Archiv der Kategorie: Uncategorized

di da du

di da du,
jetzt muss alles ratz-fatz gehen. Die stunden sind aufgebraucht, jetzt wird in die hände gespuckt! Retouchieren wie früher, zackzack von der palette. Ton gemischt, stimmt! (der ton). Sieht eh keiner da oben. Ton stimmt trotzdem. Die bürste schwingen und quadratmeter, aufrühren nicht vergessen, sonst hinkt! Schnell noch ein paar löcher zu, Trockenföhnen. Raufs aufs gerüst, runter vom gerüst. -Runnervomgerüst. Danach wird geflutet aus nasenflaschen, der stoff in ethylalkohol. Spiritus. Schnaps. Bloß nichts ins auge kriegen, sonst verkieselt das und man wird blind. Es riecht nach kneipe, alles wird ganz glasig und klar. Die wand und die gewölbe werden wissen, es wurde etwas gemacht an ihnen, es wurde etwas VORgenommen. Etwas stabilisierendes. Sie sind jetzt alle fit für die nächsten hundert jahre. Wie man selber, man spart sich den sport und die dehnung. Gesund alles, sehr.

Di da du,
und im hof des üppigen vierseitigen nebengelasses sind die dachstühle womöglich bretteralt. Aus dem dreizehnten jahrhundert gar. Die erste begehung. Reste von alten fassaden, verborgen hinter dem davorgestellten, eingemauert, wenig böswillig. (ich hatte schon eingemauerte katzen, skellettiert, das sollte seinerzeit das BÖSE abwenden. Bei lebendigem leibe. DAS ist böswillig!). Und ein wunderschöner kamin, ziegelgemauert. Löcher machen in die Raumschale einer bewohnten wohnung (die mieterin ausser haus, alleinerziehend). Lieber sagen: „Sondierungen“. Bloß keinen Dreck, keine Krümel! Zwei katzen sind neugierig und folgen flink dem ballgleichen kegel der supertaschenlampen. Tiere im gebälk bringen abwechslung in die untersucherei und heben die laune. Dürer ging hier vorbei zur kirche und schaute männern nach. Vor 500 jahren. Da war dies ensemble aber schon knappe 300 alt. Muss man sich mal vorstellen. (Oh je). In bewohnten räumen zu arbeiten ist mir sehr schwierig. Da hinten hängt wäsche, vorne die zahnbürste, bücher am bett, flecken auf dem teppich, am spiegel ein kuss, datiert. Man achtet ja auf alles. fühlt sich nicht nur als eindringling, man ist einer. Heikel. (hieße sie Heike, würd’s passen-). /Katzen verstehen keine Witze.

Di da du,
saure zipfel. Und frühe filme posten, ach ich weiss nicht. Lieber löschen, so geschehen. besser NEUE. /Trotzdem, „skyfall gefällt mir im superdolbysurround ausgesprochen. Vor allem der showdown in scottland und die neue figuration des Q.“ /ergreifend, wenn so ein hubschrauber langsam in ein haus hineinfällt von schräg links oben. Absoluter kontrollverlust, grundmotivische basisangst etc., ansonsten „die drei lebensalter“ und Vanitaszeug. da kann man sich schön aufgehoben fühlen. Die lösungen divers hat man ohnehin selber parat (Saure Zipfel, Knödel, Gans. Saisonware.)

Platte auf Beine

Die Kirschkern schickt eine E-Mail aus Südbaden:

Hallo!
Ich hab mal darüber nachgedacht, dass ich mein Zimmer neu
streichen will,… Ursprünglich wollte ich auch einen
neuen Schreibtisch kaufen (Weihnachtsgeschenk), ich habe
mich aber im Internet umgeschaut und keinen schönen gefunden.
Dann ist mir eingefallewn,dass wir mir ja wieder ein neues
Bücherregal bauen wollten…

MIR KAM DIE IDEE, SELBER EINEN SCHREIBTISCH ZU BAUEN!

Wie findest du dass? Schaffen würden wir das bestimmt und
wenn wir in den Weihnachtsferien sowiese ein Regal bauen
würden,…
Selber das Holz kaufen und einfach Platte auf Beine-
schreib doch mal, wie du dass findest und ob wir das
vielleicht machen könnten.
Wär doch lustig- und Oma guckt zu:-)
Bis bald, K.


Hey Kirschkern! Na klar machen wir das!
Und Oma guckt zu.

Blutwurz

der geliebte likör vom blutwurz allerdings fehlte der fracht, die ich überbrachte. Die geheime ernte aus tiefem tann in diesem jahr schlecht. Ganze sieben flaschen sind angesetzt. Dafür aber, offenbar neu: birnenmarmelade. Gerne war ich beim auspacken dabei, denn lange jahre durfte auch ich solche überbringsel geniessen: taschen voller lebensmittel, liebevoll zusammengestellt durch elternteile, meist mütter. Ich freue mich deshalb schon auf die erste WG des kirschkerns, es sind nur noch 5 jahre bis dahin, vermutlich. ich bin ja keine mutter. /das B-haus verroht etwas, was ich den neuen besitzern aus rein erzieherischen gründen gönne. Die sitzen im hohenlohischen und betreiben investment. Aber hier ist B und nicht crailsheim, ich bin da ganz altmodisch. Auch wenn der exflughafen fünf steinwürfe entfernt ist. Sie wollten es kaum glauben, dass ich einen kohleofen befeuere, mein widerspruch zur mieterhöhung (sie dachten, Sammelheizung). Daher gab es eine begehung schließlich, im juno. Zunächst aber wollten sie beweise, wie etwa fotos. Diese hatte ich ihnen dann zugesandt. Es dauerte eine weile, bis sie bemerkten, dass jene fotos ja auch woanders hätten aufgenommen sein können. Und stets erwähne ich in meiner Korrespondenz, dass ich Interesse am Kauf der Kleinimmobilie hätte, sollte eine Umwandlung in Eigentum vorgesehen sein. Die dadurch sicherlich hervorgerufene Verwirrung zwischen Prekär und Besitz stelle ich mir dann immer gerne vor. die verrohung allerdings geht mir insofern etwas zu weit, wenn allenthalben die haustüre aufgetreten wird, nur weil schlüssel vergessen wurden. Und das sind nicht etwa „junge leute“. Es gibt irgendwann auch grenzen des klischees, ich kann selbst ein Lied davon singen. /ich begab mich, wie ich das immer tue, auf meine übliche wanderung durch die damaligen gegenden. Und wurde prompt mit dem fahrrad wortlos geschnitten von seltsamen alten geschichten. ES fuhr mich fast um. Das schneiden von hinten – kraftvoll dazu (Geschwindigkeit!) – sollte mir urheberlich gewiss empörung und ausdrückliches RECHT in dieser angelegenheit signalisieren. Diese Nähe musste gewollt sein. Ich sah also – bewaffnet mit zuckenden schultern, spuckendem B-Schritt und hart im AnTritt – belanglos und unrasiert jener schneiderin hinterher, um ihr wenigstens kurz EMPÖRUNG UND RECHT meinerseits schwingungsenergetisch hinterherzuwerfen. „Nicht mit mir, Frau x!“ schoss es mir durch kopf und lauschende körperspannung und kleine grüngelbe Blitze fuhren aus meinen Augenschlitzen der Radlerin hinterher- …-bevor ich nach links abbog und umgehend alles aus dem kleinhirn war. Stattdessen Wohlwollen. Schön, je älter man wird, desto älter werden auch geschichten. /der einzelfahrschein kostet jetzt 2.40 für 2 Stunden, eine richtung. als ich hier ankam, waren es noch ich glaube 2 Mark. (für 2 Stunden, hin und rück). /und am hermannplatz (einst der „bronx von berlin“, dort, „wo man sich immer gut überlegen musste, wen man anschaut und wen lieber nicht“ – so erinnert sich auch die N…) verabreden sich jetzt moderne menschen aus spanien, israel und finnland abends zum trinken aus Bierflasche. Und Aus schweden. im verorten bin ich schwierig, das wird wohl noch dauern. Am allerliebsten besorg ich Kohlen von überdiestrasse. darin habe ich grenzenlose Gelassenheit. Das Leben ist schön!

1.11.12, /laß es so

gasometer_halloween

und dahinten guenter jetzt jauch von der abendseite.

detroit_cobras

und cobras./

mischgemuese_tender

sowie mischgemuese/

lassesso1

und laß es so./

lass-es_so2

und bitte lass es so.


hie 16km („brennende fahrzeuge…“), dorthin „verkeilte lastwagen“ (11km, na gut). taxi nach leipzig, ich ritt, wie immer, glückliche nebenstrecke. Das herz auf brust und kühlerhaube, die hand am knüppel. Wie vertraut. Leipzig: könnte ich mir ja auch vorstellen. /nenne ich sie „die Loithes“, sie beschwerten sich früh über das nächtliche laufen in socken über ihrer wohnung, war doch mein atelier das geräumige berlinerzimmer, welches sich, ein stockwerk tiefergelegen, als ihr schlafzimmer definierte. Die angelegenheit endete schließlich zuletzt in der küche einer ehrenamtlichen schlichterfamilie in der gropiusstadt bei allerlei wurstbroten, die die unparteiische frau des schlichters geschmiert hatte. zu meinen gunsten, schöne augen. Dafür sie mir eine halbe jahreswende später mit einer rakete fast die stirn wegschossen, die loithes. Von ihrem balkon aus, einen stock tiefer. als ich mich besorgt über die brüstung des meinigen lehnte, um eine evakuierung des hauses aufgrund serbischen beschusses von gegenüber Braunschweigerstrasse anzuberaumen. /Damals gab es noch keinen bio-merlot. Damals gab es WAL-mart, (woran sich der kirschkern tatsächlich noch „ganz schummrig?“ erinnert. erst neulich – sensibel erfragt zwischen villingenschwenningen und rottweil). Die Kirschkern saß im einkaufswagen und wenn dieser dann aus ober- und untergeschoss randvoll war, dann war Kasse. Erinnere das „Zwiebelfleisch“ von der Fleischtheke, immer sehr lecker. Habe später öfters von oben auf den balkon der Loithes gespuckt. Ich weiss nicht, ob sie das jemals mitbekamen. Immerhin, über dem westlichen hinterhof konnte man von der küche aus den flugzeugen in ihrem landeanflug nachschauen. Und einmal sogar startete bill klinton in östliche richtung mit einem geleitschutz aus wilden düsenjägern. /sogleich heut‘ zur firma weissbach, hauptstrasse schöneb., zum erwerb von luftpolsterfolie. Knall-folie. Im atelier endlich die vermisste musik aufgespürt. Detroit cobras und mischgemüse. /vermied den weg über den bierpinsel, wegen stau und emotion. Mit dem auto nach äthiopien einreisen. Schlägt das auswärtige amt vor. Und wie das geht, nämlich nachts: nicht. Aber tags. Impfen, Tollwut, Küsschen.

KunsthistorikerInnen HALLO,aufgepasst:

schlussstein1

Schlussstein (Sandsteinrelief), ∅ ca. 50 cm, zuletzt gefasst 1903/06. Eine zentaurähnliche Figur in Frontalsicht, in ein Gewand gekleidet, hält in ihrer linken Hand eine Fackel, die zum Kopf hin deutet, keulenähnlich, in ihrer rechten Hand eine Blume/Blüte, ebenso zum Kopf hin zeigend, wahrscheinlich eine Lilienblüte. Ebenfalls in der rechten Hand hält die Figur den Schwanz einer „Kreatur“, eines kleinen beflügelten Drachens/Teufels oder Koboldwesens mit kleiner Fratze (affenähnlich), welcher sich an den Rand der Steinscheibe krallt, besiegt (wie es scheint), den Kopf nach unten. Der Unterleib des Zentaurähnlichen abgebildet nach rechts, die Waden des tiergleichen Unterleibes zeigen wehendes Beinfell, weniger Pferd denn löwengleich, oder ein Schaf? Mit kurzem Schwanz.

Das ganze um 1320. Natürlich habe auch ich etwas Ahnung von diesen Dingen. Aber was soll der „Zentaur“, besser wohl: das „Mischwesen“, für was steht das? Sollten Sie also über weitere Kenntnisse bezüglich des ikonografischen Hintergrundes solcher Darstellungen verfügen, so lassen Sie es mich hier bitte sehr gerne wissen. Vielen Dank!

/(sehr speziell manchmal, die arbeit an solchen orten. immer wieder. ich mag das ja. auch und gerade angesichts solcher werke. man fragt sich über die stunden der verrichtung jetztzeitlicher arbeit vieles bezüglich des vorgefundenen. dazu ist es ein sakralraum, gefüllt mit gefühlt angehäuft gedachtem, gewünschtem, gehofftem, verfluchtem, geliebtem, gebitteten aus allerlei jahrhunderten. bis oben hin zugebetet. ich las gestern in einer beschreibung der baulichen massnahmen von 1903/06, dass im jahr 1904 „unglücklicherweise ein tünchergeselle zu tode gestürzt ward“. jener konnte also nicht einmal den fiat500 kennenlernen, geschweige denn den retro-cinque. auch der WK1 blieb ihm tragischerweise erspart. gewissermaßen fühle ich mich dem gestürzten verbunden. nicht, weil er stürzte, sondern einfach, weil er hier war. im „Time Tunnel“. es überträgt sich etwas, wenn man sich wochenlang in solchen räumen befindet. ein band über die jahrhunderte menschlicher empfindungsmöglichkeiten und deren steter wiederkehr. über die wiederholung. man ist nicht etwa allein. man ist „teil“. nicht über den verstand (das kennt man ja, lange), sondern gefühlt. man ist daher auch nicht so relevant, wie man immer denken mag. man reiht sich ein. ganz gleich, ob vor 700 jahren schon automobile fuhren oder nicht. man fühlt sich dann auch nicht mehr so unsäglich überlegen. diese krux des sich überlegenfühlens. stattdessen überall spuren, hinterlassenschaften, die sich weiterverspinnen können. all dies weist durchaus ggf. ins spirituelle. vor ein paar jahren fragte ein filmteam nach den möglichen unterschieden der arbeit in sakralräumen ggü. der arbeit in profanbauten. und ob es diese überhaupt gäbe. durchaus, es gibt sie. in den zwischenräumen der zeitsprünge. ich bin dann gerne mensch und habe für ein paar seltsame momente kaum mehr angst. /diese menschliche grundangst, kennen Sie ja.)

schlussst.

mit den supertaschenlampen durch das romanische turmmauerwerk nach oben. schmale treppchen. den dachboden der gotischen gewölbezone erreicht. dort hängen dann seile zum hochklettern vom zwickel („unten“) zum schlussstein („oben“). das sind fünf höhenmeter. und jeder tritt auf diesem gewölbe von oben ist ein tritt auf einer gerade mal ein-alter-ziegel-starken mauerung. sowas hält einen dann. in der regel. /vor jahren haben wir soetwas in einem barocken großmünster in oberschwaben gemacht, dazu muss man wissen, dass die vierungskuppel jenes bauwerkes ich glaube ungefähr 45m hoch ist. da gab es eine kleine klappe, ein süßes kläppchen zum heimlich hinuntergucken, am höchsten punkt (anstatt schlussstein) mit einer kleinen sichtluke aus holz, man konnte von dort 50m hinunterschauen und wusste das gleiche, nämlich dass einen dann in diesem moment allein die wölbungsmauerung in ein-alter-ziegel-stärke trägt. trug. in der regel jedenfalls.

nun waren wir auf der suche nach den alten romanischen zugängen zu den kleinen triphorien bzw. deren umgestaltung im zuge der gotischen erhöhung der seitenschiffe. im nördlichen seitenschiff sind diese zugänge nach 1945 zugesetzt und verschlossen worden. das meint, da war niemand mehr seit ungefähr wohl 1948. im südlichen seitenschiff gibt es kleine luken aus jüngerer zeit. wenn man sich dort hindurchzwängt, dann kann man unmittelbar schön ins mittelschiff hinuntersehen, ohne geländer, und hoffen, dass das türchen nicht hinter einem zufällt. /triphorien sind eine art logen in der obergadenwand. sie zeigen ins mittelschiff, die romanischen säulen und die bauplastik sind oft reich verziert und hier trotz umgestaltung der kirche in allen späteren epochen sowie der zerstörungen im letzten kriege erhalten. /darüber die fenster zur lichtgebung, nachwievor romanisch.

die kollegin frau dr. fährt morgen zum urlaube nach den karpaten. wir waren daher nochmal ordentlich trinken. die für uns bauhistorisch wichtigen zugesetzten romanischen tatsachen geben in heutigem erscheinungsbild einen gotisierten sinn. ein gewölbe wurde vor 700 jahren erhöht und daher natürlich auch die angrenzenden sichtbaren wände entsprechend ästhetisch und baulich angepasst. fragt sich, wen das heute noch interessiert. und eindrucksvoll auch die entwarnende einschätzung des erfahrenen statikers: alle risse befänden sich genau dort, wo sie sein sollten.

vor der kirche liegen gerupfte amselfragmente auf dem pflaster. eine taube steht daneben und betrachtet diese argwöhnisch. ganz oben in den türmen sitzen zwei turmfalken und haben sich etwas laut zu sagen. wahrscheinlich ahnt die taube, was gemeint ist.