summer tiefnachts

tritt man tiefnachts raus in den trockenen garten, alles ist ruhig, blumen ok genug wasser, blick hinunter auf die strasse, da blinken die kleinen roten pünktchen in den schlafenden autos, alles ist ruhig, grillen zirpen, igel mümmeln, marder rammeln oder fressen gerade benzinleitungen, falter haben hochzeit, flattern im liebesrausch aufs frisch gemalte bild, fuchs flaniert lässig durchs verbrannte gras und wundert sich beim schlendern, dass noch jemand wach ist ohne hühner, afrikanische mückenweibchen machen hüfte und sound und wackeln mit beinchen, alles ist ruhig, oben vergeht die alte dame, tag um tag mehr, nacht um nacht mehr, malste jetzt noch den grünen strich ins blumenbild oder nicht, mit einer kante weiss plastisch oder einfach nur so, eher grünschwarz, oder gar nicht. wenn kein grüner strich, dann würds so surreal, willste das? immer diese großen kosmischen kleinen scheißentscheidungen, keiner weiss das, was für eine arbeit das ist, selbst ein so kleines rechteck gut und fertig zu malen, eine so schöne arbeit, sicherlich, aber schwer und wiegend. wie schöpfung. man siehts später oder man siehts eben nicht, aber es muss sein. alles nachts ist endlich ruhig. und keiner hat problem mit sofa für tausend, oder mit kleid, aber fast jeder mit einem grünen strich in plastisch oder nicht. ui, wieso kostet das so viel? kannst du mir das vielleicht zum geburtstag schenken? das sofa war so teuer, über dem dein ding dann hängen würde. immer beim nachts raustreten in den zirpenden sommergarten frag ich mich dann auch, wer denn nun deine freunde wären, wenn die sonne oder der mond beispielsweise blau oder grün wären oder von unten schienen oder von schräg links. was denn nun eigentlich wichtig ist oder wenigstens wäre. oft dann weiß ich es, da nachts so barfuß im sommer. aber scheinbar ebensooft hab ichs dann am nächsten morgen wieder vergessen. absichtlich. das ist schön, weil ich mich dann stets auf die nächste nacht im atelier freue und aufs hinaustreten in den warmen trockenen garten, um die wertvollen gedanken des vorabends ein ums andere mal zu reproduzieren.

9 Gedanken zu „summer tiefnachts“

  1. Es ist wieder ein Genuss, deinen Text zu lesen, lieber Schneck! Und ich kann so gut verstehen, was du da schilderst!Immer diese Entscheidungen :- das Gute daran ist, es gibt zwar keine Tilt-Taste, aber eine weitere Farbe und einen anderen Pinsel, um eine neue Entscheidung zu treffen :-)))
    Liebe Grüße,
    Carola

    1. Es sind genau diese Überlagerungen verschiedener „Systeme“, die bildnerischen Zwangsläufigkeiten der Folgen von in diesem Fall malerischen Entscheidungen, die einen da in so etwas wie „Schöpfung“ eintauchen lassen. Fast wie Naturwissenschaft. Mindestens Wissenschaft. Man macht ja dann dieses „Bildwerk“ gar nicht selbst, sondern man kramt es nur hervor oder legt es frei, macht es sichtbar. Es war ja schon da. Irgendwo. Es gibt dabei immer wieder Momente, da bin ich regelrecht ergriffen und staune.

  2. Schöpfen und vergehen unter einem Dach….. so vieles entzieht sich unserem Einfluss und wie wunderbar, wenn plastische Striche zu wirklich wichtigen Fragen und Entscheidungen werden dürfen. Wünsche euch Glück in hellgrün und Kraft in himmelblau….

  3. Wo ist denn, in der Tübinger Nacht, in der Allgäunacht, wo ist nur der Like-Knopf, wo schon meine Lieblingsbuchhandlung, der Gastl (lang schon) umgezogen ist, ja verflixt? Sollt ich bald mal hinfahren. Ein Buch kaufen. Dass das Leben weitergeht. Oder auf dem Österberg eine rauchen!

  4. Mir sind die kleinen Scheißentscheidungen immer noch lieber als die großen Scheißentscheidungen, die können gerade deshalb so schön kosmisch sein, weil sie den Flow nicht stören, während die großen Scheißentscheidungen einfach nur doof sind. Das schreibt jemand mit fortgeschrittener Entscheidungsschwäche. Aber die Entscheidung, Ihren Text zu lesen, fiel mir leicht.

    1. Und die Entscheidung, mich über Ihren wahrhaftigen Kommentar zu freuen, fiel auch mir nicht schwer. Schwer hingegen fällt mir, zu akzeptieren, dass das Jahr heuer allzu früh in den Herbst rutscht. Und dass das Sturmtief ausgerechnet auch noch ‚Sebastian‘ heisst.

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