tja.
Archiv der Kategorie: Uncategorized
6x Pipialarm im Weltall
Orangenbaumblätter, Zitronenbaumblätter. So ein Abend war schön und lebt in all seiner großen kleinen Leichtigkeit nach. Ein kleiner Sommerstellvertreter war das. Tschechisches Bier trinken auf der Straße und viel Schweiß am Trottoir und Tresen. Pheromone und gabelverbiegende Dünste, parfumiertes Wippen. Angenehm im Abgang.
Ein wunderbarer Herr Schoss also führte sinnlich gewandt durch das Programm und wirbt für neuerdings neodeutschen Landwein. Herr Schoss sollte zum Fernsehen wechseln, dringend. Eine tief im nur schwer zu verbergenden stillen Wasser lauernde Höchsterotik flüsterte und strahlte aus Frau FrauVonWelts Beschreibung ihrer mit einigem Recht geschwängerten Busenfreundin Susi. Derweil es immer heißer im Saal wurde, Ritzen kochten. Herr Grob verband gewandt die weit gespreizten Klischees von amerikanischem Sunnyboy an Oberarmmuskeln mit der absurden Tiefe des blankrasiert Absurden. Jägermeister im Flachmann und Bambusflöten aus blasender Plaste. Dann Herr Taubenvergrämer, er plauderte in höchster Form über den Ladendiebstahl mit Füßen und beschrieb seinen Weg aus dem erotisierenden heimischen Verfolgungswahn: Vorhänge abhängen, wegen blöder Brustwarzen! Herr Winkelsen wollte später am Abend unvergleichlich und unbedingt noch Tanzen gehen („ich muss heute irgendwie unbedingt noch TANZEN!“) und vertrieb damit eine Schöne mit Beinen. Schließlich und genial: Viktor Vaudeville und sein wunderbarer Bassist Herr Konferenz (es war mir eine Ehre, Herr Konferenz!) an der Sonnenbrille und der saugenden schwarzen Maschine rundeten das ganze Rondell und diesen erstklassigen Vortrag sehr üppig und voluminös klanglich ab. Das Publikum verließ den Saal mitsamt Tattoos, Körpermetall, Brillen und allem anderen Gehänge, weil es einfach zu schön war. Die leeren Stühle verhinderten Schlimmeres: wäre getanzt worden, hätte sich das Aufbäumen der alten Weiber orgiastisch entleert, überall hin und auf die Polster im Raume. Ich bin mir sicher, gestern abend ist irgendwo dann noch ein Kind aus dem Publikum heraus gezeugt worden. Es wird ein glückliches Kind werden.
Ja, schöne und glückliche Beine an diesem Abend. Wenig Lügen. Der Tag war ja auch schon so gewesen, voll mit schönen Beinen. Die lähmende Starre, die erstarrte Lähmung, ich hatte mich dagegen aufgemörtelt. Endlich einmal wieder selbstbestimmt, so wie früher auf meinen Baustellen. Deshalb kann ich heute auch irgendwie nicht schreiben. Mir geht es gut, auch wenn der Bauch drückt. Aber er herzt mich jetzt wieder mehr, als dass er, der alte Sack, mich drückt. Jedenfalls war ich gestern in beinahe alle verliebt und hatte sozusagen einen Dauerständer, frisch, fromm, fröhlich, frei, wie damals in den Zwanzigern auf dem Nudistengelände bei Ansbach. Sonne und Dauerständer. Denn ich hatte am frühen Nachmittage einen Arbeitsraum erhascht, unter großen inneren Anstrengungen, fast zweifellos. Er befindet sich übrigens im Gebäude neben diesem Etablissement, was den allgemeinen Erwartungen und gängigen Klischees über meine Berufsgruppe entspricht. Das ist eigentlich egal, aber es passt zum Dauerständer.
Ich will ja jetzt mehr auf die mir zugewiesenen Klischees eingehen. Ich möchte jetzt endlich einmal so eine Art Arschloch werden. Ich bin jetzt tatsächlich so, wie ich immer schon hätte sein sollen. Es kommt eben nur darauf an, was man daraus macht. „Alles begann und alles endet… (Pause)… mit einer Darmspiegelung“…; Nein, ich kann heute nicht schreiben. Ich esse jetzt eine Banane und bin verliebt. Ich trinke jetzt noch ein Bier. Fräulein Anousch, Dr. Schein, Sie beide waren mir liebe Rixdorfer Begleiter, gestern und heute! Dann, nach Banane und Bier, werde ich zu Bett gehen und freundlich träumen vom Pipialarm im Weltall.
nebenbei wieso ausgerechnet eigentlich kiel?
(Quelle)
wanderer
einen äußerst netten patriarchen kennengelernt. „die leute sagen, nein, wenn ich erwachsen bin, dann will ich nichts mehr lernen, das hab ich ja als kind schon getan“. ich muss unbedingt einmal wieder wien besuchen, allein schon wegen der sprache, aber keinesfalls nur deshalb.
XXL-ausgehvorschlag:
19.00 Uhr
soupanova
Stargader Str. 24
10437
zum 9.11.
frueher4
rechts: Otto
béziers
dorffest. auch hier hat sich einiges geändert. goa-freaks als väter betrunkener töchter, die nach berlin wollen mitsamt zungenpiercing. so sichtbar die lebensalter und wie schnell das alles geht. manche kenne ich noch als kleine kinder, als ich selbst noch halbergroßes kind war („he, wir sind zusammen konfirmiert!“). viele schnauzer. jetzt haben sie einen handwerkerranzen vor sich, alles gelaufen. haus, geschäft, kinder, benz, bier, fertig. in der lounge (feuerwehr) tanzt der maier zu HIGHWAY TO HELL. der hat die säge gehabt hinten am traktor, schon damals drei finger ab. alles so eklig. alles tatscht, alles fasst mich an. ich will weg, aber ich habe keine ahnung, wohin. ein ganzer abend und nur zwei paar augen, die mich interessieren. so sichtbar geschissen. bei aller sympathie und menschenliebe. ich hab so viel verachtung, wie nie früher. das war früher nicht so. ich möchte mal wieder lieben. geht nicht, gar nicht, zu viel verachtung. ekel. und wenn ich mein kind sehen will, dann muss ich heute in diese beschissene tortursiedlung fahren. das werde ich tun! und alles tatscht mich an, ich hasse das, ich mag nicht mehr angefasst werden. béziers hieß der ort mit B, in südfrankreich.