konfirmand

„weite schneeflächen klavierklimper mit rauschendem synthesizer unterlegt, schon so oft diese strapazierten bilder, was will man machen, es ist kalt, man ist erschöpft, ich bin erschöpft und ich fahre durch eine winterlandschaft und strapaziere mit extra winterbilder (weite schneeflächen, kalt, synthesizer), musik laut, klavierklimper mit rauschendem synthesizer unterlegt, ein kleiner sog auf autobahn, alles saust, die flocken knallen einem entgegen auf die schutzscheibe, verwehungen links und rechts, so wie früher, als wir im alten gelben golf-eins nachts auf der schwäbischen alb oder in berlin dann später rumgeheizt sind, immer winter, auf der alb hat man die strasse nicht mehr gesehen, alles war kalt, klar und weiss und wir waren besoffen, hinten der hund, keine sau unterwegs ausser uns, mein freund henning und ich, nur rechts und links die gestreiften pfosten im damals noch gelben scheinwerferlicht, wie schön das war, später in berlin immer an der mauer lang, winter nachts, das sind bilder, die vergisst du nie, die steige runter zurück nach zwiefalten, klavierklimper unterlegt mit synthesizer, dazu diese jahr aufs jahr strapazierten bilder, ist mir doch wurscht. es sind diese alles-wird-gut-momente, die mich immer noch und immer wieder konfirmand sein lassen, im grunde hat sich nichts geändert an meinem im kleinhirn empfundenen selbstbild, ich bin ein junge, eher schüchtern und mag irgendwie frauen, aber eigentlich keine oberhemden und feinripp schon gar nicht, anzüge mit rundshirt oder V in schwarz gehen vielleicht, daran ändert es auch nichts, dass ich schon mit 382 frauen im bett war, immerhin wenigstens EIN kind großgezogen, gearbeitet seit dreiunddreißig jahren auf kalten baustellen, ausbildung gemacht, studiert, meisterschüler gewesen, preise gewonnen, stipendien gehabt, menschen kommen und gehen gesehen, ist mir alles egal, wenn ich nur jedes jahr einmal zur FRAU fahren darf, und zwar ALLEINE mit musik durch winter, im wagen, morgen sinds zweihundert kilometer, durch schneelandschaften mit sausenden autostradas und flocken und schöner musik, daheim alle versorgt wissend, drei junge, eine alte plus pflege, wenigstens für fünf tage, im winter. kalt muss es sein, klaviergeklimper und durch natur, besser: LANDSCHAFT fahren, es sind ja nicht die bilder, die strapaziert sind, sondern die rezeptionen von winter (und landschaft), derer es einfach zu viele unernste gibt in diesen vernetzten dekaden, und die zeit und oder besser: die DAUER, die keine mehr sein darf, der größte verlust der allseits neuen errungenschaften im kommunikationswesen.

landschlaft saust also vorbei (nun auch geigen plus synthesizer), ich bin einfach müde und es war so viel im letzten jahr, rauf auf die sausebahn schwäbische alb und dahinter die großen weissen weiten, die sich zu den alpen hin räkeln und strecken und sehnen, man merkt das am gelände, man spürts, diese sehnsucht, wind und schnee, alles wird immer weisser, bin erschöpft und glücklich dabei. so, wie eigentlich lange nicht. das kleine gefühl, das getan zu haben, was möglich war im letzten jahr. danke allen beteiligten.

(PS: feinripp baumwolle jetzt gute atelier-lumpen.)“

10 Gedanken zu „konfirmand“

    1. Mehr als Bilder kann ich auch nicht. Und es war genau so, hat geschneit wie blöd und ordentlich Sturm und Musik dazu. /Vielen Dank : )

  1. Wunderschön, wie die Landschaft sich sehnt und räkelt und alles weiß wird und Sie mittenmang, in einer Zeit, die keine Dauer mehr kennt oder duldet und im Hintergrund immer die ewigen Berge, oder die Mauer, die dann doch noch fiel.

    1. War schön Zeit zur Dauer gewesen, ja, wunderschön. In der Ferne ein paar Mal die ganz ewig hohen Berge. Und viel Rokoko der neunzehnsechziger Jahre. Dieser Ort schon etwas ganz eigenes. Gutes Essen und barfuß im Schnee. Einige gelandete UFOs, wahrscheinlich aus Russland. Viel Pelz, viel Guß. /Danke

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