Archiv der Kategorie: Uncategorized

/oh! Bill Klinton…

clinton_lewinsky1

(Abb.: links: M.Lewinski, rechts Bill Clinton)

… hat gerade eine fulminante Jahrhundert-Rede gehalten. Obige Fayence habe ich in stürmischer Winterostseenacht seinerzeit aus Pappmacheé angefertigt und neulich beim Aufräumen aus einem Karton gezogen. Ist auch schon wieder lumpige 14 Jahre her, macht aber nix.

piff, klack

Die zimmerer richten den dachstuhl her in 25 metern höhe. Leichtfüssig. Lou, den baustellenältesten, in dieser truppe hier wiedergetroffen. Wortkarg wie immer. Wenigstens sagt er nicht mehr „kratzer“ zu mir. Er sagt „servus“ und fragt, ob ich jetzt „da weitermalen würde?“. Immerhin: er erinnert sich an mich, das ist ja jetzt alles vier jahre her mit dem ganzen zeug. Sie kommen aus dem letzten fränkischen winkel, von da, wo kurz bevor bayern anfängt. Sie haben einen riesentacker oben auf dem dach, der ein bisschen so aussieht wie ein sturmgewehr. Mit diesem nageln sie die 8 cm starken dachlatten fest. „piff“ machts! der kompressor bestätigt. Danach decken sie das dach wieder mit planen ab, ruckzuck und 10min vorm hagelgewitter. Ich hab sowas ja immer bewundert. Der leichthändige umgang mit gewichten, neigungen, maßen, höllenwerkzeugen (allerlei sägen) und handwerklichem wissen, und dies noch dazu in derlei höhen. Nicht umsonst sind sie so stolz, einfach auf das, was sie (eben einfach) sind. Sie müssen kein PROJEKT aus dem machen, was sie tun, sie tun das einfach. Und Farbe ist für die sowieso nebensache.

Die pfarrerin, auch so eine, die den rock n roll sich bewahrt hat, irgendeinen. Statt Jute spitze schuhe „klack-klack“. Wedelt mit kopierten choralblättern in das sakrale hinein und meint „mahlzeit, oh schon halbeins, ich muss auch heim, mein mann wartet mit dem essen zuhause!“ um zwei dann großes geläut, offenbar fernsteuerung, drüben auf dem neuen friedhof eine beerdigung. So geht’s, so kommts. Eine menge kindergräber hier, sah ich beim rauchpausen, neben Bauphase B.

„klack-klack“, „piff-piff“… /wie ich mich auf die P. freue!

Und heute fahren wir dann, der kirschkern und icke, nach irgendwohin. Vielleicht bayern, (vielleicht holland?) aber dann mal so richtig. Und dann nach norden entlang der wim-wenders-grenze. Zum kartoffeldenkmal und in die porzellangegend? Oder nach tschechien? und dann weiter, wieso nicht gleich nach weissrussland?. (vorher, logisch, polen). die devise stets: wenn wir nach rechts abbiegen wollen, dann biegen wir nach rechts ab! Egal wo! Dasselbe nach links. Fest steht: WIR pennen im auto!

Mal sehen, wie lange sie das noch machen will mit papapa. „klack-klack, piff-pfiff!“. /und wie ich mich auf die P. freue!

hüttnzauber, Fall I

der kirschkern ist genervt vom „packen-müssen“. sie sagt, sie habe keine lust, UMzupacken. zu den jeweilig geplanten unternehmungen ferienseits, die anstehen. der kleine praktische wanderrucksack nervt sie sowieso auch, „weil der immer umkippt, wenn man den hinstellt!“. mein einwurf, dass rucksäcke gerne umkippen und dass man sie deshalb am besten hin-LEGEN sollte, wird unwirsch abgetan. und mit dem alten kleinen grauen nähmaschinenholzkoffer auf die hütte sei ja „irgendwie auch blöd, oder?“. ich biete ihr also meinen größeren rucksack an und weise sie aber umgehend vorsorglich darauf hin, dass auch dieser umkippen würde, wenn man versuche, ihn hinzustellen. sie meint, „siehst du! und dann muss ich ja ausserdem auch alles wieder UMPACKEN, wenn ich dann bei dir bin!“. ich sage schließlich zu ihr, nach ein paar verschachtelten lösungsansätzen, die alle ihrerseits sogleich (genervt) widerlegt werden, in wohlwollender hilflosigkeit, „hm, da kann ich dir dann irgendwie heute auch nicht weiterhelfen…“, woraufhin sie (laut) stöhnend das telefonat beendet. nicht ohne vorher noch (genervt) anzumerken, dass sie jetzt übrigens doch bitte endlich auch „so einen rollkoffer“ bräuchte. /da ist sie jetzt wohl, die pubertät. rock’n roll, ich freu mich drauf!

hundersingen

P1090895

und dann immer abends rüber nach emerkingen ins cafe ohne zum trinken, war praktisch, man konnte die paar meter heim dann auch besoffen autofahren. im winter viel schnee, im haus in hundersingen saukalt. einmal hatte h. einen heissen stein zum bettvorwärmen da reingelegt, als wir dann zurückkamen rauchte das ganze haus, die schaumstoffmatratze war angekokelt, gottseidank brannte grad noch nix und mogli jagte jaulend ins freie und schnappte nach sauerstoffluft. das war knapp, haben mit wasser gelöscht und sind dann mitten in der nacht in schlangenlinien rüber nach rechtenstein gefahren zu den eltern von s., die haben sich vielleicht gefreut, drei verrauchte und beschwipste und ein hund, die um 3.00 uhr nachts ins haus poltern. aber sonst wären wir ja erfroren.

mit demselben gelben golf von h. mal nachts über die alb bei tigerfeld, auch winter, man hat die strasse wegen des schneesturmes nicht mehr gesehen, nur die stöcke rechts und links so in etwa, es wurde einem richtig schwindelig. auf dem rückweg natürlich noch ins cafe ohne. die strecke über tigerfeld nach zwiefalten und munderkingen und so weiter ist mir die liebste. mit demselben golf und dem h. mal nachts durch berlin, entlang der mauernischen. zum schluss ins pinox in der oranienstrasse mit den trash-wänden und flaschenbier. er wohnte in der cuvrystrasse mit talking heads, nick cave und dergleichen.

drei jahre lang hatte ich das halbe hundersinger haus gemietet, für fünfzig mark im monat. ich bin oft von stuttgart aus dorthin gefahren, zu sylvester oder ostern oder einfach so zu zweit mit netter begleitung fürs wochenende. mogli lebt schon lange nicht mehr und h. und s. wohnen ebenfalls schon recht lange wieder im süden. ihr größerer besucht gerade mit freunden für ein paar tage berlin und übernachtet mit denen in meinem atelier in neukölln. das gefällt mir, dieser lange und große kreis. der h. ist einer meiner ältesten freunde, ich mag ihn und die s. sehr. und niemand sollte gestorben sein, ohne jemals einen schneesturm auf der schwäbischen alb erlebt zu haben.

KW 32

Am Dienstag nach der Schnapsprobe eine Sternschnuppe gesehen, dann noch eine. Hätte eigentlich viel lieber nur eine gesehen (anstatt zwei). Früh-/Mittel-/Spätschnuppen. Spätglucken. Nachdenken über Gendermissbrauch während supervisorischem Meteoritenabganges. Kalkutta kalkuliert. Die zweite Schnuppe sollte mir schnuppe sein in Bezug auf die erste. Ewiger Wortwitz. Wortwitz ist wie Kunsthandwerk. Früher habe ich manchmal wenigstens noch forsch ausgerufen: „Titten auf den Tisch!“ /Marder sollten in die UNESCO-Liste der zu vernichtenden Tierarten aufgenommen werden: Zecken, Wespen, Mosquitos und Marder.

Habe am End‘ ggf. doch alles unrichtig gemacht. Diese fünf Jahre der Begleitung einer Tochter in die zuletzt südbadische Pubertät. Was war das für ein Aufwand. Ein äusserlicher, vor allem aber ein emotionaler. Ich hätte ggf. doch von Anfang an in B. bleiben sollen. Ich wollte da ja nie weg. Anstatt selbst zu tanzen – bis heute – hätte ich die ganze Story vorbeitanzen lassen sollen. Ich bin die Maus am Faden. Einer jetzt schleichenden Entfremdung kann man nichts entgegensetzen, ausser, man hat etwas entgegenzusetzen, wenn man nichts entgegenzusetzen hat. Ich konnte eben nicht anders. War schon richtig alles so. Das war die zweite Sternschnuppe.

Der walisische Kollege Schmidt holte uns beiden einen Kaffee aus der Bäckerei auf meine zugesagte Kasse hin und freute sich riesig, als ich am Becherboden angelangt ein 1-Cent-Stück entdeckte. Es sei ihm hineingefallen sagt er kichernd, und auf Nachfrage dann doch, er habe den Kaffee mit dem 1-Cent-Stück als den seinigen ohne Zucker markieren wollen, den er aber nun leider verwechselt habe (er habe sich schon gewundert, warum seiner so gut geschmeckt habe!). Er mahnt aber freudig den Glanz der Münze an, „vorher sei das Geldstück ganz angelaufen und matt gewesen, nun glänzt es, nachdem es in deinem Kaffee lag die ganze Zeit, während du den Kaffee getrunken hast, haha!“ Auch seine Augen glänzen jetzt und ich kann seine Zähne sehen. Irgendetwas daran findet er witzig. /Als ich ihn etwas später fragte, ob er mich eigentlich verarschen wolle, verstand er die deutsche Sprache nicht und jetzt ist er beleidigt.

Gestern den Weltenrichter retouchiert, habe mir viel Mühe gegeben. Schwert und Lilie. Komischer Sommer bisher.

Die großen Fische fressen

forelle1

… die kleinen. So ist das eben. Das erste mal irgendwie geangelt. Sehr eindrucksvoll. Man ist konfrontiert, da wird was ernst und nicht nur Kühlregal. Ein für mich leider sehr zu kurzer, aber gleichwohl sehr schöner Nachmittag, dazu in angenehmster Runde! Großen Dank an den wunderbaren U. und die ebenso wunderbare Frau Rinpotsche für die sorgende (auch die Seelen…), zeigende und herzliche Organisation! Ich will das unbedingt mal wieder machen – schließlich bin ich ja nicht nur Sammler!

Kommando wasserfrei

„st. X. und X.“ aus dem späten 15.jh, fast gänzlich ausgemalt, in den 60er-jahren die malerei zufällig entdeckt bei der renovierung und entsprechend freigelegt mit breitem wiederaufbauspachtel (krieg war ja gerade 15 jahre weg) und dann großzügig ergänzt, „nachgemalt“, wie es auch heute oft gewünscht wird von denen, die einen blick hineinwerfen in die kirche (ihre kirche) und farbige fragmente an der wand sehen sehen. Immerhin, st. Georg und st. Martin sind gut auszumachen, zudem ein bisschen Weltenrichter (jetzt gereinigt), auch wenn nicht mehr klar ist, was original und was zutaten und erfindung sind. Aber auch zutaten und ergänzungen werden ja irgendwann zum postmodernen „original“, sobald sie ihrerseits nur alt genug sind. Im chor heiligendarstellungen, behutsam zurückhaltend und sehr aufwendig nochmals restauriert in den 80ern, dazu die ursprüngliche gotische flachdecke mit einfach verzierter bretterung in rot und weiss. In den 60ern haben sie gleich auch die alte gotische westwand des bis dahin kleinods abgebrochen, um den kirchenraum in richtung amerika zu erweitern. Solche kühnheit wäre heute undenkbar. Ebenso wollten sie damals ihre barocke kanzel loswerden, die sie kurzerhand einer anderen gemeinde im nahegelegenen SCH. schenkten. Heute ziert eine simple einfache eichenkanzel das kircheninnere, diese erinnert an eine gewisse art des manchmal komisch ästhetischen empfindens von vor etwa 50 jahren.

Das Reinigen ist jetzt abgeschlossen, nun stehen die konsolidierung des putzträgers durch hinterfüllungen mittels injektionen und das schließen der risse und ausbrüche an, bevor dann mit etwas farbe und vielen kleinen senkrechten strichelchen die binnenretusche erfolgen wird, selbstverständlich wasserfrei. Außenherum wird danach mit wohl-temperierter kalkfarbe die gesamterscheinung beruhigt werden, teils mit breiter haarquaste und schwung, teils mittels niedrigbezollter langborstenware an den anschlüssen zur malerei und sicherlich guter laune.

sonst passiert nicht viel im flecken der baustelle, lediglich die etwas jüngere-als-iche backwarenverkäuferin (sternzeichen verm. zwilling) sprach mich wieder und wieder mit „junger mann“ an, aber das reißt mich auch nicht mehr vom hocker.