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geregt

blog_2006
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angeregt ein bisschen auch durch dies hier. Auch mal was sexuelles. na endlich. Etwas übers geschlecht. Wir sind ja alle fleisch und blut, da können wir uns auf den kopf stellen. Nein, ich kann das nicht, etwas erotisches schreiben. Jedenfalls nicht öffentlich. Allerhöchstens kann ich erotisches tun, darüber reden und vielleicht noch am ehesten zeichnen oder bildnern. Aber wie immer ist dann natürlich alles frei erfunden.

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hatte sie also vom flughafen abgeholt. und wir waren essen gegangen ein paar häuser weiter, wo sie sich kurz zuvor noch „der blaue engel“ genannt hatten. danach in die bar gegenüber. nach einigen gläsern mit whisky dort und weiteren mit wein in meiner neuen alten kleinen bleibe zog sie sich irgendwann einfach aus und legte sich in mein bett, wandte mir ihren unverschämten hintern zu, nicht ohne es zu versäumen, ihre schwarzen strümpfe ausgezogen zu haben. Da ich Primärreize (irgendwie) mag, lösten diese strümpfe unmittelbar die mir für das geschlechtliche wichtigen blutbewegungen aus und wir trieben es über die ganze lange nacht, auch im schlaf und halbschlaf und viertelschlaf und generell sehr verschränkt, auch im saft. Es folgten noch weitere anderthalb tage ausschließlich dieser lebensbejahenden beschäftigung, bevor ich sie mit zitternden knien wieder zum flughafen brachte. Natürlich war ich verliebt, weil ohne verliebt geht bei mir gar nichts. Auf meiner rückfahrt von tegel nach hause war es spiegelglatt, aber gott hatte ein auge auf mich geworfen. Sie hatte mich, ja, errettet!

Übrigens zuvor, ein halbes jahr zuvor – das kind befand sich gerade unter meiner obhut – war ich aus ebendieser bar gegenüber einmal nachts alleine nach hause gekommen mit dem babyphon in der hand von einem bier zur nacht am tresen, da vernahm ich schon im hausflur die lustschreie meiner frau und ihres neuen liebhabers aus der wohnung vis-a-vis, die auch noch die meine war zu dieser zeit, obgleich ich ja bereits nach über den flur ausgezogen war. im nachhinein bin ich mir fast sicher, dass sie die türe vom schlafzimmer absichtlich hatten offen stehen lassen, denn neue lieben schaffen sich ja gerne gehör, und das ist ja auch gut so.

Ich hatte also einen wohnungsschlüssel zum liebesnest am bunde und überlegte, ob ich mich nicht, nach den ganzen demütigungen der vergangenen zwei monate, nun endlich einmal ganz anders verhalten sollte! ich könnte doch ohne weiteres schnaubend inflagranti hineinstürmen in ihr neues verliebtes leben und das ganze miets- und hinterhaus mitsamt seitenflügel und nachbarhof wachbrüllen im rasenden zorn eines gehörnten ehemannes, ich könnte tobend regale umwerfen, die geschirrschränke ausräumen und mich zuletzt sogar mit dem buhler blutig anlegen, dies alles in der gewissheit, gewiss mildernde umstände angedient zu bekommen, sämtlich.

Und da plötzlich musste ich lachen. Besser: ich hatte mühe, nicht laut loszulachen. Wie ich da vor der wohnungstür stand und dem sexuellen stöhnen lauschte, welches ich hälftig noch wage erinnerte aus den anfangszeiten der bekanntschaft, den ring am finger, den schlüssel in der hand, wenige zentimeter vor dem schloss, minutenlang. in diesem moment spürte ich plötzlich eine überwältigende macht. die macht, diesem stöhnen lauschen zu können, das keuchen einzufangen in eine erlebniskonserve, ohne, dass sie dies wussten, auch wenn es ihnen egal gewesen wäre. die macht über eine geschichte, nicht nur ihre, sondern auch m e i n e geschichte. die macht, so reagieren zu können, wie ich es könnte und wollte und es mir beliebte. Meine macht, die endlich wieder mir gehörte! und auch die Macht, anders zu sein. Und wie klein das doch im grunde alles war und verliebt konstruiert, was sich seit nunmehr zwölf wochen abspielte. Und wie groß es aber andererseits auch offensichtlich sein musste, nicht aus meiner sicht, aber aus deren. aus sicht des drehbuches. Des regisseurs. Der produzentin.

Man ist ja niemals nur engel.

Nach diesen endlosen minuten eines beleibten filmes also und demzufolge wichtiger erkenntnisse über mein archaisches selbst nahm ich staunend den anderen schlüssel zur hand, ging die fünf meter nach über den flur zur meiner ’neuen‘ tür (der ateliertüre), schloss diese auf, schaltete das Babyphon aus und legte mich mit der gewissheit, dass ich eine große hürde genommen hatte in diesem ganzen theater, in jenes selbstgebaute schöne bett, in dem ich monate später errettet werden sollte, als draußen glatteis herrschte.

der kirschkern in seiner ecke nebendran schlief derweil ruhig und wohlig vor sich hinschnorchelnd. Ich knipste das licht aus und Alles war gut.

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(Sehen Sie,) nun bin ich doch wieder beim thema gelandet. Aber das macht nichts. in diesem fall ist das nicht weiter dramatisch. ausrufungszeichen mag ich nicht so sehr, und das wort ‚also‘ verwende ich zu oft. Und bitte stören Sie sich auch nicht an der groß und kleinschreibung. Für mich ist diese ‚Auto-korrektur‘, liiert mit der meinigen, wie ein schönes stück vorgefundenes papier. Wie beim zeichnen also, es sind die Hände. Es ist wie zeichnen, es ist erotisch.

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*’blog‘, 2006, 25x20cm, Öl/Aquarell auf MDF

(noch availablePrivatbesitz)

1. mal

abfahrt FRiBrsg. 14.17 uhr, ankunft S21 16.23 uhr, wagen 4, platz 17. (tel. auskunft DB: „Im Grunde darf ihr Kind auch schon mit 5 Jahren alleine zugfahren, wenn es das will. Das einzig wichtige ist, dass es einen g ü l t i g e n Fahrausweis bei sich hat, hihi!“) /na dann woll’n wer mal sehen. schon sobisschen aufregend.

Abendglocke

Habe eben eine transcontinental weitergeleitete familiäre Besorgnismail ausgedruckt und der alten Dame weitergereicht. Ich lese also vor, übersetze holpernd, ich bin kein Spezialist in Englisch, dann das Wort „curfew“, keine Ahnung. Da auf einmal leuchten sie auf, ihre Augen: „He, Moment mal, das kenn ich doch noch von den Engländern damals in Cuxhaven, wo wir bei den Fröhlichs einquartiert waren, als wir die weissen Fahnen ins Fenster gehängt hatten und man alle Gardinen zuziehen musste und der kleine Hans hat natürlich trotzdem rausgespickelt und dann kamen die Panzer reingerollt in die Strasse und die Engländer ins Haus und ich musste denen die Wohnung zeigen und die doofe Frau Fröhlich hatte vergessen, das Führerportrait im Salon abzuhängen und da war einen Moment lang Totenstille und ich dachte, jetzt werden sie mich wohl erschießen!“.

Aha, also ‚Ausgangssperre‘, wieder was gelernt! /Hintergrund: Die Tochter der US-amerikanischen Ostküstennichte der alten Dame studiert Orientalistik in Chicago und absolviert derzeit irgendein Training in… ja, ausgerechnet in Cairo. „curfew“ heisst übrigens auch „Abendglocke“, wie gegenüber mir so ein Internetübersetzer behauptet. „Abendglocke“, klingt doch eigentlich viel schöner! /Good Luck also, Phoebe, auf dass Du das, was Du da gerade erlebst, dereinst auch wohlbehalten Deinen Kindern und Enkeln erzählen kannst!

und ziehe los

Ich liebe ja meinen Beruf. Auch wenn ich mir derzeit weder Yacht, Kaviar noch Fernreisen leisten kann. Schließlich ist es Winter und Kaviar mag ich sowieso nicht. Ich liebe meinen Beruf, weil man immer und überall aus ‚Scheisse‘ (*Verzeihung*) Gold machen kann. Und sich dann sogar darüber freuen, im besten Fall, stundenlang. Das Problem: die Yacht fehlt. (Ich liebe Yachten!)

Ich habe ein Bild dafür, ein ganz einfaches, nämlich es gibt da diese zwei Schultern, die eine (links) ist die ‚Reputation‘ (was für ein blödes Wort, nicht?), die andere die Kohle (Asche, Schotter, Geld usf.), rechts. Und auch wenn auf die eine immer mal wieder heftig geklopft wird, so heißt das noch lange nicht, dass sich dann Yacht, Porsche oder Fettabsaugung automatisch ermöglichen. Gestern beispielsweise erfuhr ich von einem mir bekannten Galeristen, dass die ehrenwerte SammlungXY nach meiner aktuellen Postanschrift fragt. Warum? Keine Ahnung. Das ist schön, macht aber nicht satt, jedenfalls noch nicht. Dafür aber ist es spannend. (Ich liebe diese Spannung!)

Wie ein Eichhörnchen habe ich es mir also angewöhnt, im Sommer überschüssige Nüsse zu sammeln und als Vorrat für den Winter zu vergraben, an geheimen Orten. Manchmal aber finde ich ein Versteck unter dem Schnee nicht mehr wieder, das ist dann ärgerlich, so wie jetzt gerade. Aber es gibt ja gottlob immer mehrere davon. (Ich liebe geheime Orte!)

Ich liebe meinen Beruf auch, weil ich immer selbstständig sein konnte. Ich wollte das ja auch immer sein. Das ist fast ein Privileg, so sehe ich das heute, auch wenn es hie und da seinen manchmal hohen Preis fordert. Ich kann, wenn ich das will, montags von Berlin aus zu einem Geburtstag nach Mailand fahren, einfach so. Oder den Kirschkern freitags nach der Schule um halbzwei abholen, in Südbaden, um gemeinsam das Wochenende im Württembergischen zu verbringen, auch einfach so. Wenn die Sonne scheint, dann kann ich einfach in den Garten gehen, wenn ich das will, meistens jedenfalls. Ich wollte niemals schon montags auf den Freitag hoffen, wie das viele müssen und manche offenbar wollen. Nein, das kann das Leben nicht gewesen sein. Dafür aber habe ich auch niemals Urlaub und ein Wochenende gibt es auch nicht. Das macht aber nichts, denn mein Beruf macht mir Spaß. (Ich liebe Privilegien!)

Seit gestern nun habe ich Gewissheit, dass es auch in diesem Jahr genügend Arbeit im Zweitberuf geben wird. Ab Frühling. Ein schönes Gefühl! Mindestens 500 Stunden lang Kirchgang. Das wird dann zwar alles wieder sehr mit einem Leben aus dem Koffer verbunden sein, mit immer wieder vielen Kilometern und *Ahoi* und fremden Betten, aber klagen will ich nicht darüber. Es gehört wohl einfach zu mir. (Ich liebe fremde Betten!)

Und ja, ich weiss, es haben sich auch Andere in diesen Tagen schon Gedanken zum Thema gemacht. Es liegt wohl am Januar, das Jahr ist noch frisch, grau und saftig.

Jetzt also ist noch ordentlich Atelierzeit! Und den Gasometer in Schöneberg liebe ich übrigens auch!

Wenn das Patchwork zwomal klnglt.

War im Atelier gewesen. War im Kino gewesen. War in Kneipe gewesen. War in Kirche gewesen. War schön gewesen.

…aber übrigens, hey!, männer der welt, hört auf, diesem unsinnigen ideal nachzulaufen, welches euch von den emanzen der welt seit vierzig jahren eingeimpft wird, wonach ihr euch gefälligst a u c h um die kinder kümmern sollt! alles totaler schwachsinn! denn: ist ein emotionales verhältnis erst einmal aufgebaut, dann hängt ihr drin! kinder sind nämlich in wirklichkeit frauensache. das merkt ihr dann spätestens bei der scheidung. /daher mein rat an alle männer in familienplanung: sucht euch eine brave frau, zeugt kinder, geht hart arbeiten. zur not habt geliebte nebenher, geht heimlich ins bordell, macht was ihr wollt, aber begeht nie den fehler, euch innerlich zu binden! die frau soll sich gefälligst um die kinder kümmern, meidet am besten den kontakt zu jenen, damit ihr erst gar nicht eine freude daran findet! bedenkt: die falle schnappt schneller zu, als noch eine windel, vielleicht sogar die erste, gewechselt ist!

/Aber ansonsten geht’s mir gut.