B27

immer wieder schoen, nachts auf neben- und hauptstrecken völlig nüchtern im licht der eigenen scheinwerfer durch die gegend zu gurken und die windschutzscheibe mit einem unsagbaren gefühl der stärke von innen her anzubrüllen „kommt doch endlich, kontrolliert mich! JETZT!“, und kein schwanz will einen in solchen nächten kontrollieren.

Spalt

spalt

7. Oktober, 21.00 Uhr: 21°C. „Spalter Bier, das mögen wir!“. Ich mag ja solche Werbung. Und so manches Hotelzimmer, da möchte ich es mir noch nicht einmal mehr selber besorgen. Im Sand beim Gottesacker lag heute bei der Brotzeit noch ein halber Unterkiefer mit zwei Zähnen, kaum vorzustellen, dass dieser sich vor ein- oder zweihundertfünfzig Jahren auch einmal mit anderen Dingen (Geld, Geschlecht, Putzen, Literatur oder KfZ) befasst haben könnte. Es ist eine schöne Baustelle.

2tage

die schiebetür noch auf, sie schaut mich offen und groß an, einen kuss am sitzgurt vorbei und irgendein mühsames strahlen, mama am steuer sagt zu ihr „schau mal, in drei wochen…“, tür zu, mama gibt gas und ich dreh mich einfach nicht mehr um.

pursche

wellness,

WZ

also eine beerdigung hinter der schwäbischen alb, die alte dame ins auto gepackt und den alten weg da rauf gefahren. als kind so oft, klar. hinten im käfer. die gönninger steige oder honauer steige oder holzelfinger steige, welche nehmen wir heute? später dann zwiefalten. kurzer halt in rottenacker an der donau, da liegen der opa und die drei anderen brüder. der hans, der bauer. sein bruder albert, bescheidene rente aus dem zellstoffwerk, dann der hermann, der ist schon geschleift. der hermann war laut erbrecht der knecht beim hans, der jüngste bekam den hof, die anderen sollten knecht sein beim jüngsten oder sich vom acker machen. der hermann hat immer gegrinst, an zähne kann ich mich sein lebtag nicht erinnern. und die elisabeth hat immer gesagt: „ich hab drei männer geheiratet!“. und das alles ist noch gar nicht so lange her, das muss man sich mal vorstellen. die elisabeth und der hans haben zwei von vier kindern verloren, einmal ertrunken (donau), einmal dummes geschwür. zur beerdigung also nach ehingen, auch donau. vater der jugendfamilie, kinderarzt und fünf kinder. dort wäre ich aufgewachsen, hätte es die alte dame hingeschmissen, das hatte sie so arrangiert. alle sind da, und es ist gut. das darf man ja gar nicht sagen bei einer beerdigung. aber das trägt was weiter. sehr heilig ist mir das, auch wenn das schon wieder drei tage her ist. der jüngste, der war mein oberschwäbischer jugendkumpel. wir sind kajak und tandem gefahren nach munderkingen, haben schlagzeug gespielt, haben unsere balsaholzflieger fliegen lassen und wir sind im engadin den wasserfall des inn hinaufgeklettert, eigentlich müssten wir dabei gestorben sein. so was verbindet bis heute. und einen super8film gedreht. Titel: Der verlorene Sohn, 1972. Genre: Western. Drehort: vor der Gerage. Dauer: 9min, Status: verschollen. aber das alles ist ja schon wieder ewig drei tage her. wenn mich jemand fragen würde nach heimat, dann dort. kennen sie rechtenstein? obermarchtal? zwischen ober- und untermarchtal saß ich mal auf deiner ducati 860 mit irgendwie kurz zweihundertzwanzig sachen. aber schon wieder drei tage. die baustelle also eröffnet. beleuchtung, strom, dixi, wasser, gerüst aufbauen. gotisch und restfreilegen. der kleine tiefbau draußen vor baggert drainage, natürlich kirchhof. da liegen sie dann herum, diese knöchelchen im sand. und keiner weiß, was man damit machen soll. ein schlüsselbeinchen, ein oberschenkelhals, eine halbe zahnreihe, ein rippchen. der kollege sehr weise und fränkisch: „a schäufala!“. ich krieg hunger. auf nachfrage heißt es von bauernseits, das sei bekannt schon von der letzten baggerei. bin beruhigt, der azubi (schaufel) vom tiefbau vermittelt pietät und gewissen. da also noch acht wochen. nächste woche hotel, dann ferienwohnung, so wie frueher. und nachher für 52 stunden der kirschkern. ich brauch kein kino. ich brauch wellness und zukunft. mit der vergangenheit würde ich gerne geld verdienen. und dann mit der neuen liebe die fetten wege abfahren, gerne acht wochen lang, und zwar ganz in ruhe.