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wie alles auch W.

bei Oma

(Abb.: Bei Oma in Westdeutschland, ca 2004)

Weil mir HEUTE so danach ist und weil es im „this day past years“, dieser schönen und manchmal auch etwas furchtbaren Selbsterinnerungsmaschine, vom 10. Juni 2009, dem wegweisenden Gerichtstermin vor dem Familiengericht in Stuttgart, heute zur Erinnerung RIEF, über die ich heute/gestern stolperte.

DIES schrieb ich damals in’s Weblog und heute noch graut mir davor.

Wie lange das nun her ist, schon, gottlob. Vierzehn lange und abermals angefüllte Jahre. Und wie DA das ist, doch immer noch manchmal – vielleicht wenn der Mond aufgeht im warmen Juni und die Igel draußen rascheln oder es Bindfäden regnet im Herbst oder man glücklich am Strand sitzt am Mittelmeer im August und raus blickt auf weite Wasser, oder an alte Weihnachten in Berlin denkt, obwohl gerade Weihnachten am süddeutschen Waldrand ist, und eigentlich alles so lange schon her. Und dann doch nicht, nah. Und dann aber, ganz kurz, eben doch, so nah. /Und wie sich alles entwickelt hat, wie man es damals nicht wusste, nicht ahnen oder vorraussagen konnte. Die Geschichten, diese folgenden unsäglichen „Betreuungsgeschichten“, sie gingen ja noch bis weit in die Zehnerjahre hinein. Auch für mich gab es ja neues, ungeahntes und wohlwollend begleitetes Leben, nach dieser gefühlten größten aller großen Stunden NULL, am zehnten Juni 2009. Vielleicht war das der schlimmste Tag in meinem Erwachsenenleben. Das kann schon gut sein. / Und die Kirschkernerin HEUTE, sie geht nun, so scheint’s und es freut mich, aufrecht und verselbstständigt ihren Weg, im Leben und in Ausbildung, demnächst vielleicht in nordwestlich europäisch insularen Gegenden, ggf. im Süden Frankreichs oder im großstädtischen Rheinland – oder in der Pfalz, ggf. im Elsaß. Die größte Hauptsache wäre mir, dass das alles für sie LANGE her sein könnte. Das würde mich glücklich machen und freuen und wer weiß, was alles noch. / Ich hatte damals, nach ein paar Tagen – und sehr gerührt, bestärkt und angetan vom Zuspruch – alles Geschehene noch in einem unscheinbaren Kommentar kurz erläutert. Wollte keine großen Glocken. Aber fühlte mich aufgehoben und getragen, irgendwie halb digital, halb bereits analog, von der Blogspäre. Auch heute noch daher einen großen Dank an alle von damals seinerzeit. Das ist mir wichtig. / Folgendes ist das, was ich damals geschrieben hatte im Kommentar, es ist mir nun, nach 14 Jahren, einen vielleicht spätlindernden eigenen Eintrag sehr wert:

./.

„edit 13.6.2009:

als also alles vorbei war, saß ich vorgestern, seit elf jahren mal wieder, mit cafe und bitter lemon im „la concha“ am stuttgarter wilhelmsplatz in der sonne. das war einmal meine ecke gewesen, ich wohnte damals im heusteigviertel. ich nehme ja auch heute noch gerne diese stadt in schutz, wenn allerorten über sie hergezogen wird. man muss hier gelebt haben, um urteilen zu können. hier entsteht viel interessantes, auch wesentliches, was dann später oftmals abwandert und sich stets schämt, hier geboren zu sein.

und es behauptet ja auch keiner, dass solche termine bei gericht schön sein müssen, immerhin der zweite innerhalb zweier wochen. einem weiteren (von unzähligen) selbstbezogenen monologen habe ich zugehört, in denen der vater nicht vorkommt und der kirschkern kaum. ein vielfach weiteres mal gestaunt über fast pathologischen egoismus in der bewertung der selbstinszenierten geschehnisse, der wahl der mittel und der mitunter unverschämten waffen. fest steht jedenfalls seit vorgestern, ich werde ab dem sommer über sehr viel mehr persönliche zeit verfügen können, als in den letzten neuneinhalb jahren. das schmerzende daran ist, ich wollte diese zeit in dieser form nicht haben. ich werde also „ferienpapa“ werden. das ist nicht leicht, wenn man das nie wollte und zudem schon ein ersatzpapa bereitsteht. wenn man in dieser funktion, die man gerne angenommen und auch von anfang an mit großer freude gelebt hat, ausgetauscht werden soll. da kommen oft schnell ganz archetypische dinger hoch.

das ganze als vorläufiges ende einer nun zweieinhalb jahre andauernden unglaublichen geschichte, die in berlin begann, einen kleinen vorrübergehenden stop in stuttgart und tübingen einwarf und jetzt vorläufig in freiburg im breisgau enden wird, jedenfalls für den kirschkern. ferner als endliches ende von nunmehr vergangenen sieben gelebten monaten, in denen die unklarheit, wie und wo alles weiter gehen wird, zuletzt fast nicht mehr auszuhalten war. den alltag des kirschkerns werde ich also ab dem neuen schuljahr nicht mehr wie bisher mitleben, erleben und gestalten können, denn der kirschkern wird dann zu weit weg wohnen und sich – entweder wohl / oder übel – alltag und wohnung mit dem seit jeher angestrebten ’neuen leben‘ der anderen teilen (müssen).

ich habe elf jahre in stuttgart gelebt, dort studiert, später sogar dort geheiratet. im vergangenen august wurde ich dort geschieden und vorgestern wurde dort verhandelt über das weitere schicksal des kirschkerns, der übrigens in neukölln geboren ist und ihre bisher meiste lebenszeit in schöneberg zu berlin verbrachte. soviel zur stuttgarter bilanz.

man wird sehen, wie sich alles entwickelt. ich hätte vor eineinhalb jahren schon ’nein‘ sagen sollen, damals in berlin, das denke ich oft jetzt, meine ‚chancen‘ wären gut gewesen. es hat mir aber damals nicht entsprochen (und eigentlich tut es das auch jetzt nicht). ich wollte damals, dass der kirschkern weiterhin beide eltern hat, auch wenn diese sich nicht mehr leiden können, diesen gedanken unterstellte ich wohlwollend auch der mama. dafür habe ich einiges auf mich genommen. die andere seite jedoch nicht, ich würde heute sogar sagen: zu keiner zeit. das ist einerseits wohl bitter, andererseits jedoch auch völlig egal, wenn es denn für den kirschkern einen übergang (wohin auch immer) ermöglicht hat. elftausend kilometer schulweg in 2008? kein thema, der kirschkern bestand darauf. besser ein nest am waldrand, als gar keines.

so könnte ich nun weiterschreiben und weiterschimpfen. allein, ich habe keine lust mehr auf diese geschichten. keine lust mehr, mir dämliche begründungen und gespielte empörungen anhören zu müssen, für mich ungewollte und peinliche herbeigepfiffene termine bei ämtern wahrnehmen zu müssen, die mir letztlich ein komisches spiel und seltsame beschäftigung zu sein scheinen in ermangelung eigener kreativität, empathie und lebensfreude. ich habe keine lust mehr, über eine hälftige beteiligung an von mir erworbener gebrauchter kinderkleidung im wert von sieben euro zu streiten, weil „das nicht abgesprochen war“. ich habe keine lust mehr, mir die hälfte des kindergeldes über monate genüsslich vorenthalten zu lassen, ebenso wenig, wie jüngst entgegen aller absprachen, vorgerechnet zu bekommen, dass der kirschkern im letzten jahr ja nur 147 tage in meiner obhut verbrachte, dagegen 208 am anderen ort, womit sich angeblich der ‚weit überwiegende‘ lebensmittelpunkt belegen lässt. ich habe keine lust mehr, dass sich menschen auf der jagd nach ihrem persönlichen lebensziel den kopf zerbrechen, wohin überall ich vielleicht noch umziehen könnte und welche anstellungen ich dann dort annehmen könnte kraft meiner ‚beruflichen flexibilität‘, die dann im nächsten moment zu ‚instabilen finanziellen verhältnissen‘ mutiert, je nach argumentationslinie. und ich habe bei all dem vor allem keine lust, in offiziellen schreiben der schweren „lüge“ bezichtigt zu werden. wenn vorgestern immer wieder betont wurde, dass wir, die eltern, „dies alles ja im vergleich zu anderen fällen wirklich gut geschafft haben bisher…“, so rechne ich das jetzt einfach einmal – pardon, kirschkernmama – zum größten teil meinen bemühungen in den letzten zweieinhalb jahren zu. ich möchte nicht wissen, was geschehen wäre, hätte ich mich getrennt. und schon gar nicht möchte ich wissen, was geschehen wäre oder würde, würde ich nun mit dem kirschkern in eine neue, „stabile und auch finanziell gesicherte familienähnliche lebensgemeinschaft“ inclusive ersatzmama, weit weg vom bisherigen orte, umziehen wollen, in dem der kirschkern zudem „ein normales vorleben von männlichem und weiblichem erwachsenenleben“ vorfinden wird.

nein, es geht nicht um den problematischen arbeitsmarkt, wenn man 47 ist (mit diesem begründet die kirschkernmama ihr streben nach freiburg i. brsg.), es geht um altmodische sachen wie verstand, verantwortung, moral, anstand und auch ein wenig empathie. und es geht vor allem um das elterliche selbstverständnis, den kirschkernen auch in trennung sowohl mutter wie auch vater verfügbar zu erhalten. ich habe das getan, ich werde und würde das immer tun, auch wenn es, speziell nach dem geschehen der letzten monate, noch schwerer fällt. und wenn ich dachte, die andere seite würde nun auch einmal ein ähnliches grundempfinden haben, so habe ich mich darin getäuscht. wäre der neue partner wohnhaft in stuttgart, so hätte kirschkernmama mit sicherheit eine arbeit ebendort gefunden. schon in berlin wäre es so gewesen. so einfach ist das.

dagegen scheint immer noch weitverbreitet zu sein die mütterliche ansicht „kind gehört zur mutter!“, da helfen offensichtlich weder akademische bildung, bescheinigter intellekt noch ein ZEIT-abo. wenn es hingegen in guten zeiten um die erfüllung emanzipatorischer kriterien geht, so wird ja schnell hoch gegriffen in den ansprüchen an den vater. nein, was zählt sind einzig herz und unterarm.

ich bin also vorgestern letztlich und schwerherzig dem ‚wunsche‘ des kirschkerns gefolgt. dieser hatte sich, erst vor zwei wochen, erstmals geäußert, gegenüber einer verfahrenspflegerin (sog. ‚anwältin des kindes‘). in dem sinne, dass sie „gerne mit der mama mit umziehen wolle, aber dass auch der papa ganz in der nähe sein soll und sie den papa ganz oft sehen/besuchen will…!“. der kirschkern möchte eben weiterhin beide haben, und umziehen, das tut die mama, nicht der papa. das heißt konkret, mein antrag auf übertragung des sog. „aufenthaltsbestimmungsrechtes“ wurde von mir zurückgezogen, in erwartung, dass die anderen es ebenso tun. aber das für mich abermals unglaubliche geschah, die kirschkernmama begann oben erwähnten opfermonolog, in dem sie ausführlich ausführte, dass sie „endlich planungssicherheit…“ bräuchte und sie sich nicht alle zwei monate solch ein verfahren leisten könne, für welches der vater verantwortlich zeichnet („dieser hätte ja schon im februar dem umzug der mutter mitsamt kind zustimmen können…!“) und so weiter und daher weiterhin das „aufenthaltsbestimmungsrecht“ für sich beantrage, um sich vor (sinngemäß) den ‚quereleien‘ meinerseits zu schützen und letzlich „würde das ja auch eine wunderbare stabiliät für den kirschkern bedeuten!“. gottlob sahen das die anderen anwesenden nicht ganz so, ich erwähnte noch, dass es ja nicht ich gewesen war, der mit den umziehereien und turbulenzen angefangen habe, jedoch die ‚zerrüttung‘ des verhältnisses der eltern wurde bei mir um einige weitere zentimeter in diesem moment in die tiefe getrieben (abt. chuzpe, etc.). die kirschkernmama wollte doch tatsächlich den rückenwind der kirschkernäußerungen mitsamt meiner kirschkernfreundlichen zustimmung noch vorteilig nutzen, selbst in dieser situation und mit dem wissen um eine von anfang an intensive tochter/vater-bindung/beziehung.

mir ist nun wichtig, dass dem kirschkern vermittelt wird, dass sich ihre eltern „geeinigt“ haben. dass nicht ein richter richtete. sie wollte sich nie, ganz lange nicht, äußern, was ich in all den letzten monaten so sehr gut verstanden habe. wenn sie es nun getan hat, dann soll ihr auf jeden fall die verantwortung von den schultern genommen werden, so gut es eben geht. auch wenn ich überzeugt bin, dass sie es noch nicht ermessen kann, was der umzug nach freiburg, bezüglich der bisherigen anwesenheit des vaters, bedeutet.

gestern las ich im poesie-album des kirschkerns, welches diese mir für die nächsten wochen zum füllen hinterlegt hat, einen kleinen zusatz beim eintrag der mama: „was du nicht willst, was man dir tu‘, das füg‘ auch keinem andern zu!“. da bleibt mir dann schon manchmal die luft weg.

ich habe jedenfalls alles versucht, dem kirschkern sein vertrautes umfeld, wenn schon nicht in berlin, dann wenigstens in tübingen zu erhalten. es hat wohl nicht sein sollen. vielleicht wird das ja alles in ein paar jahren auch einmal den dann älteren kirschkern interessieren. wie und warum alles so gekommen ist. ich wünsche ihr jedenfalls von herzen, dass sie sich gut einlebt in der neuen situation, ab september. an ihrem alltag werde ich nicht mehr teilhaben können.

derweil es ja, das bekommt man dann ja auch mit in solchen zeiten und es focusiert sich, noch wesentlich schlimmere auseinandersetzungen gibt. da geht es dann um das sorgerecht und minutiöse umgangsrechte… da kann einem ganz anders werden. so ist es ja in diesem falle gar nicht (und bleibt es hoffentlich auch). und schön zu hören war auch, dass der kirschkern „keinerlei loyalitätskonflikte zeigt bezüglich seiner eltern“, sondern „selbstbewusst, offen und klar“ erscheint. möge es so bleiben, auch wenn die pubertät dann naht. dennoch, ich hätte mir etwas anderes gewünscht, ganz grundsätzlich, für den kirschkern.

so, das musste jetzt alles irgendwie noch mal aufgeschrieben sein. und jetzt ist hoffentlich schluss mit diesem scheißthema. ich sehne mich nach anderen inhalten, das ganze kommt mir vor wie ein zweijähriges großes schwarzes loch mit bitumen. und manch ein allzu düsterer blogbeitrag meinerseits hat seine ursache in ebendieser geschichte. ich habe eine permanente grundangst gehabt in den letzten zwei jahren, immer auf der hut, was wohl wieder als nächstes kommen mag, immer alles notieren, damit es einem nicht um die ohren gehauen werden kann (was schließlich dann geschah…). mein kalender war und ist voll von fast paranoiden anmerkungen, gefahrenen kilometern, dem verzeichnis verschiedener orte, planungsmodellen der ein- oder anderen seite, telefonprotokollen und feinen zitternden beobachtungen. ich könnte schon mal ein wenig ruhe, jetzt, gebrauchen.

und für den oft wirklich großen beistand aus blog-kreisen, für den bedanke ich mich ganz ehrlich. herzlich, ihr schneck“

pfingstwirus

Pfingstwunder

Pfingsten 2023, seit sechs Nächten positiv. Nun hat es mich also doch noch erwischt. Dieses Ding, welches seit nun bereits drei langen Jahren die Welt umrundet. Diese Jahre, stundenlang saß ich ohne Maske in Autos neben unwissentlichen Virenträgern, lag nächtelang in Betten neben nichtsahnend C-Hustenden, verbrachte Wochen neben noch gefährlichen Varianten auf Baustellen, deren selbsterklärte harte Jungs maskenlos verkündeten, nur Büromenschen würden sowas bekommen, nicht aber harte Jungs auf Baustellen, deren Systeme der Abwehr aufgrund Wind und Wetter noch in Ordnung wären. Und die dann doch beinahe verstarben. Immer war ich verschont geblieben. Und ja, wie viele haben nicht überlebt, völlig alleingelassen. Wieviel war zu lernen über Solidarität. Generell und dann gegenüber den Geschwächten, den Alten, den Vorerkrankten, dem plötzlichen Schicksal? Wieviel Häme hat sich gezeigt, wieviele wahre Gesichter, wieviel Darwinismus im Schulterzucken und Beileid-Wünschen. Wieviel ungeahnter Zynismus ploppte auf, einhergehend wieviel Menschenverachtung. Wieviele selbstgenähte Masken. 3 Freundschaften verloren, hochintelligent verschwörte Menschen in seltsamen Drehungen und Wendungen, Impfungen und deren Nebenwirkungen, beschissene Diskussionen, soziale Kinderstuben, Vorräte, die es nun mit Blick auf Haltbarkeitsdaten aufzubrauchen gilt. Wieviele Tests, millionenfach hergestellt ausgerechnet im Herkunftsland des zu Testenden, wie oft die schraubenden Näschenstäbchen wildfremder Menschen, wie oft das Warten und Studieren von Vorschriften zum Allgemeinwohl. Wieviel Geld ist geflossen, und wohin. Und NIE war ich dabei. Fast schon kam mir ein Diskriminierungsgefühl auf. Bei aller dankbaren Demut gleichzeitig. / Und NUN hat es mich doch noch erwischt. Und NUN fühle ich mich wie Jesse James, der – nachdem er das BÖSE besiegte – beim Aufhängen von (ausgerechnet) Gardinen im piefigen Wohnzimmer, von HINTEN, ausgerechnet, abgeknallt wird. / 3 Nächte seltsame und niemals vorher erlebte Muskelschmerzen. Wie Kobolde, die im Körper nachts von Hie nach Da tanzen und sich kichernd an deinem Weh erfreuen. Früher wurde man verbrannt für sowas. Dazu 39°. Nun stagnierend zäh im mittelschweren Erkältungsgefühl als Symptom. Jeden Morgen der Test, stets ist es ein klares Statement, die untere scharfe rote Linie. Schmecke alles, habe Appetit, habe sogar ganz gute Laune. Jobs sind abgesagt allerdings. Ein Hoch auf die Selbstständigkeit (OHNE Lohnausgleich). Maske im Hause, auf Terrasse nicht. / Abb.: Pfingstwunder, „Dorf ohne Dorf“. Ein wenig bedrückend, fast wie eine Vision ohne mich, ich kann’ nichts dafür, es waren die Kobolde. Frohe Pfingsten für alldie, die noch etwas anfangen können damit. (Das Dorf ist übrigens wieder da.)

Kirchenbank / Chorgestühl, für Liebhaber

Chorgestühl1
Chorgestühl2
Chorgestühl3
Chorgestühl6
Chorgestühl7

Originelles Chorgestühl-Element / Kirchenbank, sehr solide Schreinerarbeit, antik, für Liebhaber, Film, Fotografie, Wohnen, Studio etc. / Das Möbel hat die Maße H 108 cm, B 178 cm, T 44 cm und ist aus massivem Weichholz (keine Eiche) gefertigt. Es stammt aus einer der beiden Hauptkirchen von Nürnberg, wo es nach den Kriegszerstörungen bzw. beim Wiederaufbau um ca. 1950 für eine Seitenkapelle angefertigt wurde. 1997 wurden dort Teile des Gestühls ausgebaut und sollten entsorgt werden. Ein Element konnte ich bewahren. Abgabe privat umständehalber, zeitnah, nur Selbstabholer, Details hier:

https://www.kleinanzeigen.de/s-anzeige/kirchenbank-chorgestuehl-antik-originell-fuer-liebhaber/2449445666-87-9093

Das Stück hatte vielfach Verwendung. Zunächst in Augsburg, wohin ich es seinerzeit (1997, der damalige Messner meinte „Nehmen Sie es mit, sonst fliegt’s raus!“) mit einem alten weissen Kastenrenault von Nürnberg aus über die Landstrasse via Weissenburg und hinten zweigeteilt und zusammengebunden halboffen, wegen der Länge, über 2,5 Stunden Fahrtzeit transportierte. Ich war froh (und aber zudem sowieso recht frisch verliebt), dass es nicht regnete. Wenn man verliebt ist, dann tut Regen ja nichts zur Sache. Zwei Jahre später zog ES, das Möbel, dann um nach Neukölln in die damals noch höchstprekäre Braunschweigerstrasse, in’s Berliner-Zimmer, mein damaliges Atelier, sodann im Hungerwinter 2001 nach Schöneberg/Insel, und die Kirschkern lernte wunderbar das Klettern auf jenen geschwungen geschreinerten Massivbiegungen. Acht Jahre später der nicht wenig dramatische Umzug nach abermals dem Süden mit einer semipolnischen Spedition, wo es im Atelier am Waldrand fortan hochpreisigen Sammlern und meist unverschämt splitternackten Aktmodellen einen libertinären Pausensitz bot. Nun allerdings scheints mir, in einem Haus der frühen 1960-Jahre hat es nicht mehr so viel verloren. Weder grundästhetisch, noch vom Platzvolumen her. Man muss sich ja auch trennen können. Daher will ich mich nun, sehr schweren Herzens, verabschieden davon, am liebsten in Richtung von Liebhabern, Wertschätzenden, Ausstattenden, Fotografierenden, Sinnlichkeiten. Oder Eigentümern von Gutshäusern und dergl., Orten also, wo sich jenes Stück womöglich wohler fühlen mag und könnte. / Das Möbel, diese Kirchenbank, das Chorgestühl, es stammt übrigens aus ursprünglich St. Lorenz zu Nürnberg, ebenda aus einer nördlichen Seitenkapelle des Mittelschiffs

Psychostory

Wasserschaden
Schaden durch Wasser
Engelchen
Faun, trompetend

16.5., STORY / „fremder leute schäden sind mein trefflich brevier. und das in einem gründerzeitdings mit von oben bis unten psychopraxen und einmal neurologie (2. stock). wenn die leute kommen, dann schauen sie nicht nach oben, sondern denken an das, was gleich kommt. (sagt mir einer mit roten augen, der grad geht). wenn sie gehen, dann gehen sie so schnell wie möglich wieder raus und schauen nicht noch groß nach oben (sagt mir eine mit blauen augen, die grad kommt). OBEN: gemalte heiterkeit mit engelchenpopos und zier (trompetende faunenjünglinge). „ach, mir ist das da oben noch nie aufgefallen!“ und „ach, einen so schönen beruf haben sie!“. alle berufe mit farbe, pinsel und bunt sind offenbar schöne berufe. schöne berufe sind schön und machen offenbar keine arbeit. schöne berufe mit farbe sind also keine arbeit, so klingt es durchweg, zwischenzeilig. fazit: es ist offenbar keine arbeit, dies, was ich tue. bedauern vielleicht, ein wenig, wegen des steifen nackens, da überkopf und an der decke. „michelangelo hat ja auch im liegen gemalt!“. schön wärs. aber für kunst oder schöpferisches wollte gewiss keine oder keiner etwas ausgeben. eher schon für butter oder SUV, psycho ist ja auf kasse. / psycho ist bestimmt auch ein schöner beruf. die leute kommen und gehen, und die, die gegangen sind, kommen wieder und die, die gekommen sind, gehen wieder. es ist wie beim wetter, die sonne kommt und sie geht wieder, allein deshalb, um gewiss wiederzukommen, ähnlich wie bei der butter. wenn sie alle ist, dann kauft man welche, und wenn sie dann wieder alle ist, dann kauft man wieder welche, solange man kann ein lebenlang.“

(Abbn.: Behebung Wasserschaden)

rolex DDT

Endlich wieder Zinsen
Sebalduskirche
Wasserschaden
Niemand unten!
Rothenburg o.d.T.
Rollhocker
Allegoria Boxer
Fassadenrückbau

8.5., lieber NENNONKEL, dieser tage ein erstes richtiges gewitter, die schnecken kommen, armeen davon, umgehend. währenddessen schlafen, kisten auspacken, dinge festschrauben, andere abschrauben. diverse müllvorkommen trennen, bergen, hinunter auf die straße tragen zu baldigen großabfuhren, alles lichtet sich ein wenig, sehr schön. das atelier hat endlich wieder raum zu bieten, wenigstens nun erahnbar. der keller als stauraum jedoch kann noch nicht vollständig, sinnvoll und dauerhaft gestaltet und befüllt werden, da ja noch die unbeheizten räume hin zu den beheizten isoliert werden müssen, um die energetische EFFIZIENZklasse zu erfüllen. dennoch, schritt um schritt. und wie schön, nun keine satte miete mehr bezahlen zu müssen, anderswo. über vier jahre kam da sage und schreibe eine summe zusammen, von der man sich locker eine gebrauchte fünf jahre alte Rolex Day-Date 40 Platinum Ice Blue Motif Index Dial – President Bracelet – Mint Complete 2018 hätte kaufen können.

nicht zu fassen.

anderswo, weit südlich, nehmen alternde männchen ganz legal den staat zur brust und gelangen nebenher in der arbeitszeit mittels künstlicher penetration halb so alter nord-süd-gefälle-weibchen zur zweitfamilie, was ihnen hierorts aufgrund körperfülle, alter und attraktivitätsgefälle in der gesamterscheinung kaum jemals gelingen würde. mit geld kann man sich ja alles kaufen, nichts neues. erstaunlich allerdings – und auch grenzgewertet widerwärtig – die verdrängung all dieser tatsachen bei gleichzeitig höchstnarzisstischer eigensicht mit universitätsabschluß. da empfindet sich jemand tatsächlich für einen tollen mann alias hecht, geliebt und begattet aufgrund allein seiner äußerlichen und verinnerten typeneigenschaften, incl. intellektualität und vermeintlich coolem biernabelbruchoutsidertum. ich bin der meinung, manche der von hier aus üppigst staatlich und damit steuergeldlich alimentierten jobs im ärmeren ausland (auf weltkarte weiter unten) brauchen wir gewiss nicht. übrigens: vom jahresgehalt desjenigen könnte man sich schon fast eine gebrauchte Rolex Day-Date 40 Arabic Hindi Dial Correct Arabic Papers zulegen.

nicht zu fassen.

auch ich besitze übrigens eine rolex, die hat mir S. vor anderthalb jahren aus der plastiktüte heraus verkauft, für klimasmart fair-gehandelte 70,00 euro incl. steuern.

+ ordentlich einen raushauen!

13.5. / Eine kleine Woche. Viel mehr als ein paar lumpige Bilder bleiben dann ja immer nicht. Verinnert, veräußert, sämtliche Urheberschaften. Es genügen Blicke und Richtungen. Diese, die irgendwann zügig verblassen, pudern, abplatzen und zerbröckeln, manchmal auch nur „bröseln“, das klingt wenigstens superprofaner, angemessen also. Oder Bilder, die Blasen bilden, welche man zuletzt mit lediglich einem fast schon langweiligen, allenfalls über die Jahre nur noch wenig witzig gespieltem Heuschnupfenniesen zu Staub befördern kann. Könnte. Dann rieseln sie und keiner lacht mehr. / Eine kleine Woche aber auch, die frisch fröhlich arbeitsam, inspirierend, ideenreich, gekonnt geschnörkelt und voller SPRIT war. Die zudem von vielerlei interessanten Orten, allerlei halbschiefen oder angenehm normalen Begegnungen, Kommunikationskaspereien und üppig rasenden Landschaften (blühend) erzählen könnte. Allein es ist mir zu kalt und zu lange nun schon Winter. Denn bald schon werden die Tage ja wieder kürzer. Und das, obwohl sie doch noch gar nicht wirklich länger geworden sind, jedenfalls fast.

die zimmermänner haben schon angefangen mit dem abriss der alten einst sehr vergrämend getränkten holzverschalung an der fassade und dazu die darunterliegende bauzeitliche glaswolle von 1964 sachgerecht geborgen. es geht voran, mit: pfiff.

Ankerplatz der Freude

Ankerplatz der Freude

ROY aus ursprünglich losangeles kommt später dazu in’s cafe, er ist gerade mit dem zug aus winterthur angekommen. erzählt, sein frühstück war tartar, morgens 200gr, abends 400gr. am thursday sei immer schlachtetag, unten die metzlerin in seinem haus, die weiß schon und legt üppig zurück für ihn. er ist amerikaner und grinst, wie es manche amerikaner ja ein ganzes leben lang tun. das ist auch irgendwie schön und vertraut. ich muss mir wohl altersC.I.’s zulegen, vielleicht „motzen“, vielleicht TARTAR oder 2 rohe geschlürfte eier zum frühstück oder andere schräge sachen, rechts überholen vielleicht. sonst kannst du nicht bestehen als älterer mann, weiß dazu, keine besonderen kennzeichen. bin immer zu viel 1:1.

vielleicht einen bunt gefärbten oberlippenbart?

er1 hat ein white-trash t-shirt an, rollkoffer und erzählt vom whiskytrinken an seinem geburtstag und total blau im irgendwo aargau. nur zufällig bekomme ich das alles mit, es ist ein sich überschneidend terminiertes zusammentreffen, klinke in der hand, mit einem freund von IHM2, den ich wiederum getroffen habe im café, um mich über alte orden und abzeichen informativ auszutauschen. bezüglich veräußerungsmöglichkeiten. er2 ist spezialist für alte münzen, wie es wohl nur wenige gibt. ich bewundere sein wissen. sein ladengeschäft wurde im vergangenen jahr ausgeraubt, trickreich und gemein, während er, von einer dame nach außen gelockt vor`s schaufenser, freundliche ratschläge über historische münzen gab. er ist ein netter, das war sein ruin. nun ist sein laden geschlossen. vielleicht hat er sogar noch glück gehabt, ansonsten wäre ein messer o.ä. (kugeln) im spiel gewesen, erzählt er. es ging um sechsstelliges.

verabschiedete mich aus diesem frühlingssonnigen draußensitzen, vorbei am hölderlinturm mein weg. abzeichen, die letztlich auch die familiären dramen spiegeln, sie sind nun wenigstens verordnet. es gäbe wohl „sammler“, die immerhin keine nazis sind, gleichwohl wertekonservativ. und dokumentierend interessiert. /was soll ich glauben. es ist mir nun auch egal, bin erschöpft diesbezüglich.

wie viel habe ich dokumentiert und bewahrt. dramatische leben und geschichten, eben erst sinkende schlachtschiffe, gefangennahmen mit scheinerschießungen sowie berichten darüber, russ. kriegsgefangenschaften mit wertvollen skizzen aus ebendieser und dokumenten über RUHR, denazifizierungsunterlagen mit stempeln der französischen zone. mit offiziellen bittstellungen um entlassung, dazu persönliche berichte, briefe. sowie dokumnete über LEVY-stammbäume, die vom eigenen sohn, meinem großvater, tunlichst getilgt werden sollten und letztlich berufliches emporkommen im pakt mit den teufeln brachen, ausgerechnet 1942. er stolperte über seine eigene ideologie, das hat was. wie ein drehbuch.

alles nun bitte weg. in immerhin bewahrende aluminiumkisten. endlich WEG. ich habe genug für´s überliefern getan, so spannend es sei. sollen einst andere da weitermachen, oder auch nicht. ICH habe keine lust mehr darauf und getan, was möglich. meine URGROSSMUTTER Katharina Levy, die hätte ich einfach gerne mal noch kennegelernt. ebenso ihren mann, Johann Rogler, der wohl einst um 1937 in pommern ein grabmahl baute für sie, seine verstorbene frau, welches die dann SS zerstörte, weil „geb. LEVY“ darauf stand. so hiess es jedenfalls von einer ostberliner großtante, die ich 1999 in treptow noch lebend traf, im persönlichen gespräch.

GISELA hieß sie, jetzt fällt es mir wieder ein. die großtante.

es wäre mir lieb eine stunde NUL.

in der ich niederschreiben könnte profanes an meinem. z.B. wie mich der liebste boxerrüde andor über die streuobstwiesen an seiner lederleine hinterherschleifte durch pfützen beim morgentlchen gassi-gehen, wenn ein hase aus dem bunten saftigen hochstehenden gras in richtung wald davon sprang und er unbedingt sofort hinterher wollte, hasen jagen. wie habe ich gelacht im frühmatsch. oder wie ich auf dem vintage-schaukelstuhl im OG klimbim schauen durfte mit dem unverschämt nackten busen ingrid steegers. das hat mit viel bedeutet, ich durfte dinge ahnen, obwohl mich indianerspiele im wald zu dieser zeit noch weit mehr interessierten. meine Mutter war wohl recht freizügig, obgleich preußisch, diesbezüglich. in ihre täglichen aufzeichnungen schrieb sie in dieser zeit über mich „es tut sich was.“ ihr mann, mein vater, „habe schon gewusst, was er an ihr habe“, so erzählte sie mir beiläufig um vieles später einmal, verliebt seuftzend und nicht ohne versteckten stolz und mit dem heimlichen lächeln einer erfahrenen witwe.

den RASEN nicht „mähen“ bis anfangmittejuno. insekten sollen dürfen. alles treibt jetzt in die höhe und vermehrt sich. ich brauche eine richtige sense, am besten aus heimischer regionalproduktion. die erstaunlich günstigen aus chinesischer produktion brechen und knicken beim ersten mähschlag. man darf sich nicht beeindrucken lassen vom baumarktpreis. was habe ich mich geärgert. / das neue alte haus steht derweil prachtvoll voller umzugskisten des einzuges. das dauert, bis diese (…). / eine volksfest-szene im mittelformat, gemalt von meinem vater kein jahr vor seinem tod, hat eine neue geneigte besitzerin gefunden. das freut mich sehr. und eine vintage-postkarte aus HH traf ein, mit kollegialen grüßen: „St. Pauli – Ankerplatz der Freude“. da muss man erst mal drauf kommen.

umkehrschlüsse, aus spaß. bei allem frage ich mich, wer der da künftig sein werde. „ankerplatz der freude“, das würde mir schon zupassen.

"Volksfest"
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drummer

drummer
D1
volvic2
idioten
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nudes
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18.4. / vor 20 Jahren: „drummer“, Ausstellung 2003 in der Galerie Schuster & Scheuermann, Berlin, Gartenstrasse Mitte. Kaum Installation-VIEWS gibt es davon, seltsam. Sicherlich irgendwo noch KB-Dias, muss suchen danach. Es war ein fettes Jahr betreffs Ausstellungen. Wohnung und Atelier in B-Schöneberg Gotenstraße Parterre, die Tochter war gerade knapp 3, der Kinderladen vis-a-vis über die Straße, ebenso wie die Jansenbar. Man konnte abends das Babyphon mit an den Tresen nehmen. Oder mit in’s Atelier. Ich war der Familienspringer. Und zwar gerne, eine überwiegend wunderschöne Zeit. Brachte die Tochter auf dem Arm über die Straße in den Kinderladen und begann dann, zurück Parterre links im Studio, auch vormittags zu malen. Michel Majerus war gerade gestorben. Entstanden ist diese Serie „drummer“. Gewiss an die dreißig Arbeiten, alle Öl auf MDF im Format 60x120cm. Daraus verkauft – nichts, seinerzeit. Seltsam, auch weil die Initiatoren anders versprachen. Aber heute denke ich auch, welch’ ein Glück. Erst neulich habe ich alle seit Jahren ordentlich verpackten Bildstücke in ein neues Lager auf dem Lande verbracht. Und überlege fast, es wäre doch irgendwie schön, diese alle zusammen einmal wieder – nach zwanzig lupenreinen Jahren – auszustellen. Es kann aber vielleicht auch sein, dies würde lediglich nur mich interessieren, eine solche Zusammenschau. Aus subjektivem Empfinden gegenüber Abstraktionsbestrebungen sowie Lebensabschnitten meinerseits bzw. deren (sic) beidseitigem Zusammenfallen. / na, ES wird sich schon fügen und zeigen. Zu Erzählen hat jede, allseits genug.

Die Gärten warten.

die von-Khalbutzens

Waldrand1964

es lagen am dienstag vgW. im mülleimer des restmülls obenauf die kompostabfälle der nachbarin margarethe von KAHLBUTZ. andere nette sowie besorgte anrainer hatten schon zu verschiedenen zeiten letztjährig und mehrfach mich darauf hingewiesen vor allem in den vergangenen wochen, dass die VON KALBUTZERIN müll sowie v.a. kompost, der alternde ess- und trinkgewohnheiten von ihr und ihrem einbeinfehlendem gatten ablesen lässt, in div. tonnen ringsherum ca. 80m umkreisig entsorgt, also wohl im ihr verbliebenen und sich schmälernden radius der wahrnehmung und begeh- sowie überhaupt nur noch erreichbaren aktion. zunächst schaut sie, wo noch platz ist in abfuhrbehältern und dann entsorgt sie ebenda. nicht ganz ohne verbliebene rafinesse, denn sie tut das, wenn für sie zuordbare KFZs oder andere personenzuweisungen über indizien auf deren mögliche anwesenheit bzw. abwesenheit erkennbar sind. d.h., wenn die luft REIN ist. sie hat wohl auch schon div. post aus briefkästen herausgefischt, so auch dem unsrigen. vielleicht nur, um zu sehen, „…ob die post schon da war?“ sodann hätte sie die post, auch die unsrige, wieder hineingetan. so wurde beobachtet. ob sie das immer gemacht hat, dies wiederhineintun, ist nicht gänzlich belegt.

wie auch.

nett, freundlich oder emathisch gegenüber dem drumherum war sie nie, in ihren saftjahren und den darauf folgenden. im gegenteil, eher hintenrum, „hälinga“, wie man hier sagt. schlimm sogar, mit anonymen anzeigen etc., falscher freundlichkeit, getüftelten hinterfotzigkeiten und allerlei anderer häme. die alte dame bat mich immer, in zeiten, in denen ich weit weg lebte und das auch ewig wollte, wenn ich mich auf waldrandbesuch über nachbarschaftliche neuigkeiten empörte, „bittebitte, sei irgendwie nett zu der, denn ICH muss mit denen leben, nicht du!“ die alte dame hatte tatsächliche angst vor der KAHLBUTZERIN.

er, der humpelnde ehemann aus thüringen oder sachsen, war und ist all die jahre stets freundlich und sehr zuvorkommend, konnte sich aber wohl im zwisam nicht seiner frau gegenüber behaupten, wenigstens in der ihnen gemeinsamen außendarstellung. ER war prof. (chemie), SIE ganz klassisch seine sekretärin, soviel ich wusste. und dann haben sie sich irgendwann gefunden, zwei kinder gezeugt, ein fertighaus von schwörer gebaut und fürchterliche koniferen, zudem viel zu nah an der grundstücksgrenze zum waldrandhaus hin, gepflanzt, auf sog. U-steinen aus beton obendrein, die das niveau der einstigen streuobstwiesen sowieso von vorneherein ignorierten. sie erhöhten kurzerhand das geländeniveau ihres grundstückes um ca. 1m. die koniferen wachsen mittlerweile ins unermessliche und gen himmel und verschatten so alles an der nordseite des waldrandhauses, so dass dort erheblich bewuchs der hölzernen fassade ebendeswegen auffällt. deren wurzeln zudem in die waldrändischen versorgungs- und entsorgungsleitungen jenseits der grundstücksgrenzen hinein wachsen, das belegen aufnahmen von rohrleitungsfirmen nach folgenreichen verstopfungen.

die tochter sah ich bis heute nicht mehr. sicherlich lebt sie irgendwo ihr leben. möglicherweise sind da enkel. der sohn ist hie und da zuwege in den verg. jahren. ich glaube, er ist ein freelancender kletterer und wohnt gerne auswärts in seinem unscheinbaren weissen hochsprinter ohne fenster. kann sein, er gibt seminare, von irgendwas muss er ja leben. er besucht oft seine alternden eltern, vielleicht wohnt er sogar ebendort im UG. er schaut stets recht bewusst in andere richtungen, wenn wir uns zufällig unten an der strasse begegnen. vielleicht müsste er diese kontaktscheu einmal überdenken, wegen des zustandes seiner eltern. alle anlieger meinen angesichts der vorgänge, man müsse „…irgendwie mal mit dem sohn…“ reden.

und jetzt, wo sie, die VON KAHLBUTZsche, offenbar abdriftet in die altersbedingten vernebelungen oder sonstiges, lächelt sie fast immer und grüßt freundlich. jedesmal, wenn sie das tut, fällt mir ein, wie schwer, fies und gemein sie es der alternden alten dame gemacht hat. das angrenzende zusammenleben, über jahre, jahrzehnte. man könnte ihr das nun theoretisch „heimzahlen“, die ruten umdrehen, die spieße. aber will man sowas wirklich? was soll man angesichts der historien denken und fühlen? wie soll man sich verhalten, sich rächen? es juckt einen schon. aber wohl kaum. es ist eben so – und es ist ja eher alles sehr traurig.

unvergesslich, wie oft sie auch mir in den vergangenen jahren gnädig gestattete, die koniferenäste, die meterweise luftlinie ins waldrandgrundstück hineinwuchsen, zu schneiden. „doch ja, die dürfen sie wegmachen, und dann werfen sie den schnitt einfach übern zaun, das ist ok so, mein sohn macht dann den rest.“ als ich sie irgendwann einmal darauf hinwies, dass es eigentlich IHRE aufgabe sei, der heckenschnitt, und dass es nicht an IHR wäre, mir dies zu erlauben, es sich im gegenteil um ggf. meinerseits geldwerte arbeit handeln würde, wenn ich dies für SIE, die KAHLBUTZERIN, zeitaufwändig gratis erledigte, da gestikulierte sie alles frühgeriatrisch hinweg, mit einem – damals noch – mitleid berechnenden lächeln. unberechenbar, heischend. da war die alte dame aber schon in fremden händen und mehrfach fast verstorben.

den beschnitt „über’n zaun“ hatte sie später teilweise heimlich über eine andere, nämlich die dort nahliegende WESTLICHE grundstücksgrenze oberhalb geschoben, hin auf’s grundstück anderer, wiederum sehr freundlicher und zuvorkommender nachbarn, welche nun ihrerseits auch viele geschichten über das quasi schon historische KAHLBUTZSCHE-PROBLEM erzählen könnten. diese sprachen mich später auf die viertelstündliche chronologie der beschneidungs- und entsorgungsvorgänge jenes tages an, es war ein sonniger juninachmittag gewesen und ich hatte eine schöne neue kleine damenkettensäge gekauft. in beinahe angewandter kriminalistik konnten alle abläufe geklärt werden, mithin erprobte einordnungen von schuld und gaga wurden wortlos kopfnickend bestätigt und abgehakt.

ich muss wohl mal endlich mit dem sohn reden. und einen briefkasten kaufen, WO man nichts rausfischen kann, auch mit alten kleinen bösen händen nicht. und als wenn es nicht jeder schon wüsste, zeit ist so ein riese. nichts neues, das wussten schon oheime vor 7 tausend jahren, welche ohnehin allzu oft vehement unterschätzt werden in ihren bereits damaligen erkenntnissen übers gemeinsame..

(Abb.: Waldrandhaus, ca. Winter 1964/1965, Vordergrund schwäbische Streuobstwiesen mit Fußstapfen, Ansicht von Nordosten, noch unverdeckt vom von-Kahlbutzschen Neubau aus ca. 1974/1975.)