ati

ati_selchower

manchmal wird man ja, an manchen tagen, angestarrt, sobald man das haus verlässt. Heute war so ein tag. Auf der strasse im vorbeigehen, im bus, im kiosk, Alle starrten mich kurz an, um dann schnell woanders hinzusehen. Ich dachte, he: bin ich der tod? Ich dachte, he: bin ich das leben? Ich dachte, bin ich irgendwie komisch? Unkomisch? Sehe ich krank aus? Ich dachte, bin ich irgendwie attraktiv? Prominent? (ich sah früher ein wenig aus wie Sting oder der junge klaus-maria brandauer). Habe ich niveacremeflecken auf der nase, dreck in den ohren, einen rest papiertaschentuch an der nase hängen? Irgendeine ausstrahlung, und wenn ja, he: welche?! Das sind diese tage, an denen ich dann, sobald als möglich, schnell wieder nach hause gehe und in den spiegel schaue. Dann lege ich mich zuerst einmal ins bett, schlafe eine stunde und Dann erst gehe ich wieder hinaus.

Zum beispiel zu kunstausstellungseröffnungen. Dort halte ich es keine halbe stunde aus, außer, ich kenne jemanden (jemanden nettes). Auf kunstmessen ist es noch schlimmer, keine drei stunden, und ich muss gehen. Gleich danach eile ich an die produktionsstätte und muss alles besser machen, als das gesehene (ausgenommen natürlich, ich bin ggf. selbst vertreten auf einer messe). ich bin mir im klaren darüber, dass das anmaßend ist.

Meine deckenlampe, ein schöner und vom wahrscheinlich vorvorvorherigen mieter übernommener, die decke mit gleiß flutender kronleuchter, hat einen offenbar historischen wackelkontakt. Mit stoff umwickelte kabel führen ihr eigenleben. Wer will es ihnen verdenken? Meine arme, meine beine, meine ohren, ja sogar meine finger und ellenbogen, sie alle an mir führen ja auch ein eigenleben, Also, so what. Da die decke altbaulich sehr hoch ist, stubse ich das kabelgewirr dort oben mit dem schon schmalen rest einer rolle luftpolsterfolie vom boden aus an, und dann leuchten sie wieder, drei von fünf birnen, anstatt nur einer. Jedenfalls für fünf minuten. das alles ist sehr viel wichtiger als eine kunstmesse. Im plattenspieler sufjan stevens und richard hawley neben zarah leander. Jetzt kann ich die englische küste schon sehen. 4 tage sind kurze sekunden, 4 monat eine ewigkeit. 4 monat sind kurze sekunden, 4 tage eine ewigkeit.

Morgen dann neues aus stockholm. Der kollege streicht die berliner wohnung weiss, auf dass sie vermietet werden kann. Am Montag ist er wieder weit weg. Vielleicht hat er bald eine ausstellung in bruxelles. Und Der wagen (meiner) schafft es hoffentlich noch bis ins fränkische. Metallspäne im kraftstoff, so die diagnose, und die radlager links. Es ist schön, so illegal hier herumzufahren, wegen des feinstaubes. Ausgerechnet hier. Währenddessen die regierung private absprachen trifft mit den wirtschaftlichkeiten. Überall dieses freche zerren der interessen, unverblümt. Warum auch blumen?

Auch ich, das habe ich mir überlegt, werde morgen etwas verbrennen. vielleicht einen einzelfahrschein, einen brief, einen losen lotteriezettel oder einen artikel oder eine fotographie, oder eine zeichnung (jedenfalls kein buch). und danach dann zum flirten gehen nach schöneberg, unbewaffnet, ohne kopftuch.

THF

tempelhoff

Die eine jährliche Hose erworben. Im Angebot eine zweite. Mit der zweiten in den Park, Steinwurf (es ist und bleibt ein Flughafen, das ist kein Park!). Dazu einen Pullover und die üblichen T-Shirts im Zweierpack. Die zweite könnte meine Lieblingshose werden. Ein gelungener Hosenkauf macht mich glücklich. Eine Postkarte an die Tochter geschrieben. Die saß noch in der Karre, als ich mit ihr immer zum Flugzeug-Gucken geschoben bin. Anflug Thomasstraße und dann den kleinen Zeigefinger nach oben. Einmal ist ein Viersitzer von Sylt kommend in einem Hinterhof gelandet und einmal habe ich Bill Clinton mit Abfangjägern (wow!) oberhalb der Küche Braunschweigerstraße wegfliegen sehen. Wahrscheinlich ist mein Großvater auch hier gelandet mit seinem Fieseler Storch, von Frankreich her, in stets geheimer Mission. Das ist aber lange her. Der Spätkauf ggü. hat geöffnet bis 2 Uhr. Die soeben beschlossene Laufzeitverlängerung… für AKW’s kotzt mich an, ebenso dieses Stuttgart21. Dumme Muslime und dumme Christen kotzen mich an. Der Kirschkern sagt jetzt „Also wirklich, das kotzt mich an!“, aber immer noch vorsichtig und eher verschwörerisch, ein wenig heimlich. Ansonsten aber gibt es (aber) gerade fast nichts, was mich ankotzen würde im Anflug, im Gegenteil (ausgenommen Zecken, aber die gibt’s hier ja nicht).

ohne fleiß

und immer wieder wurzeln und kraut. ab in zwei wochen wird wieder gerannt, täglich. alles muss enger geschnallt werden, auch die erfahrungen, auch die schönen weichteile. der weinhändler verkauft einen wein mit namen ‚vintage‘. sechs große formate wollen nach süden geschafft werden, so wie sie sind, stolz und nicht gerollt. kollegenlotto, currywurst und würgeengel. manchmal möchte ich nur noch fotografieren, mittelmäßig und am besten ohne schonung, aber geschönt. und abstrakt körperhaft, was aber ist schon abstrakt, es gibt ja keine abstraktion, höchstens gedanklich gelegentlich. ich habe eine geschäftsidee aus gummi. und ich muss endlich die preise erhöhen.