Archiv der Kategorie: Allgemein

saumäßig

saumaessig

das neue leben hat saumäßig saugut angefangen. und die tochter hält sich die augen saumäßig zu und fragt: „du, kann ich was sehen?“ ich sage „nein“, sie antwortet „doch!“. „ich sehe dunkel. die dunkelheit kann man immer sehen!“. gähnt noch mal laut und schläft saumäßig gut ein.

hennadeppl

und jetzt mal wieder was spontanlustiges:

LIED

da hot d´r hennadeppl doch dem rattadeppl en da hosasaack nai g´seucht,
s´ ganze butterbrod isch aufg´woicht,
vom hennadeppl saim bleda g´seuch….

(im angesicht des bruchs der wolken)

…da warens nur noch drei

beioma

im sommer sagt er, sie hätten das primärteil entdeckt jetzt. er sagt, er hat den kindern gesagt, er brauche ruhe für sich, das sei jetzt mal ein bisschen mehr als nur eine grippe. aber er weiss, er schafft das schon. im november sehe ich ihn zum letzten mal. das darf nicht sein, jetzt, wo es doch erst losgeht mit uns und unserer blöden familiengeschichte. wir hatten uns, meine ersten vier jahre, und seine letzten vier. dazwischen die asche der ehemaligen erwachsenen. im dezember gehen ihm die zeitlebens hinternlangen haare aus. er nimmt´s mit humor. er hatte es ja schon als kind an der lunge. er sagt, ihm sei bei dieser ganzen herumreicherei und ablehnung immer und überall erklärt worden, wer er denn eigentlich sei. er habe lange gebraucht, um das endlich für sich allein herauszufinden. ich weiß schon, ich hatte es da besser. ich war erst vier, als der vater sich verabschiedete, du großer bruder. dann warst du weg, du bei deiner mutter, und ich bei meiner. aus vier mach zwei, über nacht. im februar eine letzte reise nach wangerooge. es ist schon hart, wenn einer am anfang des frühlings schon weiß, dass er das ende des frühlings nicht mehr erleben wird. der ginkgo, den er gepflanzt hat, gedeiht prächtig. das haus und der garten sind mittlerweile schon verkauft. du hast mir gottlob noch ein päckchen mit deiner musik geschickt, carlyto und nick drake und so sachen. morgen vor einem jahr bist du gestorben. schöne scheisse. jetzt liegst du hinter huchting neben irgendeinem baum im wald. und wenn der baum voll ist, dann gibt’s ein kleines schildchen mit sechs namen, aber das kostet dann extra, sagen deine lieben. heute habe ich deine eine tochter getroffen und ihr deine nichte, die du nie gesehen hast, vorgestellt. deine erzählt, sie und ihr vater seien nicht mehr zum versöhnen gekommen. ich frage sie nach dem ginkgo, aber sie weiß nichts darüber, „irgendwann später einmal“ sagt sie und schaut in die luft. sie hat die schule geschmissen und ist jetzt vom zuhause, das keines mehr war, ausgezogen, nach nirgendwo. sie erzählt vom schwarzen block in heiligendamm und fährt jetzt erst einmal mit dem fahrrad nach gibraltar, einen „film drehen über migration“ (deine nichte schielt währenddessen auf das unterlippenpiercing ihrer neuen cousine und denkt dabei wahrscheinlich an ihren derzeitigen wackelzahn). ich glaube sehr, deine jüngere ist ein bisschen wie du, und möge, wer auch immer, sie sehr beschützen. denn warum tragen sich die dinge immer so fort? und warum denn ausgerechnet du? nein, mit familie kann mich der liebe gott nicht mehr hinter dem ofen vorlocken. ich werde mal jedenfalls versuchen, wenigstens ein guter onkel zu sein. ahoi ‚bruderherz‘, so haben wir´s uns, zu guter letzt am telephon, dann immer versprochen.

weltgericht #2

schöne mail am morgen:

„Lieber Schneck! Hier ein Zitat aus dem Protokoll des letzten Arbeitstreffens des DBU Forschungsprojekt WGP: „Herr H. stellt die CAD-Umzeichnung vor. Die Umzeichnung ist sehr detailgetreu und eignet sich optimal für zweidimensionale Kartierungen am Relief.“
Na bravo!! Geht doch! Herzlich, F.“

prösterchen kollegen! geht nicht gibts nicht.

fasse dich krz!

was macht man in zeiteleien, in denen einem eine größere menge an menschen und vorkommnissen hauptsächlich erst einmal leid tut? sogar die erklärten feinde? in denen das mitleid überquillt, aus jeder pore, jeder hosentasche und überhaupt jeder körper- und sonstigen öffnung, und alles verkleistert und verklebt? und wo, zwotens, frage ich mich, wo bleiben eigentlich all die haare, die heutzutage tagtäglich abrasiert werden? wer räumt diese gigantischen filzkugeln in den katakomben eigentlich weg, wer traut sich da überhaupt noch hinunter? doch nicht etwa der dritte mann?

von mir aus

er sagt mir „hallo!“ und streckt mir seine blöde hand entgegen. große offene augen. gibt wenige, die ich nicht zurückgrüße. und derweil hängt ihre immer noch blonde lange locke so sexy rechts am aug´ vorbei (von mir aus). die oberlippe heftig größer und mit einem begleitenden rötlichen höfchen. ich bin froh über diesen anblick, und wenn du auf dem spielplatz sagst „disziplin, konzentration!“, dann glotzen dich alle so an, als wären die letzten vierzig jahre umsonst gewesen. nein, ich seh mich seit heute mittenmang irgendwo in ROM, und der rote hugo, der hängt spätestens dann ganz schön tot im seil. das beruhigt.

holzscheitlknien

ethylacetat

mit curtis mayfield rauf nach eismannsberg. hose unterm kombi, die mai-mütze und wie kalt ists da oben? in der gotik wars auch kalt, aber die hatten keine wandmaler, die in den komischen zwölf jahren professor waren. kauzges dabei, apfel, flasche wasser und in der kapelle dann die der antenne-bayern lauschigen kirchenmalers. wie früher: früher hamm wir auf den baustellen auch immer ordentlich gequarzt, mitten in die kirche, und bevor die dann wieder weihten, mussten die erstmal mächtig einen lüften, haha. der essigsäureethylester schnüffelt sich lecker, weiter unten dann isobrobbanol mit hadden B, die watte geht aus, aber im kolonialwarenladen mit läberkästag gibt’s noch welche. ab und an kracht ein stuckteil von oben, ist aber nur neunzehntes und wo gehobelt wird, da fallen eben späne. sie hat gewonnen, denk ich. lohnt sich das alles, lohnt es sich, für die schlechte nachkriegsmalerei eines mitläufers so viel aufwand zu betreiben? draußen gießts in strömen, den ganzen tag lang, und jetzt ists drinnen wärmer als draußen; mannmann, riecht das lecker, das gezeugs! daheim wartet eine, der ich ein kind gemacht haben soll? kann gar nicht sein. ich hab verloren denk ich, und wir pumpen literweise magerquark mit hirschhornsalz hinter die blase, retten, was zu retten ist, die radiomusik mit den achzgerhits schwillt, der kirchenmalerchef erzählt von der seite über seine vorraussichtliche rente und trinkt ein bierchen dabei, er war eigentlich lokomotivführer, maxhütte, woast scho?, aha, halt doch bitte deine klappe, ich muß mich konzentrieren und ja, früher hamm wir auch immer ein radio mit dabei gehabt, i woas scho. jetzt fügt sich noch der bohrhammer vom elektriker ins klangerlebnis, das kirchlein zittert, schaudert, wackelt, ein barfüssiges dorfdeppkindchen hastet aus dem nichts zum türmchen und zieht böse grinsend am seil der mittagsglocke, wie weiland unten in dorsbrunn, bevor die scheune abbrannte und mit ihr die achtzehn kühe. holzscheitlknien sollte der professor, mindestens! und ich spuck den kauzge hinters allerheiligste, während die kapelle mitsamt dem dorf donnernd in einer großen schlammlawine zu tal rutscht. halb so wild, die örtlichen adligen heissen übrigens von ölhafen, da denkt man eigentlich eher so an rotterdam. ja: GEWONNEN, aber das nächste mal sollt ich besser wieder eine maske mitnehmen, so wie früher eben, die kann ich ja absetzen. jetzt fahr ich jedenfalls erstmal heim ein kind machen, hab ich mir schließlich verdient.