bocca

Bocca della Veritá

(interview)

Steht seit sechs jahren im waldrandgarten. ist schon gut integriert und warmgeworden mit dem kleinen häuschen für die kinder. Welche kinder? bisher wurde noch keine hand abgebissen, allerdings auch noch keine münze eingeworfen. demnächst beginnt ja wieder die rasenmähsaison, so wie es aussieht. zwölf wochen früher als normal. es wird ein killerjahr werden, die mücken werden die weltherrschaft übernehmen und sie werden die zecken zur geheimpolizei ernennen. das gelagerte streusalz wird wohl oder übel zum kochen verwendet werden müssen und die hölzernen schneeschieber zu brennholz in einem ofen, den niemand mehr braucht. Es war doch alles anders gedacht. aus den nutzlosen winterreifen werden sich barrikaden stemmen wollen gegen die blutsaugende geheimpolizei, die im grase schon lauert und mit dem vergeblich angeschafften splitt jeden bewerfen wird, der sich noch wage erinnert, was schnee bedeutet. die äpfel im mai geerntet und der wein im frühen juli. Der sommer wird herbst werden, der herbst ein erneuter frühling. Und so wird es weitergehen und alles durcheinanderkommen.

Wir aber werden Jahre gewinnen.

Sie tun mir EBENSO leid, die pinsel, die jeden abend erneut in altes terpentin geworfen werden, zuvorderst ihre schwangere kleine spitze, die doch so empfindlich. Das empfindlichste vorneweg. So ist das immer. Die nicht auf den Oberflächen des Weltlichen eingebundenen pigmentkörnchen, halbausgewaschen und verdammt, in zerschnittenen feinrippfetzen alter Unterhemden und -hosen zu verenden, im dunkel härtenden öl der textilen Entsorgung, getrennt von ihren brüderchen und schwestern, gebrannt oder ungebrannt, welche allerdings vertrocknen auf ungeahnt gestalteten flächen und irgendwann bestenfalls an fremde verkauft werden werden. Eingebunden in ein Gemisch aus Baumharz oder moderner Chemie der Teilchen. Verdammt, nicht vergehen zu dürfen, in ein ewiges Leben auf modernisierten Halden, wenigstens. Denn das wäre ja etwas Neues. Diese bedeckt mit schwarzen Planen, so groß wie Fussballfelder. Und unbeirrten Traktoren, die darauf herumfahren.

2 Gedanken zu „bocca“

  1. Das Bild der in Tepentingläser gestellten Pinsel schmerzt körperlich, ja es kommt nahe einem Migräneanfall. Die leiben Pinselchen so zu malträtieren.
    Da haben Marder und Synthetiks ihr Leben geopfert um dann ihre Haarpracht verbeult zu bekommen.

    Die Mücke ist ja Basis der Nahrungskette. Also es tröstet vielleicht nicht, aber es gibt dann auch mehr Fisch, also wenn man Fisch mag, also den aus dem Süßwasser das gar nicht süß ist sondern eher wässrig.
    (Warum eigentlich kocht man Suppe mit gesalzenem Süßwasser und nicht gleich mit Salzwasser?)

  2. Das sind wahrscheinlich die Haare genau derjenigen Marder, die vorher die Gummimanschette der Antriebswelle meines KFZ in Symbiose mit dem Hersteller qualvoll zernagt haben. /Am Anfang der Nahrungskette steht also die Suppe. Das widerum gefällt mir!

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