amtrak

#via mail: „Riding on Amtrak train. Walking down memory lane…“*
#2.10.13, 22.10 uhr ff.; sag mal, geht denn jetzt alles wieder von vorne los?***
#westweg schonach, kalte herberge. rumlaufen in eine richtung ist gesund, macht beine und die laune schön. sicht auf vosges, ferndobel, visitation alter, lange schon vergangener ländereien. der thiesenhof aber, er leider bleibt und ist: abgebrannt.

VANITAS**.
phantomas.

*ich bereiste einst america by train. das schien und war eine besondere möglichkeit. heute würde man daraus etwas publizistisches machen. ich muss die dias raussuchen.

**die vanitas mit ihren erfahrenen drüsen hat mich zu kaffee und kuchen eingeladen, hoffe, sie bezahlt ohne peinlich. die kennt mich.

***geht denn jetzt alles wieder von vorne los?

weder kaffee noch kuchen.

bißchen blöd

die kirschkern (13) kam mit dem abendbus aus der tortursiedlung, ankunft um 22.10 uhr. sie saß ganz vorne im bus hoch oben direkt hinter dem fahrer und auf die frage, ob das nicht ein toller platz sei, verneinte sie, hingegen der busfahrer habe sie beim einsteigen gebeten, sich dorthin zu setzen. sie fand das zwar „…bisschen blöd!“ (so wie das meiste gerade „blöd!“ ist, oder im besten fall „langweilig…“), ich denke jedoch, das geschah aus gründen der sicherheit, ihrer sicherheit. sie sollte wohl nicht hinten alleine im dunklen bus sitzen neben werweißwem. sehr aufmerksam sowas. und damit das nicht verhallt, habe ich ans unternehmen eine klitzekleine dankesmail geschrieben. sollte man öfter machen. es ist ja nicht alles mies und nicht sämtliche alltagsaufmerksamkeit liegt brach.

nur das szenische coolkunstenglisch in der bildenden kunst geht mir mehr und mehr auf den wecker. der wecker ist aber auch nicht so wesentlich.

#3

Bereits gestern habe ich mir auf der Suche nach dem Nazischatz um die Mittagszeit herum beim Überprüfen des Alters einer unter der Istverputzung liegenden älteren Verputzung im Sockelbereich des Flures im 1. OG des Herrenhauses, das in der Mitte des 19. Jahrhunderts anstelle und vermutlich auf den Grundmauern eines dort sich ehemals befindenden (so heißt es) Kornspeichers errichtet worden war, welcher um 1708 aufgrund eines Blitzeinschlages in den sich ebenfalls im Bereich der Burg befindenden Pulverturmes, ebenso, wie archivalisch angedeutet, sämtliche weiteren zum Zeitpunkt der Detonation vorhandenen Gebäude, zerstört wurde, mit einem Gipserbeil bzw. dessen Hau-Seite, die der flachen Klopffläche eines Hammers gleicht, beim heftigen Schlagmeißeln entlang einer ohnehin schon vorhandenen Risskante des jüngsten Putzbestandes, wahrscheinlich im Rahmen einer Renovierung und Umgestaltung zur gastronomischen Hotelerie in der Mitte der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts angebracht, einen ungefähr pfenniggroßen Bereich der Haut des dritten Gliedes des linken Zeigefingers, welcher in einem Moment der Unachtsamkeit, geschuldet sicherlich der mentalen Beschäftigung mit Fragestellungen einerseits zur Baugeschichte, andererseits gleichermaßen – und sicherlich noch weit mehr – zur Möglichkeit des Nazitums im allgemeinen und der Tatsache, wie jene Barbarei überhaupt in einer bis dahin ja schon durchaus auch im modernen Sinne zivilisierten Gesellschaft sich breit machen konnte, auf die Schluppe des Meißels geriet, mit Wucht und in optimaler Kraftübertragung auf ebenjener (Schluppe) nicht ganz unblutig zerquetscht.

Kurze Zeit später, beim Spülen einer also komisch beulenartigen Wunde, einer Art kleinem Vulkanchen, am historischen Hydranten auf dem Burghof neben dem Brunnen aus dem verm. 14. Jahrhundert und im frühherbstlichen Schlagschatten des alles überragenden mächtigen Bergfrieds, aus dem sich seit vier Monaten wegen eines Bergabganges die Spezialtiefbauer aus Tirol zur Sicherung der Felsen via Seil zu ihrem Arbeitsplatz abseilen und der über den höchstgelegenen historischen Abtritt, den ich je sah, verfügt, erzählte ein ortsansässiger Handwerker, der derzeit im südlich des Herrenhauses gelegenen Gebäude, einem Bau aus dem wahrscheinlich 17. Jahrhundert, kleinere und größerflächige Öffnungen am Bestand ebendort vornimmt in Bezug auf baustatische Informationen im Hinblick auf eine mögliche Sanierung, beiläufig, er habe, ebenfalls in den 1970er Jahren, als damals junger Mann, im nahen Bergwerk noch einen alten Kleinwüchsigen kennengelernt, welcher viele Jahre vorher offenbar der Stiefelknecht des Nazigranden gewesen war und der stets, wenn es denn darum ging, erzählte, was für ein zuvorkommender und höflicher Mensch dieser doch im Privaten gewesen sei.

Es mag ansehnliche Wunden geben und auch hässliche. Unter dem Aspekt der „Wunde“ sollte keine schön sein. Lieber allerdings eine schöne Wunde, als gar keine hässliche.

Na ja.

„Schatz, wir suchen den Nazischatz!“ #2

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(*klick, oder auch >>>
hier.)

Wir haben nichts gefunden, keinen Schatz, gar nichts, ähnlich, wie die gleichermaßen ungleich anders motivierten GI’s mit Bohrhammer nach Kriegsende vor 70 Jahren. Die schliefen noch mit Knarren in seinem Bett, betrunken vom deutschen Obstler/Cognac und ihrem eigenen Überleben, zurecht. Wir wollten ja auch gar nichts finden im Grunde, wir wollten nur sehen und anschauen, schnuppern und ein bisschen gucken. Eine Türklinke habe ich angefasst, es war kalt und es hat geregnet und geregnet. Noch nicht mal ein Schaudern ist’s wert dem Reichsjägermeister, dem Riesenarschloch. Massenmörders Asche schon längst sedimentiert im wahrscheinlich Schwarzen Meer via Isar-Nebenfluss mit ein paar Zyankaliresten. Aber darüber nun glücklich sein? Die stets nachzügelnde Rache der Gerechtigkeiten für Mord und Leid ringt der Weltformel ein müdes Lächeln ab, wie immer. Und es ist und war immer vor allem ein Klau an Zivilisation und deren mühsamer Errungenschaften. Immer wird es welche geben, die in einen wohltemperierten Ameisenhügel treten, einfach so. Dann haben die Ameisen wieder ordentlich was zu tun. Die Kaputtmacher sind immer eins vorraus, der Rest muss zusehen, Tote begraben und aufarbeiten. (Immerimmer.)

Aber das ist ja alles nichts neues. /Fast peinlich. Mir war’s nur so, nach dem Besuch an diesem Ort, der eigentlich ein schöner ist. Ich bin gespannt, wann Al Qaida anfängt, Kunst zu sammeln. Dem Hermann würde das gefallen.

./.

Ich freu mich auf die Liebe und den ersten Schnee.

schweinf. grün

was wär ich ohne meine meinemelancolia, lieber benjamin biolay. du alter fickymusikmusiker. langer atem, große glocken, regen und der nebel des grauens, der unter den ritzen der alten holzhütte reinströmt, weil der ofen eben zieht, wie ein ofen eben ziehen muss und kein stumpfes messer mehr ist, was es war. grau ist eine gute farbe, mir viel lieber, als. /weil. („weil…!“ – so würde mit nachdruck die kirschkern sagen, wenn sie nichts, garnichts, begründen will.) bouteilles und radiergummis, tusche und absinthersatz für gedrillte schwärze im gleichschritt. und im schritt, sowieso. man muss nur schweinfurter grün denken, schon fallen die fliegen von der wand. es bleibt dabei: ich verehre das gültige fragment, mehr ist nicht, und ich flüchte stets in rückenlage am liebsten. kein hund würde das verstehen beim abschütteln oder totschütteln von hasen. oder geschichten. sowieso, die lebenden können nicht trost spenden, allerhöchstens diejenigen, die schon gegangen sind. man sollte nie so tun, als ob man ein schweinfurter grün überleben würde können.

kornelk.

Die Hornissen fliegen nun spätabends ins beleuchtete Atelier, die merken wohl, dass es bald soweit ist. Das sind wahrscheinlich irgendwelche übermotivierten Spätheimkehrer, Hornissenstreber, die sich bei der Königin einschmeicheln wollen und dann den Weg nicht mehr finden. Ganz typisch. Oder sie klopfen mit ihren Beißwerkzeugen von außen an die Fenster und übernachten dann irgendwann dort, wenn sie die Elstern oder die superverspielten Nachbarskatzen im Morgengrauen nicht wegfischen. Überhaupt diese Insekten gerade. Auch die ebenerdigen. Es gibt Schaben, den Kakerlaken sehr ähnlich, die im Garten leben, sich aber auch für meinen Drucker von innen interessieren oder meine Steuerunterlagen oder die Klebebandsammlung beim Passwortbüchlein. Oder Grillen, die sich hinter der Musik versteckt haben (passend). Auch Schnecken kriechen hier manchmal hinein und danken mir immer, wenn ich sie wieder pleinair setze. Man ist umgeben von schnellem Leben. Von den Spinnen und ihrem „Stress“, den Verhaltensforscher neuerdings entdecken, mag ich gar nicht reden. Ich denke da eher an den Stress der Spinnenopfer und mache mir gerne einen Spaß mit Spinnenerschrecken. Bei den Stechmücken kann ich die Weibchen von den Männchen auf zehn Meter unterscheiden. Die Flugbewegungen und der Sound der Männchen, die ja nicht stechen, sind mir vertrauter. Die Weibchen würden jetzt argumentieren, dass sie ja die Kinder kriegen und daher saugen (müssen). Und mich um Verzeihung bitten für Schicksal. Ich aber kenne da kein Pardon! Die Nachtfalter/innen werden jetzt auch weniger, überhaupt gab es in diesem Jahr nicht so viele (warum?), ebensowenig wie Kirschen. Dafür Brombeeren (ich schrieb) und nun wieder die Kornelkirschen, bei deren Auflesung ich immer unserer Urzeitmenschen gedenke, die sammelten und jagten und sich sicherlich beim Lesen fragten, was wohl ein Gewitter zu bedeuten habe. Überhaupt: Jeder Pilz, den wir heute essen, jedes Kraut, was wir verspeisen, es verbindet uns doch mit diesen Lucys und Lukes, denn irgendein Altvorderer gab vor langer Zeit sein Leben für das Wissen der Nachgeborenen. Also für uns. Das sollten wir nie vergessen, wenn wir Fliegenpilze essen.

4
SEP
2006

schuhe

nuernberg

ich bin wieder zu hause. und man kann ja durchaus die in 2005 gekauften badeschuhe (9,–) auch als hausschuhe benutzen, wenn man nicht barfuss den weg von der wohnung ins benachbarte atelier überwinden will. ich habe zwei mal in den letzten sechs wochen ein paar schuhe in einen öffentlichen mülleimer entsorgt, direkt in einen behälter vor der kirche, ich hoffe, das wird einem auch angesichts der reglementwut, verbunden mit privatisierung von öffentlichen details (z.b. ampeln!) auch weiterhin ungestraft nachgesehen. ich habe diese zwei paar schuhe weggeworfen, nicht weil ich über zu viel fußschweiss verfüge, sondern weil diese zwei paare aus falscher zeit am falschen ort sich befanden. die schuld trägt allein das wetter. falsche schuhe, am falschen ort zur falschen zeit, wer denkt im august an feste schuhe, und wer rechnet mit plötzlicher wärme in nürnberg im beginnenden september mit festen schuhen, zu deren mitnahme nach nürnberg das schlechte wetter ende august seinen beitrag gab. die mitgenommenen schuhe haben sich also überkreuzt, und mich erleichtert um sicherlich 130,– euro. gottlob verdiene ich in nürnberg genug, um mir neue schuhe für nächstes jahr zuzulegen. in nürnberg, weit weg von daheim, scheine ich auch über genügend zeit für den schuhkauf zu verfügen, nach 18.00 uhr, und da ich in nürnberg auch genügend geld für schuhkäufe verdiene (anders als zuhause!), bin ich diesbezüglich sehr zuversichtlich. und man soll wirklich an und bei schuhen niemals sparen.
schneck06 – 4. Sep, 01:47
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Jockel06 – 4. Sep, 17:32
Nassforsch
Nicht vergessen: Badeschuhe ist nicht gleich Bademeister …
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