DER Bahndamm, 30.7.2012, /…oben auf dem alten Viadukt rauscht der nächtliche Güterzug, endlos. Unten rauscht der Bach. In der Mitte rauschte die Moni, hinter der Moni rauschte die Lisa. Die Lisa ist die „Laser-Lisa“, von der anderen Seite des Bahndammes, dort wuchs sie auf. (Ein paar Osteuropäer hatten vom letzten Wagen des Güterzuges das Feuer auf die spielenden Kinder eröffnet und dabei auch ins Obergeschoß der alten Mühle geschossen, die Frau des Arztes lag schwanger im Bett, sie und das Kind wurden getroffen und verstarben.) Auf ihr liegt rauschend die Moni. Oben hinten rauscht der Bach, hinter dem Bach rauscht die Mühlen-Gabi. Die Mühlen-Gabi wuchs zusammen auf mit Laser-Lisa. Diesseits wuchs ich auf. Unser Hund rauschte nachts und nachts rauschte der Bahndamm, wenn ein Güterzug vorbei fuhr. Ein paar herabfallende Kohlen lasen wir Kinder von hie und da der Böschung oft auf, dabei wurden wir von den bewaffneten Bewachern der Güterzüge beschossen. Dabei waren wir doch nur Kinder.
An der nächsten Raststätte rammte ich Mdme. Mühlengabi meine Fangzähne in den Hüftspeck und nahm dort neben Tanksäule 4 einen tiefen Schluck. Meine übliche Rache für’s Drängeln im Seat-Alhambra.
Was kommt eigentlich nach der Weltformel? Der Nebentisch, Belgier mit Bratwurst. Und die Bedienung sagt beim Abräumen immer so freundlich „Und?, haben Sie geschmeckt?“ Ich weiss nicht, ob ich sie überhaupt auf diesen Fehler hinweisen soll. Alte Männer, alte Männer tragen Bermudashorts, ich nicht. Niemals. Was tragen eigentlich alte Frauen?
Wenn einer alte Neonbuchstaben zu einem wahrnehmungspsychologischen Hochzitat (abgesegnet) zusammengewurstelt an die Wand nagelt und den Strom einschaltet, dann sieht das gewiss gut aus. Gute Idee, vintage dazu, Ästhetik der Dämmerung. Der Dämmerung des Abends. So einfach geht Kunst heute (aber auch schon länger).
Mir scheints, die Grünen entdecken die Nischenverbieterei. Gutewelt als Verordnung. Sofern am Hebel, kann man ja ein bisschen nachhelfen. Ich schätze mal, das ist erst ein Anfang, ein Probieren. Etwas daran stört mich maßlos, ich kann es nur noch nicht formulieren. Flaniermeilen für rechtschaffend Rechtschaffendes. Dann doch lieber freitags Fisch essen und mal wieder Testamente lesen, dazu Gitanes-Mais und Hüfte, .
Gewitterregen, kaum gestürzt, schon verdampft er wieder. Noch während seine Geschwistertropfen fallen, macht sich die abgekühlte Verwandtschaft bereits daran, abermals in einen anderen Zustand in Richtung oben übergehen zu wollen. Ruhe? Niemals. Eine Zecke zwischen den Beinen, erstmals dort, heute morgen in der zeckenlosen Stadt, sie muss sich also schon vorgestern an meinen Langhosenbeinen festgesetzt haben, oder an meinen Schuhen. Und dann nachts und in den frühen Morgenstunden, während ich schlief, heraufgewandert sein ins Feuchtgebiet. Hätte ich doch nur eine Bermudashorts getragen.
Guten Freunden, zum Beispiel der Mühlengabi, der Laser-Lisa, der rauschenden Moni, würde ich so etwas – in entsprechender Laune – als „Zecke am Sack!“ berichten, mit einer kokett hochgezogenen Augenbraue und einem unterhüftigen Daumenwackeln, aber etwas hier hält mich zunehmend ab. Der Wunsch nach Anonymität im Beschreiben einerseits. Andererseits könnte und kann man ja auch vieles so schön herausschreiben. Oft muss man den ersteren Wunsch bekämpfen oder ein wenig moderieren, oft das zweitere der sehr wesentlichen Ungelegenheitslust freundlich dämpfen. Das ist wie beim Zeichnen. Mal ist es so, mal ist es so anders. Der Expressionissmus ist etwas für Anfänger. Wenn es anders ist, dann befinde ich weit weg, z.B. an Böschungen uralter Güterzüge.
Vielleicht aber ist auch irgendwann das Ende eines Weblogs erreicht. Wobei ja nie alles gesagt ist, das ist nun wiederum das Schöne, denn es gibt immerhin stets immer wieder etwas neues im Erleben, z.B. eine Zecke frühmorgens zwischen den Beinen auf dem Way zu einem alten Eisenhaus nach Mögeldorf. Ich habe keine Ahnung und das, was wahr sein soll, entschwindet. Ich muss mich nur noch entscheiden, ob das gut oder schlecht ist.
Ist ja ganz gut, dass nie alles gesagt ist, aber einiges, und im Gegenständlichen von bester Güte.
Ich hoff doch, wir haben das Ende des Weblogs noch nicht erreicht.
Nein, haben wir ganz sicher noch nicht, bester Jossele. /und danke :)
Wehe!
neinnein, auch ganz und gar ehrlich unkokett! man macht sich halt gelegentlich mal so seine gedanken über das, über was man sich so gelegentlich mal seine gedanken macht, worüber man gelegentlich mal nachdenkt (gelegentlich…). ausserdem stand ein großes gewitter unmittelbar bevor ;)