Herpés

Die Nachbarin bemerkte diplomatisch und freundlich über die Straße, es war ein Fehler vielleicht, die Hecke so radikal zu beschneiden, da ihre Singvögel keinen Schutz mehr finden würden und nun ein Turmfalke sich ab und an eine Singvögelmahlzeit gönne. Ich bin mir nicht sicher mit dem Turmfalken, kenne ich doch deren Ruf von der Arbeit in Kirchen und an Türmen und ich habe noch keinen solchen hier am Waldrand gehört. Vielleicht sind es eher die vielen Katzen, die dann ein Häuflein Federn übriglassen. Die Elstern sind ja auch wieder in den Wald gezogen, ich glaube, sie konkurrieren mit den Turmfalken? Wer weiss das schon genau. Vielleicht hat die Nachbarin recht, aber der Heckenschnitt ermöglicht es nun der Sonne und dem Licht, endlich wieder das Haus zu erreichen und andersherum dem einen verbliebenen Auge der alten Dame, ihren Monoblick übers Land und hin zur fernen blauen Mauer, der schwäbischen Alb, schweifen zu lassen. Im Frühling wächst ohnehin alles wieder dicht.

Ein Beistelltisch ist ein Tisch, den man einem Haupttisch beistellt. Ein zweiter Ring am selben Finger demzufolge ein Beistellring. Dieser möglicherweise hat vorgestern Schlimmeres verhütet bei einem partiellen Treppensturz nach Verzehr von teilweiser Gans. Vielleicht war’s auch der liebe Gott, eher sogar der.

Denken ja, Reden eigentlich nicht mehr. Beistellreden vielleicht noch.

Ich bekam in diesem Jahr das erste Mal in diesem Jahrtausend einen Adventskalender mit vierundzwanzig kleinen Päckchen geschenkt – Die Kirschkern! Und ich habe das erste Mal in diesem Jahrtausend vier Adventskalender mit jeweils vierundzwanzig kleinen Päckchen zusammengebastelt, das macht zusammen sechsundneunzig kleine Päckchen. Alle mit Tesa und Bändchen. Nicht, dass mir das keinen Heidenspaß machen würde.

Schmecke ferner noch in diesen Tagen das Atelier auf der Zunge und in der Nase auf der Insel in Schöneberg beim Gasometer, während alles erstarrte und die Zellen an Arm und Bein beschlossen hatten, sich für einige Zeit vorsichtshalber nicht mehr zu teilen, klar war, dass da Dinge und Sachen kommen würden, die Zellen wussten wahrscheinlich schon Bescheid, nicht jedoch ich. An der Malwand hingen große irgendwie fertige Malereien und auf eine noch unfertige schrieb wurstig ich „Pause“ in Kobaltblau, Schnee war keiner, aber die Anderen hatten schon frischen Herpes. War vor zehn Jahren.

Und wie gut es geht nun. Mit Pfiff, Danke!

2 Gedanken zu „Herpés“

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