Beim Rennen im tiefen Wald half ich einer jugendlichen Ringelnatter (sprach sie im Geiste mit „Mandy“ an) über den Weg. Damit sie nicht von den Horden wildgewordener Frühlingsforstler im Camouflage-Suzuki überfahren wird. An das Fahrverbot im Wald hält sich sowieso keiner mehr. Wenn ich Dorfpolizist wäre. /- Im Garten am frühen Abend ein Igel, er hatte noch einen alten Winterapfel gefunden und beäugte mich vorsichtig interessiert, als ich ihm einen guten Abend wünsche und ihn fragte „Na, wer bist Du denn, Du kleiner Igel?“ Aufs Einrollen verzichtete er. Die Tiere mögen mich eben. Draußen nun auch die üblichen Kröten, die einiges in Eile nachzuholen haben und jede Pfütze mit ihrem Laich zupampen. Jene an geschützten und ungeschützten Wänden den ganzen Winter über klebenden Schneckenhäuser bewegen sich plötzlich wieder. Oder sie kleben immer noch dort und sind: leer. So muss Auferstehung funktionieren. Wie jedes Jahr hoffe ich aber trotz meiner Liebe zur Schöpfung auf ein Aussterben der Zecken. Und Elsternverjagen macht auch wieder Spaß. Jeder und alles hat ja eben seine Funktion.
Beim Rennen daher noch ein paar weiterführende spirituelle Gedanken an das große Ganze. In dem ich mich wohl fühle. Oft jetzt allerdings die Angst beim längeren Betrachten der Facebookseiten, dass plötzlich irgendetwas aus dem Bildschirm herausspringen könnte und sich in mich verbeißt. Man könnte auch mal alles abschalten.
Das Lapislazuli verarbeitet sich hervorragend. Als Bindemittel Gummi Arabicum, in Damenstrumpf und Wasser aufgelöst. Das mit den Damenstrümpfen ist eine feine Sache, die dem Material gut tut und bäuchlings Ideen herbeistreichelt.
Die Post streikt heute hier, sagt die alte Dame. Ich möchte auch mal streiken. War dann doch am Briefkasten und siehe, da war Post. Also streikt die Post heute hier doch nicht. Und eine Überraschung, nämlich eine herzliche Briefsendung von Professor Schiwago aus Milwaukee in Wisconsin/USA. Dieser beiliegend auch jenes kleine Bild:
Vielen Dank, und ja, manchmal, „es ist nie zu spät, eine glückliche Jugend gehabt zu haben.“ Allerdings gibt es ein bereits vier Jahre altes Update, nämlich ich habe den Harman-Kardon-Röhrenverstärker ein paar Wochen später dann DOCH noch mitgenommen, um auch im Atelier immer ordentlich knackig aufdrehen zu können. ;)
das hatte ich mir auch nicht so recht vorstellen können, dass Sie den tatsächlich stehen lassen…
zumal die Röhrenverstärker die einzigen sind, mit denen jenes nostalgische Feeling zur damaligen Musik wieder erlebbar wird… ich sach` nur „in-a-gadda-da-vida“ ;-)
Ein herrlicher Text, lieber Schneck, in dem sich eine wunderbare L[i]ebe[n]serinnerung versteckt, wenn man den von Ihnen gelegten Spuren nachfolgt ;-)))
…und ich finde, der Name „Dr. Schiwago“ ist seeeehr passend gewählt [optisch und „inhaltlich“] ;-))
NUR EINS finde ich fast ein wenig unverzeihlich!
Dass Sie „den harman-kardon röhrenverstärker habe ich dortgelassen“ haben… dereinst…
Schönes Wochenende!
Herzlich Teresa :-)
Eben gedacht, wieso klebt Herr Schneck ein Standbild aus einem Kinofilm mit Herrn Hofmann in sein Poesiealbum? Und dass der Schauspieler ungewöhnlich gut aussieht, in diesem mir unbekannten Film mit dem kleinen blonden Jungen. Und nun ist es ein ganz anderer Streifen. Schicksalsmelodie.
Ich für meinen Teil mag ja irgendwie auch Schicksal, es gibt einen Haufen davon und es wird ja fälschlicherweise damit überwiegend nur der eher schlimme Anteil des Sch. betrachtet und nicht auch stets die andere Seite (sofern man noch lebt). Ja, der Professor sah sehr gut aus und das wusste er auch. Hätte beim Film gute Figuren gestellt. Er hat sich aber auch in seinem wissenschaftlichen Fach einen weitklingenden Namen gemacht. Ausserdem hat er damals meinem Jugendhund – dem Boxerrüden Andor – das Bellen beigebracht, als der das noch so gar nicht wollte!
Wenn Sie jetzt geschrieben hätten, dass er dem Hund bei Vollmond beigebracht hat, zu heulen wie ein kleiner Wolf, wäre ich jetzt ein bißchen verliebt gewesen.
Das Schönste am Schicksal ist, dass es für immer ein Geheimnis bleibt, wie eine Frau in einem schwarzen Schador, von der man nur die kholumrandeten Augen sieht.
Das Wolfsheulen in Richtung des Vollmondes hatte Andor in die Wiege gelegt bekommen. Bis ins hohe Alter machte er das und das war etwas sehr geheimnisvoll archaisches. Seine Art der Erinnerung an seine Vorfahren – konnte man sich einbilden. Nein, es ging ums Bellen, was er zunächst ganz und gar nicht wollte. Mir gefiel das sehr (ach, überhaupt, der Andor…).