Tageb. 7.3.22

ascona

(…) Habe ja nun doch den VHS-Schnellkurs „Das Maschinengewehr – Gebrauch, Wartung und Pflege, 3-tägiger Praxiskurs für reuige Ex-Kriegsdienstverweigerer im herrlichen Schönbuch. Wir treffen uns an der Friedenslinde im Gewann Wolfenlöchle, Beginn jew. 5.45 Uhr“ abgesagt. / Auf dem Autobahnweg zur Zweitberufsbaustelle gestern Abend fiel mir deutlich eine allgemein verringerte Durchschnittsgeschwindigkeit auf, auch im Mittelklassesegment. Im Vergleich zur Vorkriegszeit. Ein Tempolimit durch die Hintertür, auch recht. Auch wenn es meinen Beutel natürlich schmerzt, dieser Liter Diesel 2 Euro. Langsam fahren als ein Beitrag gegen die Kriegskasse des Verbrechers. Solidarität durch Tempo 110, schön. Viele Fliegen, eine Patsche. Jetzt müssen wir nur noch überlegen, wie wir das russische Gasheizungsgas und das russische Ölheizungsöl, angeblich ja rund 50% des bundesdeutschen Lieferbezuges, wie ich erstaunt neuerdings vernahm, ersetzen. Auf die Schnelle. Bevor er’s uns abdreht. / Das kann ja was werden. / Spinnweben – meine Güte Spinnweben. Wenn man sie wegmacht, dann sind sie sechs Wochen später wieder da. Ähnlich ist es mit dem Staub und der Asche. Und Totgeglaubten. Und leeren Kühlschränken und Tankfüllungen. / Frau Mullah hat jetzt Corona. Und obwohl wir – noch unwissend – gemeinsam und schön unterwegs waren, habe ich es nicht. Bisher. Meine Tests wollen auch nach sieben Tagen einfach keine zwei Strichlein bekommen. Ich bin nicht stolz darauf, sondern einfach nur froh. Auch das PCR für 75 Euro erteilt Absage. Eine Isolierung innerhalb einer Innigkeit ist schlimm. Das merkt man dann ganz schnell. Ich schlafe auf der Waldrandbaustelle und wir telefonieren. Übrigens – mich hat allein die Testorganisation und die dadurch nicht wahrgenommene geldwerte Arbeitszeit an einem Tag mal eben 350 Euro gekostet. Verdienstausfall bei Selbstständigen. Wenn Du nicht arbeiten kannst, dann verdienst Du eben kein Geld, ganz einfach. Dies an die Adresse von selbstverliebten C-Spezialisten im Angestelltenverhältnis. / Mir geht die derzeitige Tageskälte und der sonst so geliebte Ostwind langsam auf den Zeiger. Er kitzelt meine Schimpfbereitschaft. Klartext, oder wie früher, Titten auf den Tisch! Wir können auch anders, die Zeiten sind rauh und sie werden hart. / Zwischendrin im Atelier temperierende Übersprungsbilder in weichem Öl auf altzarter Pappe, zum Beispiel „Abend in Ascona“ oder nochmals sicherlich demnächst eine „Große Düne in Nidden“, „Winterliches Odessa“ oder ähnliches. Was hat man denn noch sonst, außer den samtenen Subjektivitäten, landregengleich, als kleine private Temporärflüchtchen ganz verinnerlich inmitten von Stahlwettern jeglicher Art. Von überall her. Im Wind sich wiegende Kornähren, der ganze Mist eben. / Dies, während andere bereits jetzt alles verloren haben und in entblößter Flucht. / Abb. zeigt: „4.3.2022Abend in Ascona“, 2022, 21x21cm, Öl/Lack/Schreibmaschine auf Pappe / © div.

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