Zukunft, Zukunft… alle reden von Zukunft. Dabei ist doch grad Gegenwart.
Irgendetwas schreiben, anstatt zu malen, malen in Blau und Weiss mit Winterbäumen im Mondlicht (welcher Mond?), immer diese Scratch-Horizonte, es muss und soll doch schnell gehen, es soll fahrig sein und gerotzt, noch nicht mal mehr expressiv, sondern voller Zorn und Bäh, ich muss mal wieder etwas größer als Buchdeckelformat, man ist so schnell am Ende vom Bildgrund mit den großen zerzausten Pinseln. Oder vom Bett aus im Liegen mit verlängerten Tuschefedern tanzende Jungfrauen um Ball auf’s Papier an der Wand?
Aber Material, speziell Ölfarbe, dick, das hilft. Das riecht, es ist schwer und zäh und klebrig, ein kräftiges Zeug, in welches man hineingleiten kann und wir werden dann immer Halb-Geschwister. Und es hilft gegen Träume mit Masken und im Gedränge, in welches ich geriet, der Geldbeutel plötzlich weg und geklaut, das erste mal in meinem ganzen Leben. Wo ich doch immer so aufpasse auf meine Sachen! Es war aber nur der Mittagschlaf gewesen, der Geldbeutel also wohlbehalten und die Maske oben links, Brusttasche, ordentlich da, wo sie hingehört, neben dem Hirschfängerchen.
Schreiben mit Kugelschreiber oder 8B, alles über ewig alte Zeiten, aber nein, dann vielleicht doch lieber Bilder machen, gegenwärtige ohne Zukunft. Vielleicht „schlechte Blumen“, „schlechte Bäume“ und „schlechte Menschen“ auf Altrosa. Ggf. auch „böse Menschen“, lieber aber „böse Männer“, wahlweise Frauen, Kinder oder irgendwelche Tiere.
Was für ein schlechter Wahnsinn derzeitig, das alles. Man könnte ja fast wahnsinnig werden über den schlechten Wahnsinn. Und nun noch ein paar virale Varianten, ein paar durchaus ja sinnvolle Mutationen aus Mutantensicht, ich hatte seinerzeit Biologie-Leistungskurs, daher kenne ich mich – logisch – aus, es war ja klar, das mit diesen Variationen. Und die „Natur“ hat gefälligst Kulisse zu sein für’s menschliche Freizeitempfinden, das meinte neulich beim Waldspaziergang durch den tiefen Winterwald (Wölfe, Schneelöwen, Afghanen etc.) wieder mal die angewandt-spirituelle Seite von Frau Mullah während einer kleinen belebenden Schneeballschlacht.
„Männer, Mädchen, Mutationen“, oder besser noch „Mutanten, Mädchen und Maschinen“ – so könnte man kommende Jahrhundert-Ausstellungen übers Anthropozän benennen, beispielsweise. Am schlimmsten die seit nunmehr Monaten erlebbaren Erkenntnisse und Bestätigungen in Echtzeit, wie blöde doch Menschen sind. Jedenfalls die Allermeisten. Na gut, mindestens eine Vielzahl. Es sind schier unglaublich und ganz grundlegend hoffnungssenkend, diese ganzen Hüftschießer, die glitzernden Wichtigtuenden, diese allseits hedonistischen Plappermäuler im ganz ganz großen Pandemieeinschätzungsgeplauder.
(Aber das wussten wir ja alles schon.)
Ich las vor ein paar Tagen in irgendeiner maßnahmenkritischen Petition als Forderung unter anderem: „Ganzheitliche Förderung und Stärkung der Gesundheit!“ Ganz mein Ding, wunderbar. Also raus an die frische Luft. Rauch, Zucker, Fremdsexverkehr und Wein/Bier/Schnaps sein lassen, dann wird das schon. Die Alten wären eh‘ gestorben, ein Leben mit Vorerkrankungen ist ja auch verdammt mühselig und früher gab’s auch kein Impf. Entlastung der Rentenkassen und – endlich! – vorgezogenes Erbe für die gesunden Lungen der Jungen. Der güldene Mantel der Rettung der Grundrechte richtets und wirft sich sportlich über’s Solidarprinzip, natürlich „ganzheitlich“, wahrscheinlich auch nachhaltig, vor allem achtsam.
So wird’s kommen. Auch wenn wir das ja alles schon wussten.
Ich hingegen will mich jetzt von aller Gegenwart abwenden und zum Monarchisten mutieren. Und wünsche mir einen König wieder (Wilhelm sollte er heißen, oder Maik, oder Sebastian). Besser noch eine sexy Königin: Marianne, Olga, Elvira oder Gudrun. Gabi eher nicht.