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Wie bei den Cholesterinen mit ihren schädlichen und andererseits zugeneigten Komponenten gibt es ja auch bei der Melancholia eine schützende Variante. Diese vermag einen auf Bedarf fürsorglich zu umhüllen in ein pufferndes Wattepaket, wie der Nebel die Spitze des höchsten Kirchturmes der Welt. Und hält modernen Unrat fern. Vernünftig eingesetzt kann jene zudem zu künstlerischen Schönleistungen animieren und begleitet dann gerne innere Begründungen im Hinblick auf ein gesundes Seelenleben. / In Ulm war ich für zwei Tage und Nächte gewesen, ein kleines „Dirty Weekend“ (wie einmal ein humorvoller Kurator aus Nordlondon so etwas nannte), eine Stadt, die ja wie so viele stets vollkommen unterschätzt wird. Wie gut, dass wir nicht nur Berlin, Hamburg, München, Frankfurt, Köln und vielleicht noch Bremen und Stuttgart haben. Ein gehöriges Potential findet sich sicherlich ebenso in Augsburg, Würzburg, Leipzig, Braunschweig, Kassel, Memmingen, Ravensburg oder Lübeck. Und so weiter. Karlsruhe, Halle, oder eben Ulm. Dort muss man noch zeigen, was man kann und macht – und nicht einfach nur sein Dortsein als Qualitätssiegel vor sich hertragen, rezeptiv sozialmedial dann vereinfacht durchgewunken. Ich kokettiere ja gerne mit Lindau, Görlitz, Aachen, Kaiserslautern oder Biberach. / Die Atelierarbeit kommt gut voran, wie gut es tut, endlich zu Hause zu sein, die Versteckburg schläft jetzt, und den Gaul im Stall zu sehen, ungesattelt. Ruhe, etwas Erschöpfung vom Jahr und dem ganzen Pflegezeug, der Doc sagt „alles ok., schützende Cholesterine und Innereien, wunderbar.“, schöne Sachen stehen an im nächsten bildnerischen Jahr, ich freu mich da sehr drauf, das Laub gerecht, der Öltank voll, jetzt warten auf Schnee und die Weihnachtskirschkern und einen zweiten Rollstuhl fürs Outdoor, wenn die Kasse jasagt. Dazu eine frische Ehe, die gut läuft, so wie ichs mir nie hätte träumen lassen vor einer Zeit, die immer geräumiger wird mit der Zeit. Und vielleicht werde ich eine Soloschau in 2016 „Kriegsenkel et.al.“ heissen (süddeutsche Sprachstellung), da steht dann auch meine rote Vespa vor einem wilhelminisch gemalten superauratischen Photographenhintergrund und dazu die kleinen Zeichnungen meines Vaters aus der sibirischen Kriegsgefangenschaft sowie die devotionalisierten ungleichen lumpigen Wollhandschuhe, mit denen er an einem kalten Wintertag im Jahr 1949 plötzlich und unerwartet vor der Haustüre des kleinen Häuschens in Rechtenstein an der oberen Donau stand als Spätheimkehrer und abgemagert, aber unerschütterlich wohlgemut irgendwie, so heissts (während vielleicht ein paar Kilometer flussabwärts schon damals der Nebel die Spitze des höchsten Kirchturms der Welt eingeigelt haben mochte.) / Und auch heute hat mein Bruder Geburtstag, er wäre 59 Jahre alt geworden.
Ach, Herr Schneck, wenn Sie so wunderbar und wortgewandt erzählen, von der Zeit, die immer geräumiger wird, von dem was kommt und dem was war, dann werde ich ganz melancholisch. Die gute Melancholia, Sie verstehen.
Es ist eben immer interessant, wer plötzlich mit zerlumpten Handschuhen vor der Tür steht. Vielen Dank und herzlich nach KreuzbergSO!
Hab’s gelesen wie Liederhören, und kann mich kaum beherrschen mit dem arroganten Drang, es auch so zu können. Sie haben einen überreichen Schatz damit –mit ein bisschen, grad mal frisch entdecktem Demut, zieh ich den Hut! Bitte, wenn’s geht, hinnehmen :)
Dennoch scrollte ich nochmal in die Mitte, wo das Karlsruhe steht, das Daseinsberechtigung fordert. Ich sag Ihnen was, es existiert ein Brief vom Gründer Karl Wilhelm, der das Karlsruhe ja sozusagen verbockt hat. Und in diesem Brief (er war ja enorm dem Weibe und anderen Reizen wie bspw. bunten Tulpen zugetan, was seine Gattin not amusedete und ihn exilierte), lockte er mit allerlei Vergünstigungen die Menschen zu Bürgern einer noch fiktive Stadt zu werden. Da hätte ein Herr Schneck, ohne was anderes als Mensch zu sein (was schon enorme Bedeutung hat), Rote Teppiche noch und nöcher bis Tübingen und drüberraus (z.B. Lindau) ausgerollt bekommen. Der Badner hat erst später angefangen, exklusiv keine Ruh‘ zu
geben. Sie kennen das als Schwabe. Letztlich wollte Karl Wilhelm von Baden als rechtschaffen angesehen werden, was nur zu verständlich, wenn man seinen Bedarf an weiblicher Anerkennung und Blumen als Spiegel seiner darkside sieht. Ein Ganzer Mann ist eben nur halb ohne sein inneres, sinnlich-rechtschaffendes Weib. Eine Tulpe für Sie, Herr Schneck, und Grüße aus Baden!
Ein Grund mehr, mal wieder intensiv nach Karlsruhe sich zu begeben! Vor allem in Erinnerung an jene Stadt ist mir ein Abend nach unerwiderter Liebe, an dem ich ohne Abendbrot zunächst 3 Halbe Bier trank und dann zum Cannabis überredet wurde, das letzte, was ich vom zwielichtigen Bekannten hörte, während mir die kribbelnden Händchen gehalten wurden, war der Satz „Oh jeh, soll ich den Arzt holen?“, was zu meiner seither lebenslangen Abstinenz in diesen Dingen beitrug.
Und auch wenn seit gestern ja sich alle Badener freuen, dass der VfB nun absteigt, dennoch: Dank Frau Nici und herzliche Pfingstgrüße aus derzeit Württemberg! ; )
Nun, selbst wurde ich von einem Erlebnis weiland im Juli 1962 in Unterhaugstett lebenslang davon abgehalten, ein männlicher Fußballprofi zu werden. Samt sämtlicher Ressentiments. Die Beutebadnerin grüßt gern zurück.