Das ganze alte Gift ist weg.

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1964
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24. Juli 2021: Vorzustand vor Beginn sämtlicher Maßnahmen. Der Kamin vom Klinkerofen (1983) ist noch vorhanden, den habe ich im Mai 2022 höchstselbst abgebrochen. Auch zu sehen die alten Dachziegel aus 1984 ungefähr, teils mit Bewuchs. Auch die Fenster sind noch bauzeitlich 1964, ebenso die Holzverschalung, die sich nur erhalten konnte durch Tränkung mit dem Insektizid/Kontakt- und Fraßgift Dichlordiphenyltrichlorethan (DDT). Dieses wurde bereits 1972 verboten. Der letzte Anstrich erfolgte tatsächlich in jenem Jahr, ich habe eine datierte Rechnung in den Aufzeichnungen der alten Dame gefunden. Das Produkt hieß „Bosan“, lt. Rechnung wurden 9 kg desselben für den damaligen Neuanstrich der Holzverschalung verbraucht. Ursprünglich wollte ich in Eigenleistung die Schalung lediglich ab-/anschleifen und selbst neu lackieren. Ein Schadstoffgutachten allerdings (gar nicht so teuer, kann man sich leisten, lohnt sich!) ergab eine annähernd 11-fach höhere Belastung mit DDT, als es der definierte „Grenzwert“ besagt. Vom Schleifen/Bearbeiten o.ä. wurde daher dringendst abgeraten, zurecht.
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5. Juli 2022: Das Gerüst steht, das Dach ist schon abgedeckt. Einige Tage stand alles offen, geregnet hatte es nicht, eine seltsame Anmutung, vom Gerüst aus von oben ins Haus hineinschauen zu können. Wie in ein Modell hinein im Maßstab 1:1. Die Fenster sind bereits erneuert, in energetischer 3-fach-Verglasung. Die beiden Fenster an der Südseite rechts sind nach unten hin vergrößert worden, das war das ehemalige „Esszimmer“ und die Küche. Schon als Kind fand ich die Höhe der Fenstersimse immer seltsam, weil man als kleiner Mensch am Esstisch sitzend fast nicht hinausschauen konnte in den Garten. In den Juni/Juli 2022 fiel dann auch die Entscheidung, dann doch auch die äußere Stülpschalung aus Holz zu erneuern, aus energetischen Gründen, und damit auch der Möglichkeit der Bezuschussung. Es gab zwar darunter bereits eine Dämmung aus Glaswolle, die jedoch nicht dem aktuell dämmwertigen Stand entsprach. Zudem handelte es sich um Glaswolle-Matten aus 1964, also ein sehr bedenkliches Produkt bezüglich der Faserstärke und damit möglicher gesundheitlicher Folgeschäden (asbestähnlich, krebserregend) beim Einatmen bzw. Gelangen in die Außenluft.
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23. Juni 2023: Dieselbe Hausseite. Endlich! Was so dramatisch düster im Schwarz-Weiss aussieht, zeigt – im Gegenteil – die nun bereits erfolgte Entfernung von Glasfaser-Dämmung und alter Holzverschalung. Schön zu sehen die Mauerungen und Balkenköpfe der Deckenkonstruktion der Innengeschoße. Auch die sämtlich noch handgegossenen Fensterstürze aus Beton, alles bauzeitlich, also von 1964.
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23. Februar 2022: Ansicht von Süd-Osten. Von außen noch der Vorzustand sozusagen. Die Außenverschalung unverändert, die Fenster sind noch nicht erneuert. Der Ofenkamin steht noch. Das kleinere Fenster rechts, halbseitimg geöffnet – das ehemalige Schlafzimmer-Fenster der Eltern bzw., dann seit 1966 über Jahrzehnte, das der alten Dame – ist noch unverändert. Im Februar 2022 trug man noch Maske und musste Impfnachweise mit sich führen. Im Innern jedoch bereits mannigfache Arbeiten, die sich mit dem Austausch der alten Heizungsanlage beschäftigen.
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19. Mai 2022: Ansicht von Südosten. Die Fenster sind noch nicht erneuert. Die giftgetränkte Außenverschalung immer noch von 1964, darunter Glaswolle, ebenso von 1964. Die Dachdeckung noch diejenige von 1984. Foto wegen Einrüstung und der Freude, dass nun die Arbeiten am Dach beginnen. Im Innern aber bereits heftige Baustelle, daher steht in Ermangelung einer Küche der Kühlschrank auf der Terrasse. Der ehem. „Rasen“, die Wiese also mittlerweile, sprießen. Erster Schnitt, so nun die Gewohnheit hier, erst Anfang Juni, wenn „die Insekten dann durch sind…“.
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23. Juni 2023: Endlich (abermals)! Die Außenverschalung ist entfernt, die dahinter sich befindende Glaswolle ebenso. Die Schadstoffe also weg verbracht. Das Fenster rechts ist nun auch nach unten hin vergrößert worden. Aus diesem ist jetzt – neu – ein Küchenfenster geworden. Da die Küche sich nun dort befindet. Im ehemaligen Elternschlafzimmer also. Die ehemalige Küche befand sich vorher diagonal im südwestlichen Hausbereich EG. Dort hingegen ist nun ein schönes Arbeitszimmer entstanden, ggf. mit Ausstieg durchs Fenster in den Garten. Ein im OG über der neuen Küche neu geschaffener Raum, ehemals ein niedriger Abstellraum, ist mit einer völlig neu geschaffenen Fensteröffnung (oberstes Fenster) versehen, von der aus man einen ganz und gar herrlichen Blick auf die schwäbische Alb, die „blaue Mauer“, hat. Daher heißt dieses Zimmer nun hier umgangssprachlich, ein bisschen kitschig vielleicht, auch „das Albzimmer“. Aber alle bisher Involvierten wollen künftig als Gast dann gerne da oben unbedingt residieren, so sagen sie.
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1964: Hist. Foto, Bauzeit, Rohbau in derselben Ansicht. Im Hintergrund noch Streuobstwiesen.
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22. Juni 2023: Die Glaswolle von 1964 ist entfernt, in großen Säcken verpackt und liegt unten an der Straße zur Entsorgung bereit.
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22. Juni 2023: Abtransport vom Holz der einst DDT-getränkten ehem. Außenstülpverschalung. Hierbei auch einmal einen sehr großen Dank an die Hagellocher Holzbau GmbH, die schon sehr bald eine neue Verschalung mit Holz und einer darunter eingeblasen zeitgemäßen Zellulosedämmung installieren wird.

2 Gedanken zu „Das ganze alte Gift ist weg.“

  1. Außenstülpverschalung: Die deutsche Sprache ist voller Wunder. Und was für ein Haufen Arbeit und was für ein zugleich interessanter Zeitensprung und Text. Glückwünsche zu beidem!

    1. Ich glaube, ganz korrekt heisst es „Stülpschalung“. Oder eben schlicht „Außenverschalung“. Das meistgebrauchteste Wort in den letzten 2 Jahren jedoch ist „Ertüchtigung“. Ein ganz hervorragend zeitloses aufrechtes Wort! Das alte Haus wird also rundrum und im Detail ertüchtigt. /Danke, lieber Ole!

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