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mit einem geborgten vierzigtonner die letzte großflachware weggekarrt. die wände retouchiert mit spitzpinsel rechte hand, links der föhn an kabeltrommel. alles verstaut, der mietwagenfrau in den tiefen kragen geschaut um halb zehn am feiertag morgens und beschlossen, das leben geht ohnehin auch ohne mich weiter und sie sollte mehr sport betreiben, ich auch. in B. kostet der vierzigtonner 5 euro+ am tage, hier kostet sowas 77,24 euro im gleichen zeitraum. in B. sagen sie lachend „ach schrammen, wir kennen unsere schrammen…“, hier wird protokolliert. und für eine mietsackkarre verlangen sie hier 14 mark. im baumarkt kostet eine neuwertige solche 32. habe mir neulich eine besorgt für 72, die ist aus aluminium und jetzt meine.

/Die alte Dame holt ihr Aufsatzheft aus ostpreußischen Tagen hervor. Sie war 17 und die Familie war von Berlin aus, nachdem die dortige Wohnung in Lankwitz mitsamt dem gesamten Hausrat den Bomben zum Opfer gefallen war, in das großväterliche Pillau (heute: Baltisk) umgesetzt worden. Dort war noch alles ruhig, die Lachse schwammen in der Badewanne und wurden als Sülze auf Eis von den Kutschern für den nächsten Sommer vorbereitet, wie all‘ die Jahre zuvor. Sie ging in Königsberg auf die Schule, putzte im Hafen anstatt von allerlei Hausaufgaben faschistische Minen und schrieb einen Aufsatz über das Thema „Freizeit“. In dieser herbstlichen Woche der Ferien, während der Kirschkern und ich uns am Esstisch an bunten Farbstiften vergnügen, liest sie jenen Aufsatz vor. Morgen (oder übermorgen) vielleicht dann den nächsten, dieser dann betreffend ihrer damaligen Betrachtungen über ihre Geschwister. Wenn Ferien waren, dann die einhundert Meter zum Ostseestrand, schnell schnell, und Bernstein gesucht und gebadet nach Leibeskräften. Die Tatsache, dass der heutige Kirschkern diese Geschichten nach fast sechzig Jahren noch leibhaftig zu hören bekommt, erscheint mir sehr wertvoll. Die abendliche Runde am Tisch jedenfalls ist sehr gemütlich, ich glaube, allen geht es ganz gut, so wie Ferien eben sein sollten.

/1993 habe ich mit der alten Dame eine Reise in diese ehemaligen Gegenden unternommen. Von Kiel aus, auf einem Dampfer mit weißrussischer Besatzung unter cypriotischer Flagge. Mitgebracht habe ich Fundstücke aus der Sperrzone. Diese sind der einzige Rest des urgroßväterlichen Sommerhauses, sie sind oben abgebildet und mir seltsam heilig.

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