„…/du lieber kirschkern, jetzt die letzte schulwoche-sued für uns zwei. Mit schulweg-sued und hoppelweg und rehhasenweg (eigentlich ja rehhasenschafringelnatterweg). Ungefähr zwanzig monate waren das, achttausend kilometer für dich, das doppelte für mich und immer das bangen drum, dass nichts passieren möge, das zittern, dass du nicht plötzlich alleine dort vor der schule stehst oder dem hort, während ich eine panne oder einen unfall im funkloch habe im tiefen überholwald. immer war ich erleichtert, wenn wir dann zum rückweg vorne in der karre endlich nebeneinander saßen, es war ein heimkommen ins behagliche und behütete mit dir, so unglaublich tief beruhigend (hatte ich selten.), erstmal brezel und kakao. Du warst (und bist!) eine gute beifahrerin, du hast im sommer die klimaanlage und im winter die heizung und die halben erwachsenenkaugummis verwaltet, ich habe über den verkehr geschimpft oder das eiskratzen und den schnee im winter. Ich bin um halb sechs aufgestanden (ausgerechnet ich…), habe dich geweckt um viertel vor und dann frühstück gemacht. Los gings im sommer um zwanzig vor sieben, im winter um halb, wegen eis und schnee und dem winters gesperrten hoppelweg, was uns blöde zehn minuten mehr kostete, hauptsache RECHTZEITIG zur schule (wegen sowieso und dann später wegen: ‚erziehungskompetenz‘! hrhr, usw.). wir haben uns geschichten erzählt und stundenlange autogespräche geführt über die erklärung der sog. welt, des häkelns (brrrr), der menschen (hui!), der ponys (immenhof!), der anderen viecher (okok: tiere…), des scheißwetters und des autoverkehrs im allgemeinen. und insbesondere allen möglichen dies-und-das-sachen. eine menge quatsch war natürlich auch dabei, äpfel matsche fahren, blitzen austricksen, beleidigt spielen mit lenkrad-loslassen und arme verschränken und dann fast in die wiese fahren und so weiter. aber nicht nur der schulweg-sued geht zu ende, nein, auch unser gemeinsames alltagsleben, jetzt am waldrand…, davor: in berlin! (he, du bist eine berlinerin!). bald wird das hier nur noch ferien- oder wochenendgebiet sein. und oma hat sich tapfer gehalten. Sie hat alles mit riesenherz und liebevollem verstand mitgetragen, obwohl ihr, der hinke-oma, manches sicher nicht leicht fiel. das sollten wir beide ihr niemals vergessen! Ab september also ist dann schon wieder alles neu für dich. Und für mich auch… vor allem aber für dich. ich wünsche dir jedenfalls, dass dir das in dieser woche jetzt nicht alles so bescheuert schwerfällt, wie mir. / kriegen wir alles schon hin, was? ;)…/“