neand.

Atelier Juni 2023

(Abb.: Atelier Juni 2023)

jetzt offenbar ist es wieder die zeit der stechmückenmännchen. man erkennt sie an den bauschigen antennen vorn am kopf, anstatt dem stechrüssel der weibchen. man darf kein licht anlassen im hause, wenn man warmabends draußen auf der baustellenterrasse sitzt bei halboffener türe. man könnte den eindruck bekommen, die männchen sind nicht nur harmloser, weil sie sich von nektar ernähren und keiner leibesseele blut abzapfen je würden. sondern sie lassen sich auch leichter fangen, wenn man das jeh wollte, als die auf nachwuchs geprägten weibchen, also diejenigen, die stechen, weil sie halt eiweiß brauchen für die eier der nachkommen. die sie dann in jedes fitzelchen an regenwasserresten in verstreuten eimern oder töpfen ablegen. und jedesmal, wenn man dann so einen wasserrest mit sich quer- und längsbewegenden stechmückenlarven auskippt wird man ja im grunde zum massenmörder. und nimmt den vögelchen die ihrerseitige eiweißnahrung nach verpuppung und flügelchen und dann dem lästigen „sssssss“ in der nacht weg. herrjeh, was soll man machen?

der stattliche igel/igelin schnauft sich täglich am dämmerabend gegen jetzt 21.35 uhr aus dem gebüsch nummer eins. gewohnheiten sind auch seins/ihrs, die wege sind fast immer die gleichen. gemütlich und ohne arglist. dann die böschung hinunter in richtung untergarten zum gebüschbündel hin nummer zwei, ein blick nach links, dann rechts, dann schnüffeln und ein wenig nippen am von anthropoiden liebevoll aufgestellten und aus der regentonne bewässerten untergefäß für die ehem. balkonstädtische kräuterzucht in langschalen, tönern selbstverständlich (toskanastyle). sodann ab in die „grube“, gebüsch nummer drei, einst der vorbereitete aushub für ein schwimmbad der 60er-jahre. für dann, „wenn dann wieder geld da ist“. wie man das damals so hatte, einen pool. mittlerweile zugewachsen mit japanischem dingsbums, brombeeren, einem buchsbaum, auch heuer wieder arg vom zünsler geplagt. und diesen wildpflaumen, die wachsenderweise auch keine ruhe geben, vor allem mit ihren in jungen trieben höllischen stacheln. wer wollte es ihnen verdenken! danach hört man ihn/sie nicht mehr. wobei irgendwann es ja auch einen rückweg geben müsste, wohl dann, wenn die menschen gemeinhin schlafen.

im garten ziehe ich mittlerweile grundsätzlich wertige gummistiefel an, ganz allein wegen der zecken. früher war barfuß. auch hochsommers. aber besser, als nachts oder frühmorgends tagsdrauf rote juckende bissstellen mit lesebrille und oft verdreht in körperhaltung an unmöglichen eigenen oft zarthäuten sich genauer anschauen zu müssen, mit „Aha!“ und gruseligem ausreissen von festgebissenen kleinstspinnentieren. neulich war wieder, spätabends, ich habe sie, die entfernte zecke, dann im fast leeren schnapsgläschen ertränkt (marille).

in den im atelier herumstehenden gummistiefeln lassen sich oft auch gerne zitterspinnen nieder, ist man auswärts gewesen für ein paar tage. vieles an diesen kleinstmassakern könnte natürlich auf karma gehen, wenn man sich darauf einlassen wollte. wer schon wollte?

verschiedenste wespen und auch komische sowie noch nie beobachtete fliegen oder würmchen nutzen ihr wissen um ihre leichtigkeit ggü. der oberflächenspannung von H2O, indem sie sich einfach auf eine niedrige wasseroberfläche setzen, ohne gleich unterzugehen. um dann, in diesen neumodischen warmzeiten, zu trinken, aus den dargebotenen wasserreservoiren. das freut mich. ich muß das weiter beobachtend vertiefen. es sind sicherlich immer diese kleinen sachen, über die viecher und das mikrokosmische. an waldrändern wird ja das kleine oft ganz groß, wenn man nur genügend beobachtet mit zeit. heute, wie vor schon jahren, aber vor jahren, als man noch in die kneipen der großen städte ging, noch nicht so tiefumfassend und schlussfolgernd auf das gesamtganze und küchentischphilosophisch. so, wie die neandertaler damals wahrscheinlich auch schon, nach der mammutschlachteplatte an walnüssen und löwenzahn.

bahram hat jetzt eine ausbildungsstelle gefunden, wir freuen uns sehr für ihn. bei einem mittelständler im IT. nun muss er noch in windeseile den führerschein machen in den kommenden wochen. erstehilfekurs und die theoretischen abende im crash, immer ab 18 uhr. und die kirschkern hat sich entschieden, sie geht nun wohl ins rheinland für’s weitere, „Master“ sagen sie heutzutage. wohlüberlegt! da wäre noch gewesen cork oder montpellier. was aber gut klingt, das ist oft ja nicht auch unbedingt das beste für alles. ich freue mich sowieso, den fortgang von fortgängigen dingen miterleben zu dürfen bei den jungen leuten.

# ist da erinnerung, klein und schön, mit dreiundzwanzig tauchte ich ein in die tiefen meiner praktischen ausbildung, ich las „1984“, hörte NICE & SLEAZY im sonywalkman abends im hohen norden von london (edgeware) und fuhr der verliebtheit halber wochenends mit meinem roten kasten-R4 nach heidelberg oder rom oder niederbayern oder anderswo hin. wissend, das ganze leben noch vor der windschutzscheibe, die sich brüstete mit insektenleichen. die wisch-wasch-anlage musste man noch mittels fußpumpe (linker fuß) betätigen. und das benzin nach campo de fiori (Albergo del Sole) nahm ich mit im alten wehrmachts-großkanister vom haudegen-Opa (marine) aus noch cuxhafen 1945 gefangenschaft britisch, hinten drin, weil doch so teuer in italien.

DENN ein brieföffner allein öffnet niemals noch keinen brief, bei menschen wie insekten, oder hybriden wölfen oder elektrischen füchsen, ähnlich tantrischen molchen oder keltischen salamanderlarven oder ganz normalen glühwürmchen im heterosplitting. wenn sie einfach nur leuchten wollen, was das zeug hält. es ist vieles an vielem dasselbe über die jahre, und es ist schon wunderschön, wenn man dabei sein darf, auch jenseits säugern, die uns ja manchmal vielleicht ferner als lieb sind, als vielmehr vielbeinige schmetterlinge oder einen küssende junikäfer, auch wenn wir das nicht als solches kapieren, geschweige ahnen können. die neandertaler zogen es daher wohl vor, auszusterben. aber hinterlassen haben sie uns eine menge, IN uns, so heisst es, nämlich offenbar fest eingebaut, DNA. ich glaube, ich bin ein guter neandertaler gewesen.

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