, dieser so wichtige Schlüssel stets am Bunde ist mir auch Windrose, Braunbär oder Nordpol, der Rest eines nie ganz verlorengegangenen Lebensstückchens. Und jedes Mal beim Näherkommen und Hineinfahren überprüfe ich die inneren Zustände und was dann immer noch hervorgerufen wird – oder was eben nicht mehr.

Speziell dann, wenn der Gasometer irgendwann auftaucht, am Horizont.

War es vor fünf Jahren noch das parexcellent Dramatische eines zuvor jäh und unfair Unterbrochenen und die rötlichen Narben gerade mal höchstens gezogener Fäden, so ist es nun eher eine zunehmend unbelastete Freude, mitsamt Vorfreude. Immerhin ist ja auch schon eine Menge Zeit vergangen, die sich ihrerseits mit Lebenszeit, Geschehnissen, Personen und Orten angefüllt hat. Zwar hatte damals ETWAS keine Chance, fertig zu werden, und hastig dazu, aber was heisst das schon. Erst, wenn man die Resilienzen ins Poesiealbum geklebt hat, dann können sich wahrhaft wahrhaftige Blicke breitmachen über die persönlichen Prairien. Dankbar oftgenug, wenn das Meta nicht mehr vonnöten. Diese verschiedenen Orte, sowie die Menschen, die mir sind, sie gefallen mir, sie sind ja stets auch Kreateur von Plänen und wachhaltenden Träumen, von schützender Bewegung oder Teufelskreisen. Welche man dann abermals bearbeiten kann/könnte, oder links liegenlassen, zum Beispiel in Petzow, in Grünsberg, in Kurtschlag, am Mummelsee, in der Vorglühbar, an Vogelfluglinie, in Rechtenstein, am Hermannplatz, am Ukleisee, im Würgeengel, in Maloja, in München, auf Schloss Hohenentringen, auf dem Laiterhof, in Giudecca oder Kirchfembach, in Bahir Dar oder nahe dem Speerschen Belastungskörper (früher ja ein Geheimtipp, früher.)

./.

Wenn Sie also am kommenden Freitag noch nichts anderes vorhaben, dann kommen Sie doch gerne ab 19.00 Uhr vorbei zur Eröffnung der Ausstellung wie folgt – Sie sind herzlichst eingeladen:

APPROPRIATING LANGUAGE #14
VICIOUS CIRCLE
Vanessa Henn, Johnny Koch, Sebastian Rogler
4.3.2016 – 10.4.2016
@MANIÈRE NOIRE, Waldenserstraße 7A, 10551 Berlin
Eröffnung am Freitag, den 4.3.2016 ab 19.00 Uhr
Geöffnet Do. 9.30 – 15.30 Uhr und nach Vereinbarung / Tel.: 030 – 44 70 33 36

Dank an Majla Zeneli. Mehr: Hier.

bleistift

paar typen hatten sich arrogante tiermasken übergestülpt, damit sie künstlerisch wertvoller erschienen, zum bleistift als MOTIV, paar viecher zogen nach und hatten sich im gegenzug im entgegenkommenden zug reflektiertzynische menschenaccessoires reingenommen, zum beispiel passagierflugzeug abschiessende linksdissidentenmasken, damit sie künstlerisch wertvoller wirkten, wenn sie russenhockten beim pipi (neualter TREND). ein viel beachtetes thema, zumalwenn man durch irgendeinen piefigen stadtwald läuft und plastikbecher aufsammelt rechts, um sie dann links wieder wegzuhauen, weil man an distanzbewaffnete beamtinnen denkt (minirock, dunkelblau), die grad einen kurs im tassels twirling auf arabisch (kasse) hatten. „schuld sind immer die anderen“ steht auf kaffeebecher, der stand auf öffentlicher bank, gestiftet von feuerwehren, die retten, helfen, schützen, bergen. /wenn der feuerwehrsexman zweimal tingelt, nach zweigelt, sofern er dann noch kann und überhaupt wollte. das wird oft vergessen. männer scheinen immer so kalkulierbar.

DAS WICHTIGSTE.

Mal wieder den alten Cockring angelegt, Sting eingeworfen und ölgemalt. (Frauen mit noch ordentlichem Schritt).

es ist mir unbegreiflich, wie man fünfundzwanzig ankommende kriegsflüchtlinge, mit kindern obendrein, hordengleich bedrohen kann, selbst wenn man nicht einverstanden sein sollte mit der ganzen sache gesamtpolitisch. welche urmenschlichen hilfsgene sind da außer kraft gesetzt, deren obskurer verlust dann verhindert, dass man, ganz gleich welcher übermeinung, wenigstens im kleinen freudig denen da ankommenden neuen und fremden dorfbewohnern kuchen, kaffee, wasser, ohr und gastfreundschaft entgegenwirft und „jetzt hockt euch erstmal hin und trinkt einen kaffee und dann erzählt.“

DAS MINDESTE.

allerdings ist wohl, dass diese reflexe verlorengegangen sind. es wird zeit, dass endlich mal der strom ausfällt und gas und warmwasser. kokettiere ja schon länger mit diesen abwesenheiten. europa ist mir langsam verloren, dabei gab es das doch noch gar nicht so lange, wir durften ja sogar beiwohnen bei seiner entstehung. es war schön. na gut, dann eben ab dafür. aber daran muss ich mich erstmal gewöhnen. und an das tempo. genauso, wie an die rapide gesamtweltpolitische zynismuszunahme, welche epochal dann das post-pop-dings wohl (endlich) ablöst. das einzig gute, wenigstens. ENDLICH wieder mit feuer heizen, aber andererseits auch kein problem für mich übrigens. im garten ist platz für kartoffeln für zwei, noch dazu für ein schwein oder zwei oder drei, zuccini und WLAN, aber das letztere gibts ja dann nicht mehr, weil die kartoffeln den ganzen strom auffressen. dafür sind drei schweine dann da, und eins gewiss immer zum kuscheln.

/mein kinn ist deine briestschulter

die a.D. mag die B. nicht, sie hat sie sogar schon einmal „hexe“ genannt (woraufhin die B. sogar weinte und ich ihr am nächsten tag blumen besorgte, die ich der a.D. dann aber in rechnung stellte, schon aus metamoralischem prinzip), ich aber mag die B., weil sie so klar heraus ist und gute ideen hat mit der a.D., sie kümmert sich wirklich, sie war einmal krankenschwester, sie gibt der a.D. stets einen gutenachtkuss, auch wenn diese sie beschimpft hat und sie hält auch alles peripher architektonische am laufen (weshalb ich mich manchmal wundere, warum die a.D. die B. nicht mag, ist doch alles zu ihrem, der a.D., vorteil gedacht, auch der situation der grenzenlosen bewahrung von längst vergangenem), dagegen ich mag die S. nicht so vollständig, sie ist mir vielleicht zu lehrerinnenhaft in ihrer stille, ein bisschen hintenherum ist sie vielleicht auch möglicherweise hie und dort, und sie kocht meistens kartoffelpuffer oder pfannekuchen mit quarkfüllung und apfelmus dazu (oder quittenmus aus speisekammer, von der B. selbstgemacht im herbst aus garten), weil ihr nichts anderes einfällt und die a.D. ja eine „süsse“ ist, und selten gemüse, aber die a.D. wiederum mag die S., weil sie nicht so „laut“ ist oder sei wie die B., eher leise (ich finde, zu leise).

es spielt aber eigentlich auch garkeinerlei rolle, ob ich irgendjemanden mag aus dieser spezialrunde, das wichtigste und der vornehmlichste zweck an dieser inszenierung ist, die a.D. fühlt sich wohl und kann einen rest von selbstbestimmtheit sich erhalten am vertrauten ort und wird nicht andauernd bevormundet, wie in einem heim beispielsweise, wo sie doch ihr leben lang alles, wirklich alles, alleine geschmissen hat.

das ganze drumherum um sie hingegen, die organisation eines langsam vergehenden alltages, das ist ja mein ding, die einkäufe, arzttermine, rezepte, telefonate, die pflegekasse, die krankenkasse und die korrespondenzen und so weiter, wir alle tanzen ja um die a.D. herum, daher habe ich, denke ich, auch ein wörtchen mitzureden bei den Hexen. und wenn dann in dieser superweiblichen gesellschaft auch noch die kirschkern anwesend ist, und nochdazu die köchin ab und an, dann bin ich vollkommen allein als mann unter einem schönen riesengroßen haufen von frauen, aber dies habe ich ja gelernt von frühester jugend an, und ich mag das ja auch, ich mag ja frauen, im grunde sogar fast über alles. die B. macht dann oft einen schönen lauten witz, zum beispiel abends bei der tagesschau auf dem durchgesessenen sofa, welches demnächst rausfliegt, „haha, herr schnääck und seine frrraauähn! hahaha!“, dabei rollt sie dann das „R“ wunderschön und spricht das „E“ als „Ä“. einen solchen spruch würde die S. nie machen, die S. ist eher sophisticated (ihr schwager ist musiker) und wir tauschen uns manchmal in italienisch aus, wenn wir nicht wissen, was „fledermaus“ oder zahnstocher heisst.

doch oft flüchte ich dann nach anbruch des allgemeinen zubettgehens hinunter ins alte pfarrhaus zur köchin, meiner ja eigentlichen erstfrau oder ich bespreche dies und das mit der sich zum schlafen vorbereitenden und zähneputzenden kirschkern, die mir erst jüngst versichert hat, sie würde sich dann einst, sollte es je soweit kommen, ganz sicher um mein, ihres lieben vaters, gebiss kümmern und mich auch am rücken kratzen, dort, wo ich nicht mehr hinkäme.

./.

Oder ich sitze, wenn dann alle schlafen, im Atelier im Sousterrain und trinke Bier und Wein und Schnaps und rauche erstmal eine. Mal mit der Köchin oder alleine. Wenn ich alleine bin, dann denke ich mir oft ein altes Haus aus dem 19. Jahrhundert her, entweder in Backsteinbauweise oder mit massivem Erdgeschoss aus Naturstein und obenherum Fachwerk. Klar strukturiert sollte es sein, es könnte im hügeligen Oberschwaben stehen oder in Brandenburg oder der Uckermark. Der Eingang in der Hausmitte, gerne Hochterrain, rechts zwei Fenster, links zwei Fenster nach vorne, hinten ggf. mittig eine Küche, rechts und links Räume oder Kammern zur Lagerung und Versorgung. Mittig ein großzügiges Treppenhaus und die Diele, eine schöne Stiege hinauf ins erste OG mit rechterhand zwei großen Zimmern nach vorne und hinten, linkerhand vielleicht nach vornehin ein größeres Zimmer, hintenhinaus eine etwas kleinere gemütliche Schlafstube mit Abendlicht. Hintenhinaus die Fenster natürlich zum Garten, dieser müsste nicht zu groß sein, eher hofartig, in dem sich noch ein oder zwei, am besten mehrere Nebengelässe befänden, ehemalige Ställe oder Scheuen. Im einstigen Stall würde ich meine grobe Werkstatt platzieren, mit meinen Geräten und Sägen in metallenen Regalen und Zeug zum Versägen und verarbeiten, eine Dreckwerkstatt sozusagen, in der es auch stauben und splittern darf und in der alles herumliegt, wie es herumliegen will. In der großen Scheune wäre das Atelier, mit Maltischen für Kleinformate in Öl und einem Tisch für die trockenen Papiersachen und Platz für ein Archiv der gefundenen Dingwelten. An einer Wand dann nicht zu knapp Raum und Platz für mindestens zwei oder drei Großformate gleichzeitig, gut belüftet wegen des Terpentins. Im dritten Nebengelass würden sich Bibliothek und Gesamtarchiv befinden sollen, hohe und stabile Regale auch dort, die die unzähligen Kisten mit Werken vergangener Zeiten aufzunehmen imstande wären und noch Platz liessen für die Produktion hoffentlich vieler weiterer Jahre. Hier dazu noch ein abgetrennter Raum, vielleicht eine ehemalige Latrine, fürs Büro mit Rechnertischchen. In Atelier und vielleicht sogar auch Büro sollten ferner noch bequemere Liegestätten ggf. Platz haben, für den allzeit verfügbaren Mittagschlaf oder das kurze Verweilen während der Arbeit oder als Ruhestätte für Andere oder Sonstiges oder Liebeleien. Irgendwelche Balkone bräuchte es nicht, man würde einfach draußen sitzen und in der Gegend herumgucken.

Der Tag hätte dann 36 Stunden.

So etwas ähnliches hätte sich vor ungefähr zwölf Jahren einmal tatsächlich erwerben lassen, in einem vereisten Februar – für dreissigtausend der noch jungen neuen Währung, nördlich von Berlin, kaum hundert Kilometer in die Uckermark hinein, in der Dorfmitte des schönen Ortes Briest (wie Effi) genauergesagt, aber das sollte eben dann nicht sein (…). Was in der Nachschau der Gesamtgeschichte nicht nur wahrscheinlich besser war, sondern tatsächlich auch wohl besser, auch deshalb, weil diese ewige Suche ja niemals versiegen darf, auch wenn man weiss irgendwann, dass es diese blödsinnige ewige Suche ist und nicht das blödsinnige ewige Finden, schließlich kann nur ewiges Suchen gutsein, und nicht ewiges Finden, das wäre sonst ja paradox und unverständlich.

Selbst dann sogar, wenn alleine die seit dem Versterben des Vorbesitzers vor dreissig Jahren in einer noch anderen Republik sich dort in der ehemaligen Schmiede ordentlich aufgeräumt befindenden Werkzeuge, die im Kaufpreis enthalten gewesen wären, sich schon angeboten hätten, den endlichen Salär musealpreislich aufzuwiegen, wie ich seinerzeit akribisch und voller Vorfreude nachberechnet nächtlich hatte in Schöneberg (nächst David Bowie) nach Rückkehr von der zweiten Visitation. Aber was will man auch einhundert Kilometer nördlich B. mit 36h vom Tag, wenn ein privates Leben davonrennt und sich nicht schert um den reichen Inhalt von Dachböden eines alten pommerschen Mittelflurhauses mit noch gepflasterter Kutschendurchfahrt und vergilbten sozialistischen Printmedien aus vier Jahrzehnten. Dazu Kommoden, Schränke, Tapeten, sowie allein drei Ambosse und das alles aus mehr als hundert Jahren. Vielleicht hätte ich damals mehr in Richtung eines zukünftigen Ichs und nicht eines festhaltenden „Wir“ denken sollen. Eine ältere kleine achtlos verlorene Kinderpuppe hatte ich nämlich heimlich auf dem verschneiten Grundstück eingesteckt, ich bewahre sie bis heute. Die noch kleine Kirschkern war auch dabeigewesen, im rosafarbenen Schneeanzug, und auf der Rückfahrt gab es heisse Schokolade in Schwedt an der Oder. Tanken in Polen verwarfen wir aus Zeitgründen.

./.

Der Februar, wir können eben immer nicht so ganz miteinander, auch wenn Wassermann, mit denen ich eigentlich stets ganz gut auskam. Die sozialen Netzwerke befremden gelinde derzeit einmal wieder mehr mich mit ihren „Es freut mich, dass ich da und dort künstlerisch dabeibin…“ und vor allem mit ihren Verlinkungen auf potentwichtige Prominenzen, den mannigfachen Anbiederungen und dem zugehörigen Gesamtschleim, dazu ihrem ewigen Ausblenden von Erbschaft, Kabale, Körperflüssigkeiten, Lebensalter, Verkorkstheit oder Krankheiten und Ähnlichem. Aber so ist das eben.

die S. ist nun eingetroffen, wir reden über salat, die kirschkern schläft, die B. sitzt im bus und ich lege mich zur Ruh. mein knie ist deine schulter.

schöne mirage

kirchfembach

guitarren, akkordeonmassagen südfranzösich geschrammelt, mit pollensäckchen in schönem stoff gegen motten zwischen und bei eher altmodischen blusen, dazu in etwas wintermoll und alles wird gut /-melodie, (warum denn nicht, wenn alle über was anderes quatschen). die organisten freuts sowie die organisatoren und deren organisation, nochmals dazu dreingabe: posaunen ungedämpft mit diesen kaffeefiltern vorm gebläse. /leise rieselt eben manchmal der schnee und sein regen, wenns unbedingt sein muss.

Foto 5

Foto 5

Es ist ja im Grunde eigentlich kein Ratespiel, auch wenn es vielleicht so aussehen mag erstmal. Die Abb. zeigt einen kaum 20 cm langen Ausbruch, einen „Mauerschaden“ bzw. besser, einen „Deckenschaden“ in einer ca. 400 Jahre alten Verputzung eines Fachwerkhauses, ungefähr 1cm stark, über historischer Lehmschlagisolierung der Deckenfelder mit mannigfachen Anstrich- und Fassungsresten, allerdings ohne aufwändige Malereien etc., damit also nichts Herausragendes, jedoch als profan historischer Rest gleichwohl durchaus schützenswert. Rechts zu sehen die schon angebrachte neue Wandverkleidung mit brandfesten Gipskartongewebeplatten, die von den Putzern noch neu verputzt werden müssen. Bevor nun auch die Decke neu kaschiert bzw. abgehängt wird, wurden diese alten Reste an den Rändern gegen das Herabfallen gesichert. Im Fall des abgebildeten Schadens dauerte dies mit Hinterspritzen/-füllen und Anpressen an den Lehmträger und der Randsicherung ca. eineinhalb liebevolle Stunden. Das ist/war also eine Erhaltungsperformance. / Das Foto gefiel mir besonders nach dem Umwandeln nach SW, da es die Qualität besitzt – so dachte ich – vollkommen unverständlich und banal zu sein, keine lästigen Fragen hervorzurufen und keinerlei Aussage zu beinhalten, zudem wird es nach rechts hin unscharf und ist somit auch fotografisch im Grunde eine größere Fehlbesetzung. Aber genau das hat mir eben gefallen, die kleine Suche nach der großen Abwesenheit von Sinn. Ein Bedeutungsstillstand, der nach Null zumindest strebt und damit in der Tat so gut wie alles beinhalten könnte, was ist, wenigstens den großen stillen Fluß im besten Fall. /sic ; )