Prof. Peter Grau

Peter Grau von hinten

Erst jetzt habe ich es erfahren, Peter Grau ist im Juli 2016 verstorben. Er war mein Lehrer im wichtigen und sicherlich überaus prägenden ersten Jahr an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste zu Stuttgart. Von und bei ihm habe ich das Zeichnen erlernt. Bekommen. Vier mal wöchentlich für fünf Stunden Kopf und Akt. Und dazu jene ersten Schritte in für mich damals völlig neue Welten wohlwollend begleitet, auch in der so genannten „freien“ Arbeit. Das hat er. Er hat stets unterstützt, gefördert, aber auch manches Mal missbilligend geschaut, in gleichwohl zugewandter zarter Ironie, auf zeitgeistige Moden oder künstlerische Selbstbetrügereien. Abgeraten, und oder: Zugeraten. Je nachdem, wer vor ihm stand, mit welchen künstlerischen Plänen und Anliegen. Er war Professor für die Grundausbildung. Und er war stets um persönlichen Abstand bemüht, wenn die künstlerische Ehrlichkeit leiden hätte können unter allzu viel Kungelei. Auch zwischen Generationen. Nie wollte er sich anbiedern diesbezüglich. Auch das habe ich von ihm gelernt. Er selbst: Ein feiner, sehr aufrechter und nicht lauter Mensch. Und ein begnadeter Zeichner. Und möglicherweise zu Unrecht derzeit im Oeuvre wenig beachtet. Wie ja so viele andere. Alles Dornröschen. Man kann ihn auch suchen im Internet und dann auch finden. Er trug oft weite ausgestellte Beinkleider und war meist barfuss im Schuh, wenn ich mich richtig erinnere. Das hat mir gefallen, von Anfang an. / Bild zeigt ihn bei einem gemeinsamen Spaziergang nahe Bodman am Bodensee, während Betreuung einer Grundklasse der Akademie ebendort für eine Woche, mit Schirm als Stock.

7 Gedanken zu „Prof. Peter Grau“

  1. Hörte ihn oft violinieren im Stockwerk darunter, wenn ich seine Tochter besuchte. Die sich jetzt um Amphibien kümmert neben dem musikalischen Hauptberuf. In ihrem Zimmer stand schon damals ein Terrarium. Long ago und wie gestern.

  2. Es ist schon lange her, sehr lange, nach meinem ersten Studium, Anfang der Neunziger (Grafik-Design an der FH in Saarbrücken). Da lebte ich für ein paar Jahre in Stuttgart & verdiente mein Brot in einer Waiblinger Werbeagentur als freier Mitarbeiter.

    Eigentlich bin ich wegen der Kunst nach Stuttgart gezogen, an Akademie studierte ein Freund & ich wollte auch Künstler werden. Aber ich wurde zweimal abgelehnt: „Wir brauchen hier junge, formbare Menschen. Machen Sie doch Ihr Ding!“ (Ich glaube, es war Prof. Kinter, der mir das nach der zweiten Ablehnung sagte).

    Der Chef dieser Agentur, mit dem ich noch heute befreundet bin, studierte einst auch bei Peter Grau & schwärmte in den höchsten Tönen. In dieser Zeit sah ich auch die ersten Arbeiten von Peter Grau, die mir damals sehr gut gefielen.

    1. „Zweimal abgelehnt“ – was für ein Mist. Wahrscheinlich meinte derjenige, der damals irgendwie urteilte „Machen Sie doch IHR Ding…“, dass ein klarer Weg in allem Bildlichen sichtbar schon vorhanden sei und damit ein Studium quasi gar nicht mehr nötig sei? Das könnte man natürlich theoretisch auch positiv werten, wobei ich solcherlei Begründungen für künstlerische Ablehnungen, insbesondere zum zweiten Mal…, auch immer als fast schon zynisch empfand. Ich selbst kassierte übrigens – nach immerhin bereits 2 Jahren „bestandener“ Aufnahmeprüfung und damit der ehrenwerten Zulassung zu einem Studium an der Stuttgarter Akademie – nach Wechselwünschen zur HdK Berlin von ebendort eine Ablehnung, mit der lapidaren Begründung, dass bei mir „bereits im Ansatz ein Mangel an künstlerischer Begabung festzustellen sei (…)“. Dieses noch händisch per Schreibmaschine verfasste Schreiben von 1988 hat mittlerweile einen Ehrenplatz in meinen zu bewahrenden Dingsbums-Unterlagen. Wieviele Zufälle doch letztlich einen Lebensweg zu bestimmen vermögen. Mitsamt den Hätte-Fahrradketten. Und irgendwann weiss man gar nicht mehr, ob sie „schlecht“ oder „gut“ waren, sie waren eben einfach. Da ist ja auch stets, viel später, gelassenes und versöhnliches Potential. Oder sogar: Glück! /Auch mit dem Wissen, dass dies vor 5000 Jahren wohl keinen anderen Deut anders war. Herzliche Grüße!

  3. „bereits im Ansatz ein Mangel an künstlerischer Begabung“ – welche Anmaßung & was für ein Urteil – so endgültig. Ob das heute noch jemand so zu schreiben wagte?

    … aus heutiger Sicht ist alles gut, so wie es gekommen ist.

    Damals war ich natürlich traurig & am Boden zerstört. So führte mich u. a, die zweite Ablehnung fort aus Stuttgart & ich machte meinen Weg in Saarbrücken. Wohin ich ja eigentlich nie mehr zurück wollte. Aber das ist eine andere Geschichte.

    Wünsche friedliche Weihnacht!

    Armin

  4. Sehr geehrter Armin!
    Ein Versuch ist es wert, mit jemandem Kontakt aufzunehmen,
    der Peter Grau kannte….
    Meine Großmutter war mit der Mutter von P. Grau eng
    befreundet. Aus dieser Zeit stammt ein Lotto-Spiel, das er vermutlich vor 70 Jahren für uns KInder gezeichnet hat. Es sind 10 Karten in DIN-A-5- Format mit je 8 Bildern. Sie sind liebevoll mit Kreide? coloriert. Wie gehe ich damit angemessen um?
    Ich würde mich über eine Antwort sehr freuen. S.W.

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