Provence!

Autos angeschaut heute. Eines französisch in Knallerot (Modell „je t’aime“), Sonderangebot EUR 12.580,00. Schuhe für Herbst Größe 35 gesucht, gefunden und gekauft. Auf einem ‚umbrisch-provencalischen‘ Markt gewesen und der alten Dame zwo Stück Lavendel und Irgendwas-Seife mitgebracht, heftig duftend, die sie sich so sehr gewünscht hatte. Seife ist der Sex des Alters, so wird’s wohl sein. Chicanöschen gespielt mit dem Kirschkern, ums Wetter (Kirschkern gewinnt, Wetter gut!). Mamma Mia mit Meryl Streep gesehen, the-winner-takes-it-all und so weiter (vou-lez-vous…a-ha!…). Dazu Bionade getrunken, ‚Kräuter‘ schmeckt am besten (Meinung Kirschkern), Salzstangen gemütlich gemümmelt und mitgepfiffen. Vor dem Supermarkt geparkt auf einem ‚Mutter-und-Kind‘-Parkplatz (mach ich gerne). Käsekuchen, Kakao, Sonne und Kaffee im Reicherentnercafe, sehr akademisch. Schöne kluge reiche Frauen gesehen! Ach, ich weiss ja auch nicht, was ich immer habe… /Aber nebenbei:

Man darf mich ja nicht fragen, was ich hielt von der oligarchischen Ernennung des neuen Bundespräsidenten. Auch nicht, was ich von dem Ding Stuttgart21 halte. Ebenso wenig, wie ich den Pensions-Deal bezüglich des Sarrazinschen Thilo bewerte und schon gar nicht, was ich zur neuerlichen Laufzeitblabla von AKW’s denke. Die Tatsache, dass gehandelt (ge-dealt) wird, auch mit Lobbyisten und Geldern aus Steuer und (nichtzuvergessen!) Volkseigentum, das ist ja nichts Neues. Aber die zunehmende Dreistigkeit und unverholene Offenheit, mit der dieses Scheffeln von Geld in eigene Taschen geschieht und dieser fast schon gruppenautistische Machterhalt, das ist schon neuerer Natur. Vor ein paar Jahren noch wurde wenigstens hinter vorgehaltener Hand gemauschelt, es gab mindestens noch so etwas wie eine ‚öffentliche Moral‘, als Korrektiv, Bremse oder sonstige Instanz. Allerwenigstens wenigstens der Versuch irgendeines Stils. Heute, besser: seit Schwarz/Gelb und ein paar Monaten, fehlt selbst dieser und eine Frechheit tritt zutage, die mich in ihrer Unverschämtheit zunehmend mehr als ankotzt (nein, kein *pardon*). Ja, ich bin gewissermaßen bestürzt.

Da kommt dann so ein Angstmacherbuch vom SPD-Pensionszocker gerade recht, denn bei Bedrohung vom Außen müssen ja alle zusammenrücken (goldene Regel), egal, wes Schweiße, Saft und Stall sie sind. Vor allem natürlich diejenigen, die sowieso schon Angst haben vor dem Säbelzahntiger.

Es ist, als ob die Revolutionsfähigkeit der verarmenden Massen offen überprüft und (aus)gereizt werden würde. Die Revolution jedoch findet nicht statt. Der soziale Friede scheint vor allem in den Köpfen des Prekariats verankert zu sein. Das ist zwar seltsam, aber natürlich vorteilhaft für die andere Seite und die Autobahnen.

Meine seit Jahren völlig eigenverantwortlich aufrechterhaltene und aus eigenen Mitteln finanzierte Grundnaivität wird mich also noch umbringen (‚umbrisch‘?), ich hoffe aber, dass sie unprovinziell (Wortwitz) vielleicht auch genau das Gegenteil bewirkt. Und schließlich befinden wir uns ja auch im post-postrevolutionären Zeitalter. Ein Vorschlag daher zur Güte und gegenwirkend meiner komischen Empörung: Sie überweisen mir bitte monatlich ab sofort und auf Lebenszeit EUR 1000,00 und ich stelle als Gegenleistung umgehend sämtliche beruflichen wie privaten Aktivitäten (incl. Weblog) ein.

Wär‘ das was? So machen wir’s!

6 Gedanken zu „Provence!“

  1. Dass Sie noch Worte haben, Herr Schneck, so gute, kluge, passende…der soziale Frieden in den Köpfen des Prekariats…gestern wurd demonstriert in Wien:

    machen wir uns stark!

    Schöne Ziele, gehen uns alle an mit Konzert und klugen RednerInnen. 2.500 sind gekommen, schätzt man. Ich war auch nicht, bin in Tirol bei der Mutter, weil es nun schon zwei Jahre sind, die mein Vater fehlt, aber das sind wenig..

  2. REPLY:
    ach frau katiza, vielleicht muss dieses ‚fehlen‘ ja auch hinübergetragen werden. mitgetragen. immer dabei sein. vielleicht ist es dann genau das richtige. wenn einem das ‚fehlen‘ abhanden käme, was wäre dann? danke, und herzlich!

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